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Live on Stage Report: CRADLE OF FILTH | SUFFOCATION | MÉLANCOLIA

04.12.2025 – Berlin @ Columbia Theater


Am 4. Dezember 2025 war wieder einer dieser Berliner Abende, an denen sich die Stadt wie ein wütender Moloch aus Straßenlärm, Glühweinatem und Konzertvolk präsentierte – perfekt also für ein Package wie Mèlancolia, Suffocation und Cradle of Filth im Columbia Theater. Und weil ich Cradle dieses Jahr bereits auf dem Rock Harz gesehen und für verdammt geil befunden hatte, war klar: Hin da.

Trotz aller internen Turbulenzen – dem wenig eleganten Abgang von Ashok und dem Weggang von Zoe Federoff – war mir das recht egal. Ich komme wegen der Musik, nicht wegen der Soap Opera.

Das Columbia Theater war zu diesem Zeitpunkt bereits ordentlich gefüllt, als die Australier Mèlancolia die Bühne betraten. Eine junge Band aus Melbourne, stilistisch irgendwo zwischen Depressive Metalcore, Blackened Death und modernem, dissonantem Weltschmerz – also eigentlich ganz mein Ding. Ich hatte vorab bei Spotify reingehört und gedacht: Joah, das könnte live funktionieren. Tat es aber nicht.

Stattdessen entwickelte sich das Ganze zu einer schiefen Mischung aus musikalischem Murks und vokaler Quälerei. Der Frontmann erschien oben ohne in einem silbernen Korsett, als hätte er backstage eine Wette verloren. Peinlich wirkte gar kein Ausdruck – das pendelte zwischen „Was soll das?“ und „Kann das bitte aufhören?“. Und das Verrückte: Ein Teil des Publikums fand das wohl tatsächlich gut. Ich nicht. Ich wollte verstehen, konnte aber nicht – und wollte irgendwann auch nicht mehr.

Dann aber: Rettung. Suffocation. Schon tausendfach gesehen, und jedes Mal frage ich mich: Wie schaffen die das immer wieder? Heute erneut gnadenlos stark – und zwar derart, wie es nur in einem Club funktioniert. In kleinen Venues entfaltet dieser New Yorker Abrisskommando-Death-Metal eine Wucht, gegen die kein Open Air anstinken kann.

Der Bass von Derek Boyer hing wieder tief auf Grasnarbe, Terrance Hobbs ließ die ergrauten Dreadlocks kreisen, und der Eric Morotti prügelte sein Kit in Grund und Boden, als würde er in Akkordsystemen abgerechnet. Pits gingen sofort auf, das Publikum verwandelte sich in einen rotierenden Fleischwolf.

Die Setlist war ein Gebetbuch der Brutalität: Klassiker wie Pierced From Within, Effigy of the Forgotten, Jesus Wept, Clarity Through Deprivation, Dim Veil of Obscurity, Infecting the Crypts – alles drin, alles mächtig.

Und dann kam der Moment, der mich kurz schmunzeln ließ: Ich meine, es war während Breeding the Spawn, als der Mèlancolia-Frontmann erneut auf die Bühne kam – diesmal als Gastsänger. Und zu meiner Überraschung war das sein einziger richtig starker Auftritt des Abends. Vielleicht, weil man seine Vocals nun nicht mehr hören musste, sondern sie sich gegen Suffocation durchprügeln mussten – und das hat ihm offenbar gutgetan.

Nach Suffocation lichtete sich das Publikum spürbar. Offenbar hatten einige ihren Soll an Dezibel erreicht und den Heimweg angetreten. Schade für sie, denn nach einer ziemlich langen Umbauphase offenbarte sich ein Bühnenbild, das förmlich nach Gothic-Drama schrie: Friedhofszäune um Schlagzeug und Keyboards, links und rechts metallene Skelette, alles in fahles Licht getaucht. Schon bevor ein Ton erklang, sah das großartig aus.

Mit To Live Deliciously stiegen Cradle of Filth in ihren Set ein, und Dani war sofort auf Betriebstemperatur. Seine Screams waren derart markerschütternd, dass man sich wunderte, wie ein Mensch mit 52 Jahren so etwas noch produziert, ohne dass ein Arzt backstage bereitsteht. Die Band wirkte spielfreudig, fokussiert und einfach gut drauf.

Die Setlist war ein feuchter Traum für Fans der alten Dekaden: Nocturnal Supremacy, The Principle of Evil Made Flesh, Funeral in Carpathia, Death Magick for Adepts – ein nostalgischer Rundflug über die frühe Ära. Dazu modernere Stücke wie Nymphetamine oder How Many Tears to Nurture a Rose?, die das Ganze schön ausbalancierten. Dazu mein Lieblingssong in diesem Jahr: Demagoguery, der mich komplett umbolzte. Bärenstark!

Das Publikum – nun etwas lichter, aber deutlich enthusiastischer – ging komplett aus siche raus, feierte die Band gnadenlos ab, als sie dann schlussendlich mit dem legendären  Her Ghost in the Fog das Ergebnis endgültig auf Sieg stellte. Ein spektakuläres Konzert, visuell wie musikalisch, mit einer Band, die trotz aller Besetzungs-Querelen bewies, dass sie noch immer eine Macht im Extreme-Metal-Kosmos ist.

Unterm Strich war es ein Abend der Extreme: Ein peinlicher Auftakt, ein brutaler Mittelteil und ein grandioses Finale. Mèlancolia werde ich wohl nie verstehen, Suffocation haben erneut ihren Legendenstatus zementiert, und Cradle of Filth haben gezeigt, dass sie weiterhin in ihrer eigenen Liga spielen – theatralisch, düster, kraftvoll. Ein Konzert, das lange nachhallte. Und einer dieser Nächte, für die man Metal liebt .




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