Beim ersten Betrachten der Songtitel schwante mit Böses: „13 Liter Bohrmaschine“, „Pitti Platsch Anoraknaroek“ oder „Helmut Berger at Salzburg Airport“. Was sollte das denn werden? Doch bereits nach dem ersten Durchhören war klar, dass scheinbar Voltron als zweiter Vertreter meines Berlin specials scheinbar auf Songtitel, Normen oder Klassifizierungen scheißen und lediglich ihre Mucke im Kopf haben, was a) mehr als vortrefflich, b) anfangs etwas verwirrend und c) völlig genial ist, denn was da aus den Boxen wabert ist so dermaßen fett, oldschoolig und zähfließend, dass sich Bands wie Saint Vitus und Konsorten ziemlich schnell warm anziehen sollten.
Hier ist Doomcore angesagt, der so schön unverbraucht, räudig und dunkel rüberkommt, dass man den Wal auf dem Cover fast ins Wasser pinkeln hört. Die rumpelige Produktion tut ihr Übriges und verleiht Voltron eine erhabene Schwere und eine Aura der Unberührbarkeit. Ehrlich, die Mucke des Fünfers hat mich sofort an den Eiern gepackt und mich in die Untiefen des musikalischen Schwermuts der Friedrichshainer gezogen. Teilweise schön monoton wie beim Opener, dann mal wieder etwas kräftiger wie bei „Black to back“ oder in Sachen Geschwindigkeit fast schon Speedmetal-artig bei „Medic help!“. Dennoch alles kein Vergleich zum Pittiplatsch Song, der nicht nur den mit Abstand beklopptesten Titel, sondern auch musikalisch das Beste bietet, was „Kaventsmann“ zu bieten hat.
Dieses Album hat Cojones, dicke, fette, haarige Eier und ist ein dreckiges Juwel in einer Welt voller glattgebügelter 08/15 Veröffentlichungen. Voltron muss ich unbedingt mal live antesten, denn ich vermute fast, dass mir der fette Sound meiner Berliner Landsmänner den Schlüpper umstülpen wird. „Kaventsmann“ ist ein ebensolcher und der Beweis dafür, dass der Underground lebt und atmet. Ohne Lokalkolorit oder Patriotismus verteile ich die mir dafür angemessene Punktzahl. Gaanz stark!!!
Bewertung: furchteinflößende und zähfließende 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. 13 Liter Bohrmaschine
02. Black to back
03. Studententoeter
04. Pitti Platsch Anoraknaroek
05. Faster than nothing still can be slow
06. Helmut Berger at Salzburg Airport
07. Medic help!
08. Fuckoverforevertime (Fucktimeforeverover)