Ich war 6 Stunden tot und extrem angepisst

Was haben die Fans in den letzten Jahren mitgefiebert! Sind Belphegor am Ende? Was ist mit Helmuth? Kommt nochmal ein Album? Regelrechte Ängste machten sich breit, doch als im letzten Jahr die Ankündigung kam, dass die österreichischen Sickos sich im Studio verschanzt haben, um am Nachfolger zu „Blood, magick, necromance“ zu arbeiten, ging ein kollektives Aufatmen durch die Szene. Das es dann allerdings noch bis August 2014 dauern würde, bis dann endlich „Conjuring the dead“ auf den Markt kam, ist vielen Faktoren geschuldet, wie mir ein sehr mitteilungsfreudiger Helmuth mit auf den Weg gab. Überhaupt zeigte sich der Belphegor Chef in Plauderlaune und schien sich recht weit zu öffnen, was ich so im Vorfeld nicht erwartet hatte…

Helmuth, willkommen zurück! Wir fühlt es sich an nach einer so langen Pause von über dreieinhalb Jahren, endlich wieder da zu sein? Euer letztes Album „Blood, magick, necromance“ kam ja im Januar 2011 auf den Markt

Hi. Alles gut hier, das Album ist released, Weltweit. Das Feedback von der Presse ist sehr gut. Wir waren ja nicht 3 Jahre weg, wir haben im Sommer 2012 bereits wieder Shows gespielt. Heißt die Live Abstinenz war ca 9 Monate. Klar, eine elendig lange Zeit, das stimmt, doch wir waren immer sehr aktiv. Ein harter Weg zurück, wir hatten nie längere Breaks als vielleicht 2-3 Wochen. Wir spielen jetzt nicht mehr +130 Shows im Jahr. 2014 werden es an die 60/ 70 werden, ich denke das reicht. Wir sind gebucht bis März 2015. Vorteil ist, wir können uns besser auf die Konzerte konzentrieren und uns intensiver vorbereiten. Die Monster Touren lässt mein Körper nicht mehr zu.

Ein Grund für die lange Pause war ja wohl auch Dein Gesundheitszustand, man sprach von Typhus, aber es drang nie etwas Konkretes in die Öffentlichkeit. Magst Du uns erzählen, was vorgefallen war?

Ich denke es wurde genug darüber veröffentlicht. Es ist jetzt bald 3 Jahre her seit meiner Operation und langweilt mich mittlerweile darüber zu reden, man muss Sachen auch einmal abschließen.

Auf jeden Fall wünsche ich Dir gerade gesundheitlich alles Gute weiterhin. Zum neuen Album „Conjuring the dead“, dem Jubiläumsreview auf unserer Seite und mit fetten 8,5 Punkten bedacht und CD der Woche. Die unvermeidbare Frage, auch wenn man sie als Musiker schon nicht mehr hören kann: Alles richtig gemacht? Zeit war ja genug da

Danke für deine Würdigung. “Conjuring the dead” ist härter & aggressiver als die letzten Alben, wir haben viel Epic Ballast abgeworfen, auch die Soundwall ist viel direkter – organischer und das Liedgut straighter. Das war der Masterplan als ich mit dem Komponieren begann. Primitiver – rauer und eben mehr hin zum Teuflischen Death – Metal, es war einfach Zeit zu unseren Wurzeln zurückzukehren. Natürlich mit dem musikalischen Können von heute.

Auch die Vokills habe ich tiefer gelegt, wie früher…es paßt einfach viel besser zu den Arrangements der Tracks. Klar, sind meine typischen Grunts noch auf der LP zu finden, aber wie gesagt der Death Metal approach, im Musikalischen & Gesanglichen war mir enorm wichtig.

Ich hatte auch im Hinterkopf das es vielleicht das letzte Belphegor Album werden könnte, also wollte ich nicht rumscheißen, kein Bullshit, und alles richtig machen. Ich bin sehr stolz auf das Album, alles klingt genauso wie ich es mir vorgestellt hatte, ich habe noch nie so intensiv an einer LP gearbeitet.

Was mir als erstes beim durchhören auffiel war, dass die Produktion auf diesem Album sehr klar klingt und somit alle Instrumente mehr als transparent zu hören sind. Manche würden es vielleicht jetzt steril nennen, ich finde aber, dass Ihr seit „Pestapokalypse VI“ nun den besten Sound überhaupt auf dem Album habt. Gewollt oder ein Verdienst von Erik Rutan?

Beides. Gewollt, als auch Eriks Erfahrung. Seit über einer Dekade hab ich diese Vision, wie Belphegor wohl mit einer brutalen US Soundwall klingen würden, ich konnte mir das sehr gut vorstellen, dachte aber nie das das jemals passieren würde. Jetzt wo alles vollbracht ist, weiß ich es war die absolut richtige Entscheidung, es klingt als wie wenn die Truppe bei dir im Raum steht und dir musikalisch Blei ins Maul gießt.

Wie gesagt nachdem ich fast gestorben wäre und 6 Stunden tot war, nur an einer Maschine hängend, war ich die kommenden Monate extrem angepisst. Auch der Heilungsprozess dauerte viel länger als angenommen. Wenn man denkt es geht wieder, und man kann wieder das machen was man gerne macht, und dann wieder ein Fuck – Rückfall. Daher musste ich den Slasher auch 4-5 mal Delayen. frustrierend, ab und zu dachte ich, fuck – ich werde dieses Monster nie fertigstellen können. Da staut sich einiges an Aggression/ Wut an, das habe ich alles in das neue Album kanalisiert.

Überhaupt würde mich mal interessieren, warum diesmal Erik Rutan? Ihr hattet ja in der Vergangenheit mit Peter Tägtgren („Blood, magick, necromance“) und vor allem Andy Classen („Walpurgis rites - Hexenwahn“ / „Bondage goat zombie“ / „Pestapokalypse VI“) eigentlich eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Oder wolltet Ihr diesmal einfach in die Sonne Floridas?

Peter sowie Andy, natürlich auch Alex Krull, alles super Produzenten, wo ich sofort wieder recorden würde, aber wie gesagt Veränderung ist der Schlüssel. Mir ist es wichtig immer neue Formulas, andere Studios, Produzenten etc zu wechseln, um auszubrechen aus Schemen in denen man sonst droht festgefahren zu sein. Das hat die Band immer am Leben gehalten und es war uns immer Möglich neue Songstrukturen/ Elemente zu integrieren, und unseren Chaos Sound auf die nächste Stufe zu hieven. Stagnation = Death!

Es ist wie bei einem Forscher der eine Fund gemacht hat, es gibt dann zwei Möglichkeiten, erstens du gehst immer wieder dorthin und suchst nach weiteren Relikten, was wahrscheinlich 90 Prozent machen,...eben die typische Herden Mentalität. Oder du springst ins kalte Wasser, riskierst alles und strebst nach neuen Aufgaben/ Fundorten. Egal was du machst, man muss sich fordern und neue Herausforderungen suchen, um das Feuer, die Leidenschaft was zu erschaffen, am Leben zu halten.
Auf jeden Fall scheint es der Kreativität nicht abträglich gewesen zu sein wenn man Songs wie „Conjuring the dead“ hört, der in meinen Augen für Eure Verhältnisse sogar recht progressiv ausgefallen ist. Wolltest Du mit diesem Album auch beweisen, was musikalisch in Euch steckt und das Du nicht nur „Vollgas nach vorne“ kannst?

Definitiv. Wir haben 20 Jahre
Belphegor in diese Output gesteckt. Das volle Programm. Musikalisch alles aufgefahren was wir zu bieten haben anno 2014. Extrem Technische wie bei „Legions of destruction“. Die erhabene – majestätische Death Walze „Conjuring the dead“, oder das klassisch angehauchte, von Wolfgang Amadeus Mozart´s - Requiem beeinflusste „Rex tremendae majestatis“. Auf der anderen Seite natürlich die typischen Belphegor Highspeed Ergüsse wie „Gasmask terror“ und „Black winged torment“.

Bei „Flesh, bones and blood“ haben wir erstmals Slam Death Metal Gitarren ausprobiert & der Chorus hat einen Industrial touch. „In death“ beschreibt meinen harten Weg zurück an die Metal Front & ist old school, eine Death/ Thrash Explosion mit präzisen Riffs und schnellen Leads. Das Intermezzo „The eyes“ ist ein Gitarrenstück mit Klassischer Acousticgitarre, eine Idee von Erik Rutan und darüber habe ich eine Lead Gitarre gespielt.

Vollgas nach vorne ist auf jeden Fall „Black winged torment“, mein absoluter Favorit auf dem Album. Wie viel Hass und Wut steckt in dieser rasenden akustischen Neutronenbombe?

Der schnellste Song den ich je geschrieben und recorded habe, intensiver als unser Blast Liedgut „Lucifer incestus“. Der Track wird in einer Live Situation ultrabrachial.

Vielleicht kann man als einzigen „schwerwiegenden“ Kritikpunkt anbringen, dass das Album lediglich knappe 37 Minuten Spielzeit beinhaltet, was für eine so lange Entstehungsphase vielleicht etwas wenig ist. Aber das siehst Du wahrscheinlich ganz anders, oder?

Ja das nenne ich konstruktive Kritik, mit dem kann ich gut leben. Das lasse ich sogar als Kompliment stehen. Musick kreieren hat nichts mit Zeit zu tun. Ich kann ein Album in einem Jahr schreiben, andere brauchen 10 Jahre dafür, das hängt vom jeweiligen Artisten ab. Es ist ja keine Aldi Arbeit wo ich mich reinstelle und an einem Tag zum Beispiel ein Regal einräumen muss. Bei uns ist es so, wir recorden immer einen Song mehr, der dann während des Recording Prozesses rausfliegt, das war auch dieses Mal so. Keine Füller, nur Angriff. Oft brauchen wir bis ein Track fertig ist 1-3 Monate, z.b. „Black winged torment“ oder über 2 Jahre wie bei „Rex tremendae majestatis“, es gibt keinen Masterplan.

In Eurem ersten Video zum neuen Album, passenderweise dem Titeltrack, arbeitet Ihr mit dem Model Makani Terror zusammen, die sich, entgegen ihrem eigentlichen Wesen, bei Euch ziemlich diabolisch präsentiert. War es für sie eine schwierige Umstellung und wie warst Du mit ihrer Performance zufrieden?

Sie ist ein Profi, war mit Belphegor vertraut, hört gerne Metal & sofort Feuer und Flamme für das Projekt, also hatte richtig Bock darauf das zu machen. Ich versuche immer Leute zu engagieren die das richtig gerne machen, das ist mir äußerst wichtig. Eine smarte Frau mit einer interessanten Aura und sehr viel Charme. Sie hat das perfekt gemacht und ist auch begeistert von dem Endresultat.

Director Walter Fanninger hatte super Gear & war auch die ganzen 3 Tage im Dauereinsatz, wir haben meist bei kalten Temperaturen in den Bergen bei Dauer Regen gedreht. Mussten auch einige Male deswegen abbrechen. Wir drehten jeden Tag bis in die Früh, bis es hell wurde. Es war beschissen, diese Kälte und der Regen, aber wie immer…Kapitulation gibt es nicht, egal wie steinig der Weg ist, er wird beschritten. Als wir fertig wurden und uns die Tage den Arsch abfroren wurde es nächsten Tag wieder schön Wetter,…Fuck!!

In der Vergangenheit warst Du auf dem Livesektor recht aktiv. Längere Tourneen waren keine Seltenheit, dazu noch recht viele Festival Auftritte. Dann kam natürlich ein kleines Break, geschuldet wahrscheinlich durch die Verzögerungen zum neuen Album. Können wir also nun eine neue Tour von Belphegor erwarten?

Wir spielen im August jetzt noch 6 Open Airs. Dann marschieren wir wieder nach North –Amerika. Dann Japan das große Loudpark Festival und Ende des Jahres zurück nach Süd-Amerika. 2014/ 2015 konzentrieren wir uns in Europa mehr auf Festivals/ Open Airs. Haben uns in Deutschland heuer etwas rar gemacht. Nächstes Jahr werden wir wieder vermehrt bei euch einfallen, das ist ein Schwur. Interessierte Promoter können sich bei belphegor@aon.at wegen Booking melden. Bei euch wurden wir von Anfang an sehr gut aufgenommen, die Deutschen Metal Maniakks sind sehr loyal, leben Metal Musick und dafür bin ich auch sehr dankbar.

Auf CD hast Du zuweilen Songs, die alleine durch langsame und schleppende Passagen mehr Heavyness ausstrahlen, als so mancher rasender Song. Als bestes Beispiel fällt mir da „Bluhtsturm Erotika“ von der „Pestapokalypse VI“ ein. Warum verlässt Du Dich live dann doch lieber auf die rasenden Songs, statt mal ein solch brutal langsamen mit einzubauen?

Belphegor
Live ist ein Erlebnis der anderen Art, wir konzentrieren uns auf das schnelle Liedgut. Egal ob es einem gefällt oder nicht, ein Belphegor Konzert vergisst man nicht. Unser Sound ist mehr ein Ritual, wir glorifizieren extreme Death Musick.

Ist es eigentlich noch zeitgemäß, live mit Blut, Schweineköpfen oder ähnlichem zu hantieren? Ich meine, Provokationen gab es in der Vergangenheit doch schon zuhauf. Oder können wir mit dem neuen Album auch eine andere Liveperformance erwarten?

Die Extrem Metal Szene heutzutage ist geschliffen, angepasst, stagniert seit einer Dekade, klar gibt es noch Bands die rebellieren, die Fuck You Attitude mitbringen, aber das meiste ist doch nur noch belangloser Scheiß den man nebenbei hört.

Gerade heutzutage ist es wichtiger den einen anderen Weg zu gehen, wir haben keine Schweineköpfe.
(Komisch…das sah damals auf dem Ragnarök Festival anders aus – Olaf) Ich sammle Knochen/ Skulls seit über 10 Jahren jetzt, wir bringen Knochen Skulpturen auf die Stage. Wie immer, einige Leute verstehen das und Respektieren Belphegor, was mich sehr ehrt. Einige hassen es oder fühlen sich angepisst, alles super für mich. Ich mag auch nicht alles was ich sehe/ höre. Ich supporte was mir gefällt und ignoriere den Rest.

Meinungen sind wie Arschlöcher…jeder hat eines. Die Essenz von Belphegor findet auf den Bühnen statt, Live trümmern wir alles weg, es gibt fast keine Bands mehr, die an unsere Brachialgewalt und Intensität rankommen. Belphegor sind wie ein Panzer, wir rollen weiter und weiter, beständig und ohne Kompromiss. Victorious!!

Zum Abschluss wollte ich mich bei Dir noch einmal persönlich bedanken, denn ich besitze ein Belphegor Shirt mit der Inschrift „Pakt mit dem Teufel“, mit dem ich mir erstens die Zeugen Jehovas von meiner Haustür fernhielt und zweitens für einen mittelschweren Aufruhr in einem katholischen Krankenhaus sorgte. Alles richtig gemacht, oder?

Die Musick steht immer an erster Stelle, das ist was am Ende zählt und an dem wir gemessen werden wollen,…ein PACTUM IN AETERNUM. In alle Ewigkeit.

Danke für deinen Support Olaf. Metal Gruß an die Leserschaft. Checkt „Conjuring the dead“, unser aktuelles offering. Die limitierte Digipak kommt mit einer Bonus Dvd mit über 70 Minuten Spielzeit. Eine Ehre – dieser Horror.

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