BLEED FROM WITHIN – Zenith (2025)
(9.532) Dö (9,0/10) Metalcore

Label: Nuclear Blast
VÖ: 04.04.2024
Stil: Metalcore
Schnörkellos ohne Intro wird mit „Violent Nature“ die Gitarre hochgerampt und direkt auf die Fresse gegeben. Damit haben mich Bleed From Within direkt abgeholt. Das z.T. vertrackte Riffing tut sein Übriges dazu. Man ist direkt dazu geneigt, seine angestaute Wut direkt rauszuschreien.
„In Place of your Halo“ schlägt in die gleiche Kerbe. Eine Nähe zu Parkway Drive kann ich nicht von der Hand weisen. Der Track ist nur deutlich aggressiver und dennoch ein Mitbrülltrack. Das Gitarrengefrickel mit den Breaks ist abwechslungsreich und lockert den Tenor des Songs super auf. Wäre da nicht: „Oh Danny Boy, the pipes are calling…“ Die Schotten und ihre Backpipes. Dudelsäcke für den nicht so anglophilen Leser. Kann man kritisch sehen, aber passt super in die Songstruktur und ist irgendwie Pflicht für jeden Schotten.
Mit „Zenith“, dem namensgebenden Titeltrack des Albums, wird gleich wieder die Schießbude verprügelt und wieder typisch im Metalcore-Stil Gas gegeben. Der Cleargesang für den Refrain wechselt sich gut mit dem Gegrowle von Frontshouter Scott Kennedy ab. Er bedient hier, wie bei allen Tracks, die typische Core-Bandbreite: Shouts, Growls, Screams und auch Clear. Wobei im Cleargesang noch Luft nach oben ist. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau. Mit eingestreuten Soundeffekten haben’s die Schotten aber auf diesem Album; denn im Endpart wird noch eine sirenenhafte Frauenstimme mit eingebunden. Passt auch wieder super – wie die Dudelsäcke.
Mit „A Hope in Hell“ bedienen Bleed From Within das leicht Melancholische mit einer Mischung aus Cleargesang und hasserfülltem Gegrowle. Gepaart wird das mit einem Gitarrengefrickel, das mich direkt an Jinjer erinnert.
Haben Bleed From Within einen Gottkomplex? Zumindest, wenn es nach dem Track „God Complex” geht. Nicht übermäßig technisch kompliziert, aber mit treibenden Beats und Gitarren. Man ist fast versucht, in den Tanzmodus zu schalten. Was aber von dem gut gesetzten Break unterbrochen wird, und sich die Gitarren- und Drumfraktion nochmal austoben, bevor es wieder in den Refrain übergeht. Eine Verwandtschaft mit Parkway Drive lässt sich wieder nicht verneinen.

„Dying Sun“ fängt langsam an und schleppt sich schwer stampfend vorwärts. Eine Soundwand, die fast schon Doom-Einschläge hat. Das Growling wechselt sich mit Clearpassagen ab bzw. läuft parallel. „Dying Sun“ sollte man sich mehrmals anhören, damit man die kleinen Akzente der Leadgitarre erfasst. Hör ich gerade Gojira? „Immortal Desire“ fängt mit einer Operettenstimme/-chor an. Fast schon im Stile von der Olympiaeröffnung „Mea Culpa (Ah! Ça ira!)“ der Franzosen. Der Chor wird dezent über den ganzen Track immer wieder eingestreut und macht „Immortal Desire“ absolut interessant. Die Gesangslinie wechselt zwischen Growling und im Refrain mit Cleargesang. Man könnte den Track aufgrund seiner Geschwindigkeit fast als Metalcoreballade bezeichnen. Bei „Chained to Hate“ ist dann wieder Schluss mit lustig, und das Gaspedal wird von sämtlichen Fraktionen wieder gnadenlos durchgedrückt, und das Genick leidet wieder.
„Known by no Name“ fängt mit elektronischer Unterstützung an, und man kann wieder bei dem Geballer der Rhythmusfraktion eine chorähnliche Hintergrundstruktur hören. Was im weiteren Verlauf des Tracks weiter ausgebaut wird. Das hat fast hymnische/chorale Züge, einhergehend mit einer deutlichen Temporeduktion. Aber keine Sorge, der Break ballert dann wieder ordentlich nach vorne. „Hands of Sin“ schlägt dann in eine ganz andere Kerbe: Growling/Clear in Kombination und fieses Doublebass-Geballer, da wird im Pit garantiert wieder high-gekickt.
„Edge of Infinity“, der Rausschmeißertrack, fängt ganz ruhig mit einer klassischen Gitarre an und baut langsam auf. Da ist sie, die Cleargesangsballade. Meine direkte Assoziation: Whitechapel, nur melodiöser. Zum Refrain wird nochmal alles rausgelassen: Break, auf die Fresse. Alles aber im Stil einer Ballade. Der Leadgitarrist kann sich nochmal austoben, und man bekommt auch nochmal ein Klavier neben der Brüllattacke von Scott vor den Latz geknallt.
Resümee:
Bleed From Within haben mit Zenith ein für mich abwechslungsreiches Album veröffentlicht, das ich immer wieder gerne komplett durchhöre. Die Breaks und kleinen Soundgimmicks machen es absolut hörenswert. Das Gesamtsetup und die Abwechslung in der Trackführung heben sich erkennbar vom Einheitsbrei der Metalcoreschiene ab.
Anspieltipps:
🔥In Place of your Halo
🎸God Complex
☠️Immortal Desire
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Violent Nature
02. In Place of your Halo
03. Zenith
04. God Complex
05. A Hope in Hell
06. Dying Sun
07. Immortal Desire (feat. Brann Dailor)
08. Chained to Hate
09. Known by no Name
10. Hands of Sin (feat. Josh Middleton)
11. Edge of Infinity