MOONLIGHT HAZE – Beyond (2025)
(9.622) Karsten (4,0/10) Symphonic Power Metal

Label: Scarlet Records
VÖ: 23.05.2025
Stil: Symphonic Power Metal
Bevor wir zur eigentlichen Musik kommen, muss ich doch mal wieder meine Verwunderung kundtun. Wer kümmert sich eigentlich bei diesen Bands um die Social-Media-Profile?! Warum ist bei dieser Band noch die Werbung für das ’22er Album als Facebook-Hintergrund zu sehen und nicht die für das vorliegende Album? Sag mal, pennen die alle? Man, man, man… Das wirkt schon mal nicht allzu vielversprechend.
Der Opener und Titelsong Beyond ist durchaus stimmungsvoll, mit ansprechendem Klavierspiel und Gesang, wobei das Intro auch hätte kürzer sein können. Das ist jetzt nichts Besonderes, geht aber als Einstieg – aber wann geht es denn mal richtig los?
Oh, okay, es geht erst im nächsten Song Tame The Storm los, na denn. Wer bitteschön nimmt ein Intro als Titelsong? Wie bescheuert ist das denn? Hier sind auch wieder Keyboard-Enthusiasten am Werk – das hatte ich doch letztens erst, bitte nicht schon wieder! Die Musik hat einen durchaus guten und kraftvollen Mix, der aber schon bald eher matschig wird. Dutzendware, alles schon mal auch in besser gehört. Die Italiener sind besser als irgendeine Dorfband, das sollte aber auch vorauszusetzen sein. Solide Arbeit an den Instrumenten, der Gesang ist okay, aber da ist leider kein Funke, der überspringen könnte, dementsprechend auch kein (musikalischer) Sturm, der zu zähmen wäre.
Crystallized kommt mit einer Quietschboys-Gitarre um die Ecke, wird dann aber gewohnt belanglos, tut also auch keinem weh. Die Musik ist ohne Substanz, sodass ich nebenbei lieber meine E-Mails gecheckt habe. Da kristallisiert sich ein Muster heraus.
Chase The Light klingt verdächtig bekannt, ist aber leider nur ein Versatzstück aus verschiedenen Songs der alten NIGHTWISH, also nicht allzu eigenständig. Fairerweise muss aber auch gesagt werden, dass es in diesem Genre schwer ist, aus dem Schatten der großen Bands herauszutreten. Vielleicht noch schwerer als in anderen Genres, da die Grenzen gefühlt doch sehr eng gezogen sind. Aber selbst diese Interpretation des großen Vorbildes ist viel zu poppig geraten und biedert sich so dermaßen an, dass es einem bei dem Gedanken schaudert, dieser Song könnte im Radio Erfolg haben und so immer wieder zu hören sein. Bitte nicht!
Was will uns die Band mit Would You Dare? sagen? Einerseits wird sehr stark versucht, „badass“ und energisch rüberzukommen, inkl. Growling, gleichzeitig wirkt aber alles wie mit Weichspüler gewaschen. Mich beschleicht immer mehr das Gefühl, dass auch diese Band in die Falle des „Zuvielwollens“ getreten ist – und sich und ihr Werk obendrein viel zu ernst nimmt. Tja, wohl leider zu viel gewagt…
L`Eco Del Silenzio startet mit einem entspannten instrumentalen Intro und ist soweit durchaus gelungen. Bislang ist das noch der beste Song. Stimmungsvolle Melodien, guter Gesang, und die teilweise eingesetzte italienische Sprache wirkt gleich viel harmonischer im Gesamtkonstrukt. Die Sängerin sollte vielleicht mehr in ihrer Muttersprache singen? Eine bombastische Ballade mit allem Drum und Dran, ohne allzu sehr im Kitsch zu versinken – das hätte ich so nicht von dieser Truppe erwartet. Respekt!

Frei nach dem Motto „wer sich entschuldigt, klagt sich an“ wird in D.N.A. (Do Not Apologize) von selbigem abgeraten – und das durchaus energisch. Der Song verliert sich aber erschreckend schnell wieder in der Belanglosigkeit. Einige Zutaten sind absolut brauchbar: ein gutes Riff, gutes Drumming, einzelne Gesangslinien passen richtig gut, aber im Ganzen wirkt es doch wieder sehr bemüht – vor allem wenn die Sängerin plötzlich einen auf verführerischen Vamp macht. Und dann kommt auch noch die akustische Folk-Eule um die Ecke, herrjeh! Lassen wir es doch lieber – trotz fehlender Entschuldigung für diese musikalische Mogelpackung.
Untold ist Dutzendware, die an diverse in den Charts erfolgreiche Songs von größeren Bands des Genres erinnert. Gutes Riff und Drumming, aber im Ganzen wieder zu uninspiriert und belanglos. Findet doch mal einen eigenen Stil, Potential wäre doch vorhanden! Das kannst du echt keinem erzählen.
Auch Time to Go hat wieder Potential, das einfach nicht genutzt wird. Da möchte man der Band ins Gesicht schreien: „Macht doch mal eure Hausaufgaben, werdet musikalisch eigenständig und kopiert nicht nur die, die schon Erfolg damit hatten oder haben. Zeit zu gehen, ab nach Hause – und entwickelt euch weiter in die Band, die ihr jetzt schon so gern sein wollt!“ Aber die machen es sich lieber im Mittelmaß gemütlich und nehmen eine weitere Variation von Would You Dare? auf. Tja, was willste da machen außer abhauen?
Awakening ist mal wieder solides Mittelmaß – wie fast alles bisher. Könnte so auch in irgendeiner Bar leise im Hintergrund laufen, stört nicht, tut nicht weh, geht keine Risiken ein, ist nicht eigenständig. Die Band lullt sich vermutlich mit ihrer eigenen Ideenlosigkeit ein, um ein musikalisches Erwachen zu vermeiden – weil die Angst vor Eigenständigkeit und den damit verbundenen Risiken zu groß ist. So viel Mutlosigkeit macht ratlos.
Die Band hat alles in allem definitiv Potential. Die Instrumentalisten beherrschen ihr Werkzeug, die Sängerin kann singen – aber das bequeme (und sichere) Mittelmaß wird der musikalischen Eigenständigkeit vorgezogen, um ja kein Risiko eingehen zu müssen. Das passt nicht zu dem hörbaren Eigenanspruch und der übertriebenen Ernsthaftigkeit, mit der die Songs vorgetragen werden.
Ein guter Song von zehn, das reicht nicht. Und wenn dieser eine gute Song auch noch eine Ballade ist, die man nicht in jeder Stimmung hören mag, dann ist auch dieser Song verschenkt. Schade, wirklich schade. Für den Qualitätslevel von L`Eco Del Silenzio würde ich – trotz des unbestreitbar vorhandenen Kitschfaktors – in Anbetracht des Genres glatt über 8–9 Punkte von 10 nachdenken. So werden es aber nur gutgemeinte und wohlwollende 4/10. Sorry, not sorry.
Anspieltips:
🔥L`Eco Del Silenzio
Bewertung: 4,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Beyond
02. Tame the Storm
03. Crystallized
04. Chase the Light
05. Would you Dare?
06. L`Eco Del Silenzio
07. D.N.A. (Do Not Apologize)
08. Untold
09. Time to Go
10. Awakening