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THE HAUNTED – Songs of last Resort (2025)
(9.573) Olaf (9,5/10) Death/Thrash Metal

Label: Century Media
VÖ: 30.05.2025
Stil: Death / Thrash Metal
Ich war drauf gefasst, nach acht Jahren Pause eine solide Rückkehr der schwedischen Thrash-Veteranen THE HAUNTED zu hören. Stattdessen habe ich eine so brutale Dampfwalze serviert bekommen, dass ich mich ernsthaft frage, ob es eine Kurklinik gibt, die „Post-Metaltrauma-Rehabilitation“ anbietet. Diese Platte tritt von vorne bis hinten so sehr Arsch, dass mein Jahresranking schon jetzt den Reset-Knopf gedrückt hat.
THE HAUNTED wurden 1996 gegründet, als sich Ex-Mitglieder von At the Gates und andere Größen der schwedischen Szene zusammentaten, um modernen Thrash mit Death-Einschlag zu kultivieren. Ihr selbstbetiteltes Debüt (1998) und The Haunted Made Me Do It (2000) katapultierten sie direkt an die Spitze der extremen Szene. Seitdem folgte eine wilde Reise durch die Spielarten harten Metals – mal kompromisslos, mal experimentell (The Dead Eye, Versus), aber immer wieder mit dieser unverkennbaren Mischung aus Wut, Groove und Virtuosität.
Mit Songs of Last Resort, dem zehnten Studioalbum, beweisen die Schweden, dass Alter kein Hindernis für Aggression ist – im Gegenteil: Es scheint, als würde die Wut mit jedem Jahr wachsen. Sänger Marco Aro, zurück seit 2014, schreit sich hier die Seele aus dem Leib, als hätte ihm jemand das letzte Bier gestohlen. Und was Jensen, Ola Englund, Jonas Björler und Adrian Erlandsson da instrumentalseitig abfeuern, ist schlichtweg nicht von dieser Welt: Riffs, Riffs und noch mehr Riffs. Dazu kommen Drums, die wie ein Vorschlaghammer auf das Nervenzentrum hämmern, und eine Produktion von Jens Bogren, die so fett ist, dass man sie eigentlich in Wurstpelle abfüllen müsste.
Inhaltlich ist das Album durchzogen von einem düsteren Antikriegsthema, inspiriert von den namensgebenden Letters of Last Resort – also den geheimen Briefen britischer Premierminister an U-Boot-Kommandanten für den Fall eines nuklearen Angriffs. Allein der Gedanke, dass solche Briefe überhaupt existieren, reicht, um den Hörer fröstelnd ins Textbook zu ziehen. Jensen beschreibt das Album selbst als ein Werk „aus dem Bauch und dem Herzen“, das ohne konkreten Plan entstand – aber gerade deshalb so organisch und authentisch klingt.
Und ja, Songs of Last Resort klingt tatsächlich, als hätte man die Band in einem Gewitter aus Adrenalin, Frust und Spielfreude im Studio eingeschlossen. Die cineastischen, experimentellen Elemente früherer Alben blitzen zwar gelegentlich auf, aber dominierend ist ein Sound, der direkt ins Gesicht schlägt. Die ersten Takte von Warhead genügen, um klarzumachen: Das hier ist kein nostalgischer Aufguss – das ist eine Abrissbirne mit Hochdruck.
Nach Strength in Numbers (2017) war lange Funkstille. Doch die achtjährige Pause hat keinerlei Rost angesetzt – im Gegenteil: THE HAUNTED klingen lebendiger und angepisster denn je. Und ganz ehrlich: Ich bin total begeistert über diese Platte. Songs of Last Resort ist nicht nur ihr bestes Album seit mindestens 20 Jahren – es ist auch ein Statement. Ein „Leckt uns am Arsch, wir sind noch da und wir spielen euch alle an die Wand!“-Statement. Dass hier Leuten mit Chuzpe und jahrzehntelanger Erfahrung am Werk sind, merkt man jeder Sekunde an. Diese Band muss sich nicht beweisen – sie deklassiert sämtliche Jungspunde der heutigen Szene.

Während viele junge Bands versuchen, die Wucht der alten Meister zu kopieren, schütteln diese alten Hasen ein Killeralbum aus dem Ärmel, das alles und jeden überrollt. Songs of Last Resort ist ein verfluchtes Brett von einem Album, das dich mit voller Wucht trifft und danach nicht mal fragt, ob’s wehgetan hat. Hier wird nicht lang gefackelt, hier wird geballert. Und zwar mit Stil, Können und einer ungesunden Menge Wut im Bauch. Wer das überlebt, darf sich glücklich schätzen – und sich gleich noch mal die Repeat-Taste reinhämmern. Pflichtkauf. Punkt.
Anspieltipps:
🔥Warhead
💀Death to the Crown
🎸Through the Fire
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Warhead
02. In Fire reborn
03. Death to the Crown
04. To bleed out
05. Unbound
06. Hell is wasted on the Dead
07. Through the Fire
08. Collateral Carnage
09. Blood Clots
10. Salvation Recalled
11. Labyrinth of Lies
12. Letters of last Resort