Alben des Jahres 2023

DIE Alben DES MONATS (02/24)

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Wir hörten früher gerne

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Das erste Interview mit meinen Berliner Landsmännern anno 2013 artete in ein alkoholbedingtes Chaos aus, bei dem sich lediglich damals Neudrummer Matthias dezent zurückhielt und das Reden seiner Compadres überließ. Im Jahr des Herren 2016 hat sich das Blatt gewendet und der Drummer ist mittlerweile zum Sprachrohr der Thrash Metal Dudes geworden, die mit ihrem Zweitwerk "Dead sun rising" nun endgültig zum Sprung auf den teutonischen Thrash Thron ansetzen. Im Rahmen der zweiten Auflage des von Space Chaser initiierten Space Fest schnappte ich mir die Jungs zu einem längeren Gespräch, bei dem vor allem Front-Zappelphilip Siggi mit teils eloquenten Antworten seine neu erworbene Ernsthaftigkeit und Nüchternheit eindrucksvoll unter Beweis stellte…

So…wir sitzen hier direkt nach Beendigung der zweiten Ausgabe des Spacefestes zu dem ich abschließend bilanziere, dass der Zuschauerzuspruch diesmal etwas geringer, die musikalische Klasse aber bei weitem höher war…

Matthias: Sehe ich ähnlich. Letztes Jahr war mehr los, aber das Billing war diesmal etwas ausgewogener…oder?

Leo: Der Hauptunterschied zu letztem Jahr bestand darin, dass zwischen der Veröffentlichung von „Watch the skies“ im April 2014 und der ersten Ausgabe des Spacefest im Oktober 2015 die Leute gut eineinhalb Jahre Zeit hatten, sich mit unserem Material vertraut zu machen, sich an die Songs zu gewöhnen und sich darauf einzuschießen. Dieses Jahr haben wir größtenteils neue Songs gespielt von einer Platte, die gerademal 2 Wochen vorher erschienen ist. Für Dich, der die Scheibe ja schon vorher hören konnte, ist das natürlich eine ganz andere Situation als für die Dudes, die das Album gerade frisch auf die Ohren bekommen haben.

Matthias: Locker die Hälfte der heute hier Anwesenden hat das Album doch noch gar nicht gehört und dennoch war es eine gute Party.

Leo: Bei einer Release Party zu einem neuen Album ist es aber selbstverständlich, dass man sich auf das neue Material konzentriert, auch wenn man damit die Leute ein klein wenig überfährt…und dennoch hatten scheinbar alle ihren Spaß und ich bin im Nachhinein sehr zufrieden mit der Resonanz.

Das erste Mal habe ich Euch 2012 beim legendären Stromgitarrenfest gesehen und heute, 4 Jahre später, das erste Mal ohne eine Coverversion…

Leo: Das war eine bewusste Entscheidung, denn irgendwann ist auch mal gut und da kann man ruhig auch mal noch einen eigenen Song raufpacken. Ich finde das gut…

Matthias: Und mittlerweile haben wir auch einfach das Repertoire dazu, diese wegzulassen. Es wird aber immer mal wieder Situationen und Gigs geben, wo ein Cover durchaus sinnvoll ist, beispielsweise auf einem Festival, wo noch niemand von einem gehört hat…

Gibt es doch gar nicht mehr…(Gelächter)

Leo: Ich glaube schon. Da ist es dann ein guter Aufhänger damit die Leute vielleicht uns irgendwie kategorisieren können.

Matthias: Heute gab es schon einige unserer eigenen Songs, die wir gerne hätten spielen wollen, dies aber aufgrund der Zeit gar nicht konnten. Wir haben als letzte Band 60 Minuten gespielt und irgendwie hält das Gehacke ja kein normaler Mensch solange durch, hahaha.

Leo: Und wir hatten vorher sogar noch Pripjat, die Meister des Gehackten (Gelächter). Ich verbuche diesen Auftritt jedenfalls als Erfolg. Es war ein krasser Overkill und die Leute haben heute definitiv mehr Snareschläge gehört, als auf jedem anderem Konzert (lacht).

Dazu muss noch erwähnt werden, dass dieser Auftritt ja Euer erster und auch einziger Gig für dieses Jahr in Berlin war und sein wird…

Leo: Richtig! Nur noch einmal im Jahr!

Matthias: Das ist die Konsequenz aus den letzten Jahren, wo wir öfter gesagt bekamen, dass wir einfach zu oft in Berlin gespielt haben, oder es kamen Kommentare wie „Da bin ich nicht hingegangen, weil ihr da schon wieder gesielt habt“. Das Volk hat gesprochen und somit machen wir uns ein klein wenig rar in der nächsten Zeit.

2012 haben wir uns kennengelernt, 2013 zusammen mit Exumer das K17 zerlegt, wo unser erstes, komplett chaotisches und lustiges Interview zustande kam, 2014 „Watch the skies“, 2015 Opener beim Rock Hard Festival mit einem riesigen Zuschauerzuspruch, 2016 nun “Dead sun rising“ . Das ist eine ganze Menge an Highlights für eine solch junge Band wie Euch…Ihr seid ganz schön durch die Decke gegangen…

Siggi (hat sich zu uns gesellt): Sind wir? Ach weeste…mir ist das alles ziemlich wurscht, solange die Leute vor der Bühne richtig ausrasten. Ob das nun 50, 500 oder 5.000 sind…

Matthias: Es ist wirklich in den letzten Jahren eine Menge passiert, doch selber bekommt man das gar nicht so mit, wenn es einem nicht dann von jemand wie Dir selbst wieder vor Augen geführt wird. Wir ackern einfach weiter und versuchen, Äußeres auszublenden. Du hast aber recht…seit ich bei Space Chaser bin, ging es kontinuierlich nach oben. Vom ersten Gig zusammen mit den Jungs in Radebeul vor 20 Betrunkenen bis zum heutigen Tag, wo Leute schon zu Konzerten eingeflogen kommen, um uns zu sehen…es ist schon irre.

Siggi: Die letzten vier Jahre gingen auf jeden Fall viel schneller vorbei, als man denkt. Ich finds einfach geil, dass wir vorerst nur noch einmal bei uns Zuhause in Berlin spielen, denn dann hast du einfach ne volle Hütte, unentwegt Circle Pits, welche du bei anderen Shows nicht hast und überhaupt ist es alles viel intensiver als früher, wo wir fast jeden Monat hier spielten.

Leo: Wir suchen uns unseren Support aus, laden die Bands ein und wollen einfach aus dem Abend etwas Besonderes machen. Ich finde ja nun auch nicht alles aus Deutschland gut und schaue deshalb umso genauer, wen wir zum Spacefest holen und wen nicht. Im Endeffekt sind das alles Freunde von uns…

Matthias: Es hat sich gerade mit diesen ganzen Festen so entwickelt. Ein Netzwerk von Freunden für Freunde und das merkt man bei den Shows auch.

Siggi: Auf jeden Fall ist es immer extremst schwierig, nach dem nuklearen Desaster, welches Pripjat vor uns auf der Bühne hinterlassen, da noch einen draufzusetzen. Aber wir bemühen uns. Sie hinterlassen verbrannte Erde, wir pflanzen neu (Gelächter)

Mit Charming Man Records habt Ihr ja nur ein recht kleines Label hinter Euch…

Siggi: Aber die beste Karte, die wir ziehen konnten.

Leo: Es ist ein super Vertrieb, die Promos laufen klasse und der Chris von TCM hat immer an uns geglaubt und uns vollends unterstützt in dem was wir taten. Wir sind super dankbar dafür.

Zumindest scheint Ihr mehr Support zu bekommen als so manch andere Band, die bei einem großen Label untergekommen ist…

Matthias: Support vielleicht, aber wir haben keinen Booker, kümmern uns da komplett alleine drum. Das nimmt uns keiner ab. Ganz viel Zeit meines Lebens geht dafür drauf, mit Leuten zu schreiben, zu reden, abzuchecken, ob man hier oder dort spielen könnte. TCM kommen ja eigentlich aus der Alternative Ecke und anfangs hatten wir schon ein klein wenig Bedenken, die dann aber schnell verworfen wurden.

Siggi: Du kriegst die Chaser Platten überall…bei Saturn…

Matthias (etwas aufgeregt): Aber das hilft dir ja auch nicht weiter, wenn man sie dort kaufen KANN, es aber niemand tut. Dafür muss DU dann was tun, Facebook, Konzerte etc. Du spielst dir den Arsch ab, machst 15 Gigs hintereinander, wobei diese zu gleichen Teilen geil, ok und auch kacke sind. Das machst du, damit eine gewisse Nachhaltigkeit vorhanden ist…

Leo: Man muss sich durch die ganze Scheiße einfach durchbeißen. Von Null auf hundert geht heutzutage fast gar nicht mehr. Wichtig ist, dass es dir am Arsch vorbeigeht, was andere Leute über dich denken, denn wenn du das tust, kannst du einpacken.

Dafür habt Ihr ja, wie ich eingangs erwähnte, auch eine Menge getan, Euch den Arsch wund gespielt und eigentlich jede noch so kleine Steckdose beackert, die Euch am Wegesrand entgegenkam…

Siggi: …und es hat auch verdammt viel Spaß gemacht!

Matthias: Aber versuch doch mal einem normal lebenden Menschen zu erklären, warum Du deine ganze Zeit und Energie darauf verwendest, sieben Stunden zu einem Konzert zu fahren, vor 10 Leuten zu spielen, draufzuzahlen , auf dem Boden zu pennen um dann mit einem dicken Kater wieder nach Hause zu fahren und anschließend sofort wieder normal arbeiten zu gehen? Das versteht doch keiner! Das ist aber die Art von unserem Einsatz, den wir seit 4 Jahren gnadenlos durchziehen.

Siggi: Und ich bin extrem dankbar dafür, dass die Jungs das so machen und ich dementsprechend wieder fit bin…

…um ein siebtes Mal bei „Wer wird Millionär“ kolossal in der Vorrunde zu scheitern? (großes Gelächter)

Siggi: Zum Beispiel, hahaha. Wir brauchen immer noch unseren Tourbus. Es ist harte Arbeit, es macht aber dennoch unfassbar viel Spaß und gerade heute beim Heimspiel hast du dazu noch ein extrem dankbares Publikum, welches die ganzen Mühen vergessen macht.

Wenn ich an unser erstes Interview 2013 zurückdenke, welches in einem alkoholtechnisch bedingten Desaster endete und unglaublich viel lustiger Blödsinn verzapft wurde, seid Ihr anno 2016 reifer geworden, ernsthafter. Eine Entwicklung, die ich Euch so niemals zugetraut hätte…

Siggi: Ja, wer hätte das gedacht, hahaha.

Matthias: Wir achten mittlerweile sehr darauf, dass alles etwas professioneller als früher abläuft, um den Leuten, die nen Zehner Eintritt bezahlt haben, auch das Höchstmögliche an Professionalität zu bieten. Auf der anderen Seite…wenn bei uns irgendwann mal der Spaß zu kurz kommen sollte, können wir gleich einpacken. Es geht nur um eine Stunde Stagetime…und kann man wohl verlangen, dass wir alles geben.

Matthias, als Drummer von ZSK hast Du ja schon vor Massen an Leuten gespielt. Willst Du das auch mit Space Chaser erreichen?

Matthias: Natürlich! Wenn man einmal Blut geleckt hat, will man natürlich dies erreichen und auf dem letztjährigen Rock Hard Festival haben wir ja alle gesehen, dass das durchaus funktioniert. Wir haben festgestellt, dass je größer die Bühne ist, desto besser sind wir. Selbst Martin, der vor Aufregung gerne mal mit zittriger Hand sein Bier vor einem Auftritt verschüttet, hat das nunmehr verinnerlicht. Er ist in der Hinsicht megacool geworden, kann damit umgehen…wir sind alle reifer geworden.

Leo: Da wird GAR NICHTS mehr verschüttet (Gelächter).

Matthias: Als wir in Berlin für Kadaver eröffnet haben, war er vollkommen fertig und sagte: „Alter, ich kotz mir gleich ins Hemd“ (Gelächter) Aber mittlerweile ist er eine absolute Bank geworden.

Siggi: Sobald wir auf der Bühne stehen, ist die vorherige Nervosität auch vollkommen verflogen. Da wird nur noch gerockt, was das Zeug hält. Letztes Wochenende haben wir auf dem Skate Metal Punk Festival gespielt. Da kommst du an…keine Bühne, keine Monitorboxen, nichts. Du baust dein Schlagzeug auf, hast 2 Boxen für mich, die auch ein klein wenig abnehmen und das war’s. Wir haben dann losgerattert und die Leute sind vollkommen ausgerastet. Das Bier spritzte umher, ich konnte teilweise nichts mehr sehen…das war eine megakrasse Punkshow, die unglaublich viel Spaß gemacht hat.

Matthias: Es funktioniert halt beides. Ob nun in einem professionelleren Rahmen, oder auch so eine Show in einem Kellerloch vor 100 Leuten. Beides komplett geil, aber auch total unterschiedlich.

Wie kam eigentlich das Video zu „Metro massacre“ zustande? Ein wahrlich mehr als witziges Teil…

Matthias: Wir waren auf dem Weg einem Festival in Ludwigsburg und hatten Lukas dabei, der das filmen sollte für ein paar Livesequenzen für zukünftige Videoclips. Lukas fuhr mit seiner Freundin hinter unserem Bus her, rief er an und meinte, er hätte da eine Spitzenidee und wir sollten am nächsten Rastplatz rausfahren. Naja, 3 Rastplätze haben wir dann angefahren, bis dann wirklich einer mal gut ausgesehen hat, dann haben wir uns hingesetzt und alles improvisiert. Auf dem Festival selber hat er sich dann hingesetzt und das Intro schon zusammengeschnitten und wir sagten: Lass uns das genauso machen.

Leo: Danach sind wir noch durch Regensburg gefahren, er immer mit der Kamera neben uns her und wir haben aus dem Bus heraus geheadbangt und solche Sachen. Das war wieder so eine typisch spontane Space Chaser Action (Gelächter).

Siggi, du hattest aber die Arschkarte gezogen, musstest dich ja auf so einem versifften Rastplatz-Scheißhaus filmen lassen…

Siggi: Nee, das war ja dann wieder in Berlin…

Leo: Das sollte jetzt eigentlich nicht rauskommen…

Siggi: Selbstverständlich war das ebenfalls auf dem Rastplatz (großes Gelächter)

Leo: Geil war die Familie im Hintergrund, die wirklich doof geguckt haben und absolut nicht wussten, was wir da so treiben…Wir übrigens auch nicht (Gelächter). Das war absolut der Hammer und war eine der spaßigsten Momente in unserer Karriere und an deren Gesichter siehst du halt auch, dass da nichts gespielt oder gekünstelt ist.

Matthias: Das war auch nen Akt. Wir hatten nur ein IPhone für die Musik und ich habe andauernd zu früh angefangen. Das sieht man auch total im Video wo ich dann denke: Scheiße…was nun?

Kommen wir mal zum neuen Album…

Siggi: BTW…wie findest Du es denn?

Du hast doch mein Review gelesen, oder?

Siggi: Ja…und es war äußerst…äääh…gut (Gelächter)

Einzig der Sound. Den fand ich auf „Watch the skies“ etwas fetter…

(Ein etwas ärgerliches Gemurmel kommt mir entgegen) Siggi: Anders gefragt: Hattest Du nach erstmaligen Hören Lust, es sofort wieder zu hören?

Na klar…wieso?

Siggi: Nur so…eigentlich muss man die Scheibe nackt hören (Gelächter)

Leo: Ich finde gerade, dass der Sound DER große Unterschied zum ersten Album ist. Das lag vor allem daran, dass wir diesmal nicht mit Harris Johns, sondern mit Jan Oberg aus den Hidden Planets Studios gearbeitet haben, der ja schon die „Decapitron EP“ gemacht hat. Das lag vor allem an terminlichen Problemen mit Harris und da wir den Sound der EP eh cool fanden, haben wir das einfach mit ihm zusammen durchgezogen.

Das war auch gar nicht negativ gemeint, sondern eher so, dass man Euch unter 50 Thrash Bands sofort alleine am Sound erkennt, der doch immer ein gewisses Alleinstellungsmerkmal hat…

Siggi: Haste dich nochmal gerettet (Gelächter). Das liegt aber auch zumeist an Leos geiler, trockenen und zugleich saftigen Gitarre. Jan hat von Anfang an einen super Job abgeliefert…

Matthias: Ich bin mit dem neuen Sound zufriedener als vorher. Jan wusste exakt, wie die Songs zu klingen haben müssen und hat das besser auf den Punkt gebracht als auf „Watch the skies“. Die war auch geil, ganz klar, aber die neue ist einfach frischer und nicht so oldschoolig. Außerdem finde ich den Drumsound viel besser… Der hätte auf „Watch…“ so nicht funktioniert.

Siggi: Matze und Leo haben im Übrigen die Songs auf der neuen Scheibe komplett im Alleingang komponiert und meiner Meinung nach einen unglaublich geilen Job abgeliefert. Aber ja, die Scheibe hatte schon überraschende Momente. Bei „Judgement day“ sind viele Leute anfangs ziemlich perplex und fragen sich: Was ist das für ein abgefahrenes Gefrickel und was zur Hölle singt der da überhaupt? Aber im Allgemeinen gebe ich Matthias recht, das Album ist um ein Vielfaches durchdachter und konzipierter.

Also quasi auch ernster? Ist das der neue Ansatz bei Space Chaser? Wir wollen jetzt seriöser sein?

Siggi: Absolut…NIEMALS!!! (Gelächter)

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Photos by Tabita Hub

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