CD-Reviews T-V

THRESHOLD – Dividing lines (2022)

(8.067) Olaf (9,5/10) Progressive Metal


Label: Nuclear Blast
VÖ: 18.11.2022
Stil: Progressive Metal






Es gibt kaum eine Band, von der ich tatsächlich jedes Album auf Vinyl habe. Wirklich jedes! Slayer ist eine davon und, Trommelwirbel, Threshold, denn die britischen Prog Metaller begeisterten mich anno 2002 mit ihrem dritten Album „Critical mass“ so dermaßen, dass ich von da an zu einem totalen Fanboy mutierte, auch schon diversen Konzerten beiwohnen und die Band interviewen durfte. Dabei stellte sich heraus, dass die Truppe aus Surrey nicht nur das auf Vinyl präsentierte Musikmaterial auch auf der Bühne fehlerfrei darbieten kann, sondern es sich bei allen 5 Musikern um verdammt coole, nette und entspannte Zeitgenossen handelt.

Dementsprechend blickte ich bei jeder weiteren Veröffentlichung vorher etwas skeptisch einher, um dann diverse Durchläufe später, eine erneute Bestellung für meine Sammlung auszulösen. Allerdings muss ich zugeben, dass es mir beim neuen und nunmehr zwölften Album „Dividing lines“ anfangs ein wenig an Zugang fehlte, was allerdings daran lag, dass der 2017er Vorgänger „Legends of the shires“ mittlerweile zu einem meiner Alltime-Faves mutiert ist und dieses Jahrhundertwerk nicht zu toppen sein würde. Aber auch hier kann man die amerikanischen Totschläger für einen Vergleich heranziehen, denn nach „Reign in blood“ folgte mit „South of heaven“ ebenfalls ein Werk, an das ich mich erst spät so richtig gewöhnte.

Machen wir es (zumindest hier) kurz, denn auch „Dividing line“ reiht sich nahtlos in die überragenden Veröffentlichungen dieser Übertruppe ein und zeigt das englischen Quintett einmal mehr in solch einer bestechenden Form, dass ich mich frage, was in Surrey dem Trinkwasser beigemischt wird, so dass Mastermind Karl Groom immer wieder aufs Neue so traumhaft schöne Melodien aufs Reißbrett zimmert. Doch es ist ja nicht alleine an ihm, denn auch Keyboarder Richard West darf sich erneut austoben und diesen Einsatz mit Ohrwürmern en masse nachhaltig rechtfertigen.

Aber es sind halt nicht nur diese beiden Ausnahme Musiker, die die Musik von Threshold so einzigartig machen, sondern das Zusammenspiel einer Band, die bereits seit Jahrzehnten zusammenarbeitet und dabei Klangbilder erschaffen, die sich bei mir immer wieder aufs Neue in die Hirnrinde einbrennen.

Das ist bei diesen zehn neuen Songs nicht anders, die so unterschiedlich sind und dennoch eine klare gemeinsame Linie verfolgen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass Threshold auf diesem Album die meisten Hits, die am meist eingängigsten Songs aller Zeiten vereinigt haben.

Nun ist das aber mit der Eingängigkeit auch so eine Sache, denn die Rhythmen, die Arrangements und vor allem das simple klingende Drumming von Johanne James ist vielleicht für Laien als solches zu erkennen, doch fragt mal Menschen wie mich, die sich ebenfalls an den Kesseln versuchen, was dieses Ausnahmetalent da fabriziert. Das ist musikalisch so unfassbar hohe Qualität, wie sie in dieser schnelllebigen zeit kaum noch angeboten wird, wo stattdessen auf Massenware gesetzt wird, die weder Seele, Herz und Gefühl beinhaltet.

Davon gibt es auf jedem Threshold Album mehr als genug und meist zeichneten sich dafür auch die jeweiligen Sänger aus, die jeder für sich dem jeweiligen Album ihren Stempel aufdrückten. Nun ist es müßig darüber zu diskutieren, wer nun der Beste war, denn jeder hat abgeliefert und ich für meinen Teil muss unumwunden zugeben, dass ich mich diebisch darüber freute, dass für das Vorgänger Album Glynn Morgan wieder an Bord kam, denn seine Stimme mochte ich immer am meisten, was er mit einer überragenden Performance auf diesem Rundling erneut eindrucksvoll beweist. Man ist geneigt, mit dem Textblatt in der Hand sofort mitzusingen, denn Phrasierung, Aussprache und sein scheinbar müheloses Verständnis für die Grrom’sche/West’sche Klangwelten ist so dermaßen mitreißend, wie ich es seit Jahren von kaum einer Band kenne.

Es ist ebenfalls komplett fehl am Platze, über irgendwelche Songtips zu labern, denn jedes Threshold Album, vielleicht mit Ausnahme von „For the journey“, ist ein in sich geschlossenes Gesamtkunstwerk, bei denen man maximal noch über Stücke sprechen kann, die über allen anderen stehen.

Viele denken da sicher immer an die durchaus vorhandenen und ausufernden Mammutsongs, die auch hier in Form von „The domino effect“ und „Defence condition“ vorhanden sind und trotz ihrer Länge ebenso wie die meisten Vorgängersongs dieser Dimension, zu keinem Punkt langweilig werden, sondern vielmehr die Uhr stehen lassen. Hier sind es allerdings die etwas kürzeren, von denen tatsächlich „Complex“ und „Haunted“ noch um eine kleine Nasenlänge vor ihren „Kollegen“ stehen und sich nicht mehr aus meinem Kopf entfernen lassen.

Threshold ist eine dieser Bands,die man blind kaufen kann, ohne auch nur eine einzige Sekunde nachdenken zu müssen. Musikalisch von einem anderen Stern ist „Dividing lines“ lediglich nicht mit der Höchstnote ausgestattet worden, da halt der oben besprochene Vorgänger nie und nimmer zu toppen sein wird. Wobei ich mir bei einer meiner Lieblingsbands doch so langsam nicht mehr ganz so sicher bin.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Haunted
02. Hall of echoes
03. Let it burn
04. Silenced
05. The domino effect
06. Complex
07. King of nothing
08. Lost along the way
09. Run
10. Defence condition



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