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Q&A – Das Interview: DEHUMAN REIGN

Unser Verständnis von Death Metal!


Berlin, die Stadt der zerbrochenen Träume und lauten Gitarren, hat wieder zugeschlagen. Nach viereinhalb Jahren Grabesstille kehren DEHUMAN REIGN mit Dawn of a Malefic Dominion zurück – einem Album, das die Szene erbeben lässt wie ein magenschwangerer Brontosaurus in der Hüpfburg. Zwischen chirurgisch präzisem Geknüppel, einem Bass zum Niederknien und Growls, bei denen selbst Chuck Schuldiner einen Gruß aus dem Jenseits senden würde, setzen die Berliner ein Ausrufezeichen hinter das Wort Death Metal.

Wir haben uns mit Gitarrist Ulf und Frontbiest Alex unterhalten – über Record-Release-Partys, künstlerische Demut, große Bühnen, kranke Hirne und die Frage, warum Century Media bald einen neuen A&R brauchen dürfte.

Hey Ihr beiden – wie geht’s euch? Habt ihr den Promozirkus noch im Griff oder schon Albträume?

(Ulf) Das ist eine ausgezeichnete Frage! Wir haben am vergangenen Freitag nicht nur unsere Record-Release-Party gefeiert, sondern das Ganze auch noch selbst organisiert – DIY vom Feinsten. Seitdem sind wir, na ja, sagen wir mal: in einem Zustand irgendwo zwischen Erschöpfung und Euphorie. Ich zumindest. Denn ich mache relativ viel selbst – von der Planung bis zur logistischen Abwicklung der Vorbestellungen – und darf mich aktuell mit einem ganz besonderen Freund herumärgern: DHL. Du kennst das Spiel ja sicher auch.

Die T-Shirts zum Album kamen übrigens erst gestern an – geplant war das Ganze eigentlich schon für letzten Montag. Und die Tapes? Die sind heute endlich beim Label eingetrudelt und sollen – wenn die Götter der Paketlogistik gnädig sind – am Freitag bei uns landen. Sollte das tatsächlich klappen, dann könnten wir vielleicht mal kurz durchatmen, uns im Proberaum zusammensetzen und ein wohlverdientes Bierchen aufreißen. Klingt nach einem Plan, oder?

Heute gar nicht bei Iron Maiden?

(Ulf) Morgen bin ich am Start – Pflichttermin! Aber Alex wird man dort wohl vergeblich suchen.

(Alex) Stimmt, ich bleibe fern. Das Interesse hält sich bei mir ehrlich gesagt in sehr überschaubaren Grenzen.

Selten, dass ein Album bei uns gleichzeitig Album der Woche und Album des Monats wird. Fühlt euch bitte geehrt – oder ist euch sowas komplett Latte?

(Ulf) Überhaupt nicht – im Gegenteil! Wir sind wirklich dankbar, das muss man ganz offen sagen. Und ehrlich gesagt waren wir ziemlich überrascht, dass es bei dir so eingeschlagen hat. Ich gehe mal davon aus, dass nicht nur bei dir persönlich die Funken geflogen sind, sondern vielleicht auch bei ein, zwei anderen Redakteuren in deiner Runde? Jedenfalls: Das war grandios, wirklich. Ein riesiges Dankeschön dafür – ja, von Herzen! Wir fühlen uns mehr als nur geehrt – wir sind regelrecht geplättet.

Wie war die Record Release Party im Brutz & Brakel letzten Freitag? Hat irgendwer das überlebt? Oder wurde Preparing Armageddon zum Programm?

(Ulf) (lacht) Ja, ab einer gewissen Uhrzeit konnte man wirklich von Preparing Armageddon sprechen – oder gleich vom finalen Untergang selbst. Ich muss gestehen: Zum allerersten Mal in meinem Leben bin ich tatsächlich verfrüht von einer eigenen Party abgehauen. Ich war einfach durch – fix und fertig, gnadenlos abgefüllt. (lacht) Ob du das jetzt wirklich abdrucken musst, sei mal dahingestellt. Aber im Ernst: Das war doch ein voller Erfolg, oder?

(Alex) Absolut! Wir haben eine feine Tombola veranstaltet, mit streng themenbezogenen Preisen – und die sind dann auch ganz stilvoll im Freundes- und Bekanntenkreis versickert. Das war definitiv eine grandiose Sause, kann man nicht anders sagen. Und hey – statt schnöder Zahnbürsten gab's bei uns Dehuman Reign-Merch zum neuen Album. So feiert man heute richtig.

Eure Musik ist technisch, brutal und trotzdem eingängig. Wie schafft ihr diesen Spagat zwischen Abrissbirne und chirurgischer Präzision? Oder anders: Wie klingt man gleichzeitig wie Morbid Angel, Deicide und doch wie DEHUMAN REIGN?

(Ulf) Wir sind ja Fans der ersten Stunde – wir haben diese Musik nicht nur gehört, wir haben sie regelrecht inhaliert! Und genau das wollen wir auch mit unserer eigenen Mucke transportieren: den Kern jener goldenen Jahre des US-Death Metals, sagen wir mal so von 1990 bis 1993, möglichst authentisch einfangen. Ich glaube, das gelingt uns deshalb so gut, weil wir alle diese Leidenschaft teilen – und weil wir miteinander reden. Da sagt dann mal einer: „Lass uns lieber so ein Riff schreiben!“ – und ein anderer legt gleich einen Beat drunter, der dann irgendwie ein bisschen nach, keine Ahnung, Deicide klingt.

(Alex) Wobei man, wie du das gerade schon so schön gesagt hast, nicht alles über einen Kamm scheren kann. Es ist nicht so, dass wir uns da hinsetzen und sagen: „So, wie kriegen wir jetzt diesen Sound möglichst exakt hin?“ – Nee, das passiert einfach. Das ist unser Ding. Unser Sound entsteht nicht am Reißbrett, sondern im Proberaum – im Zusammenspiel von fünf Typen, die genau diese Musik fühlen. Da sagt keiner: „Moment, hier fehlt noch ein Quäntchen Brutalität!“ – die Brutalität kommt ganz von allein. Aus dem Bauch. Aus dem Riff. Und aus der gemeinsamen Energie.

Das Artwork sieht aus, als hätte jemand Dantes Inferno bei Netflix verfilmt. Wie lief die Zusammenarbeit mit Mitchell Nolte ab – und was war euch bei der Gestaltung wichtig? Gab es Vorgaben oder hat er einfach euren Bandnamen gegoogelt und losgelegt?

(Ulf) Also, die Zusammenarbeit lief wirklich ausgesprochen gut. Wir haben ihn kontaktiert – mit ziemlich konkreten Vorstellungen, wohlgemerkt. Allerdings haben wir ihm nicht vorgekaut, wie das Ganze am Ende aussehen soll. Stattdessen haben wir ihm ein Szenario geschildert, eine Stimmung vermittelt. Und daraufhin hat er uns ziemlich fix vier, fünf Ideen geschickt. Wir haben uns dann für eine Variante entschieden, die voll unseren Nerv getroffen hat. Die hat er dann weiter ausgearbeitet. Klar, hier und da haben wir noch ein bisschen rumgeschraubt, aber im Großen und Ganzen ist das absolut seine Handschrift.

(Alex) Er wollte im Vorfeld auch die Musik hören – was ich persönlich ziemlich cool fand – und hat sich offenbar ein ganz eigenes Bild davon gemacht. Besonders spannend war sein Arbeitsprozess: Am Anfang kamen Skizzen, die so rudimentär waren, dass man eigentlich nur Farbflächen und grobe Formen erkennen konnte. Man ahnte: „Aha, da kommen wohl irgendwo Monster hin“, aber das war’s auch schon. Keine Details, keine klaren Linien – nur Stimmung, Atmosphäre, Farben. Und dann, ganz allmählich, wurden diese Skizzen mit unzähligen Details aufgefüllt, als hätte jemand mit der Lupe Pixel für Pixel reingemeißelt. Für mich war das eine ganz neue Art zu arbeiten – aber sehr faszinierend.

Ich meine, wir haben ja nun auch nicht erst gestern unsere erste Platte rausgebracht, aber diese Herangehensweise war wirklich etwas völlig anderes – und definitiv eine Bereicherung.

Ich habe im Review geschrieben, dass Preparing Armageddon das Hammer Smashed Face der Generation 2025 sein könnte. Was sagt ihr dazu – Kompliment oder Gotteslästerung?

(Ulf): Vielen Dank für das Kompliment – das freut uns natürlich sehr! Lustigerweise ist das Ganze im Prinzip komplett in Eigenregie von unserem Gitarristen Tesk entstanden. Der gute Mann hat nicht nur die Gitarrenarbeit übernommen, sondern – man höre und staune – auch die Drumtracks schon vorab skizziert. Das ging dann tatsächlich alles recht flott über die Bühne. Zack, bumm, fertig – so ungefähr. Aber umso schöner, dass es dir gefällt! Und ja, Hammer Smash Face war natürlich ein spaßiger Vergleich. Den Song kennt nun mal wirklich jeder – da hat man sofort ein Bild im Kopf.

Viele Songs bieten ungewöhnliche Strukturen und düstere Breaks. Wie wichtig sind euch Atmosphäre und Abwechslung im Death Metal? Und vor allem: Wann ist ein Song für euch fertig?

(Ulf) Abwechslung ist für uns natürlich essenziell. Wir achten sehr darauf, dass wir nicht fünf Minuten lang stumpf durchblasten oder ausschließlich auf dem Uffta-Beat reiten – da muss schon Energie rein, es muss grooven, mal fließen, mal brechen. Die Songs brauchen Dynamik. Und das ergibt sich bei uns auch immer aus dem Songwriting-Prozess, an dem alle fünf beteiligt sind.

Mal hat einer eine Idee, dann pfeift unser Drummer Totte eine Melodie ins Mikro – und zack, bauen wir was drum herum. Eine zweite Stimme hier, ein bisschen Struktur da, und dann kommt auch mal Ruben, unser Bassist, spontan vorbei und slappt uns eine neue Linie um die Ohren. Nur: fertig ist man eigentlich nie so richtig.

(Alex) Genau. Im Grunde fällt dir immer noch etwas ein, das man im Nachhinein hätte besser machen können. Letztlich ist ein Song am Ende immer nur eine Momentaufnahme – ein Punkt auf der Zeitachse, an dem du sagst: „So, jetzt passt’s.“ Und selbst dann heißt das noch lange nicht, dass es wirklich fertig ist. Gerade im Studio ändern wir manchmal nochmal einiges.

(Ulf) Wir sind inzwischen schon so professionell, dass wir mit einer Vorproduktion arbeiten. Das heißt: Klicktrack erstellen, Gitarre draufspielen, unser Drummer hört sich das an – und dann geht’s ab in den Proberaum. Dort merken wir schnell, wenn ein Teil zu schnell, zu langsam oder einfach nicht rund ist. Dann wird geschraubt, gekürzt, verlängert – Hauptsache, es groovt am Ende.

Das Ziel ist, möglichst viel schon im Vorfeld festzuzurren und sich das Ganze im Vorproduktionsstadium anzuhören – also wirklich wie ein Testlauf. Kurz vor dem Studio sollte dann eigentlich alles stehen. Eigentlich.

Denn selbst diesmal haben wir im Studio nochmal Sachen angepasst. Manche Passagen haben wir verlängert, weil Tobi – unser Techniker – plötzlich mit einer Eingebung kam: „Ey Jungs, das ist viel geiler, wenn ihr das so spielt!“ Und was soll man sagen: Tobi ist nicht nur ein Techniker, er ist auch der Drummer von Drowned – also jemand mit feinem Ohr und sicherem Gespür. Wenn der sowas sagt, hört man besser hin.

Tobias Engl, Ulf und die Magic Sixteen – klingt fast wie ein Fantasyroman. Wie lief die Zusammenarbeit im Englsound Abyss, und wie sehr hat euch Lukas Haidingers Mix im Deep Deep Pressure Studio nochmal den finalen Tritt verpasst?

(Ulf) (lacht) Ja, also der Tobi ist sozusagen ein alter Weggefährte der Band – ein Freund, ein Verbündeter, ein fester Bestandteil unserer musikalischen Reise. Wir nehmen tatsächlich schon seit 2012 bei ihm auf – jedes einzelne Album ist bei ihm entstanden. Das läuft dann immer so: Wir marschieren ins Studio, nehmen zuerst die Drums auf – ganz klassisch – und weil wir uns mittlerweile wirklich in- und auswendig kennen, läuft das alles wie geschmiert.

Die Zusammenarbeit mit Tobi ist einfach super. Freundschaftlich, herzlich, immer ein großer Spaß. Wir funken auf der gleichen Wellenlänge – da stimmt einfach die Chemie. Es ist nicht nur produktiv, sondern auch richtig cool mit ihm zu arbeiten.

Um ein bisschen Kosten zu sparen (wir sind ja schließlich Musiker und keine Investmentbanker), nehmen wir die Gitarrenspuren anschließend in meinem kleinen, aber feinen Homestudio auf – ganz in Eigenregie. Da werkel ich mit Tesk, unserem anderen Gitarristen, gemeinsam an den Tracks, während wir uns gegenseitig zur Höchstleistung anfeuern.

Diese Spuren bringen wir dann zurück zu Tobi und wenden ein Verfahren an, das sich „Reamping“ nennt. Heißt konkret: Man nimmt die digitalen Gitarrenspuren, jagt sie nochmal durch einen echten, analogen Verstärker, stellt ein Mikro davor – und voilà, man hat den satten, authentischen Sound alter Schule.

Dieses Mal sind wir allerdings einen anderen Weg gegangen: Wir haben die Spuren direkt an Lukas übergeben. Und was soll ich sagen – der Mann hat einen fantastischen Job gemacht! Der Sound, den er uns gezaubert hat, ist der Hammer. Ich glaube, wir waren noch nie so zufrieden mit einem Mix.

Kennengelernt haben wir ihn übrigens – wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt – irgendwann um 2013 bei einem Grind the Nazis Scum-Konzert oder so. Wir hatten damals gemeinsam gespielt, und er meinte hinterher: „Ey, ihr habt einen richtig geilen Sound – wie die guten alten 90er-Bands! Lasst mich mal euer Zeug mischen und mastern!“ Diesmal haben wir ihn beim Wort genommen – und er hat sofort abgeliefert. Ein fetter Mix, mit dem wir von Anfang an happy waren. Sogar ein Gastsolo hat er beigesteuert!

Gastsoli, Samples, Spoken Words – was war euch bei den Gastauftritten auf dem Album besonders wichtig? Und wie habt ihr die Auswahl getroffen – Freundschaft, Wahnsinn oder beides?

(Ulf) Freundschaft!. Ich wusste natürlich, dass Lukas ein verdammt guter Gitarrist ist, und da er auch schon durchblicken ließ, dass er unsere Musik ziemlich cool findet, habe ich ihn kurzerhand gefragt. Seine Antwort: „Absolut gerne!“ – und zack, hat er das Ding auch direkt durchgezogen. Das Ergebnis? Richtig stark – wie gesagt, ich hatte es vorhin ja schon erwähnt. Und dann ist da noch Basti von Sinners Bleed, ein langjähriger Kumpel, der unsere Mucke auch schon immer gefeiert hat. Ich glaube, es war auf meiner Geburtstagsparty – in leicht angeheitertem Zustand, versteht sich – da kam die Idee auf, ob er nicht ein Solo beisteuern möchte. Und weil es bei Sinners Bleed gerade eher ruhig war, fand er den Vorschlag ziemlich geil. Tja, gesagt, getan – eingesackt, eingespielt, eingebrannt. Und das Ergebnis? Ebenfalls: geil!

(Alex) Ja, und was Spoken World betrifft – da meinst du vermutlich vor allem das Intro. Die Grundidee war, so einen Nachrichtensprecher-Stil zu machen, mit Durchsagen und Statements in verschiedenen Sprachen. Irgendwann dachten wir uns: Wäre doch fett, das möglichst international aufzuziehen! Also haben wir mal im erweiterten Freundes- und Familienkreis herumgefragt – und siehe da: Wir haben eine richtig bunte Mischung zusammenbekommen! Japanisch, Englisch, Russisch, Griechisch, Spanisch, Italienisch… Moment – ja, Italienisch war sogar zweimal dabei. Also wirklich multikulturell deluxe! Ich glaube, das Ergebnis kann sich echt hören lassen. Und das Schönste: Viele Freunde und Verwandte konnten sich so auch ein kleines Denkmal setzen – oder zumindest einen bleibenden Eindruck auf Platte hinterlassen.

Wie kam denn „Des Geistes Störung“ zustande?

(Ulf) Oh ja, das ist mal wieder eine meiner Spezialgeschichten! Also, ich hatte ja diesen Fahrradunfall – nichts Dramatisches, dachte ich zumindest. Doch plötzlich wache ich im Krankenhaus auf, leicht benebelt, und neben mir steht jemand im weißen Kittel. Der redet irgendetwas vor sich hin, völlig unverständlich, und ich frage ihn: „Wer sind Sie denn eigentlich?“ – woraufhin er nur trocken erwidert: „Das fragen Sie mich jetzt schon zum dritten Mal.“

Tja, was soll ich sagen – ich hatte eine Amnesie. Ganze 45 Minuten war ich komplett weggetreten, geistig abgetaucht wie in Trance. Und im Hintergrund, als wäre ich in einem surrealen Theaterstück gelandet, höre ich diesen Mann – den man übrigens auch auf der Aufnahme hört – lautstark herumbrüllen. In dem Moment dachte ich wirklich, ich sei in der Klapse gelandet (Gelächter). Ich wusste weder, wo oben noch wo unten ist, geschweige denn, ob das alles real war oder nicht. Total abgefahren. Aber anstatt Panik zu schieben, habe ich kurzerhand mein Telefon gezückt und die Szene aufgenommen – journalistischer Instinkt, könnte man sagen.

Die Originalaufnahme geht vermutlich noch gut drei Minuten länger, aber selbst dieser Ausschnitt war schon schräg genug. Um das Ganze noch absurder und gleichzeitig irgendwie künstlerisch zu untermalen, habe ich später ein Instrumentalstück auf der Gitarre dazu aufgenommen. Ich finde, das ist ganz hübsch geworden. Dieser Kontrast zwischen geistiger Umnachtung und der fast schon sanften Melodie – das hatte was. Sehr, sehr ungewöhnlich, aber irgendwie auch faszinierend.

Wer von euch ist der größte Perfektionist im Studio?

(Ulf) Ja, ich habe da wohl meinen Ruf weg – als der, der gern mal streng durchgreift. Ich würde sagen, ich bin da relativ konsequent unterwegs. Aber ich glaube, das schätzen die Leute auch. Wenn ich am Ende allen auf den Keks gegangen bin mit „Mach das nochmal!“ oder „Das geht besser!“, dann ist das Ergebnis eben meist auch genau das: besser. Auch wenn’s zwischendurch nervt – hinterher sind dann doch alle froh.

(Alex) Ulf hat da so ein gewisses Talent, aus den Leuten nochmal mehr rauszukitzeln, als sie ursprünglich gedacht hätten. Klar, während des Prozesses kann das ganz schön anstrengend sein – nervig sogar. Manchmal macht's einen auch echt sauer. Aber am Ende lohnt es sich einfach immer. Da kommt mehr raus, als man vorher für möglich gehalten hat.

(Ulf) Ich bemühe mich ja auch, dabei nett zu bleiben – zumindest meistens. Klar, es ist jetzt nicht so, dass wir uns ständig an die Gurgel gehen. Aber ein bisschen Reibung gehört halt auch dazu. Sonst entsteht ja keine Energie.

Ich habe geschrieben, das Album sei ein „fetter Arschtritt“ und eine „Mahnung an alle anderen, sich gefälligst mal wieder Mühe zu geben“. Fühlt ihr euch als Vorreiter oder einfach als ehrliche Arbeiter des Death Metal?

(Ulf) Ich sehe uns eher als ehrliche Malocher – ganz im Ernst. Die wirklichen Vorreiter sind definitiv andere Bands. Gerade heutzutage entsteht ja eine Menge neues Zeug. Neulich bin ich auf Discogs über einen Banner gestolpert: „Die 20 besten Bands im Bereich Cosmic Death Metal.“ Da musste ich dann doch mal draufklicken – obwohl ich mit dem Genre sonst eher wenig anfangen kann. Außer vielleicht mit Blood Incantation und ein paar anderen Ausnahmen.

Für mich sind das die eigentlichen Pioniere der Gegenwart. Wir hingegen sind bodenständige Handwerker des Death Metal – wir wollen keine Szene revolutionieren, sondern einfach nur Ärsche treten, unser Ding durchziehen und dabei gute Laune verbreiten. Punkt.

Ihr habt ja inzwischen sowohl auf dem Protzen Open Air als auch beim In Flammen Festival gespielt. Vom Protzen habe ich ja die begeisterte Resonanz mitbekommen – wie lief es denn in Torgau?

(Alex) Auch richtig gut! Ich würde sogar sagen, der Regen hat uns diesmal in die Karten gespielt. Der zog nämlich ab Freitagmittag bis ungefähr Sonntagmittag ziemlich unermüdlich über das Gelände – also, perfekte Bedingungen für unsere Show auf der Zeltbühne. Die war dann auch entsprechend gut gefüllt, sogar besser als beim letzten Mal. Das war schon ziemlich geil. Ich meine, ich habe bis in die letzte Reihe erhobene Hörner gesehen – und danach kaum ein böses Wort gehört. Für uns lief das wirklich rund. Kann man so auf jeden Fall unterschreiben.

Eure Alben erscheinen bei FDA Records – einem der verlässlichsten Labels im Death-Metal-Sektor. Was bedeutet euch die Zusammenarbeit mit Rico? Und: Wie oft habt ihr euch schon überlegt, größere Labels anzuschreiben – oder ist das gar kein Thema?

(Ulf) Auch ’ne gute Frage. Also, den Rico kennen wir gefühlt schon seit der Steinzeit. Damals hat er ja noch seine eigene Band Goregast betrieben, und wir haben immer wieder mal mit ihnen zusammengespielt. Als wir DEHUMAN REIGN gegründet haben, war er eigentlich gleich einer der ersten, die wir auf dem Schirm hatten – beziehungsweise kamen sogar direkt Anfragen von anderen Labels rein.

Aber wir haben uns ganz bewusst für Rico entschieden. Warum? Ganz einfach: Wir wussten, dass er verlässlich ist, ein cooles Label am Start hat und man mit ihm auf freundschaftlicher Ebene zusammenarbeiten kann. Und das ist verdammt viel wert! Wir haben auch mit anderen Bands gesprochen, die bei größeren Labels untergekommen sind. Da hört man nicht unbedingt Horrorgeschichten – aber sagen wir’s mal so: Sobald es zu sehr nach Business riecht, wird’s ungemütlich. Deshalb war das für uns eigentlich nie wirklich ein Thema, ob wir mal zu einem anderen Label wechseln sollten.

Für die neue Platte haben wir zusätzlich noch ein zweites Label mit ins Boot geholt – Defying Danger Records. Die bringen die rote Vinyl-Version raus und übernehmen auch die Tape-Variante. Ist ein schöner Zusatzschub, was Promo angeht. Klar, wenn wir bei einem großen Label wären, hätten wir wahrscheinlich mehr Reichweite, mehr Zuhörer, ein größeres Publikum, die ganze Palette.

(Alex) Ja, aber genau da liegt auch der Haken: Dann musst du liefern. Richtig liefern. Arsch aufreißen im Akkord. Und das geht dann schnell in den semi-professionellen bis professionellen Bereich über. Heißt: ständig auf Tour, dauernd Social Media-Posts raushauen, dich hier verkaufen, dich da präsentieren – und das ist einfach nicht unser Ding. So ein Leben ist mit einem normalen Vollzeitjob eigentlich kaum zu vereinbaren. Wenn du vier Monate auf Tour bist, brauchst du entweder einen verdammt kulanten Chef, einen Job mit viel Freiraum – oder du musst das alles direkt über die Musik finanzieren. Und das ist, na ja … sagen wir: ambitioniert.

Zum Schluss: Wenn ihr „Dawn of malefic Dominion“ jemandem erklären müsstet, der Death Metal nicht kennt – wie lautet euer Pitch in einem Satz?

(betretenes Schweigen und eine lange Überlegungsphase)

(Alex) „Okay, schwierig, schwierig … Am Ende kannst du nur sagen: Hör’s dir an – das ist die Essenz unseres Verständnisses von Death Metal.

Was bleibt nach diesem Gespräch mit den Meistern des präzisen Geknüppels? Vor allem der Eindruck, dass hinter DEHUMAN REIGN nicht nur extreme Musik, sondern extrem viel Haltung steckt. Zwischen Humor, Handwerk und Härte beweisen Ulf und Alex, dass echter Death Metal mehr ist als Blastbeats und böse Mienen. Dawn of a Malefic Dominion ist nicht nur ein Album – es ist eine Kampfansage, eine Einladung und ein Denkmal zugleich. Wer jetzt noch ruhig sitzt, hat vermutlich kein Trommelfell mehr.




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