HEATHODUS ODER EXOTHEN?
Welchem Thrash Metal Fan, ob jung oder alt, geht denn keiner ab bei der bloßen Erwähnung des Namens Exodus? Ich kenne niemanden, der nicht zumindest einmal das „Bonded by blood“ Album, welches in einer großen Metal Publikation mal zum besten Thrash Metal Album aller Zeiten gewählt wurde, gehört hat und danach vollkommen durchgedreht ist. Klar haben die Mannen aus der Bay Area danach eine recht wechselhafte Karriere hingelegt, Weltklasse Alben aber auch ziemlichen Murks veröffentlicht, welcher aber spätestens nach dem Release des aktuellen Albums "Blood in, blood out" in Vergessenheit geriet. Leider hatte ich aufgrund eines enggesteckten Arbeitsplanes keine Gelegenheit, beim totalen Abriss im Berliner BiNuu mit dem endlich in die Band zurückgekehrten Zetro Souza zu quatschen, was ich dann aber beim Metal Frenzy Open Air umgehend nachholte…
Zetro, als erstes muss ich Dir mal Honig ums Maul schmieren, denn Du gehörst immer noch zu meinen größten Thrash Metal Heroes aller Zeiten. Erstmals sah ich Dich am 22.02.1988 live in Berlin zusammen mit Nuclear Assault…
Wow, eine extrem lange Zeit und vielen Dank für Dein Kompliment, das ehrt mich sehr…
Wie fühlt es sich denn nach Deiner Rückkehr zu Exodus an, wieder mit den Jungs zusammen on the road zu sein?
Es ist wie ein Kreis, der sich nun geschlossen hat. Das letzte Mal waren wir ja mit der „Temple of the damned“ zusammen unterwegs und das war, neben dem damals großartigen Album, eine absolut fantastische Zeit. Nun ist es der pure Spaß, ohne irgendwelche störende Einflussnahmen von außerhalb und die Zeit meines Lebens! Es ist einfach nur geil!
Am 10.06. habt Ihr bei Eurem Gig in Berlin den Club komplett verwüstet. Nun macht Ihr diverse Festivals. Welche Art von Gigs bevorzugst Du persönlich?
Hmm…eigentlich finde ich beides großartig, wobei du natürlich bei Club Shows den direkteren Kontakt zu den Fans hast, wo hingegen du auf Festivals mehr Leute ansprechen kannst. Beides bietet Positives sowie Negatives. Bei Festivals hat man natürlich mehr Platz auf der Bühne, um die Sau rauszulassen, doch die Clubgigs bieten mehr Möglichkeiten…
…für good friendly violent fun!
(lacht) Exakt
Viele meiner Freunde waren ziemlich skeptisch als im Vorfeld bekannt wurde, dass auf den anstehenden Europa Gigs statt Gary Holt Heathen Gitarrist Kragen Lumm, quasi der Kollege von Lee Altus, Garys Part übernehmen würde, doch Augenzeugen Berichten zufolge hat der Gutste alle umgehauen. Erleben wir nun die Geburt von Heathodus?
Hahaha, das ist komisch, daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber der Gedanke liegt tatsächlich nahe. (Im Hintergrund muss auch der angesprochene Lee Altus herzhaft lachen) Exothen klingt auch gut, oder? (lacht) Gary ist ja momentan viel mit Slayer zusammen und entgegen aller anderslautender Gerüchte, wird er auch weiterhin Mitglied bei SEINER Band Exodus bleiben, auch wenn Kerry King sich da gerne was anderes wünscht.
Er ist quasi das Aushängeschild bei Exodus…
Naja…eins von beiden, hahaha. Es gab 3 Sänger, diverse Basser und viele Besetzungswechsel, doch Gary war stets der Fels in der Brandung…und nun sitzen wir hier…30 Jahre später mit dem zehnten Album auf Tasche. Das fühlt sich doch gut an. Die Reaktionen der Fans auf das Album waren gigantisch und auch live geht das mächtig ab. Das Gary nun einige Gigs mit Slayer abreißt ist schon ok, aber er ist und wird immer Mr.Exodus sein und bleiben. Ok. Die anstehende Mayhem Fest Tour ist natürlich ein Riesending…
Auch wenn Du diese Frage sicherlich schon tausendmal gehört und ebenso oft beantwortet hast, doch durch meine Abneigung Printmagazinen gegenüber habe ich gar nicht mitbekommen, warum Du überhaupt zu Exodus zurückgekehrt bist…
Wir sind alle älter geworden, haben viele Sachen hinter uns gelassen und es befinden sich keine unerwünschten Elemente mehr in unserem direkten Umfeld, die das hätten verhindern können. Unsere Familien haben uns bei der Entscheidung unterstützt, meine Kids ebenso, die ja nun erwachsen geworden sind und sich durchaus ein recht verdient haben, hier ein Wörtchen mitzureden…und sofort begeistert waren.
Was war das eigentlich damals für Dich für ein Gefühl, nach Deinem Ausstieg Songs wie „Black list“ oder „War is my shepherd“ mit einem neuen Sänger zu hören, geschweige denn zu sehen?
Habe ich nie gehört (lacht). Hat mich auch nicht die Bohne interessiert…
Kein Neid? Keine Eifersucht? Das war doch so, als wenn die Frau mit nem anderen ins Bett geht…
Ich war noch nie neidisch oder gar eifersüchtig in meinem Leben. Es war halt die Entscheidung der Band, doch das ist Schnee von gestern. Der Vergleich stimmt aber irgendwie…
Dafür war ja dann die Begeisterung der Fans doch recht überschwänglich, als Deine Rückkehr zu Exodus bekannt gegeben wurde. Wie hast Du die Reaktionen wahrgenommen? Eher positiv oder mehr negativ?
Fast durchgängig positiv. Ich habe fast gar nichts Negatives gelesen oder gehört. Ich bin eh ein durch und durch positiver Mensch (grinst). Und wenn jemand den alten Sänger nun unbedingt besser findet als mich, ist das seine Meinung, die ich nicht unbedingt teilen muss. Wenn man einen Blick auf die Besucherzahlen bei unseren Shows jetzt und früher wirft, sagt das eigentlich alles.
„Blood in, Blood out“ ist in meinen Augen eines der besten Alben in Eurer Discography. Inwieweit konntest Du noch in den Songwriting Prozess eingebunden werden? Oder war der Zug da schon abgefahren?
Zu „Body harvest“ habe ich noch den Text geschrieben, der Rest war von Jack und Lee bereits eingetütet und zum größten Teil mit Rob Dukes auch schon eingespielt. Dann kam der Umbruch und ich hatte nur noch die Möglichkeit, zu besagten Song etwas beizusteuern.
Bei „Salt the wound“ gibt sich ja Metallicas Kirk Hammet die Ehre. Ich habe ein paar böse Stimmen vernommen, die Euch da billige Promo unterstellt haben…
Bullshit! Das hatte was mit langjähriger Freundschaft zu tun und nichts anderes. Ich habe aber auch einige dieser Stimmen gehört, doch die waren ziemlich leise (grinst). Kirk und Gary sind durch die gemeinsamen Big 4 Konzerte an ihre Freundschaft erinnert worden und seitdem besteht dort ein reger Austausch. Bei einem gemeinsamen Essen im Dezember 2013 fragte Gary Kirk dann einfach, ob er nicht daran interessiert sei, auf dem neuen Album ein bisschen mitzuzocken und er war von Anfang an Feuer und Flamme! Es handelte sich also nie um irgendwelche Promotion, doch wir machen alle keinen Hehl daraus, dass Kirk mit an Bord ist. Hey, er spielt bei fuckin‘ METALLICA!!! Und außerdem vergessen einige ganz gerne, dass Kirk seine erste Band eben Exodus war. Und Metallica sind halt die Größten…oder fällt Dir da noch eine andere Band ein?
Kiss…
(lacht lauthals) Hör mir doch auf mit Kiss. In den Staaten spielen die teilweise nur noch vor 4.000 Leuten. Die sind vollkommen unwichtig geworden. Und Paul…meine Fresse Paul…der kann nicht mal mehr richtig singen…und das sagt Dir einer, der Kiss immer geliebt hat! (ahmt den schiefen und quietschenden Gesang des Herrn Stanley nach, so dass sich Kragen Lumm erkundigt, ob die Alarmanlage losgegangen sei…)
Welches waren in Deinen Augen das beste und das schlechteste Exodus Album?
„Blood in, Blood out“ ist das beste…
Das musstest Du ja jetzt sagen…
Hahaha…natürlich! „Force of habbit“ war Mist.
Ach nee…ich hatte da eher auf „Impact is imminent“ getippt. „Thorn in my side“ oder „Count your blessings” waren doch Hammersongs…
Alter, das Teil war einer Band wie Exodus zu keinem Zeitpunkt würdig…und das sagt Dir jemand, der an der Entstehung dieser Scheibe maßgeblich beteiligt war. Der Drummer von Flotsam & Jetsam steckte mir mal, dass dies seine absolute Lieblingsscheibe sei. Ich habe ihn vollkommen entgeistert angeguckt und ihn gefragt, ob er noch ganz gesund sei…(lacht).
2010 gab es ja die Big Four Tour. Ich persönlich erachte aber Bands wie Death Angel, Testament, Heathen oder eben Exodus ebenfalls als imminent wichtig für die komplette Thrash Szene. Vielleicht mal ne Idee für eine „Little Big 4“ Tour?
Hahaha, der Name ist echt gut! Mit Testament waren wir ja erst kürzlich in den Staaten, in Luxemburg, Spanien unterwegs. Aber ich gebe Dir recht, so eine Tour hätte schon was…
Als Dein Vorgänger Rob bei Exodus anfing, hast Du ja Hatriot zusammen mit Deinen Söhnen gestartet und im Gegensatz zu den (in meinen Augen) mittelmäßigen Alben deines jetzigen Arbeitgebers mit "Heroes of origin" und vor allem dem überragenden "Dawn of the new centurian" zwei geniale Scheiben veröffentlicht. Wird es denn Hatriot trotz Deines erneuten Engagements bei Exodus weiter geben oder war das der Todesstoß?
Cody, Nick und ich haben bereits mit dem Songwriting für das neue Album begonnen! Hatriot are still well and alive! Nur mit der Änderung, dass Cody nun neben dem Bass auch als Sänger fungieren wird. Ich selber schreibe auch weiterhin die Musik, überlasse jetzt aber doch den Jungs das Feld. Er hat bereits zwei Demos eingesungen, die absolut unglaublich klingen und mein Vaterherz mit Stolz erfüllen. Nuclear Blast scheinen jedenfalls auch recht angetan zu sein und ich hoffe, dass da ein Deal zustande kommt.
Und was ist mit der Dublin Death Patrol? Du hast ja zusammen mit Chuck Billy von Testament ein Hammeralbum namens "Death sentence" eingezimmert…
Die wird es leider nicht mehr geben, da Chuck und ich einfach keine Zeit mehr haben und unserer Hauptbeschäftigung nachgehen. Aber ich gebe Dir erneut recht: Das Album war schon Killer…aber alle Sachen gelangen irgendwann zu einem Ende…
Ebenso wie unser Gespräch, für das ich noch einmal ganz herzlichen Dank sage…
War mir ein Vergnügen.