Nackt und hilflos ohne Gitarre

Ein Einstand nach Maß scheint den Schweden Black Trip gelungen zu sein, schließlich kommt es nur ganz selten vor, dass ein Album wie deren Debüt “Goin‘ Under“ in der einschlägigen Presse dermaßen einhellig wohlwollend aufgenommen wird, und das völlig unabhängig von der vorrangigen stilistischen Ausrichtung der Gazette. Grund genug also Sänger Joseph Tholl diesbezüglich auf den Zahn zu fühlen.

Joseph, dein Name dürfte einem Großteil der Metal-Fans bekannt sein, allerdings vorwiegend mit Enforcer in Zusammenhang bringen, bei denen du ja als Gitarrist tätig bist. Lass uns bitte erst einmal die wichtigsten Hintergründe zum Thema Black Trip wissen:

Um jeglichen Gerüchten entgegen zu wirken, möchte ich von Beginn an festhalten, dass es sich bei Black Trip weder um ein Nebenprojekt von mir handelt, noch um eine einmalige Album-Geschichte oder sonst irgendetwas projektmäßiges. Wir betrachten uns als absolut vollwertige Band und wollen auch als solche wahrgenommen werden, schließlich beschäftigen wir – das heißt, der frühere Entombed- und Nifelheim-Gitarrist Peter Stjärnvind, unser zweiter Klampfer Sebastian Ramstedt, der früher bei Nifelheim und Necrophobic tätig war, Bassist Johan Bergebäck, sowie mein Enforcer-Kumpel Jonas Wikstrand hinter der Schießbude und ich - uns schon seit einiger Zeit mit diesem Unternehmen. Allerdings begann die Chose vor knapp zehn Jahren tatsächlich noch eher locker und aus einer bierseligen Laune heraus.

Dazu kam auch noch dass Peter, den man als treibende Kraft hinter Black Trip bezeichnen muss, die Sache aus Zeitmangel nicht wirklich vorantreiben konnte. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch herauskristallisiert, dass nicht nur er, sondern alle involvierten Musiker reges Interesse an einer Zusammenarbeit zeigten und jeder für sich bereits viele Ideen gesammelt hatte, die er natürlich auch einbringen wollte. Daher haben wir uns vor etwa drei Jahren endgültig dazu entschlossen diese Band endlich auch mit entsprechender Ernsthaftigkeit zu betreiben, zumal wir die bereits im Vorfeld entstandenen Songs keineswegs vergammeln lassen wollten.

Klingt logisch, lässt aber dennoch noch Fragen offen. Etwa jene, ob denn das Singen eine Leidenschaft ist, der du bis dato einfach noch nicht in diesem Umfang frönen konntest, oder ob es dir erst im Zuge der Arbeiten mit Black Trip in den Sinn gekommen ist, dich auch am Mikro zu versuchen?

Auch wenn man es bisher noch nicht wirklich wahrnehmen konnte, singe ich schon fast genauso lange wie ich Gitarre spiele. Manchmal versuche ich mich auch an Enforcer-Songs, belasse es jedoch dabei das nur in unserem Proberaum, oder bestenfalls bei einem Soundcheck zu tun, da ich die Screams von Olof einfach nicht draufhabe, haha. Als wesentlich schwieriger als das Singen selbst empfinde ich übrigens die Rolle als Frontmann, vor allem deshalb, weil ich es nicht gewohnt bin ohne Instrument auf der Bühne zu stehen. Bei den ersten Versuche hatte ich das Gefühl nackt und hilflos zu sein.

Nachvollziehbar. Allerdings kann man dir für das Album fraglos attestieren, dabei eine verdammt gute Figur abzugeben, zumal deine, mit Verlaub, gewissermaßen dreckige Stimme perfekt zu den Kompositionen passt.

Danke! Wobei ich das jedoch erst gar nicht üben musste. Als wir uns damals zusammentaten um gemeinsam loszulegen, war uns klar, dass wir nichts anderes tun wollten als Musik im Stile jener Bands zu machen, auf die wir uns als gemeinsamen Nenner einigen konnten. Es wird ja wohl nicht nur bei uns so sein, dass in etwa gleichaltrige Musiker mit denselben Helden groß geworden sind, völlig unabhängig davon, welche Art Musik sie danach fabrizierten. Dadurch lässt sich auch ganz einfach erklären, warum Black Trip mehr von Thin Lizzy intus haben, als man es auf Anhieb von einer Band erwarten würde, in der sich die Wege von ehemaligen Mitgliedern von Entombed und Necrophobic-Leuten kreuzen.

Dazu höre ich für meinen Teil aus eurem Sound auch noch viele andere Heroen der Frühzeit der harten Rockmusik heraus.

Es lässt sich wohl nicht vermeiden, dass man sich an unterschiedliche Größen der Szene erinnert fühlt, wenn man sich “Goin‘ Under“ zu Gemüte führt. Interessant ist es für mich allerdings zu verfolgen, welch‘ unterschiedlichen Vergleiche von der Presse in den Ring geworfen werden. Von den Scorpions über Saxon bis hin zu Iron Maiden habe ich schon so einiges mitbekommen und muss zugeben, mich wirklich zu freuen, wenn man sich solcher Namen bedient. Noch erfreulicher ist es allerdings zu bemerken, dass die Scheibe offenbar sehr, sehr positiv aufgenommen wird, haha.

Auch wenn es für euch als Schweden wohl keine Besonderheit darstellen dürfte, zeitgleich auf mehreren Veranstaltungen zu tanzen, muss die Frage erlaubt sein, ob es denn nicht passieren kann, dass sich Black Trip und Enforcer in Zukunft ins Gehege kommen?

Die Frage hat durchaus Berechtigung, zumal wir mit Enforcer in den letzten Jahren nahezu permanent unterwegs waren und Freizeit nur als Vokabel kannten. Daher war mir von Anfang an klar, dass ich es mir verdammt gut überlegen muss, ob und wie intensiv ich mich bei Black Trip beteiligen werde können. Doch mittlerweile habe ich den perfekten Zeitplan für mich erstellen können, sodass alles klappen wird. Da ein weiteres Enforcer-Album erst für 2015 auf dem Plan steht, habe ich diesbezüglich schon mal kaum Stress und außerdem bin ich mir sicher, dass die Arbeiten für den Nachfolger zu “ Goin‘ Under“ nicht wirklich zeitaufwändig sein werden. Klar, die Dauer einer Produktion lässt sich nicht immer ganz so einfach abschätzen, die Songs dagegen werden schon sehr bald komplett sein.

Wie bitte? Euer Debüt ist grade mal in trockenen Tüchern und du erzählst schon vom zweiten Dreher?

Genau! Da uns seit jenem Zeitpunkt, an dem wir uns dazu entscheiden haben mit Black Trip richtig durchzustarten, die Muse offenbar gar nicht aufhören will zu knutschen, sprudeln Riffs und Songideen regelrecht aus uns heraus, haha. Daher wage ich es auch jetzt schon zu behaupten, dass die Tracks des nächsten Werks noch stärker ausfallen werden! Nicht, dass wir mit “Goin‘ Under“ unzufrieden wären, doch erst das Zusammenwachsen der Band zu einer Einheit hat es uns ermöglicht den Fokus noch intensiver auf jene Elemente zu richten, die uns von Anfang an vorschwebten.

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