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IRON MAIDEN | AVATAR am 30.07.2025 - Berlin @ Waldbühne


Eigentlich war das Konzert am Mittwoch gar nicht vorgesehen. Familiäre Querelen hatten uns bereits das erste Konzert am Dienstag gekostet, die Waldbühne schien abgehakt. Aber meine Frau war sichtlich enttäuscht – also habe ich kurzerhand zwei Tickets organisiert und sie zu unserem siebten Jahrestag in Berlins schönste Konzertmuschel entführt. Dass sie dabei noch mit einem Hexenschuss kämpfte, verschweigen wir an dieser Stelle mit der Grazie eines Bühnenvorhangs. Statt Rosen also Nebelmaschinen, statt Candle Light Dinner 22.000 Metalfans im Rund der Waldbühne. Romantischer wird’s nicht.

Unsere Plätze direkt am FOH waren ein Lotteriegewinn: Bombensound, freie Sicht, genau die Achse, auf der dieses Amphitheater seine Magie entfaltet. Was weniger magisch war: die drei Becher, die ich schlau wie ein Fuchs schon montags an der Pop‑up‑Bar an der Uber Arena für 15 € gekauft hatte – in der Waldbühne kosteten sie dann 3 € pro Stück. Ärgerlich hoch zehn. Ebenso ärgerlich: das wirklich attraktive Wunsch‑Merch war weg. Immerhin: Geld gespart für Shirts beim Party San. Diese „Pre‑Party“ zur Tour entpuppte sich ohnehin eher als Werbeprospekt für einen Fresstempel, der mit 2‑Kilo‑Schnitzeln die nationale Bauchumfangsstatistik mit Leidenschaft pflegt.

Pünktlich zur Vorband saßen wir – und mussten AVATAR über uns ergehen lassen. Der Bandname in 40‑Watt‑Glühbirnen im Hintergrund wirkte wie das Ergebnis eines Heimwerkerkurses „Deko am Samstag“, und obwohl die Haare vorschriftsmäßig flogen, blieb die Musik für mich im Graubereich. Frontmann Johannes Eckerström sammelte mit seinen humorigen Deutschansagen Sympathiepunkte, mehr als einen höflichen Applaus gab’s aber nicht. Die Setlist war solide, aber kein Feuerwerk: Dance Devil Dance, Let It Burn, In the Airwaves, Bloody Angel, The Dirt I’m Buried In, Captain Goat, Smells Like a Freakshow, Hail the Apocalypse. Acht Songs, die klangen wie ein IKEA-Katalog in Endlosschleife: alles hübsch angerichtet, aber irgendwie austauschbar.

20:00 Uhr, die Sonne sinkt über den Kiefern der Waldbühne. Doctor Doctor vom Band, The Ides of March als Fanfare – und dann schieben sich sechs Herren auf die Bühne, die mit zusammen über 350 Jahren Lebenszeit immer noch mehr Energie haben als der gesamte U-Bahnhof Zoologischer Garten zur Rush Hour. Von null auf hundert in Sekunden.

Die Setlist? Ein feuchter Traum für jeden, der mit den frühen Alben sozialisiert wurde. Murders in the Rue Morgue, Wrathchild, Killers – drei Kinnhaken in Serie. Und dann Phantom of the Opera. Ich schwöre, ich habe kurz gezweifelt, ob ich nicht in eine Zeitmaschine gefallen bin. Ein Song, der 1980 schon epochal war, heute aber wie ein Manifest wirkt: „Wir sind nicht nur Nostalgie, wir SIND der Ursprung.“

Dass The Number of the Beast, Powerslave oder 2 Minutes to Midnight mittendrin rausgefeuert werden, zeigt, dass IRON MAIDEN sich nicht lange mit Vorreden aufhalten. Stattdessen hauen sie die Essenz ihrer Karriere in die Arena: episch, melodisch, unkaputtbar. Bei The Clairvoyant und Seventh Son of a Seventh Son stieg die Waldbühne endgültig in Sphären, die irgendwo zwischen Prog und Predigt liegen.

Und dann: Rime of the Ancient Mariner. Die Bühne in Nebel gehüllt, die Leinwände werfen Schiffswracks und Sturmwellen, Bruce in voller Theatralik. Zwanzig Minuten pure Gänsehaut, ein Jahrhundert-Song, der einmal mehr beweist, dass Metal mehr Literatur sein kann als jede Goethe-Lesung in der 11. Klasse. Das Publikum? 22.000 Stimmen, die wie ein einziger Chor Fear of the Dark brüllen – der „neueste“ Song des Abends, 1992! Wer hier nicht mitsang, hatte entweder keine Stimmbänder oder war versehentlich im falschen Konzert.

Bruce Dickinson war dabei die personifizierte Energiequelle. Mit 66 Jahren rannte er über die Bühne, wirbelte seinen Mikroständer wie einen Propeller, verschwand ständig hinter den Kulissen, nur um im nächsten Moment als Zombie, Soldat oder Dämon wieder aufzutauchen. Theatralik? Ja. Lächerlich? Nie. Er lebt diese Show, und die Show lebt durch ihn.

Janick Gers spielte wie eh und je den Hofnarren der Gitarre, tänzelte, schmiss das Instrument durch die Luft und legte sein Bein in einer Pose auf die Box, die irgendwo zwischen Ballett und Beinbruch rangierte. Dave Murray und Adrian Smith hielten dagegen mit souveränem Twin-Lead-Feuerwerk – das Markenzeichen, das Metal-Geschichte geschrieben hat. Steve Harris stand wie ein Feldherr am Bühnenrand, die Bassläufe wie Schüsse aus einem Katapult.

Neu-Drummer Simon Dawson erledigte seine Sache ordentlich, auch wenn er Nicko McBrains lässigen Swing nicht ersetzen kann. Sein Spiel war kantiger, etwas härter, manchmal ein wenig unrund, aber im Gesamtkonstrukt funktionierte es – fast wie ein bewusstes Zitat der frühen Clive-Burr-Tage.

Die Showeffekte? Großflächige Videoprojektionen, Feuer, Flammen, Explosionen, Eddie in XXL. Ja, es war beeindruckend. Aber: 2022, als die Spitfire über der Bühne flog, war es greifbarer, echter, fast kindlich aufregend. Dieses Mal mehr Projektion als Prop. Trotzdem: Bei Rime of the Ancient Mariner war die Symbiose aus Musik und Bild perfekt.

Und das Publikum? Keine wilden Moshpits, sondern tausende Luftgitarren und ein kollektives Kopfnicken, das aussah wie eine 22.000-köpfige Bulldogge, die gleichzeitig zustimmt. Ein Familientreffen, bei dem jeder Ton schon beim ersten Anschlag im kollektiven Gedächtnis abrufbar war.

Die Zugaben waren ein Patriotismus-Block, den nur Briten so liefern können: Churchill’s Speech, Aces High, Fear of the Dark (wie bereits erwähnt) und schließlich Wasted Years. Ein Abschied, der sich nicht wie ein Ende anfühlte, sondern wie ein Versprechen: Wir sehen uns wieder.

Das war kein Konzert, das war ein Triumphzug. Zwei Stunden, in denen IRON MAIDEN gezeigt haben, warum sie seit 50 Jahren unantastbar sind. Eine Setlist zum Niederknien, ein Sound wie aus der Studio-Konserve, Fans im Chor, Feuer und Fackeln für die Augen. Die Videoprojektionen sind schick, aber echte Requisiten bleiben ungeschlagen. Doch egal – dieser Abend war pures Schwermetall-Theater. Selbst meine Frau mit Hexenschuss hatte ein Strahlen im Gesicht. Wenn das kein Ritterschlag für einen Jahrestag ist, weiß ich auch nicht. Unterm Strich: Ich hätte das doppelt genommen.




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