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Live on Stage Report: IMPERIAL TRIUMPHANT | SIGH
10.08.2025 – Berlin @ Bi Nuu

Wenn die Möglichkeit besteht die japanischen Kult Avantgarde Black Metal Pioniere SIGH, nach nicht ganz zwei Jahren, ein weiteres Mal live zu sehen, sollte man die Gelegenheit beim Schopfe packen. So war die Show im Berliner Klub Bi Nuu, am Schlesischen Tor schon länger fest eingeplant, einfach aus meiner großen Verehrung für diese großartige und eigenständigen Band. Der ziemlich frühe Frühdienst am folgenden Montag ließ meine Stimmung jedenfalls nicht sinken. Der letzte Auftritt im Oktober 2023, zusammen den Experimental Post Blackies von Laster ist mir dabei noch gut in Erinnerung. 30 Jahre Eastern Darkness stand da auf der Tagesordnung. Und das wurde es auch, laut, roh und avantgardistisch. Nicht umsonst standen damals auch einige Songs des Debutalbums Scorn Defeat auf der Tagesordnung, wie A Victory of Dakini und auch Gundali. Ersterer sollte auch zwei Jahre später wieder ein fester Bestandteil des Set’s werden. Aber gerade bei Songs des letzten 2022er Albums Shiki, fehlten damals die Qualitäten von Mika, Mirai’s Partnerin, Co-Sängerin und natürlich auch das Saxophon-Spiel, welches der Show noch eine besondere Atmosphäre und und natürlich Details verliehen hätte.
Soviel vorweg, am 10.08.2025 boten SIGH jedenfalls die volle Breitseite, vom Livesound, der Songauswahl und natürlich einer atmosphärischen und gar blutigen Bühnenshow. Leider war das Bi Nuu nicht ganz ausverkauft, aber es hatten sich bereits zahlreiche Freunde des Avangarde Metal Klanges vor und in dem Klub versammelt. Die Merchstände waren reichlich gefüllt, das Bier schmeckte und auch SIGH ließen den Fan der fernöstlichen Klänge nicht mehr lang auf sich warten. Mit Corpsecry-Angelfall starteten sie auch gleich imposant, vom 2001er Album Imaginary Soniscape. Das gerade neu auf CD veröffentlicht wurde, dass quasi bis heute für SIGH und im experimentellen Metal Genre als wegweisend gilt. Neu veröffentlicht wurde auch das 2007er Album Hangman’s Hymn, dass sogar mit einer Neueinspielung garniert wurde. Diese beiden und auch das aktuelle Werke Shiki standen an diesem Abend im besonderen Fokus. Mayonaka No Kaii und Satsui – Geshi no Ato, gab es dann gleich im Doppelpack. Mit dem Uralt Klassiker von 1993 A Victory of Dakini wurde dem Todestag von Euronymous (10.08.1993 RIP) gedacht, immerhin wurde das SIGH Debut Scorn Defeat damals auf Deathlike Silence veröffentlicht.

Je länger die Show lief umso beeindruckender und ein berauschender Auftritt wurde es. Neben Blut triefender Optik von Co Sängerin Mika, im einem weis1en Kleid bildet sie mit Bandleader Mirai ein wunderbares Tandem. Theatralisch, fast opernhafte Züge im metallischen Gewand nahm die Show an, spielten sich SIGH wie in einem Rausch. Gänsehaut und Freudentränen bahnten sich bei mir an. Motiviert und angetrieben durch das grandiose Songwriting, gab es am Ende mit Introitus/Kyrie und Me-Devil, vom I Saw the World's End - Hangman's Hymn MMXXV Re-Record Album, noch ein steil gehendes Finale, was man einfach nur als phänomenal beschreiben kann. Mit über einer Stunde Spielzeit bekam man dabei einfach alles geboten was SIGH so besonders macht, die Klasse der Alben wurde mit diesem Auftritt quasi noch übertroffen. Eine sensationelle Band, die ich gewiss bei der nächsten Tour unbedingt wieder besuchen muss.
SIGH – Setlist
01. Corpsecry-Angelfall
02. The Transfiguration Fear
03. Mayonaka No Kaii
04. Satsui – Geshi no Ato
05. In Devil’s Arms
06. Hail Horror Hail
07. Shingontachikawa08. A Victory of Dakini
09. In a Drowse
10. A Sunset Song
11. The Soul Grave
12. Introitus/Kyrie
13. Me-Devil
Das amerikanische Trio IMPERIAL TRIUMPHANT trat für mich erst mit den letzten beiden Alben in Erscheinung. Was verrückt ist, immerhin toben sie sich bereits seit 2008 im Underground aus. Kreieren einen Sound aus Experimental Black Metal, Jazz, Musik der 20er und „noisigen“ Geräuschzuständen. Davon konnte ich mich bereits beim 2024er Auftritt auf dem Brutal Assault Festival überzeugen. Mein langjähriger Freund, Journalist und häufiger Begleiter Ingo war begeistert, ich wiederum doch ein wenig genervt von der Geräuschkulisse, die da sich zu mir bahnen wollte. Aber natürlich machten mich die vielen positiven Kritiken zum 2025er Album Goldstar dennoch aufmerksam. Denn wie beschrieb es Kollege Phillip in seinem Review zu Goldstar „Auch wenn das alles fürchterlich viel ist, krachig laut, überwältigend und erdrückend, so möchte man es doch verstehen – denn Imperial Triumphant strahlen eine Faszination aus…“ Einen Eindruck den auch ich vom aktuellen Album bekam, das mein Interesse nun doch etwas geweckt hat. Danke.
Nach einer etwas längeren Pause starteten IMPERIAL TRIUMPHANT gleich mit zwei Songs des aktuellen Albums. Der Sound war angenehm druckvoll, weniger blechern und harshig als beim BA Fest vor einem Jahr. Was mir sofort gefiel, einen Eindruck den ich auch auf dem aktuellen Album wahrnahm. Der fast schon atmosphärische Beginn von Lexington Delirium war dann auch ein guter Einstieg. Sogar der jazzig, dominante Basslauf in dem Song kam live gut rüber. Gitarrist und Sänger Zachary Ezrin und Bassist Steve Blanco waren wieder sehr bewegungsfreudig. Auf längere Ansagen und Pausen musste man sich dabei nicht einstellen, die Show befand sich in einem guten Flow. Mit 5 Songs des aktuellen Albums lag der Fokus definitiv darauf, was ein Triple aus Pleasuredome, Hotel Phinx und Eye of Mars unter Beweis stellten. Auf das Bass-Solo im Mittelteil des Set’s hätte man allerdings getrost verzichten können. Aber die eingespielten Samples waren eine gute Auflockerung, in dem gut einstündigen Gig. Als Zugabe fungierten Swarming Opulence, vom 2018er Album Vile Luxury und Rotted Futures vom 2020er Alphaville. Was sicher für längere Begleiter des musikalischen Schaffens des Trios eine kleine Freude war. Die Begeisterung, Neugierde und Interesse für die Band scheint sich in den letzten Jahren noch verstärkt zu haben. Das konnte man auch beim Auftritt im Berliner Bi Nuu zweifelsohne beobachten. Sogar etwas mehr als bei SIGH, was mich zwar überraschte, aber eben zeitgemäß und verständlich ist. Allein schon durch ein sehr aktives Label wie Century Media.
Sei es drum, ich war durchaus angetan von dem Auftritt, einer Band die in kleinen Klubs scheinbar viel besser funktioniert als auf einem Festival. So bleibt ein besonderer Abend, mit zwei außergewöhnlichen Bands, des Avantgarde Black Metal, wobei ich natürlich SIGH den Vortritt gewähre, jederzeit.
IMPERIAL TRIUMPHANT - Setlist
01. Lexington Delirium
02. Gomorrah Nouveaux
03. Devs est Machina
04. Atomic Age
05. Bass Solo
06. Transmission to Mercury
07. Pleasuredome
08. Hotel Sphinx
09. Eye of Mars
10. Swarming Opulence
11. Rotted Futures