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2000 als eine der ersten Bands die ich jemals live gesehen habe (mit Rhapsody und den damals vollkommen unbekannten Sonata Arctica), begleiteten mich die Finnen bis zum heutigen Tage und konnten mich mit ihren Veröffentlichungen immer wieder aufs Neue begeistern. Nun steht die Band mit ihrem neuen und nunmehr 16.Album „Eternal“ in den Startlöchern und von daher kam es mir sehr gelegen, mit Keyboarder Jens Johansson im Berliner Gibson Showroom einen ausführlichen Schwatz zu halten, von dem der Hauptprotagonist allerdings anfänglich gar nichts wusste, Vielleicht wurde es von daher ein so unverfängliches Gespräch…

Hey Jens, ihr seid gerade hier um euer neues Album „Eternal“ zu promoten. Warum ausgerechnet in Berlin?

Das entscheiden nicht wir, sondern das Label. Du weißt ja, dass unser Label in Hamburg sitzt und die schauen dann ob wir uns mit den Leuten persönlich treffen oder telefonieren. Timo macht gerade ein Telefoninterview, die kann man ja von überall aus machen, aber es ist öfters so dass man das kombiniert und ein paar Tage reist. Gestern waren wir in Paris, davor in Madrid und das wird dann gemixt, mal sitzen wir in einer Radiostation, mal gibt es Telefoninterviews bis der ganze Kalender gefüllt ist.

Ich frage deshalb, weil ihr ja eher selten in Berlin spielt. Das letzte Mal war glaube ich 2005 mit Hammerfall, oder?

Ganz genau, das ist wahr und ich bin sehr traurig darüber denn ich mag Berlin, sehr sogar. Es ist wahrscheinlich meine liebste europäische Stadt. Ich verstehe die Sprache etwas, weil es dem Schwedischen sehr ähnlich ist, dazu kommt die ganze Struktur hier, die wir bei uns zu Hause gar nicht haben. Das gefällt mir, aber unglücklicherweise spielen wir hier nicht sehr oft.

Liegt das an der hiesigen Metalszene?

Ich denke die Metalszene ist hier nicht ganz so groß, hier mögen die Leute eher hippe Dinge.

Bist du zufrieden mit dem neuen Album?

Ja, ich bin immer irgendwie zufrieden und irgendwie besorgt. Nun, ich sehe das so, ich weiß dass die andern Jungs das anders sehen aber ich denke es entscheiden allein die Fans ob es gut oder nicht ist. Ich weiß es wirklich nicht. Ich war in anderen Situationen und in anderen Bands in denen du dich selbst täuschst indem du denkst dass die Musik absolut großartig ist und dann kommen die Leute und sagen dass es totale Scheiße ist. Du weißt es also nie ganz genau.

Warst du denn auf der anderen Seite jemals richtig unzufrieden mit einem neuen Album?

Normalerweise stellen sich die Alben mit denen ich unzufrieden bin immer als große Erfolge heraus, das ist also eher ein gutes Zeichen. In den letzten 10 bis 15 Jahren war ich, glaube ich, mit jedem Album unzufrieden. Es ist also ein gutes Zeichen, bis jetzt (lacht). Ich weiß nicht, wenn ich versuchen würde alle aufzulisten und mich zu erinnern versuche welche ich wie gerne mag, sind das oft die, die von den Fans wenig gemocht werden. Aber es hängt natürlich auch stark davon ab, wen man fragt. Vielleicht sollte man das nicht anhand von Verkaufszahlen bewerten, da ist auch etwas Glück dabei und man ist abhängig von so vielen verschiedenen Faktoren. Ich erinnere mich, dass wir 2005 das selbstbetitelte Album „Stratovarius“ gemacht haben mit der goldenen Lilie vorne drauf. Ich dachte dass das Album ganz ok ist, aber es kam unter sehr chaotischen Umständen raus und wir konnten nicht viel machen weil das Label bankrott war in dem Monat als das Album veröffentlicht wurde und alle Personen die uns normalerweise promoten waren nicht mal mehr da. Da rufst du jemanden in den USA an um zu fragen wie die Lage ist und es stellt sich raus, dass der nicht mal mehr in der Firma ist. Das ist ein Album die Fans nicht mochten, vielleicht weil es zu simpel ist, aber vielleicht lag es auch am Chaos. Ich denke immer noch, dass es ok war.

Was kannst du mir über den Songwritingprozess zum neuen Album sagen? Ich hab mir die Scheibe gestern mal angehört und für mich ist sie wieder etwas eingängiger, auf der anderen Seite gibt es mit „Lost Saga“ auch mal wieder einen Longtrack.

Ich denke es ist mehr Power Metal im traditionellen Sinne, weniger komplex und dafür mehr Power Metal aber ich denke „Nemesis“ und „Eternal“ sind sich relativ ähnlich. Es ist zweimal das gleiche Line Up und natürlich das gleiche Team für das Songwriting, so gesehen ist es eine neuere Version des vorherigen Album natürlich mit ganz anderen Songs und die Lieder sind etwas geradliniger im alten Power Metal Stil.

Also würdest du es Power Metal nennen? Passt euch dieses Label denn generell?

Ich denke es passt nicht hundertprozentig, aber im Grunde ist es das. Melodischer progressiver Power Metal.

Und was ist Power Metal für dich? Heutzutage gibt es auch Stimmen die Iron Maiden als Power Metal sehen. Alles was melodisch ist, scheint Power Metal zu sein.

Exakt. Ich weiß es ja auch nicht genau. Man kann ja bei Wikipedia googeln und schauen was Power Metal ist. Ich habe das Experiment mal vor ein paar Jahren gemacht und man stimmt nicht wirklich zu aber man lehnt es auch nicht komplett ab, aber irgendwie meint jeder dass es eine Art Power Metal ist, oder zumindest viele. Aber ich weiß es nicht.

Aber ihr auch kein Problem mit dem Label?

Nein. Labels… also wenn es jemand Reggae nennen würde, wäre das was anderes. Ich schere mich zwar nicht darum, vielleicht ist ja eine Art Reggae, aber das Problem was du dann mit den Fans bekommst ist wichtiger. Wenn sich jemand täuscht und denkt es ist eine Reggae CD oder zum Konzert kommt und eine großartige Reggaeband erwartet und sich dann denkt: „Was zum Teufel ist das? Ich will mein Geld zurück!“ Aber das ist das Problem, das Problem mit Labels im allgemein. Labels sind das was die Menschen gerne sein würden. Ich habe da kein Problem mit.

Gibt es denn irgendwelche neuen Einflüsse auf dem Album?

Eher alte Einflüsse, wir gehen zurück in Achtziger, in mein Gebiet.

Auf „Nemesis“ gab es ja „Haloyon Dance“, das mit tranceartigem Keyboardsound daherkam, und vom Sound daher etwas neuer wirkte.

Ja, das war mal wieder etwas Experimentelleres. Hat mir gut gefallen aber diesmal ist es straighter.

Wie sieht es mit den Texten aus? Was sind deine Lieblingsthemen? Als ich „Man in the Mirror“ als Titel las, dachte ich erst ihr covert Michael Jackson, worum geht’s da?

Haha, der Text ist schon ziemlich negativ und es ist sogar einer den ich geschrieben habe. Da hatte ich richtig schlechte Laune und habe ein Hasslied auf das ganze Universum geschrieben. Andere die ich geschrieben habe sind sehr positiv so dass es am Ende ausbalanciert wirkt. Aber es ist schon komisch, eigentlich war ich in einer super Stimmung als mir die Idee kam, dann entwickelte es sich anders.

Für viele sind die Texte im Power Metal Beiwerk und meistens Klischees. Sind euch die Texte eigentlich wichtig?

Für mich sind sie das, aber ich versuche das nicht zu ernst zu nehmen sonst nimmst du dich am Ende selbst zu wichtig und das ist auch irgendwie dumm. Darum versuche ich die Aussagen eher vage zu gestalten, so dass sie vielseitig interpretierbar sind ohne dass ich so viele Schwerter und Drachen integriere. Und dann gibt es natürlich noch den Aspekt, dass du dich durch die Texte mit Menschen verbinden möchtest, das ist auch nicht unwichtig.

Schreibt ihr eigentlich erst die Texte oder erst die Musik?

Erst die Musik, aber manchmal geht eine Melodie mit einer Textidee einher. Manchmal spielst du irgendeinen Schwachsinn aber es passt in deinem Kopf super zu einem Text, oder du schreibst eine schwachsinnige Textzeile, die du dann versuchst adäquat zu vertonen.

Ich war verwundert, dass Matias mittlerweile einen so großen Einfluss auf die Songs hat obwohl er ja einer der neueren Bandmitglieder ist.

Wenn man drüber nachdenkt ist er ja schon seit 4 Alben, also seit mehr als 5 Jahren dabei., fast eine ganze Dekade. Aber das ist auch der Gedanke der neuen Band nachdem Tolkki sie verlassen hat. Er war ja eine Art Bandleader und der Hauptsongwriter und meine Idee war, dass jeder der etwas schreiben kann und das Gefühl hat er hätte was zu sagen, auch schreiben soll. Deswegen geht der Stil auch in mehrere Richtungen, denn da ist keiner der mit eiserner Faust über die anderen wacht und festlegt was zu tun ist. Ich denke das ist gut so. Es gibt auch Leute die meinen, dass das die Entwicklung behindert und man einen Anführer braucht der weiß was zu tun ist. Wir haben keinen Anführer, wir wissen nicht was wir tun, aber es funktioniert trotzdem.

Ich würde an dieser Stelle gerne einen kleinen Rückblick wagen, auf die Querelen der letzten Dekade und die Zeit nach Tolkki. Das muss doch kompliziert sein, da auf der einen Seite fast alle Klassiker der Bandgeschichte von ihm geschrieben wurden und sie live den Kern eures Sets ausmachen und er auf der anderen Seite der Hauptverantwortliche für die Probleme und die Krise im Hause Stratovarius war, sofern die Presse da richtig lag. Bist du eher wütend wenn du auf ihn angesprochen wirst oder kommt beim Namen Tolkki eher Dankbarkeit auf?

Das ist eine sehr komplizierte Sache und man hat natürlich gemischte Gefühle. Selbst wenn man all die Konflikte in der Band und in der Presse zählt, die es zeitweise gab und die teils sehr energetisch waren, dann war das nur ein sehr kleiner Bruchteil der Zeit, die wir mit einander verbracht haben. Größtenteils hatte wir eine tolle Zeit zusammen, die schlechte Zeit lag vielleicht bei einem halben Prozent vom Gesamten, aber die Presse fokussiert sich nur auf dieses halbe Prozent, weil es so spektakulär war. Aber irgendwie ist es ärgerlich dass er so wütend wurde und so ausgerastet ist, denn nachdem er die Band verlassen hat, war er irgendwie in dem Modus dass beide weitermachen sollen, und das ist es was zählt.

Und gibt es noch Kontakt oder ist es wie eine zerbrochene Beziehung?

Es ist irgendwie gebrochen. Ich habe ihm vor ein paar Monaten gemailt und er hat nicht geantwortet. Er fühlt sich manchmal gelähmt und alleine, also nicht so gut. Ich weiß nicht recht, ich denke er ist am Arbeiten an mehreren Sachen. Er produziert ein paar argentinische Sänger und komponiert manchmal für Allen/Lande mit. Also er macht schon noch Sachen und ist nicht böse dass er draußen ist und die Band weiter existiert aber das ändert sich oft. Manchmal wacht er auf und ist super angepisst von allem und wütet rum. So fühlt er sich dann nun mal. Aber ich denke man sollte die Band nicht einfach ausschalten, nur weil eine Person gerade wütend ist.

Aber ihr nehmt das nicht persönlich oder?

Nein, das sollte man nicht. Er denkt manchmal einfach nicht klar und man kann nicht wütend auf eine Person sein die nicht klar nachdenken kann. Also man kann schon, aber man sollte versuchen es nicht zu sein. Natürlich wirst du trotzdem sauer. Wir sind ja keine Heiligen oder Roboter, natürlich bist du manchmal auch richtig angepisst.

Wie würdest den aktuellen Status der Band beschreiben? Als ich das erste Mal auf dem Wacken war, da habt ihr noch als große Attraktion am frühen Abend gespielt, mittlerweile rückt der Slot immer weiter in den Nachmittag hinein. Sagt das etwas aus?

Der generelle Status der Band ist über die Jahre etwas gesunken, genauso die Verkaufszahlen, ich denke das ganze Genre Power Metal ist etwas kleiner geworden. Aber das ist der ganz normale Alltag und passiert manchen Bands. Bei manchen geht’s immer aufwärts und dann lösen sie sich auf oder eine Person stirbt oder andere Dinge passieren. Die ganze Industrie hat sich sehr gewandelt, und auch unsere Fans von damals haben sich weiterentwickelt, sind erwachsener, haben richtige Jobs oder eine Familie. So läuft das mit allen Dingen und genauso lustig ist es mit dem Wacken. Also, ich weiß nicht ob es wirklich lustig ist aber Jörg ist jetzt Production Manager fürs Wacken und hat ja viele Connections. Natürlich hat er die Band verlassen aber ich denke nicht, dass er uns einen reinwürgen will, sondern dass sie den Slot so auswählen wie sie den Status der Band einschätzen und Stratovarius war nie richtig groß in Deutschland. Selbst in den glorreichen Zeiten waren es andere Gegenden als Deutschland. Wir spielten hier in einem kleinen Club in Kiel oder in einem richtigen Loch in Braunschweig und dann in Italien oder Griechenland vor 3000 Menschen, oder auch in Spanien. Der Erfolg damals lag vor allem in der Mittelmeerregion, warum auch immer.

Als ich euch das erste Mal sah ward ihr zumindest Headliner!

In welcher Halle war das?

Irgendwo in Hessen, Batschkapp in Frankfurt oder die Stadthalle in Langen.

Selbst als wir damals die Batschkapp ausverkauft haben oder die Tour mit Symphony X haben wir im Zénith in Paris vor 6000 Leuten gespielt, also war selbst damals Deutschland im Vergleich eher schwächer. Falls du dich an die Stratohammer-Tour 2005 erinnerst, die exakte Idee dahinter war das Hammerfall immer groß in Deutschland waren und schwächer in den Ländern mit romanischen Sprachen wie Frankreich, Spanien und Italien. Dort ziehen wir viele Fans, also haben wir die Tour zusammengemacht, haben die Headlinerslots getauscht und es hat halbwegs funktioniert. Eine logistische Marketingentscheideung quasi, bei der wir beide von den Ticketverkäufen der anderen profitieren und den Fans ein starkes Gesamtpaket bieten.

Liest du eigentlich die Pressekritiken?

Ein paar Auszüge schon, aber generell ist mir das Gespräch mit Menschen und der Austausch mit den Fans wichtiger. Wenn du eine Cd-Kritik schreibst, dann hast du in der Regel schon vorher welche geschrieben. Du analysierst die Musik daher auf einem anderen Level als jemand der es einfach konsumiert. Ich denke als normaler Konsument bewertest du das Album eher instinktiv als analytisch, aber natürlich ist es manchmal ganz interessant, vor allem die guten lese ich gerne. (lacht)

Hörst du dir eigentlich eure so genannte Konkurrenz an?

Manchmal, ich höre mir die Bands an wenn ich sie mag.

Welche Band magst du denn?

Ich mag Sonata Arctica, ich mag Nightwish. Ich mag Bands die nicht richtig in diesem Genre zu Hause sind, eine meiner liebsten Bands ist Arch Enemy, ich liebe Meshuggah aber die kann man nicht als Konkurrenten betrachten, die machen was ganz anderes. Als Konkurrenz könnte man dann eher Sonata Arctica oder Nightwish sehen.

Das führt mich doch glatt zu meinem nächsten Thema, einer kurzen assoziativen Runde bei der ich dir ein paar Bandnamen nennen wollte und deine Assoziation dazu hören möchte. Also fangen wir an bei Sonata Artica.

Ich mag sie, kurz und knapp… gute Songwriter.

Yngwie Malmsteen

Das ist eine großartige Sache, eine der besten Zeiten meines Lebens hatte ich damals, viel Spaß.

Thunderstone

Das ist einer der Bands bei denen ich nicht mehr genau sicher bin, was sie eigentlich machen aber es ist kein Power Metal mehr seitdem sie ihren Stil geändert haben. Es sind großartige Kerle aber ich habe sie leider nicht mehr richtig auf dem Radar.

Dragonforce

Mit Dragonforce kenne ich mich nicht so aus, obwohl ich das sollte. Es ist eine dieser Bands von der ich gerne mehr hören würde aber die Zeit nicht finde.

Ich frage deshalb, weil die Youtube-kommentare ja von Vergleichen heutzutage nur so strotzen und dein Name da oft fällt, wenn es darum geht nachzuweisen dass Dragonforce ihre Instrumente nicht beherrschen.

Also das meiste was ich von Dragonforce gehört habe war ziemlich cool und wenn Menschen sich über sie lustig machen dann wahrscheinlich weil die ziemlich groß geworden sind. Sie haben mittlerweile ein Level erreicht, vor allem in Großbritannien, bei dem die Leute gehässig werden. Es gibt diese Kultur der Gehässigkeit, ich weiß nicht warum. Wenn du in Großbritannien gut im Geschäft bist, gibt es eine Reihe von Leuten die versuchen dich wieder runterzuholen. Da geht es dann um Klasse und versnobte Vorstellungen, und dafür haben sie wohl zu bezahlen. Aber die Musik ist wirklich großartig.

Nightwish

Ich liebe Nightwish, eine meiner absoluten Lieblingsbands.

Dream Theater

Dream Theater
auch, aber Nightwish ist noch viel besser. Ich mag das Symphonische.

Symphony X

Symphony X
waren mal meine absolute Lieblingsband. Im Sommer kommt ja jetzt ein neues Album, ich habe sie auf dem Radar und bin gespannt was das wird. Da muss ich mich fast entschuldigen, denn sie waren schon immer meine Lieblingsband.

Und zum Abschluss noch Hammerfall

Hammerfall
machen für mich zu stark den germanischen Stil der mir nicht melodisch genug ist. Natürlich ist es irgendwie schon melodisch aber ich mag es mehr progressiv und orchestralisch und Hammerfall machen ja eher den alten deutschen Heavy Metal wie Accept oder auch Helloween. Das ist nicht ganz mein Ding aber natürlich haben sie auch starke Songs.

Mit einigen von ihnen hast du dir ja schon die Bühne geteilt. Sind daraus irgendwelche Freundschaften entstanden?

Natürlich. Keine richtig tiefen Freundschaften aber man lern sie alle hier und da auf Festivals kennen und trinkt ein Bier zusammen.

Von anderen Bands zur allgemeinen Situation. Wie beurteilst du die Musikindustrie heutzutage?

Es ist einfach nur ein Chaos, wie auf der Titanic.

Durch das Internet?

Genau… Streaming, Downloading . Downloading hat das Streaming ins Leben gerufen und nun tummeln sich da immer mehr Akteure wie Apple und Konsorten.

In dem Zusammenhang gibt es auch eine lustige Anekdote, die ein paar Tage her ist. Ich sprach mit jemandem über das Interview und mögliche Fragen, und er bat mich Grüße auszurichten, da er ein treuer loyaler Fan ist, der vor 10 Jahren alle eure Cds von mir gebrannt hat und sie erst letztens beim Aufräumen wiederentdeckt hat und immer noch Gefallen daran findet.

Danke! Danke vielmals. Vielleicht solltest du diesem Herren sagen, dass die Band gerne eine Gebühr von 200 Euro hätte wenn sie beim nächsten Mal Autogramme gibt. Dann freut er sich vielleicht, dass er mitgeholfen hat solche Zustände zu festigen. Er festigt den Status der Musikindustrie damit und bereitet den Boden für die heutigen Zustände.

Bist du eigentlich in der Lage nur von der Musik zu leben?

Noch, aber frage mich nicht wie es nächstes Jahr aussieht. Es ist natürlich immer eine Mischung aus Liveshows, Merchandise und Cd-Verkäufen aber noch funktioniert es.

Und seit wann ging das bei dir?

Seit ich 19 oder 20 bin.

Hast du ein Lieblingsalbum von Stratovarius?

Wenn ich eine auswählen muss, dann ist das „Visions of Europe“. Ich war noch relativ neu in der Band, es war das dritte Album und das worüber wir vorhin schon gesprochen hatten. Wir spielten in Kiel im Biergartenkeller oder wie auch immer der heißt und flogen dann runter nach Italien und da waren plötzlich 4000 Menschen die absolut ausgerastet sind und wir haben es dann einfach aufgenommen. Was so großartig an diesem Jahr war, war dass die europäische Metalszene wieder erwacht ist, denn noch 5 Jahre zuvor war sie fast komplett tot, noch toter als in den Staaten, wo ich damals gelebt habe. Stattdessen war Rap und die abfuckte Grungemusik in und alles aus den Achtzigern war kollabiert, die Bands, das Marketing, einfach alles.

Und wie sieht es in den letzten Jahren für euch dort unten aus? Spürt ihr die Krise?

Jetzt ist es anders, ja. Wir waren da auch nicht mehr im letzten Jahr aber die Fans sind ja immer noch da und treu. Die Märkte und die Industrie sind zusammengebrochen und die Fans müssen dafür bezahlen. Das ist das gleiche was ja jetzt abgeht mit der beschissenen EU-Krise, das ist sehr schade.

Wie wählt ihr die Livesongs aus?

Das macht alles Timo.

Ich habe noch eine schöne letzte Frage, aber erst mal möchte ich wissen was die dümmste Frage ist, die dir jemals gestellt wurde.

Sie war nicht wirklich dumm aber man fragte mich was die beste Frage sei, die man mir stellen könnte. Und ich antwortete dass die beste Frage wäre: „Würde es dir was ausmachen, 20.000 Euro von mir anzunehmen?“

Ich habe ja noch eure erste DVD Infinite Visions und da gibt es eine Szene, die mich immer wieder zum Lachen bringt mit dir als Protagonisten, mit schelmischem Grinsen dabei eine Toilette zu sprengen. Sprengst du immer noch Toiletten auf Tour?

Nicht wirklich. Früher gab es da mehrere solcher Aktionen, erst Recht wenn jemand mit der Kamera dabei war um das alles festzuhalten, aber heute nicht mehr. Du weißt ja, wenn man jung ist, macht man solch dummes Zeug.

Möchtest du noch etwas zum Abschluss sagen?

Wir haben natürlich viel Blut, Schweiß und Tränen investiert um dieses Album fertig zu stellen und hoffen, dass es den Leuten gefällt. Ich selbst weiß es nicht genau, die anderen sind sich da etwas sicherer als ich. Ich bin mir nicht so sicher aber das ist eine gute Sache die zeigt, dass ich auf jedem einzelnen Schritt des Weges versuche mich stetig zu verbessern, von der Auswahl der Songs zur Produktion bis zum Antrieb den ich den anderen gebe, damit sie ihr Bestes geben damit am Ende das bestmögliche Album bei herauskommt. Wenn du dir nicht sicher bist, führt das automatisch dazu, dass du versuchst es immer besser zu machen. Wenn du dir vom Anfang an zu sicher bist und denkst alles wäre brillant, dann wirst du nachlässig. Am Ende liegt es an den Fans das zu entscheiden und hoffentlich gefällt es Ihnen, hoffentlich kaufen sie es. Ok, das mit dem Kaufen hätte ich nicht sagen sollen, denn eigentlich ist mir das egal und es geht mir darum, dass sie es mögen, denn Musik ist dazu da die Tage der Menschen aufzuhellen. Aber natürlich, wenn sie es kaufen ermöglicht uns das weitere Alben aufzunehmen und das ist das einzige woran ich dabei denke, denn das ist die Art von Cd die man braucht weil es sonst ziemlich teuer für uns wird.

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