Ja, liebe Leser, ich bin ein älteres Semester! Aufgewachsen in der Hochphase des Heavy Metals und darauf noch heute stolz! Viele Bands habe ich kommen und (leider) gehen sehen, viele großartige Musiker erlebt, deren Höhen und Tiefen miterlebt und zum Teil große Trauer darüber verspürt, wenn diese Ausnahmekünstler in der Versenkung verschwanden und in Vergessenheit gerieten. Doch manchmal erhebt sich einer dieser "gefallenen" Helden erneut, um die Welt zu begeistern und für sich einzunehmen. Die Rede ist hier im speziellen von Michael Kiske, der schon zu Zeiten seines Engagements bei Helloween zu einem meiner absoluten Lieblingssänger avancierte, sich später allerdings mit einigen (vielleicht unüberlegten Äußerungen) etwas ins Abseits schoss. vergeben, vergessen, denn seit seiner Performance bei Avantasia und vor allem bei seinem neuen Hauptbrötchengeber Unisonic, ist die alte Bewunderung erneut aufgeflammt.

Bei Letztgenannten allerdings nur von Kiske zu Reden, wären einem Sakrileg gleichzusetzen, befinden sich neben dieser göttergleichen Stimme auch noch sein alter Compadre Kai Hanssen, die ehemaligen Pink Cream 69er Mandy Meyer und Kosta Zafiriou und natürlich Dennis Ward, dessen "ex"-Zugehörigkeiten den Rahmen sprengen würden, in dieser herausragenden Band, die Anfang August nun mit "Light of dawn" erneut ein megageiles Melodic Metal Geschoss in die Weiten des Metal Universums ballern und dabei Begeisterung und Enthusiasmus entfachen. Die Gelegenheit, mit Dennis Ward, dem Hauptverantwortlichen dieses brillanten Albums, zu plauschen, ließ ich mir natürlich nicht entgehen und es entwickelte sich ein mehr als interessantes Gespräch.

Du bist ja als gebürtiger Texaner mit Sicherheit eher für Klinsis Team gewesen, doch was sagst Du dazu, dass Deutschland letztendlich nach 24 Jahren endlich den vierten Stern geholt hat?

Supertoll!!! Ich habe mich natürlich mitgefreut, konnte aber nicht alles live mitverfolgen, da wir zu dem Zeitpunkt in Tschechien beim Masters of Rock gespielt haben. Den Rest konnten wir dann aber zusammen mit Bonfire im Tourbus miterleben und hatten mächtig Spaß!

Dennis, zu Beginn natürlich die obligatorische Lobhudelei: „Dawn of light“ ist ein unfassbar geiles Album geworden und toppt in unseren Augen das selbstbetitelte Debüt um Längen. Als Musiker hat man da natürlich eine vollkommen differenziertere Sicht zu. Wie sieht es also bei Dir mit der Wahrnehmung zur neuen Scheibe aus?

Ich freue mich natürlich! (lacht) Wir sind mit diesem Album unserem eigentlichen Ziel näher gekommen, da unsere erste Scheibe eher als „Versuch“ anzusehen war und wir damals noch gar nicht genau wussten, was wir eigentlich so musikalisch machen wollten. Wir wussten im Umkehrschluss natürlich, was wir NICHT machen wollten, doch so richtig klar waren wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Bei „Dawn of light“ haben wir vieles richtig gemacht und befinden uns definitiv auf dem richtigen Weg.

Erzähle mir doch mal mit Deinen eigenen Worten ein klein wenig über die Scheibe, die bei uns mit der Höchstnote bedacht wurde, im Gegensatz zum Debüt. Da gab es 12 von 10 Punkten von Chris, der in seinem Enthusiasmus (genauso wie ich) gerne zu Übertreibungen neigt, doch selbst heute noch von einem Jahrhundertwerk spricht…

Hahaha, sag ihm „Danke“ dafür! Es war viel Arbeit! Wir haben uns Zeit gelassen, denn, ob man es glaubt oder nicht, wir haben alle noch anderweitige berufliche Verpflichtungen. Ich produziere viel, Kai hat Gamma Ray und ist ebenfalls dadurch sehr beschäftigt. Von daher hatten wir zwangsläufig viel Zeit, um an den Songs zu arbeiten. Wir haben uns alle alten Kiske Platten angehört und überlegt, wo er am besten klingt, was wirklich SEIN Ding ist und wo er glänzen kann. Quasi: Wo ist sein Mojo (lacht). Dann habe ich angefangen, die Songs zu schreiben und musste da natürlich darauf achten, wie Michael darauf klingen könnte, denn ein Album ist immer nur so gut wie der Sänger, der darauf zu hören ist. Daher hat es ziemlich lange gedauert, aber das fertige Resultat macht mich unfassbar happy und ich fühle mich sehr wohl. Wohl auch, weil mir wirklich nichts Besseres einfiel, hahaha.

Waren auf der ersten Scheibe Mandy Meyer und Kai Hanssen die treibenden Kräfte hinter den Songs, so heißt es im Pressetext, dass Du Dich diesmal für die meisten Songs verantwortlich zeigst. Wie kam das zustande? Ist das vielleicht auch ein Grund, weshalb Ihr Euch jetzt mehr Eurem Ziel nähert? (lacht)

Hahaha, nein. Kai hatte einfach viel zu wenig Zeit, um sich auf das Songwriting zu konzentrieren, Mandy hat diesmal wenig geschrieben. Aber daran sieht man ja auch, dass, egal wer bei uns die Songs schreibt, immer noch Unisonic hinten rauskommt. Irgendwie hat ja im Endeffekt doch jeder seinen Senf dazu gegeben, mal mehr, mal weniger. Auf der nächsten Platte wird Kai dann auch wieder mehr Zeit haben, wir haben jetzt eine klarere Richtung, wissen genau, wo wir hinwollen und es wird immer besser.

Aber jetzt hast Du zumindest den Salat, dass Du das Album fast hauptverantwortlich geschrieben hast und somit nun auch mit all den doofen Pressefritzen reden musst…

Hahaha, nicht nur. Zum Glück reden auch die anderen, denn ich habe ja nun wirklich nicht alles alleine gemacht, wie vielerorts behauptet wird. Ob im Proberaum oder im Studio, jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, denn eigentlich bin ich was das Songwriting betrifft eher ein klein wenig faul. Ich bin einfach nicht derjenige, der einen kompletten Song von vorne bis hinten komponiert, sondern immer wieder den Input der Anderen brauche. Ich bin meist verantwortlich für eine Basisidee, ein Riff, ein Refrain und wenn die Jungs das gut finden, arbeite ich weiter daran. Ich brauche die Jungs unbedingt, also ist nicht alles auf meinem Mist gewachsen…sonst hätte ich ja auch gleich eine Soloplatte machen können (lacht).

Was für ein Gefühl ist es, mit einem solchen Ausnahmesänger wie Michael Kiske zusammen zu arbeiten? Ich finde, der Mann klingt heute noch so geil wie 87 zu „Keeper of the seven keys“-Zeiten…

Der hat’s schon drauf, gell? (lacht) Es gibt viele Musiker in unserem Alter, die nicht einmal mehr ansatzweise so fit sind wie er. Das Singen macht ihm einfach Spaß und das hört man auch. Er trinkt nicht, raucht nicht, passt absolut auf seine Stimme auf und ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass sich seine Stimme in den letzten Jahren sogar noch verstärkt und verbessert hat. Es macht einfach eine unbändige Freude, mit ihm zu arbeiten, denn Kiske ist einer der besten überhaupt, mit denen ich jemals zusammengearbeitet habe. Ich genieße es richtig, wenn er auf einen Song singt, den ich geschrieben habe.

Was bitte wolltet Ihr mit dem ziemlich nach Jules Verne erinnernden Albumcover ausdrücken? Oder war das eine rein grafische Spielerei?

Nicht wirklich. Kosta kam mit diesem „Steampunk“ Konzept an, von dem ich vorher nicht wirklich viel wusste, es zwar mal sah, mir aber niemals wirklich bewusst war, dass es sich um „Steampunk“ handelt (lacht). Er hat uns ein paar Bilder geschickt und sie gefielen uns einfach. Dann kam ich auf die Idee: Mensch, wir haben doch so ein tolles „U“ in unserem Logo. Lass uns doch nen Ufo machen. Alle geilen Bands haben ein Ufo, also brauchen wir gefälligst auch eins, hahaha. Also kombinierten wir Steampunk, Weltall und nen Ufo und Martin Häusler schickte uns dann das fertige Bild, was exakt all das beinhaltete, was wir uns vorstellten. Die einzige Änderung war, dass wir es etwas heller gestalteten und den Schriftzug wieder veränderten…

Was meine nächste Frage gewesen wäre, denn warum habt Ihr das nicht beibehalten? Ich fands’s ziemlich geil…

Unser altes Logo passte einfach zum endgültigen Albumcover besser. Für die EP war das ok, doch wir wollten unseren Schriftzug nicht komplett verändern, was bei manchen Leuten auch für etwas Kopfschmerzen gesorgt hätte, hehehe. Wir waren uns jedenfalls alle ziemlich schnell einig…was bei einer Band doch relativ selten ist (lacht).

Als ich das Album erstmals komplett durchhörte, bekam ich Gänsehaut, so großartig fand ich die einzelnen Songs. „Exceptional“ gefiel mir zu diesem Zeitpunkt am besten und Euch anscheinend auch, denn ansonsten hättet Ihr dazu ja nicht das Video aufgenommen. Warum genau dieser Song und nicht die erste Single „To the kingdom“?

Einfach wegen der Resonanz der Fans und der Plattenfirma, die im Vorfeld einfach komplett auf diesen Song abfuhren. Da war für uns relativ schnell klar, dass wir dazu unser erstes Video drehen würden.

Warum hat es „You come undone“ nicht auf das Album geschafft und nur auf die EP? Ich finde den Song stärker als beispielsweise „Throne of the dawn“…

Hehe, interessant, da gibt es auch viele Meinungen zu. Manche sagen das Gleiche wie Du, andere wiederum finden es gut, das er lediglich auf der EP gelandet ist. Was soll ich sagen…wir wollten unbedingt auf der EP eine exklusive Nummer haben und fanden, dass „You come undone“ einfach gut in das Konzept der EP gepasst hat und daher nicht auf das Album kam. In Nachhinein bin ich nicht mehr ganz so sicher, ob das die richtige Wahl war. Wichtig dabei ist aber ganz klar, dass wir keinesfalls irgendeine B-Nummer verwenden wollten, sondern einen absolut gleichwertigen Song.

Ebenso finde ich, dass „Judgement day“ auch ruhig regulär auf dem Album hätte stehen können. Warum nur als Bonus? Wenn andere Bands solch „Ausschuss“ hätten, wären sie froh…

Jaaa…das ist in der Tat ein Luxusproblem (lacht). Wir mussten einen Bonussong abliefern, einen für Japan und einen für Europa, haben dann drauf loskomponiert und konnten uns dann letztlich doch nicht entscheiden, welcher es nun werden sollte. Wir haben uns dann entschieden und „Judgement day“ ist es dann geworden. Wir schreiben dann halt irgendeinen neuen als Ausgleich, hahaha.

Ihr seid ja alle in viele Himmelsrichtungen verstreut. Sehnt man sich da nicht mal nach anständigen Proben? Wie läuft denn da das Songwriting generell ab?

Wir müssen Termine machen, anders geht es nicht. Nächste Woche beispielsweise haben wir 3 Tage Probe in Hamburg bei Kai und Kosta, Mandy und ich fliegen dort hin und manchmal kommen Micha und Kai dann zu mir. Man muss wirklich genau planen, aber es funktioniert wirklich gut. Vorbereitung ist wichtig, denn wir sind ja nicht Guns’n’Roses, die zusammen ein paar Flaschen Jack Daniels kippen und dann losjammen (lacht). Wir müssen schon viel vorbereiten, manchmal ist es schwierig, aber es geht.

Als „Unisonic“ 2012 erschien munkelten viele, dass es sich mehr um ein Projekt handelt, als um eine echte Band. Ein Vorwurf, über den Du doch sicherlich mittlerweile lachen kannst, oder?

Wir haben von Anfang an
Unisonic als vollwertige Band gesehen und ja, wir haben über diese „Vorwürfe“ gelacht. Wir heuern ja keine Leute an, um die Band am Leben zu erhalten, was dann wirklich das Prädikat „Projekt“ verdient hätte. Ok, es war anfangs ein Projekt, die Band zusammenzustellen, da ich mir nun wirklich nicht vorstellen konnte, all diese fantastischen Musiker unter einen Hut zu bekommen, was letztendlich ja doch geklappt hat und von Erfolg gekrönt war. Uns war immer klar, dass wir eine Band sind, sogar mit einer eigenen Firma dahinter.

Wie kriegt eigentlich Kai diesen Spagat zwischen Unisonic und Gamma Ray hin, die ja nun gerade erst ihr neues Album „Empire of the undead“ veröffentlicht haben?

Einfach ist es nicht und außerdem hat sich der Release von „Empire…“ ziemlich verzögert, so dass wir nicht veröffentlichen konnten. Wir wollten „Dawn of light“ schon viel früher veröffentlichen…

Was ja mal eine amtliche Schlagzahl ist, denn das Debüt ist ja nun auch noch nicht so lange draußen und immer noch omnipräsent…

Naja…2 Jahre knapp…

Aber was sind heute im Musikbusiness 2 Jahre?

Nicht viel, aber wir wollten auch einfach nicht zulange warten, denn es handelt sich bei uns immer noch um eine neue Band und wenn du bereits mehrere Platten gemacht hast, kannst du dir vielleicht eine etwas längere Schaffenspause gönnen, was man bei einer neuen Combo tunlichst unterlassen sollte. Und bei Kai wird es dann halt kompliziert, wenn da irgendwas mit Gamma Ray kollidiert. Ich wollte das Album so schnell wie möglich veröffentlichen und sah keinen Grund, noch länger zu warten (lacht).

Gab es eigentlich jemals innerhalb von Unisonic Diskussionen über die in Metallerkreisen etwas kontrovers aufgenommenen Statements von Michael in Bezug auf den Heavy Metal? Böse Zungen behaupten ja zu seinem erneuten Engagement: Ach, man kann mit Metal wieder Geld verdienen, also mach ich das mal…

Ach weißt Du, das hätte man dann auch von mir, Mandy und Kosta behaupten können (lacht). Geredet wird viel und auch die Tatsache, dass Micha wieder mit Kai zusammen Musik macht, gab Raum für viele Spekulationen. Ich will hier um Himmels Willen nicht für Michael sprechen, doch Viele haben auch einfach nicht verstanden was er gesagt und wie er es schlussendlich gemeint hat. Für ihn war damals einfach zu viel Negatives im Metal: Ich bring dich um, alles ist schlecht und scheiße und das hat ihn halt komplett abgetörnt. Dann fing er wieder an solche Sachen wie
Avantasia zu machen und merkte: Hey, das ist gitarrenorientierte Musik, aber schön und ihm ist extrem wichtig, dass er eine positive Message rüberbringt und das kann ich auch verstehen. Er war damals halt auch anders drauf und das Gerede hätte auch angefangen, wenn er eine Reggae Band aufgemacht hätte, hahaha. Es war ein gewisses Risiko, aber das sind wir gerne und sofort eingegangen. Mir ist es eh scheißegal, denn ich habe einen fantastischen Sänger, tolle Musiker und kann das machen, was mir gefällt und Spaß macht.

Ihr geht ab Januar zusammen mit Edguy auf Tour. Eine durchaus nette und lohnenswerte Kombination, dennoch glaube ich, dass Ihr auch auf einer eigenen Headliner Tour genug Leute anziehen würdet. Ist diesbezüglich irgendwas zu erwarten? Vielleicht Gamma Ray und Unisonic? Dann würde unser Christian vor Freude durch die Decke gehen…

Hehe, geplant ist da nichts. Wir starten schon im September mit Edguy. Ein paar Gigs sind schon angedacht, aber eine ganze Tour? Wir haben immerhin nur 2 Platten und nunmehr auch genug Songs, um einen Headlinerslot zu spielen, aber ich persönlich würde mich mehr freuen, wenn die dritte Platte draußen ist und wir dann selektiv viel mehr gute Musik haben. Wir sind eh alte Hasen und schauen in die Zukunft mit Bedacht. Wir gucken, wie die Reaktionen sind, wie die Leute reagieren, wie die Absätze sind und können dann immer noch abwägen, ob wir eine komplett eigene Tour spielen oder nicht. Wir agieren da eher weitsichtig.

Habe ich das eigentlich richtig gedeutet, dass diese Konstellation in Japan genau andersherum ist? Sprich Unisonic Headliner, Edguy Support? So sieht zumindest das Tourplakat aus.

In Japan haben wir tatsächlich bessere Verkäufe als Edguy

Na siehste, dann seid Ihr ja da wenigstens schon einmal Headliner (Gelächter an beiden Enden der Leitung)

Das ist eher eine Co-Headliner Tour und die Fans freuen sich über gleichwertig lange Shows. Edguy sind ja als Band schon viel länger im Geschäft und als Support wäre das doch schon etwas…äääh…vermessen gewesen. Aber der lokale Veranstalter wollte das halt so…(ich erahne ein Grinsen durch die Leitung…)

Als Produzent hast Du Dir ja mittlerweile auch einen recht guten Namen in der Szene gemacht: BloodGod, natürlich nun die Unisonic und der Mix zum kommenden Allen / Lande Album „The great divide“. Was macht Dir denn mehr Spaß? Produzieren oder der Musikerjob?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich weiß nur, das mir beides auf die eine und andere Art gleichermaßen Spaß macht und ich glücklich und stolz darüber bin, so etwas überhaupt tun zu können. Heute ist zum Beispiel so ein Tag, wo ich in Ruhe in meinem Studio sitzen kann, wo es auch angenehm kühl ist, die Kinder spielen oben in der Sonne und alle sind glücklich und froh.

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