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NEMESIS SOPOR – MMXL (2017)

(3.610) - Ingmar (8,2/10) - Post Black Metal

Label: Geisterasche Organisation
VÖ: 17.02.2017
Stil: Post Black Metal

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Mit "MMXL" haben Nemesis Sopor ein durchaus gelungenes Album auf die Beine gestellt. Es handelt sich um ein Konzeptalbum, was sich aus den Namen der Songs und deren Reihenfolge ableiten lässt. Musikalisch, stilistisch und thematisch lässt sich das Album zusätzlich noch in zwei weitere Teile aufspalten, den ersten Teil (ich würde diesen mit „Aufstieg“ zusammenfassen) bilden hierbei die thematisch zusammenhängenden Titel Untertan“, „Saat“, „Herrscher“ und „Despot“. Den zweiten, thematisch scheinbar eher lose zusammenhängenden Teil bilden „MMXL“, „Atarax“ und „Zeit der Sterne“.

Der Teil „Aufstieg“ ist durch ein sehr hohes Tempo und die schnellen Blastbeats des Schlagzeugs gekennzeichnet, auch wenn stellenweise für kurze Zeit das Tempo massiv gedrosselt wird, mehr dazu bei den einzelnen Songs. Der zweite Teil kommt im Gegensatz zum Ersten sehr viel ruhiger daher, die Gitarren spielen zwar immer noch relativ schnell, dafür verringert die Spielart des Schlagzeugs das gefühlte Tempo erheblich.

Bei diesem Album empfiehlt sich definitiv mehrmaliges Hören, da sich bestimmte Feinheiten in den Titeln dem geneigten Zuhörer erst nach einigen Wiederholungen offenbaren. Stilistisch und soundtechnisch würde ich das Album in die Nähe von Bands wie Firtan bzw. Eïs rücken, dies sollte dem Zuhörer eine ungefähre Einordnung bieten, was ihn in diesem Album erwartet.

Leider waren keinerlei Songtexte zu diesem Album aufzutreiben, was bei dem ein oder anderen Song stellenweise sehr hilfreich gewesen wäre; ein Beispiel ist hier „Despot“, da dieser Titel mit extrem bearbeiteten und dadurch leider undeutlichen Vocals auffällt.

Mit „Untertan“ startet das Album mit einen 15:10 Minuten langen Song, dieser beginnt mit einem langsamen, anschleichenden und ruhigen Intro, darauf folgt ein schnellerer Zwischenpart. Im Song selber gibt es durchaus interessante Tempowechsel, zum Schluss übernehmen wieder die Blastbeats und ziehen das gefühlte Tempo wieder an. Gerade bei den Tempowechseln wird der Bass sehr gekonnt in Szene gesetzt. Insgesamt ein sehr gelungener Start, der den Zuhörer auch beim ersten Hören gleich mitreißt.

Es folgt mit „Saat“ ein 1:58 langes Interludium in dem Akustik und cleane E-Gitarre sehr gut miteinander spielen und harmonieren. Im späteren Verlauf gesellt sich noch eine leicht angezerrte Lead-Gitarre dazu, diese bleibt allerdings dezent im Hintergrund.

„Herrscher“ überzeugt insgesamt durch unvermutete, interessante und leicht progressiv anmutende Taktvariationen im gesamten Song. Zusätzlich findet sich hier das erste Mal auf dem Album ein Titel mit schönen klaren und tiefen Gesangspassagen, die allerdings durch die gutturalen Vocals und deren Effekte für meinen Geschmack etwas zu stark verdeckt werden. Der letzte Abschnitt bringt mit einer atmosphärisch-„postiger" Lead-Gitarre „Herrscher“ zu einem gelungenen Abschluss.

„Despot“ startet unerwartet mit einem disharmonischen Intro, was den Zuhörer beim ersten Durchgang vielleicht etwas überfordern mag. Dafür gewinnt diese Art des Intros gerade mit dem sehr atmosphärischen Abschluss von „Herrscher“ bei mehrfachem Hören dieses Übergangs ungemein an Schönheit und Eleganz dazu und erscheint mehr und mehr passend. Der Gesang arbeitet in diesem Song mit viel Reverb/Delay und einem Leslie/RotoCab-Effekt (zumindest klingt es für mich sehr danach) dadurch wirkt die Stimme sehr gurgelnd und für meinen Geschmack etwas zu undeutlich. Insgesamt lassen langsame und ruhige Parts dem Song auch Zeit und Raum zu wirken.

Als erstes Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass der erste Teil durch das Tempo der Songs an sich gleichförmig und wie aus einem Stück wirkt. Das mag jetzt jeder für sich so positiv oder negativ bewerten.

„MMXL“ eröffnet den zweiten Teil des gleichnamigen Albums. Das Intro beginnt mit ruhigen cleanen E-Gitarren, das Schlagzeug arbeitet hier hörbar mit Toms, was mir sehr gut gefällt. Das Schlagzeug bleibt den Song über durch interessante Fills präsent, genauso wie die cleane E-Gitarre. Als zusätzliches Stilmittel wird bei „MMXL“ auch Feedback eingesetzt, was eine nette Abwechslung in der Mitte des Albums bringt.

Auch „Atarax“ setzt auf einen ruhigen akustischen Einstieg durch cleane E-Gitarren mit angenehm eingesetztem Delay. Daran schließt sich ein schneller und recht monotoner Snare-Blastbeat-Part an, anschließend übernehmen wieder die cleanen E-Gitarren, diesmal mit einer ein wenig angezerrten Rhythmusgitarre. Wieder erfolgt ein Wechsel auf einen schnellen Part, diesmal unterstützt durch Arpeggio Lead-Passagen. Es folgt ein kurzer MidTempo-Part und „Atarax“ wird durch einen schnelleren Part mit langsam und akzentuiert eingesetzter Snare abgeschlossen.

„Zeit der Sterne“ eröffnet mit einem langsamen Akustik Intro unter welches Geflüster mit viel Reverb/Delay gelegt wurde. Die Rhythmus Gitarre tritt wiederum leicht angezerrt in Erscheinung, mit einem langsameren Part für das Schlagzeug. In „Zeit der Sterne“ geben die Gitarren ein sehr hohes Tempo vor, im Gegensatz zum Schlagzeug. Abgeschlossen wird „Zeit der Sterne“, ebenso wie das Album MMXL an sich, durch einen langsameren Part mit gut umgesetzten, und dadurch musikalisch wertvollen, Soli.

Das Schlagzeug hat insgesamt eine präsente Bassdrum, sie klingt „fellig" aber dennoch relativ hell, fast click-artig. Die Snare ist tendenziell eher zurückhaltend abgemischt, kommt aber gerade bei langsameren Spielabschnitten besser durch. Offenbar wurde kaum Reverb auf der Snare verwendet, dadurch wirkt der Sound sehr knackig und direkt. HiHat und Becken fallen wenig auf, da auch sie eher zurückhaltend abgemischt wurden, sie sind aber dennoch hörbar und setzen Akzente, wenn diese benötigt werden.

Zu den Gitarren lässt sich sagen, dass die Rhythmus-Gitarre gut ausgepegelt ist und ein allgemein angenehmes EQ-Profil aufweist, dadurch kann sie ihre Aufgabe sehr gut bewältigen. Die Lead-Gitarre erscheint etwas höhenlastig und wirkt dadurch stellenweise unangenehm nasal, was auch bei der ein oder anderen Lead- bzw. Solo-Passage hörbar auffällt und den Hörgenuss doch etwas trübt. Der Bass ist immer hörbar, zumindest, wenn sich auf ihn konzentriert, hat relativ wenig Höhenanteil und kommt gerade in ruhigeren Passagen gut durch. Von mir aus könnte der Bass etwas präsenter sein, aber Nemesis Sopor wird schon Gründe für diese Art der Abmischung haben.

Der Gesang wirkt durch die vielen Effekte auf den Spuren (Reverb/Delay) insgesamt etwas undeutlich und schwammig. Es werden nur die Black Metal-typischen Screams für den gutturalen Gesang genutzt, Growls sucht man indes vergebens. Dafür bildet der tiefe und cleane Gesang ein schönes Gegenspiel, ebenso wie die gesprochenen Passagen in den jeweiligen Songs. Diese Gegenparts könnten von mir aus gerne etwas deutlicher hervortreten, aber sie funktionieren auch so wie sie sind im Gesamtkonzept des Albums.

Generell ist der Sound bei diesem Album sehr präsent, er wirkt stellenweise wie eine Wand, aber angenehm auf seine Art und Weise. Die Abmischung gestaltet sich weniger luftig als man erwarten würde, wenn man den Begriff „Post“ bei einem Metal Album findet. Für ein Black Metal-Album ist der Sound gut auflösend und erlaubt das (relativ) genaue Zuordnen der einzelnen Instrumente bzw. deren Bestandteile.

Durch die schnellen Snare-Blastbeats wird es stellenweise etwas langweilig (da monoton) im mittleren Teil, hier hätte etwas mehr Variation gut getan; für den Anfang ist dies ein guter Einstieg, der aber schnell eintönig werden kann. Zum Ende besticht MMXL durch Tempowechsel und mehr „postigere" bzw. progressivere Klänge und wird so wieder interessanter. Allgemein sind gute progressive Ansätze vorhanden, die weiter ausgebaut werden könnten für meinen Geschmack, dennoch ist gerade im Mittelteil wieder viel für Fans von Blastbeats dabei.

Nach dem ersten Durchhören ist MMXL durchaus interessant aber nicht unbedingt preisverdächtig, dennoch einzigartig in seiner Weise. Nach mehrmaligen Durchhören erschließt sich dann doch die Idee und das Konzept hinter diesem musikalischen Kunstwerk, es bleibt einzigartig in seiner Art. Dieses Album sollte man nicht nebenbei hören, denn es verlangt erstaunlich viel Aufmerksamkeit vom Zuhörer, gerade beim ersten Durchgang.

Bewertung: 8,2 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Untertan
02. Saat
03. Herrscher
04. Despot
05. MMXL
06. Atarax
07. Zeit der Sterne

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