DIE SCHEIßE IM LEBEN IST REAL


Über FORGOTTEN TOMB lässt sich bereits jede Menge finden. Wir riskieren daher einen tieferen Blick in die persönliche Welt des Herrn Morbid. Im Skullcrusher Dresden hat sich Ferdinando Marchisio Zeit genommen und uns in redseliger Laune viele Fragen beantwortet, aber lest selbst….

Was macht für dich einen guten Song aus und wann weißt du, wann er fertig ist?

Es ist wichtig zu wissen, dass ich nicht jeden Tag Songs schreibe. Wenn ich mich inspiriert fühle setze ich mich hin und arbeite etwas aus. Die Zutaten für einen guten FORGOTTEN TOMB Song haben sich natürlich in den letzten 20 Jahren etwas geändert, aber wir versuchen schon unseren Trademark Sound beizubehalten. Da wären die schweren Riffs, die rockigen Elemente und die Melodien. Wir versuchen mit jedem Album einen Schritt weiter zu kommen und hoffen den Hörern immer wieder etwas neues, womit sie nicht gerechnet haben zu präsentieren.

Wann schreibst du für gewöhnlich deine Songs?

Das Riff zum Beispiel für "Bad dreams come true" entstand völlig aus der Kalten, beim Fernsehen schauen. Wenn so etwas passiert renne ich zu meiner Gitarre und nehme es auf. Anschließend probiere ich rum, was passen könnte und nach beispielsweise 4 Stunden ist ein neuer Song fertig.

Mit Deadlines ist das natürlich so eine Sache. Am Ende ist es eben doch Arbeit und du musst abliefern. Dennoch ist es wichtig Inspiration zu haben, sonst klingen die Songs kacke und die Hörer merken das sofort. Es hat auch oft damit zu tun, die eigene Faulheit zu überwinden und die Gitarre in die Hand zu nehmen, denn nicht selten kommt am Ende doch etwas echt fettes dabei raus.

War es ein bewusster Schritt die Sludge Anteile im Sound anzuheben?

Fakt ist, die Sludge Sachen höre ich schon seit über 20 Jahren. Das geht dir dann automatisch ins Blut. Das ganze Southern Rock Zeugs gefällt mir einfach, keine Ahnung warum. Mit FORGOTTEN TOMB ist das sowieso eine spezielle Sache, denn wir haben nun 10 Alben. Einige Songs wurden bereits Jahre zuvor geschrieben, aber haben es dann nichts aufs Album geschafft, weil es noch zu früh gewesen wäre. Wir haben versucht in kleinen Schritten zu dem Sound zu gelangen, den ich gern spielen wollte. So kam es das "We owe you nothing" das sludgy-este Album geworden ist, weil mich das am meisten anspricht. Es war also ein natürlicher Prozess und mir war bewusst, dass ich nicht den Sound der Band von heute auf morgen komplett ändern wollte.

Mit "We owe you nothing" endet eine weitere Trilogie. Folgt nun die Nächste?

Höchstwahrscheinlich, denn ich werde nicht aufhören. Aktuell überlegen wir eine EP zu erstellen, als eine Art Extra ohne Trilogie. Es könnte ein guter Testlauf für das neue Album sein.

Es gibt also schon einen großen Masterplan?

Auf jeden Fall. Ich höre meine eigenen Sachen nicht wirklich an. Wenn ein Album fertig ist, ist es für mich abgeschlossen. Das ist was es für mich aufregend macht: "Beim nächsten Album zeigen wir es denen so richtig". Musik zu erschaffen die niemand erwartet und natürlich gibt es dann nächstes Jahr den Beginn der nächsten Trilogie.

Du wurdest 2015 gefragt wie so ein Tag bei dir aussieht. Was hat sich seitdem geändert?

Es waren ein paar verrückte Jahre. Ich war 2017 in einen Autounfall verwickelt und war ziemlich mitgenommen dadurch. Wir konnten auch nicht live spielen was blöd ist, weil ich damit mein Geld verdiene. Sprich ich war ein Jahr lang völlig pleite. Ich musste jeden Cent umdrehen und für Essen und Alkohol sparen. Es war eine miserable Zeit. Und dann kamen noch persönliche Dinge dazu, die nicht so klappten wie sie sollten und das machte die letzte Zeit zu eher komplizierten Jahren. Nichts desto trotz bleibt der Alltag ähnlich. Ich bin heutzutage aber konzentrierter und mehr auf die Musik fokussiert. Der Selbstzerstörerische Anteil ist weniger geworden.

Sozusagen der Versuch einen Ausgleich zu schaffen?



Ja so in etwa, was schwer ist, denn ich bin ein sehr unausgeglichener Mensch. (lacht) Aber ich arbeite dran und desto älter ich werde, desto ruhiger werde ich. Der Fokus liegt mehr auf den Bands und ich bleibe auch mal nüchtern, wenn es nötig ist. Alles in allem könnte man sagen, ich versuche etwas positiver zu sein, was wirklich ungewöhnlich für mich ist, da mir das Leben trotzdem häufig in die Eier tritt. Du musst einfach das Geile was passiert akzeptieren und für die Probleme vorbereitet sein, die kommen können, denn keins von beiden wird aufhören.

Für dich sollte die Musik im Vordergrund stehen. Aktuell sieht man bei vielen Bands auf der Bühne die Arbeit mit Masken oder Nebel, um die Musik zu unterstützen, was hältst du davon?

Ich mag das nicht wirklich. Ich verstehe warum das heutzutage so gut funktioniert z.B. bei Bands wie GHOST oder BATUSHKA und anderer solcher Bands die sehr Image orientiert arbeiten. Das ist jedoch nicht in unserem Interesse, denn wir sind eher diese Art Hard Rock Band auf der Bühne mit unserer Kleidung und unseren Bewegungen. Wir sind sehr bodenständig wie eine Art AC/DC des Black-Doom

Und natürlich muss die Musik im Vordergrund stehen. Da bin ich auch eher Old School in Bezug auf Musik. Ich versuche schon auf dem Laufenden zu bleiben was in der Szene so passiert, auch wenn mir ein Großteil der Bands von heute nicht gefällt. Viele Leute gehen mehr auf das Image einiger Bands ab, als auf deren Musik. Vielleicht mögen Sie auch die Musik, weil sie das Image mögen, das klappt besonders bei Jüngeren gut, aber das klappt nicht bei mir. Mich verarschst du nicht mit Image. (lacht)


Ist es dann nicht ein Paradox, wenn Bands sich Mühe geben mit Masken oder Umhängen die Musik in den Vordergrund zu stellen und gleichzeitig damit von der Musik ablenken?

Ich schätze schon. Meine persönliche Meinung ist, dass viel zu häufig die Musik eine Image-Sache geworden ist. Was ich mich also Frage ist, wären diese Bands angezogen wie wir, ganz simpel und ohne Tam Tam, wären die Leute dann immer noch so an den Bands interessiert? Ich denke nicht, aber wer bin ich schon das zu beurteilen. Metal ist schon immer ein sehr Image orientiertes Genre gewesen, wie bei großen Shows von ALICE COOPER und KISS erkennbar. Heutzutage finde ich, wird die Musik dem Image nicht immer gerecht und viele Bands sollten sich mehr darauf konzentrieren, Neues mit ihrer Musik zu schaffen. Vor allem, da meiner Meinung nach viele Bands nur ein aufgewärmtes Ding aus den 90ern darstellen. In meinen Demo-Tagen habe ich auch mit schwarzen Umhängen und Kerzen gearbeitet, aber am Ende ist das alles nur Mist und für mich nichts neues mehr.

Ihr seid jetzt schon sehr lange Live aktiv, was hat sich deiner Meinung nach geändert am Publikum?

Was für mich wichtig ist, ist das auch junge Leute Gefallen daran finden. Die Generation hat sich verändert aber es ist gut junge Leute vor der Bühne zu sehen, die auch alte Hasen wie uns sehen wollen. Was auffällt ist, dass die Leute von damals aus unseren jungen Jahren kaum noch sichtbar sind. Metal ist derzeit allgemein nicht mehr so populär, wie das noch vor 15 Jahren der Fall war.

Manche Shows laufen nicht so super, weil die Leute zum Beispiel faul geworden sind. Heutzutage ist auch das Tempo anders geworden. Man veröffentlicht ein Album und einen Monat später ist es bereits veraltet. Mir fehlt die Leidenschaft von früher, sich Monate lang Alben anzuhören und die Texte zu lernen. Von Stadt zu Stadt unterscheidet sich das Verhalten im Publikum ebenso. Manche sind voll dabei mit headbangen, in anderen Städten ist es etwas kalter und bewegungsarmer. Man könnte fast denken es hat etwas mit der Kultur zu tun.


Das Model vom Album "Hurt yourself and the ones you love" hat 2016 Selbstmord begangen. Wie war das für dich?

Ich kannte sie nicht wirklich, aber sie hatte eine Menge Probleme. Die Leute, die sie kannten, konnten erahnen das es früher oder später passieren wird. Manchen Leuten kann man nicht helfen, sie gehen ihren eigenen Weg und wollen nicht mehr auf der Erde sein, wie DEAD von MAYHEM zum Beispiel. Wir hatten nie großen Kontakt und um ehrlich zu sein, bin ich auch die falsche Person, um jemanden aufzumuntern. Ich meine, wenn du keinen Bock hast auf dieser Welt zu sein, ist es dein Recht dich selbst zu töten. Es ist nichts wofür man jemanden verurteilen sollte. Die Leute haben eine Heiden Angst davor, aber der Tod ist ein Teil vom Leben. Ich habe das selbst vor einigen Jahren durch gemacht, nicht auf die gleiche Weise wie sie, aber mehr in der selbstzerstörerischen Art. Ich habe selbst einige Risiken auf mich genommen und an einigen Stellen in meinem Leben den Zeitpunkt erreicht, an dem es mir egal war, ob ich sterbe oder nicht. Ich kann also schon nachvollziehen warum Leute sich bewusst dazu entscheiden.

Hat sie sich mit dem Albumcover letztlich auch auf eine Art und Weise unsterblich gemacht?

Ja, das ist was sie wollte. Sie stand komplett auf das Album und meinte auch zu uns, wenn ihr etwas passieren sollte, sollen wir unser Image beibehalten. Sie war mächtig stolz auf die Bilder und dem Umstand, der Band, die sie sehr mochte, etwas beisteuern zu können. Natürlich waren auch einige angefressen, dass wir das Bild ausbeuten würden nach Ihrem Tod und das nicht richtig wäre. Doch wir fühlen uns nicht schuldig, denn das ist was sie wollte. Das wir die Bilder für die Band nutzen. Und wir respektieren ihren Wunsch damit. Natürlich setzt es das Album und die Band selbst noch einmal in ein anderes Licht, doch das ist worum es geht. Es war nie ein Witz für uns. Mit so etwas muss man leben. Wenn man Musik macht wie wir, muss man mit solchen Sachen rechnen. Die Scheiße im Leben ist real und wir eben auch.

Zum Abschluss gibt es noch eine Schnell-Frage-Runde. Antworte also bitte eher intuitiv.

Todesstrafe oder Gefängnis?Gefängnis!
Cd oder Vinyl?
Vinyl!
Burger oder Pizza?
Pizza!
Nihilist oder Pessismist?
Nihilist
Black Metal oder Doom?
Doom!
Festival oder Clubshows?
Festivals als Musiker. Clubshows als Fan der
Musik.

Beer oder Wine?
Wine!
Hannibal Lector or Norman Bates?
Norman Bates!



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