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Q&A – Das Interview: INFEST

Die treibende Kraft? Pure Notwendigkeit!


Wenn eine Band seit 23 Jahren die Death/Thrash-Keule mit der Eleganz eines Kettensägenballetts schwingt, darf man getrost von einem Naturereignis sprechen. INFEST aus Serbien sind genau so ein Ereignis. Auf ihrem neuen Album Ambassadors of Aggression verteilen sie keine Samthandschuhe, sondern Einreisevisa für den Moshpit – und das mit der Präzision eines chirurgischen Schlachtfelds. Frontmann Vandal stand uns Rede und Antwort: über Aggression als Kunstform, Besetzungsfragen, Live-Energie, serbische Metal-Seele und die berühmten letzten Worte.

Schön, dass du dir Zeit genommen hast, Vandal! Wie geht’s dir und wie fühlt es sich an, mit INFEST wieder so laut und kompromisslos am Start zu sein?

Danke, dass ich hier sein darf! Ehrlich gesagt fühlt es sich an wie eine Wiederauferstehung. Infest ist für mich mehr als nur eine Band – es ist ein Statement. Wieder laut und kompromisslos zu sein bedeutet, unapologetisch wir selbst zu sein und die Fackel für all jene weiterzutragen, die echten Metal hören wollen. Es ist dieses Gefühl, auf einem Schlachtfeld zu stehen und zu wissen, dass man nicht allein ist. Es ist rohe Kraft, aber auch Verbundenheit, denn Metal ist nicht nur Klang – er ist Geist. Und genau dieser Geist treibt uns jeden einzelnen Tag an.

Du bist nach 2023 bereits zum zweiten Mal bei uns im Interview. Was hat sich in den zwei Jahren bis heute alles verändert?

In diesen zwei Jahren sind wir schärfer und geeinter geworden. Wir haben gelernt, die Kraft, die wir entfesseln, zu respektieren – Aggression ist kein Chaos mehr, sondern gezielter Aufstand. Die Musik ist härter geworden, aber ebenso unsere Verantwortung gegenüber der Szene und den Fans. Wir sind nicht hier, um einfach nur Lärm zu machen – wir sind hier, um eine Gemeinschaft, eine Familie, eine Bewegung aufzubauen. Und wir spüren, dass Infest zu einer stärkeren Stimme des Undergrounds geworden ist – nicht nur in Serbien, sondern in ganz Europa.

In meinem Review habe ich geschrieben, dass ihr „ohne großes Tamtam“ auskommt und dennoch unglaublich viel Wucht entfesselt. Ist genau diese Direktheit euer Erfolgsrezept?

Absolut. Direktheit ist das Herz des Metals. Für Showgehabe oder Spielereien ist in dem, was wir tun, kein Platz. Wir kanalisieren pure Emotionen und lassen sie mit ehrlicher Intensität explodieren. Die Menschen spüren das – diese Authentizität durchschneidet den Lärm einer glattgebügelten, kommerziellen Welt. Diese ungefilterte Wahrheit und dieser rohe Sound sind es, die uns mit unseren Zuhörern verbinden und die Energie auf und neben der Bühne am Leben halten. Ich glaube, das ist der einzige Weg.

Euer Sound auf Ambassadors of Aggression ist so kompromisslos, dass man fast Angst bekommt, das Bier nicht schnell genug auszutrinken. Was hat euch bei diesem Album besonders angetrieben?

Die treibende Kraft war – und ist bis heute – pure Notwendigkeit. Metal ist eine Sprache des Überlebens und des Widerstands. Dieses Album ist aus der Frustration über Lügen, Manipulation und das Schweigen entstanden, das echtes Leid umgibt. Wir wollten etwas erschaffen, das nicht nur hart trifft, sondern die Menschen auch wachrüttelt, sie zusammenbringt und dazu ermutigt, aufrecht zu stehen. Es ist ein Aufruf zu den Waffen, ein Kampfschrei, den die Metal-Community heute mehr denn je braucht – besonders in dem Land, in dem wir leben.

Ich finde, man hört deutlich, dass ihr das Album nicht am Reißbrett entworfen habt, sondern mit echtem Feuer. Wie entstehen INFEST-Songs normalerweise?

Unsere Songs entstehen direkt aus dem Leben – aus Schmerz, Wut, Hoffnung und dem Kampf, gehört zu werden. Sie beginnen als Funken in der Stille der Nacht, als persönliche Geschichten, die sich in universelle Hymnen verwandeln. Jeder Riff, jeder Schrei ist in echten Erfahrungen geschmiedet. Und wenn wir sie live spielen, werden sie zu geteilten Klingen. Wir schreiben keine Songs, um zu unterhalten – wir schmieden Waffen, um zu vereinen und zu stärken.
Genau so ist es, ich schwöre.

Euer Album wird als „brutaler Schlag ins Gesicht“ beschrieben. Würdest du sagen, Aggression ist bei INFEST eher ein Mittel zum Zweck – oder euer natürlicher Aggregatzustand?

Aggression ist sowohl unser Werkzeug als auch unser Wesen. Es ist keine sinnlose Gewalt, sondern eine bewusste, kontrollierte Energie, die uns antreibt. Sie nährt den Kampf gegen Unterdrückung, Ignoranz und Gleichgültigkeit. Im Kern ist sie das, was wir sind – das Feuer, das uns mit jedem Fan im Pit verbindet, mit jeder Faust, die sich zum Trotz erhebt. Sie ist eine Form des Ausdrucks, die uns auf die ursprünglichste und ehrlichste Weise vereint. Genau deshalb gehen wir den WE ARE LEGION-Weg mit solcher Entschlossenheit.

Ihr habt eine klare Linie, aber kein Song klingt nach Copy-Paste. Wie wichtig ist euch, bei aller Brutalität trotzdem abwechslungsreich zu bleiben?

Vielfalt zu bewahren ist entscheidend, denn Metal ist eine lebendige, atmende Kultur. Brutalität ohne Tiefe oder Abwechslung wird schnell langweilig. Jeder Song muss etwas Neues bieten – andere Emotionen, andere Facetten –, um die Hörerschaft zu fesseln und eine Verbindung aufzubauen. Diese Vielfalt spiegelt die Komplexität des Lebens und des Kampfes selbst wider und sorgt dafür, dass unsere Community stark, neugierig und widerstandsfähig bleibt.

Das Artwork zu Ambassadors of Aggression ist großartig – brutal, stilvoll und sofort wiedererkennbar. Wie entstand das Konzept dazu und wie wichtig ist euch die visuelle Ebene eurer Musik?

Das Artwork ist eine Erweiterung unserer Musik – eine visuelle Darstellung unserer Botschaft. Wir haben eng mit Künstlern zusammengearbeitet, die das Gleichgewicht zwischen Brutalität und Eleganz verstehen, ganz wie unser Sound. Visuelle Elemente sind entscheidend, denn sie schaffen den ersten Eindruck und verstärken die emotionale Wirkung. Für uns wird Metal nicht nur gehört, sondern gesehen, gefühlt und in jedem Detail gelebt. Unser Bruder Roberto Toderico hat es perfekt getroffen!

Auf den Promofotos seid ihr zu dritt, laut Metal Archives aber inzwischen zu viert. Was ist da los – hat sich da heimlich jemand ins Schlachtfeld geschlichen?

Ja, wir haben einen neuen Bruder auf dem Schlachtfeld. Einen neuen Musiker aufzunehmen, bedeutet für uns nicht, einfach nur die Zahl der Mitglieder zu erhöhen – es geht darum, die Verbindung und die Energie zu stärken. Diese neue Ergänzung bringt frisches Feuer, neue Perspektiven und festigt unsere Mission. INFEST ist ein gemeinsamer Kampf, und jedes Mitglied ist in dieser Schlacht unverzichtbar. Tyrrant musste die Band noch vor den Aufnahmen verlassen, deshalb haben wir das Bandfoto nur zu dritt gemacht. Cosmogen stieß erst nach Abschluss des Albums zu uns. Alle Gitarrensoli auf AoA wurden von Luka Matković (Quasarborn) eingespielt.

Serbien hat eine starke, aber oft unterschätzte Metalszene. Wie ist es, als Band aus dieser Szene heraus international gehört zu werden?

Es ist eine Mischung aus Stolz und Herausforderung. Die Metalszene Serbiens wird vielleicht oft übersehen, doch sie ist wild und leidenschaftlich. Dieses Underdog-Gefühl international zu repräsentieren, bedeutet, der Welt zu zeigen, dass echter Metal keine großen Labels oder aufwendige Strukturen braucht – sondern Herz und Entschlossenheit. Jedes Mal, wenn wir im Ausland spielen, tragen wir das Gewicht dieser Szene auf unseren Schultern, und genau das treibt uns an, noch besser und lauter zu sein.

Spielt für euch eure Herkunft auch musikalisch eine Rolle? Gibt es „serbische“ Elemente im INFEST-Sound?

Unsere Wurzeln sind definitiv Teil unseres Sounds – vielleicht nicht auf offensichtliche, traditionelle Weise, aber spürbar in der Stimmung, der Aggression und den Themen, die wir behandeln. Die Härte und Widerstandskraft unseres Hintergrunds fließen in unsere Riffs und Texte ein. Das verleiht Infest eine rohe, ehrliche und unverwechselbare Kante – ein Spiegel des Balkan-Geistes, der darum kämpft, gehört zu werden. Besonders deutlich wird das in den Songs Bolje da Umrem und Requiem for the Balkan.

Eure Songs schreien ja förmlich nach dem Pit – wie wichtig sind Live-Shows für euch als Band?

Live-Shows sind das pulsierende Herz von allem, was wir tun. Auf der Bühne verschmelzen wir mit der Menge – dort wird Musik zu einer unaufhaltsamen Kraft. Der Pit ist mehr als nur Chaos, er ist ein heiliger Ort, an dem Fremde zu Familie werden, vereint durch Schweiß, Aggression und pure Liebe zum Metal. Diese Augenblicke halten uns am Leben und erinnern uns daran, warum Metal keine Alternative hat: Er ist die ultimative Form von Verbundenheit und Rebellion.

Was war bislang euer chaotischster oder legendärster Gig?

Es hat viele wilde Nächte gegeben, aber eine legendäre Show in Serbien sticht besonders hervor. Die Energie war nicht mehr zu bändigen – Publikum und Band verschmolzen zu einer einzigen Einheit, und das Chaos war rein, wunderschön und unaufhaltsam. Es war eine dieser Nächte, in denen jeder wusste: Metal ist nicht nur Musik – es ist Überleben, Gemeinschaft und Freiheit zugleich. Aber für mich persönlich ist jede Nacht auf der Bühne etwas Besonderes, ohne Ausnahme.

Wie geht’s für INFEST nach Ambassadors of Aggression weiter? Schon neue Pläne in der Hinterhand – oder erstmal durchatmen und Bühnen abreißen?

Keine Zeit zum Ausruhen. Nach Ambassadors of Aggression geht’s für uns direkt wieder voll auf die Straße – Touren, Festivals, neues Material. Metal macht keine Pause, und wir auch nicht. Wir sehen uns als Träger der Flamme, die wir überall dort entzünden, wo Leidenschaft und Hunger brennen. Die Zukunft steht ganz im Zeichen von mehr Musik, mehr Verbindung und noch mehr Feuer.

Zum Schluss: die berühmten letzten Worte – was wollt ihr euren Fans (und denen, die es noch werden sollen) sagen?

An unsere treuen Legionen und alle, die uns gerade erst entdecken: Bleibt wild, bleibt echt. Metal ist kein Genre – es ist eine Lebensader, eine Bruderschaft, ein Kriegsschrei gegen eine schweigende Welt. Ihr seid nicht allein. In jedem Riff und jedem Schrei steckt Stärke und Zusammenhalt. Kämpft weiter, mosht weiter und lasst euch von niemandem einreden, dass es eine Alternative zu Metal gibt. Das hier ist unsere Welt – und gemeinsam erheben wir uns.
WE ARE LEGION!




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