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MARIANAS REST – The Bereaved (2025)

(10.000) Olaf (9,0/10) Doom Death Metal


Label: Noble Demon
VÖ: 16.01.2026
Stil: Doom Death Metal






Lange habe ich überlegt, lange habe ich gesucht, welches Album es wert wäre, die magische Marke von Review Nummer 10.000 zu tragen. Es gab ernsthafte Kandidaten, keine Frage. Aber als die Promo von MARIANAS REST in meinem Postfach landete, war diese Suche schlagartig beendet. Herz schlägt Bauch, Bauch schlägt Redaktion – einer der vielen Vorteile, wenn man Chef ist und sich diesen Luxus erlauben darf. Die Finnen aus Kotka tragen nun diese fünfstellige Nummer, und ja: Das ist eine große Ehre. Für sie – und für uns.

Meine Verbindung zu MARIANAS REST ist ohnehin keine distanzierte. Ich bin bekennender Fan, beide Vorgänger erhielten bei uns die Höchstwertung. Warum also diesmal keine glatte Zehn? Zwei Gründe: Erstens möchte ich tatsächlich versuchen, dem Herrn Godau ein wenig nachzueifern und diese Zahl nur noch in absoluten Ausnahmefällen zu zücken. Zweitens ist Album Nummer fünf erneut großartig, aber eben nicht ganz so überirdisch wie Fata Morgana oder Auer. Das ist allerdings Jammern auf Superbowl-Niveau – und das wissen wir alle.

Wer sich mit der Band beschäftigt, weiß, dass Herkunft hier kein PR-Gag ist. Kotka, nahe der russischen Grenze, an der dunklen Küste der Ostsee – diese klirrende Kälte hört man. Man spürt sie. Sie zieht sich durch jede Note von The Bereaved. Melancholie, Weltschmerz und Verzweiflung sind hier keine Schlagwörter, sondern tragende Säulen. MARIANAS REST schreiben keine Songs im klassischen Sinne, sie erschaffen Zustände. Langsam, schwer, drückend – und dennoch seltsam tröstlich. Doom, Death und Post-Metal verschmelzen zu einem Klangbild, das weniger unterhält als vielmehr begleitet, durch dunkle Gedanken, durch Verluste, durch Erinnerungen.

Inhaltlich ist The Bereaved ein zutiefst persönliches Album. Es kreist um den Tod in all seinen Erscheinungsformen und um die Frage, wer am Ende mehr leidet: die Gegangenen oder die Zurückgebliebenen. Diese Perspektive zieht sich wie ein roter Faden durch die Texte. Immer wieder taucht das Motiv des Gedenkens auf, das Hadern mit Entscheidungen, mit verpassten Momenten. Zeilen wie „some pity the living and envy the dead“ wirken nicht plakativ, sondern schmerzhaft ehrlich, fast beiläufig eingestreut – und genau deshalb so wirkungsvoll.

Ganz ohne Kritik kommt das Album allerdings nicht davon. Der Opener Thank You for the Dance bereitete mir zunächst leichte Bauchschmerzen. Dieser zweiminütige, fast mantraartige Singsang wirkt etwas monoton und ist zudem irreführend, denn das direkt anschließende Stück schlägt eine ganz andere Schneise. Wer hier einen sanften Einstieg erwartet, wird auf die falsche Fährte gelockt. „Thank you for the Dance? Thank you for your Music!“ – der Gedanke kam mir unweigerlich, als ich den Albumfluss später einordnen konnte.

Was danach folgt, ist jedoch durchweg stark komponiert. Trotz all des Weltschmerzes sind die Songs klar strukturiert, durchdacht und handwerklich auf höchstem Niveau. Besonders Frontmann Jaakko Mäntymaa hat hörbar an Volumen zugelegt. Er growlt, keift auch mal herzhaft und streut dabei überraschend schwarze, fast black-metallische Akzente ein, die dem Sound zusätzliche Schärfe verleihen. Diese neue Aggressivität steht der Band hervorragend.

Ein weiteres Highlight ist der Gastauftritt von Okko Solanterä von Horizon Ignited auf Diamonds in the rough, der sich nahtlos in das Gesamtbild einfügt und das entsprechende Stück emotional wie dynamisch bereichert. Weniger zünden wollte bei mir hingegen Goodbyes and Good Intentions. Der Song erinnert mich zu stark an neuere Amorphis-Momente, mit denen ich persönlich schlicht nichts anfangen kann und auch nicht will. Geschmackssache – aber erwähnt werden muss es.

Dass MARIANAS REST nach ihrer Zeit bei Napalm Records nun bei Noble Demon gelandet sind, empfinde ich rückblickend als absolut richtige Entscheidung. Im großen Teich des Napalm-Universums war diese fantastische Band leider nur ein kleiner Flusskrebs. Hier scheint der Fokus wieder mehr auf Substanz als auf Masse zu liegen – und das tut The Bereaved hörbar gut.

Unterm Strich bleibt ein herausragendes Album mit tollem Artwork, brillanter Produktion und enormer Abwechslung. Eine Platte, die man idealerweise in der dunklen Jahreszeit hört, bei Kerzenschein und einem guten Glas Rotwein vor dem Kamin. Sollte kein Kamin vorhanden sein, tut es zur Not auch die Zentralheizung – die Kälte kommt trotzdem durch. Und am Ende steht The Bereaved vielleicht nicht auf derselben unerreichbaren Stufe wie seine beiden Vorgänger, aber es ist ein weiteres eindrucksvolles Kapitel in der Geschichte dieser Ausnahmeband. Tiefgehend, ehrlich, emotional fordernd – und genau deshalb so wertvoll. Album Nummer 10.000 hätte kaum würdiger vergeben werden können.

Anspieltipps:
🔥Rat in the Wall
💀Divided
🔥The Colour of You


Bewertung: 9,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Thank you for the Dance
02. Rat in the Wall
03. Divided
04. Again into the Night
05. Burden
06. Diamonds in the rough
07. Pity the Living
08. Goodbyes and good Intentions
09. Thyjae
10. The Colour of you 



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