DER PLAN HAT SICH BEWÄHRT


Man darf einfach nicht zu voreilig sein. Da hatte ich meine Top 10 des Jahres eigentlich nach langem Zaudern, Hin und Her und Umstellungen endlich zusammen, da rotzt das schwäbische Todesbleikommando Revel in Flesh mit ihrem fünften Album "The hour of the avenger"nicht nur Ihr bestes Album raus, sondern zementierten damit in ihrer mit 8 Jahren noch ziemlich jungen Kariere klar und eindeutig die Pole Position im deutschen Death Metal. Dazu gesellen sich großartige Live Auftritte, grandiose Shirt Designs und Fannähe ohne Ende. Viele Themen also, die ich mit Frontmann Haubersson an einem lauschigen Mittwochnachmittag ausführlich besprach.

Ralf, wie kannst Du das eigentlich mit Deinem Gewissen vereinbaren, dass ich so kurz vor Jahresende noch meine eigentlich feststehende Top 10 2019 noch einmal ändern musste?

Ha! In der heutigen Zeit muss der Mensch flexibel sein und wenn es in der Komfortzone brennt, dann hat "The hour of the avenger" richtig eingeschlagen! Es war mit allen 3 letzten Alben unsere Taktik zum Jahresende anzugreifen und der Plan hat sich wieder einmal bewährt! Hinter den Kulissen steckt jedoch auch ein ganzes Jahr Arbeit in dem nun vorliegenden Werk.

Das merkt man durchaus. Der Weg war ja nach der Split "Delivering the dead" zusammen mit Temple of void und Eurem neuen Song "The sky burial" irgendwie schon vorgezeichnet. Dennoch hat mich der neue Sound mehr als angenehm überrascht. Oder wie Thor es so schön ausdrückte: Doomig, oder wirklich doomig zu sein...

Für uns ist die Entwicklung von "Emissary of all plagues" zum neuen Werk absolut logisch und unverkrampft verlaufen. Wir haben den eingeschlagenen Weg wieder aufgegriffen; ein paar der eigenen REVEL IN FLESH Trademark Stellschrauben neu eingestellt; ohne jedoch das Gerüst über den Haufen zu werfen. Das neue Material hat mehr Hang zur Melodie, zu mehr Epic, Intensität, aber wenn die Schwedensäge ausgepackt wird, dann bleibt es blutig, sprich wir sind und bleiben im schwarzen Herzen eine DEATH METAL Band! Auch auf Album Nr.5.

Allerdings habt Ihr die Blastparts doch runtergeschraubt, dem kannst Du nicht widersprechen…

Hm, wir waren noch nie die Band der "Blastorgien", weil uns Live eben auch der Groove und die Headbanger Parts mehr liegen. Alle Alben zeichnen sich durch eine gewisse Dynamik und Abwechslung aus; bei "The hour of the avenger" ist eben der Epic Faktor mehr in den Vordergrund gerückt, wobei Stücke wie "Deathblow" oder "Pervitin Speed kill" auch Fahrt aufnehmen!

Da gebe ich Dir vollkommen recht, gerade bei "Deathblow", meinem Lieblingssong des Albums. Was ich bemerkenswert finde ist der Umstand, dass Ihr bei einer gerade mal 8 Jahre andauernden Karriere bereits 5 Alben und natürlich die unzähligen Splits veröffentlicht habt und Euch trotzdem immer und ständig weiterentwickelt habt. Wie kann in solch einer kurzen Zeit solch ein Prozess vonstattengehen?

Ein großer Vorteil von uns ist, dass Maggesson mit dem VAULT M. über ein eigenes Homestudio verfügt, welches uns das unmittelbare Festhalten von Ideen spontan ermöglicht. Es ist auch so, dass wir z.T. die Songs direkt im Studio schreiben; das ist ein sehr produktiver Prozess. Zur Erklärung; wir alle wohnen auf einer Distanz von z.T. über 100 KM zueinander, d.h. Proben und Treffen müssen mit Verstand geplant werden. Es ist also legitim, dass wir "neue Technik" für das Songwriting verwenden. Seitdem Henriksson an den Drums zu uns gestoßen ist, haben wir jedoch auch ein großes Augenmerk auf das Ausarbeiten der Drumpatterns gelegt! Er hat zusätzlich enormen Ehrgeiz und frischen Wind in die Truppe gebracht; was man unseren Liveshows sowie dem aktuellen Album auch anhört! Im Großen und Ganzen halten wir uns jedoch an die Chuck Schuldiner Devise: Let the Metal flow! Songs schreiben, aufnehmen und die nächsten anfangen - ganz einfach (grinst).

Apropos Live Show. Am kommenden Samstag findet das Record Release Konzert zusammen mit Demored und Slaughterday statt und ich weiß, wie Ihr live die Fetzen fliegen lassen könnt. Vorfreude oder doch etwas Bammel, wie die neuen Songs live ankommen werden?

Ganz normaler positiver Stress! Wir organisieren das komplette Event von der ganzen Vorarbeit wie Buchen der Bands bis hin zum Ablauf vor Ort! Viel Zeit zum Denken bleibt da nicht; es mehr ein gutes Zusammenspielen als Team, das erforderlich ist! Der Moment kurz bevor es dann mit der Show los geht wird nochmals kribbelig, aber gerade dieser Kick macht auch den Reiz aus! Wir haben 90 Minuten für die RIF Show angesetzt; wird unsere längste Show - wird heftig! Ich denk danach werden wir ordentlich Flüssigkeit nachtanken müssen (lacht). Wir freuen uns drauf!

Revel in flesh Album Release Show

Ja, Flüssigkeitsaufnahme ist enorm wichtig, da Du ja auch nicht unbedingt von Deinen Fettreserven zehren kannst. Zurück zum Album. Ich gehe mal von aus, dass mit dem Avenger nicht die Jungs aus dem Marvel Universum gemeint sind, denn würde ja auch das "s" fehlen. Wer ist denn der ominöse Avenger, dessen Stunde jetzt schlägt?

Bezogen auf das Coverartwork von Juanjo Castellano ist es unsere "Deathkult Master Figur", welches im Bild als der Rächer, die zentrale Rolle einnimmt! Er steuert den Sturm aus der Unterwelt, vereint das Chaos und führt uns alle ins Verderben. Im Übertragenen Sinne hat der Titel jedoch auch eine Bedeutung in Bezug auf die Geschichte der Band, nämlich stecke Rückschläge weg, gehe neue Wege, lass Dich nicht klein kriegen und greife dann wieder an, wenn es keiner von Dir erwartet!

Gut, dass Du Juanjo Castellano ansprichst. Der Junge ist ja momentan gefragter als früher in der DDR Bananen. Seine Arbeiten sind aber auch immer grandios. Hat er Eure Ideen perfekt umgesetzt?

Ja, er ist im Geiste der visuelle Partner der Band! Wir arbeiten mit Ihm (und auch mit Dan Swanö) schon seit 2011 zusammen; alle unsere Alben Cover stammen von Castellano. Ich gab Ihm eine ungefähre Vision des Cover Settings mit einer zentralen Figur, plus die Texte zum Titelsong sowie auch den Track selber. Bei allem anderen ließen wir Ihm weitgehend freie Hand. Es gab 2 bis 3 Nachbesserungen und dann war das Werk in einem Zeitraum von ca. 2 bis 3 Monaten fast fertig. Wir waren eine der ersten deutschen Bands, welche mit Castellano gearbeitet hat und in gewissem Sinne sind seine Werke und unsere Musik in den letzten 8 Jahren gemeinsam gereift! Er ist quasi UNSER Seagrave oder Necrolord!

Schön, dass Du mir immer meine Fragen vorwegnimmst, denn auf Swäno wollte ich auch noch zu sprechen kommen. Wie schafft es dieser Kerl nur immer, dass man zwar seine Handschrift erkennt, dennoch die Scheiben nie gleich klingen. Gerade in Eurem Fall hat er erneut weinen mehr als überragenden Job hingelegt.

Dan Swanö entwickelt sich in Sachen Technik auch stets weiter; er mag neue Technik ist auch offen für neue Methoden. Es war nie unser Ziel möglichst Retro oder Vintage zu klingen. Wir haben zwar den 90er Jahre Death Metal Geist irgendwo verinnerlicht, aber wir schreiben das Jahr 2020 und keiner will im Leben auf der Stelle treten. Ich bin selber großer Fan von den Klassiker 90er Produktionen von UNISOUND or GORYSOUND wie er damals noch hieß; aber wir schreiben heute ein anderes, nämlich unser eigenes Buch! Ich lese in Foren viel über Leute, welche sich über aktuelle Swanö Produktionen "monieren"; aber ich kann das in Bezug auf REVEL IN FLESH nicht nachvollziehen. Im Gegenteil, der Sprung von Album Nr.4 zu Nr.5 war nochmals mehr hin zu einem kernigen Sound, welche zwar was modernes hat, aber dennoch - sagen wir mal - eine DEATH METAL Harke hat!

Ich war ebenfalls sehr erfreut darüber, dass Ihr Eure Tradition der Coverversionen beibehalten habt und mit "Rock out" wahrlich einen für Euren Sound perfekt zugeschnittenen Motörhead Song ausgesucht habt. Hand aufs Herz, wird es nicht mal langsam Zeit für ein komplettes Coveralbum im RIF Style?

Freut mich, dass Dir das Motörhead Cover zusagt - unser neuer Drummer ist ein Motörhead Ultra und wir ließen Ihm bei der Wahl des Covertracks den Vorrang. Die Wahl fiel bewusst auf einen neueren Track, da wir keinen Klassiker zu Tode wälzen wollten. Motörhead sind eine Ikone, man kann sie eigentlich nicht besser machen wie das Original, aber man kann dem Song seine eigene Handschrift verpassen; ich denk das haben wir geschafft. Entscheidet selber! Cover Songs haben für uns Bonus Charakter; der heutige Markt ist ohnehin schon übersättigt, so dass ich nicht denke, dass ein Album nur Cover Songs von Nöten ist!

Sehr schade, denn gerade Neuinterpretationen im eigenen Stil finde ich immer sehr erfrischend. Nun gibt es noch einen weiteren Fakt, der Revel in Flesh für mich zur besten Deutschen Death Metal Band macht: Eure Shirt Designs! Ich habe selbst in letzter Zeit auf Konzerten erleben müssen, wie für lieblos hingerotzte Designs Mondpreise aufgerufen wurden, Ihr hingegen habt immer nur feinste Ware am Start und nehmt dafür einen schmalen und Fanfreundlichen Taler. Gestaltet Ihr die Teile so, wie Ihr sie selber auch kaufen würdet?

Ein T-Shirt mit einem Kick ass Design kann sehr gute Werbung für eine Band sein. Mir ist es sehr wichtig, dass wir hier einen Style fahren, welcher für die Band spricht, deshalb arbeiten wir auch hauptsächlich mit 3 Künsterln zusammen: Juanjo Castellano, Badic Arts und Mark Riddick. Shirts & Artworks müssen wie eine Trademark aussehen. Wir hatten jedoch auch schon andere Künstler mit im Spiel! Preise: Bei gewissen Produkten muss man aufgrund der Produktionskosten leider mit den Preisen hoch gehen, aber unser Zeil ist es aktuell das T-Shirt noch bei ca. 15 Euro zu halten, wobei bei vielen Bands auf Shows aktuell die Tendenz zu 20 Euro geht. Ich bin im Kopf selber Fan und zu einem guten Konzert gehört ein nettes Erinnerungsstück oder vielleicht auch etwas, um Erinnerungslücken zu schließen, Ha! Ha!

Du hast es mehrfach schon kurz angerissen, deshalb komme ich mal kurz drauf zu sprechen. Mit Henriksson habt Ihr einen neuen Mann hinter den Kesseln. Warum ist Vogtsson gegangen? Ich hoffe doch im Guten. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf das erste vollständige Nekrovault Album...

Ich schaue hier nicht zurück und krame auch nicht in der Vergangenheit! Das Kapitel ist für RIF abgeschlossen und das Trennen der Wege war für beide Seiten wohl am Ende die beste Entscheidung, welche auch Revel in flesh jetzt auf andere Weise vorangebracht hat. Der Wechsel wurde in den Medien und Szenekreisen auf eine andere Stufe gestellt als er final war. Für uns ist Henriksson mehr ein Neuzugang, sondern eine echte Bereicherung der Band auf a) musikalischem und b) auch menschlichen Level. Wir gehen auf diese Weise UNSEREN Weg weiter!

2013 wart Ihr beim Party San auf der Zeltbühne zu sehen, quasi dem Schaufenster für die Hauptbühne. Nun, sieben Jahre später mit vier weiteren Alben im Gepäck, seid Ihr erneut in Schlotheim zu Gast und werdet doch wohl hoffentlich die Mainstage in Schutt und Asche legen, denn beweisen müsst Ihr Euch schon lange nicht mehr. Ich hoffe aber inständig, dass dies Eurer überragenden Qualität zu verdanken ist und nicht Eurer Zugehörigkeit zu War Anthem Records…

Ha! Glaube mir, wir sind definitiv eine Band, welche sich JEDE (!!) kleine verdammte Stufe auf dem Weg hat hart erarbeiten müssen! Die Band ist seit 2013 konstant gewachsen und mit Herzblut haben wir das Ding bis dato gerissen und da gab es Höhen, aber auch Rückschläge! Wir haben jetzt wieder die Chance bekommen auf dem Party San zu spielen und sind einfach dankbar dafür - nicht mehr und nicht weniger! Es geht darum, eine GUTE Show zu liefern - der ganze andere Dreck ist nicht relevant!!!

Ich bin davon mehr als nur überzeugt, dass Ihr einen Mörder Abriss hinlegen werdet. Als Letztes was Persönliches: Wer Dich persönlich etwas näher kennt weiß, was für ein Szenekenner und Liebhaber Du bist. Nun würde ich gerne von Dir abschließend erfahren, welches für Dich Dein Album des Jahres ist und wer ist Dein bester Newcomer?

Ganz schwierig, weil ich Dir sagen muss, dass ich langsam auf diese Totschlagwelle, welche von den Plattenfirmen serviert wird, keinen Bock mehr habe! Aktuell kann sich doch kaum noch jemand erinnern, welche Releases in der ersten Hälfte von 2019 überhaupt rauskamen? Ich verbinde Musik auch mit dem Beschäftigen mit dem kompletten "Kunstprodukt" und auch das Zelebrieren eines Albums; bei der Masse an Release habe ich das Gefühl, dass Genre Fans den Verkäufen eher hinterher hecheln, anstatt diese zu feiern! Aber meine Meinung! Um Deine Frage zu beantworten; ich bleibe jetzt beim extremen Kram: Album: Wolfbrigade - The enemy: Reality Grund: Die Scheibe klingt wie Motörhead auf Testosteron!!! Der Sänger klingt angepisst wie ein Hooligan, der seine Kneipe des Vertrauens in Stücke reißen könnte - pure Gewalt! Ich liebe es! NEWCOMER: Cerebral Rot - Odious decent into decay Grund: Genialster US Neandertaler Death Metal; gewaltig, roh und dreckig - für Freunde von alten Pungent Stench oder Undergang! Herrlich!!!

Von meiner Seite noch: Olaf wir danken Dir für dieses coole Interview und den Support über die Jahre hinweg!!! Checkt unser neues Album "The hour of the avenger"; trinkt Bier und habt eine gute Zeit! Cheerz & HAIL THE DEATHKULT!!!


Ich habe zu danken für das bereits dritte Interview auf Zephyr’s Odem. Auch ein Rekord für eine Death Metal Band…



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