Stil: Power Metal
VÖ: 27.01.2017
Label: AFM Records
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Der vorliegende Release ist eine wieder neu aufgenommene Version des Longplayers von 2008. Dabei handelte es sich seinerzeit um das Debut der absolut taltentierten Progressive Power Metaller aus dem weit entfernten Kanada, das man damals in Eigenproduktion herausbrachte.
Die Produktion ist für den Stil wie maßgeschneidert: transparent, so dass keine Nuance untergeht, druckvoll, ausgewogen und darüber hinaus auch zeitgemäß. Es ist schon von Vorteil, wenn der Drummer ein eigenes Studio besitzt und so Sound und Mixing nicht aus der Hand gegeben werden müssen. Sänger/Gitarrist Matt Marinelli ist für mich das größte Pfund der Band: seine Stimme besitzt Tiefe und Volumen, was so manchen Metal Sirenen, die nur hoch jubilieren oder quaken können, fehlt. Er trägt gesanglich die orchestral aufgewerteten Kompositionen souverän und mit Leidenschaft.
Power Metal wird ja oft belächelt als der Schlager des Metals. Ich finde diese Beurteilung oder auch Verurteilung dieses Genres sehr pauschal und oberflächlich, zumal der Power Metal mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bands sehr breit aufgestellt ist. Und wie überall gibt es gute und schlechte Bands. Borealis gehören zu den Glanzlichtern der Szene. Die fleißige Band wird in nächster Zeit mit einem weiteren Re-Release aufwarten und zudem ein brandneues Album veröffentlichen.
Auf diesem Album sind die progressiven Elemente so geschickt in die Songs verwoben, dass sie nicht als Fremdkörper oder Ballast erscheinen, sondern die Songs bereichern. Zum Glück geht bei all der spielerischen Raffinesse nicht die Aggression komplett verloren. Der Punch des Drummers sitzt, der angeraute Gesang hat genug Dreck und das Riffing tut sein Übriges, um die Kompositionen knallen zu lassen. Innovation will in diesem Genre wahrlich keiner. Ich auch nicht. Wozu denn? Ich will im Power Metal große Songs mit Theatralik und Bombast... und am besten noch ein bisschen Theater. Das bekommt man von Borealis. Und das ist gut so. Leider finde ich den Opener etwas handzahm und vielleicht an falscher Stelle auf dem Album plaziert. „Eyes of a Dream“ hätte für mich als Opener mehr Sinn gemacht. Na ja, aber das ist schon alles, was ich hier auszusetzen hätte!
Borealis sind wie ein Volkswagen ohne Abgasskandal. Hier bekommt man eine solide, verlässliche, moderne Karosserie, die einen kraftvoll und stoisch durch die weite Prärie des Power Metals kutschiert. Ich bin gespannt auf den weiteren Weg der Band und das neue Album, das im Herbst erscheinen soll.
Bewertung: 7,9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Lost Voices
02. Midnight City
03. From The Fading Screams
04. Forget The Past
05. Eyes Of A Dream
06. World Of Silence
07. The Afterlife
08. Divine Answer
09. The Dawning Light
10. Black Rose
BOREALIS - World of Silence MMXVII (2017)
(3.476) - Elmo (7,9/10)
