DIE APOKALYPTISCHEN REITER | MOTOROWL

16.11.2017 – Berlin @ SO36

Weit über zwei Jahre ist es nun für mich her, dass ich letztmals einen Gig der Reiter live erleben durfte, was aufgrund meiner, zugegebenermaßen etwas später in meinem Leben eingetretenen Verehrung für die Thüringer schon eine ziemlich erdrückende Zeitspanne darstellt und ich mich von daher diebisch wie Frau Elster darauf freute, die wiedererstarkte Band mit ihrem überragenden neuen Album "Der rote Reiter" endlich wieder auf der Bühne erleben und natürlich begutachten zu dürfen. Im Vorfeld gingen auch reichlich Tickets über den Ladentisch, so dass das SO36 an diesem Abend zwar das „Ausverkauft“ Schild in der Schublade belassen konnte, dennoch mehr als ordentlich gefüllt war. Jedenfalls fehlte nicht viel, um den Kreuzberger Kultladen zur Gänze vollzupacken und dementsprechend hatten die Hauptprotagonisten auf den Brettern, die die Welt bedeuten, eine ordentliche Schar an Menschen vor der Bühne und den damit verbundenen Auftrag, diese aufs angenehmste zu bespaßen.

Diesem kamen dann Motorowl nach, die mit ihrem progressiv angehauchten Psychedelic Doom Rock / Metal durchaus zu gefallen wussten, doch meiner Ansicht nach musikalisch nicht so ganz zu ihren als Hauptact fungierenden Landsleuten passen wollten. Dennoch waren die hier dargebotenen Songs akustisch definitiv eine Hörprobe wert und veranlassten mich tags darauf, mir das Material einmal etwas genauer anzuhören. Herauszuheben ist hier definitiv die gesangliche Leistung des ebenfalls an der Gitarre agierenden Fronters, der mich zeitweilig wohlwollend an Communic erinnerte und somit ein Stein in meinem Brett hatte. Ein guter Opener der es verstand, sich in diesem exorbitanten Rahmen hervorraggend zu präsentieren und vorzustellen, alles gab und unterstützt von einem messerscharfen Sound eine Menge neuer Freunde gewann.

Doch bereits während der in meinen Augen viel zu langen Umbaupause wurde deutlich, weshalb die Masse an Leuten heute den Weg in den einstig der Punk und Hardcore Szene vorenthaltenen Schuppen gefunden hatte und nach dem vorher stattgefundenen Interview mit Bassist und Gründungsmitglied Volkmar war ich ebenfalls ziemlich angefixt und freute mich tierisch auf die Präsentation von alten Krachern und neuen, ebenfalls bärenstarken Songs, die in den nächsten 100 Minuten auf mich einprasseln sollten.

Mehr als passend stiegen dann die Weimarer mit „Wir sind zurück“ in den Set ein und man merkte sofort, was für einen Stellenwert Die apokalyptischen Reiter trotz ihrer selbstauferlegten zweijährigen Pause immer noch innehaben, denn trotz der Aktualität dieses Songs sang das gesamte Auditorium den Text lauthals mit und die Stimmung erreichte bereits zu Beginn den Siedepunkt. Mit den darauffolgenden Songs und den bereits zu so einem frühen Zeitpunkt intonierten Klassikern wie „Der Adler“, „Seemann“ oder „Reitermania“ (und die auch noch alle hintereinander) stieg die Stimmung im Publikum bedrohlich, was sich auf die Performance der Reiter auswirkte. Volk Mans lodernde Matte war permanent am rotieren, Ady schleuderte mit einer unfassbaren Präzision seine Riffs in die pogende Menge, Sir G verkloppte sein Kit wie eine Domina ihren Lustsklaven, der Doktor schwang die Lederknute und selten habe ich Fuchs in solch ausgelassener Stimmung erlebt. Es wurde gehüpft, gesungen, gejubelt und ausufernd gefeiert und dabei bewiesen die Reiter ihre livehaftige Ausnahmestellung im teutonischen Hartwurst Bereich.

Die Setlist, die ironischerweise nicht einen Song des vorangegangenen „Tief/Tiefer“ Albums enthielt, war zum Zungeschnalzen, der Sound fett wie Depardieu als Obelix, das Publikum enthusiastisch und die Band in grandioser Spiellaune, so dass der fast 2 Stunden andauernde Gig wie im Fluge verging und die Leute nach den beiden Abschlusskrachern „The great experience of ecstasy“ und dem unvermeidlichen „Wir reiten“ schweißgebadet, bierselig, heiser und glücklich die Heimreise antraten. Nach diesem unfassbaren Abriss, der zum Besten gehörte, was ich in diesem Jahr erleben durfte, wage ich die These, dass Minimum 90% der an diesem Abend Anwesenden bei einem erneuten Besuch der Reiter in der Hauptstadt wiederkommen und feiern werden, als ob es kein Morgen gäbe. Fantastischer Abend, grandioser Gig, der alles in allem mehr als nur den Gegenwert für den Eintrittspreis bot.

Wir sind zurück
Es wird schlimmer
Der Adler
Der Seemann
Reitermania
Auf und nieder
Die Freiheit ist eine Pflicht
Der rote Reiter
Geopfert
The fire
Hört mich an
Elfriede
Der kleine Wicht
Herz in Flammen
Franz Weiss
Auf die Liebe
We will never die
Smell of death
Ich bin weg
Revolution
Vom Ende der Welt
The great experience of ecstasy
Wir reiten

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