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Mikes metallische Mottenkiste Vol.17: BITCH

Herr Godau wühlt sich durch den historischen Untergrund


Frauen in Heavy Metal Bands sind ja heutzutage nicht mehr wegzudenken. Längst hat die holde Weiblichkeit diese musikalische Landschaft bevölkert und kann auch in den härtesten Sparten des Metal zeigen, dass sie weiß, wo die Axt im Walde hängt. Anfang der Achtziger war das noch nicht so selbstverständlich. Gesellschaftliche Traditionen lebten trotz der verflossenen Hippie-Ära weiter, und es galt für eine junge Dame einfach als nicht schicklich, sich mit derartig gottlosem Lärm zu beschäftigen. Vor allem, wenn das im Zusammenhang mit einem frivolen und ‚unzüchtigen‘ Image einherging. Glücklicherweise gaben damals einige Mädels darauf einen feuchten Dreck und konnten sich in der ehemaligen Männerdomäne behaupten. Eine dieser Frauen war eine gewisse Betsy Weiss, bekannt als Sängerin der kalifornischen Formation BITCH

Als Betsy Weiss zehn Jahre alt war, zog sie mit ihrer Familie von New Jersey nach Los Angeles. Dort erkannte sie schon im Schulchor ihr Sangestalent und stieg später bei einer Ska-Band namens BOXBOYS ein. Auch bei der lokalen Band WITCH gab sie ein kurzes Gastspiel.  Dann las sie um 1980 herum eine Anzeige im MUSIC CONNECTION in welcher David Carruth und Robby Settles einen Sänger für ihre neue Band suchten. Eigentlich suchten sie nach einer Gittaristin und einem Sänger, fanden die Idee einer Frontfrau dann aber auch interessant. Und so stieg Betsy bei BITCH ein. 

Zum Line Up gehörten zunächst David Carruth (Gitarre), Litty Hobbs (Bass) und Robby Settles (Schlagzeug). Sie selbst nannte sich ab sofort Betty Bitch. Die Band pflegte passend zu ihrem provokativen Namen auch ein S/M- Image, um in der Clubszene von Los Angeles etwas herauszustechen. Bei Liveauftritten präsentierten sich BITCH mit Leder, Nieten und Peitschen. Hobbs wurde schon bald von Kevyn Redwine, dann von Richard Zussman ersetzt, bis Mark Anthony Webb den Bass übernahm. 

David Carruth lernte kurz nach Gründung der Band Brian Slagel kennen. Dieser arbeitete damals an der ersten Ausgabe der Samplerreihe METAL MASSACRE, und dieser bot ihm an, auch die Band BITCH auf dieser Compilation zu präsentieren, wenn sie ihm ein Demo schicken. Ein passendes Tape entstand Anfang 1982 und brachte der Band den Platz auf diesem Sampler. Wie man weiß, war „Metal Massacre 1“ auch der Startschuss für METALLICA. Und auch für BITCH schaute es zunächst auch recht gut aus, denn ein Plattendeal mit dem aufstrebenden Label METAL BLADE schloss sich an.

Schon im selben Jahr legten BITCH eine Fünf-Track- EP namens „Damnation Alley“ nach, die im Dezember über Slagels Label Metal Blade erschien. Genaugenommen war es die zweite Veröffentlichung des heutigen Major Labels nach dem Sampler überhaupt. Die Mucke von BITCH griff teilweise schon mal das Subgenre Speed Metal auf, was sich vor allem im Gesangsstil von Betsy zeigte, die so gar nicht das brave Girlschema zu passen schien.

1983 erschien dann eine Split- 7“ mit den ebenfalls aus LA stammenden HELLION. Im selben Jahr veröffentlichte die Band dann ihr erstes Langspielalbum unter dem Titel „Be My Slave“. Für die anstehende Tournee bauten BITCH ihr BDSM- mäßiges Bühnenoutfit und besonders die Show aus. Dieses für prüde, bibeltreue Amerikaner zu kontroversen Eskapaden schob die Band natürlich postwendend ins Zielfeuer der PMRC.

BITCH spielten damals unter anderem zusammen mit Bands wie WASP, SLAYER oder ARMORED SAINT. Obwohl sie sich damit einen ziemlichen Bekanntheitsgrad erspielte, dauerte es doch vier Jahre, bis das zweite Album erschien. Das lag vor allem daran, dass ihr Management die Band in eine kommerziell erfolgversprechendere Richtung schieben wollte, und es BITCH einige Zeit abnötigte, sich aus dem Vertrag zu lösen. 1984 verließ Mark Anthony Webb die Band und wurde durch Ron Cordy am Tieftöner ersetzt.

Das zweite Album mit dem Titel „The Bitch Is Back“ wurde aufgrund der bekannten Bühnenexzesse das meistverkaufte der Gruppe um Betsy Bitch, obwohl sich die Band selbst etwas zurücknahm. Die Aktivitäten des PMRC erwiesen sich als für die Band billige Promotion und die Gruppe ging sogar so weit, der amerikanischen Zensurorganisation in den Linernotes für die ungewollte Promotion zu danken. Aber wie gesagt, BITCH haben selbst nun ein wenig die Handbremse gezogen. Die Musik wandelte sich in eine Power-Metal- mäßige Richtung, das S/M – Image wurde fast völlig zurückgenommen und auch die Texte widmeten sich eher gängigen Metalklischees. Der Titelsong ist übrigens eine Coverversion des Songs von ELTON JOHN.

Die Frage, ob starke Stiländerungen dem Image und dem Bekanntheitsgrad der Band schaden könnten, schienen sich BITCH nicht zu stellen, denn schon für das dritte Album gingen die Kalifornier einen weiteren Schritt in Richtung Massentauglichkeit. Das ging schon damit los, dass sie sich offiziell in BETSY umbenannten. Auch das 1988 veröffentlichte Album trug den Titel „Betsy“. Der Stil war nun eher eine Art Hard Rock/Glam Metal- Mischung, mit der die Band wohl hoffte, in das große Geschäft einzusteigen. Auf dem Cover präsentierte sich Betsy dann auch eher als eine Art Grand Dame denn als BDSM- Domina. 

Obwohl das Album rein musikalisch gesehen nicht schlecht war, Betsys Stimme immer noch schön rockig klang und Songs wie „Devil Made You Do It“ auch noch ordentlich abgingen, fand das Album keinen guten Anklang in einer Szene, die sich mittlerweile dem Speed und Thrash Metal geöffnet hatte. Auch die Änderung des Bandnamens wurde wohl nicht gut aufgenommen. 1989 erschien noch eine EP mit unveröffentlichtem oder neu eingespieltem Material unter dem Titel „A Rose By Any Other Name“, wieder unter dem Namen BITCH. Und obwohl das Material wieder härter als auf „Betsy“ war, war der Fisch wohl geputzt. Ein neues Album unter dem Titel „Bet-Z“ war geplant, wurde aber nie verwirklicht. 1990 löste sich die Band vorerst auf.

Gelegentlich trat die Band noch auf, mit teilweise wechselnden Besetzungen. Unter anderem waren im Line Up auch mal Steve Gaines (ABATTOIR, ANGER AS ART), Rob Alaniz (EVILDEAD) oder auch Danny Oliverio (ABATTOIR) vertreten. 2003 spielten BITCH auf dem BANG YOUR HEAD- Festival, und im Jahre 2011 auf dem KEEP IT TRUE. 2010 verstarb Robby Settles im Alter von 53 Jahren an Leukämie.

Die Band gilt noch als aktiv, ein neues Album war wohl auch einmal geplant, doch hat sich in dieser Hinsicht bisher nichts getan. Was BITCH heute machen, ist mir nicht bekannt, um 2018 herum waren sie aber noch live zu sehen, obgleich Betsy Bitch mittlerweile das einzige Urmitglied der Combo ist. Betsy gilt als die erste Frontfrau einer amerikanischen Metalband, die es zu einem Plattenvertrag gebracht hat. 

Das letzte mir bekannte Line Up von BITCH bestand aus Betsy Bitch, den Gitarristen Chris Cardenas und Ty Asoudegan, sowie Randal West an den Drums und Curt Remington am Bass. Ob noch mal ein neues Album herauskommt, steht buchstäblich in den Sternen. Momentan sieht es wohl so aus, dass sich BITCH bei gelegentlichen Livegigs auf ihre alten Songs beschränken. Aber wie es heißt: sag niemals nie!

Ich hoffe, ich habe bei Euch ein wenig das Interesse an einer Band geweckt, deren Frontfrau Betsy Bitch als Wegbereiterin für Frauen im Metal gilt. Vielleicht hat der eine oder andere sogar Lust bekommen, sich mit den wirklich guten Alben der Band zu befassen. Meiners Wissens kann man alle Scheiben von BITCH bei YouTube finden.




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