Alben des Jahres 2024

DIE Alben DES MONATS (11/25)

Q&A - Die Interviews

Tales from the hard side

Wir hörten früher gerne

So fing alles an

Q-S T-V

SAKIS TOLIS – Everything comes to an End (2025)

(10.009) Olaf (8,5/10) Goth Metal


Label: DIY
VÖ: 09.12.2025
Stil: Goth Metal






Sakis Tolis – dieser Name steht seit Jahrzehnten für finster-melodische Klänge aus Griechenland. Als Frontmann von Rotting Christ hat Sakis die Extreme-Metal-Szene seiner Heimat maßgeblich geprägt. Dass der Mann auch solo Musik veröffentlicht, war mir ehrlich gesagt lange nicht bewusst. Umso neugieriger war ich auf sein neues Werk Everything Comes to an End. Es handelt sich dabei bereits um das dritte Soloalbum des Griechen – komplett in Eigenregie geschrieben und eingespielt – und musikalisch ist es gar nicht so weit von seiner Stammband entfernt, wie man vielleicht denken könnte.

Stilistisch knüpft Sakis Tolis weitgehend an den modernen Rotting Christ-Sound an. Treibende Riffs im Midtempo, dunkle Keyboard-Teppiche und dieser markant-mystische Bombast, den seine Hauptband perfektioniert hat, dominieren auch hier. Die acht Songs könnten in ihrer epischen Düster-Atmosphäre fast als Fortführung des überragenden Bonus-Tracks All For One vom letzten Rotting Christ-Album durchgehen – Fans fühlen sich sofort wie zuhause. Nicht zuletzt verleiht Sakis’ unverwechselbare Stimme dem Album eine wohlig-bekannte Vertrautheit. Sein kehliger, leicht von seinem griechischen Akzent gefärbter Gesang hat Wiedererkennungswert ohne Ende und trägt enorm zur besonderen Stimmung der Platte bei.

Doch obwohl Everything Comes to an End in vielerlei Hinsicht wie ein kleiner Bruder der Rotting-Christ-Diskografie wirken mag, bietet es auch eigene Akzente. Sakis Tolis ist ein echter DIY-Künstler: Er hat alle Songs selbst geschrieben, singt und spielt Gitarre, Bass sowie Keyboards eigenhändig ein. Lediglich am Schlagzeug vertraut er auf die Dienste von Fotis Benardo (ehemals Septicflesh), der im Studio für druckvollen Rhythmus sorgt. Das Album wurde 2025 im Athener Deva Sound Studio aufgenommen, gemischt und gemastert – wiederum weitgehend in Eigenregie. Veröffentlicht hat Sakis sein Werk schließlich unabhängig und digital über seine eigenen Kanäle– als Geschenk an die Fans sogar kostenlos zum Download. Das alles unterstreicht den persönlichen Charakter dieses Albums. In einem Begleittext wendet sich Sakis direkt an seine Hörer, zeigt sich dankbar und lädt dazu ein, Everything Comes to an End nach Belieben zu genießen. Man spürt: Hier ist jemand mit Herzblut am Werk.

Die Songs selbst machen genau deshalb richtig Spaß – vorausgesetzt, man hat Bock auf atmosphärische Mucke mit einer gesunden Härte. Sakis fährt auf Everything Comes to an End nämlich eine wuchtige Wand aus riffgeladenem Dark Metal auf, wie man sie von ihm erwartet. Mit marschierenden Rhythmen und majestätischen Chören entstehen immer wieder Gänsehaut-Momente. Schon der Opener Orkizome zieht mit seinem wuchtigen, beschwörenden Charakter in den Bann und lässt keinen Zweifel daran, dass hier episch aufgetischt wird. Überhaupt bleibt sich der Meister treu: Er serviert uns hymnische, teils bedrohliche Klangwelten, die mal nach pechschwarzem Gothic Metal klingen, mal nach cineastischem Extreme Metal mit großem Pathos – typisch Sakis eben. Langjährige Fans mögen einwenden, der Gute bewege sich seit einiger Zeit in einer bestimmten Schiene ohne große Neuerungen. Aber ganz ehrlich: Sakis bleibt sich treu, und das ist verdammt gut so, denn kein anderer macht ihm diese Nische so schnell streitig.

Ein paar Überraschungen hält die Scheibe dennoch parat. So zollt der Altmeister etwa mit dem kurzen, augenzwinkernden Brecher Hail Thy Mighty Rock ’n’ Roll dem rebellischen Geist des Rock und Metal Tribut. In den Lyrics dieses Songs blickt er bis ins Jahr 1954 zurück, als Rock ’n’ Roll geboren wurde, erwähnt stilprägende Genres von Punk bis Black Metal und feiert die „middle finger legacy“ dieser Musik. Musikalisch klingt das Ganze erstaunlich mitreißend – fast schon wie eine stadiontaugliche Metal-Hymne, die man von Sakis Tolis so nicht erwartet hätte. Auch Welcome to My Party schlägt in eine ungewohnt lockere Kerbe: Hier lockern rock’n’rollige Gitarrenlicks und große Mitgröl-Shouts zwischendurch die sonst eher martialische Dunkelheit des Albums auf. Diese heiteren Farbtupfer fügen sich jedoch organisch ins Gesamtbild, denn der Rest des Albums bleibt konsequent düster, druckvoll und episch genug, um uns Fans der härteren Gangart zufriedenzustellen.

Inhaltlich zeigt sich Sakis Tolis auf Everything Comes to an End überraschend persönlich und nachdenklich. Anstelle von satanischen oder okkulten Themen – die man bei Rotting Christ häufiger antrifft – stehen hier oft universelle Gedanken über Leben, Vergänglichkeit und innere Stärke im Mittelpunkt. So sinniert Sakis in In Youth We Learn, in Age We Understand über die Lektionen des Älterwerdens. Die Jugend ist ein Geschenk der Natur, das Alter ein Kunstwerk. Dazu ermutigt er den Hörer niemals die eigenen Träume aufzugeben, egal wie schwer es auch kommt. Diese positive, fast schon lebensbejahende Note hätte man vom düsteren Griechen vielleicht nicht erwartet, sie verleiht dem Album aber eine interessante Tiefe.

Auch der Abschlusssong Everything Comes to an End überrascht mit einer nachdenklichen Botschaft: Hier thematisiert Sakis Vergänglichkeit und Abschied, spendet aber zugleich Trost. Alles endet einmal, aber man soll seinen Frieden damit machen, dann wird am Ende alles gut. Begleitet von choralen Gesängen und sogar einem dezenten weiblichen Gastvokal (Tassha-Lady Axe steuert im Refrain sanfte Hintergrundstimmen bei), entwickelt der Titelsong eine fast schon feierliche Atmosphäre. Dieser epische Rausschmeißer vereint noch einmal all die Trademarks, die man an Sakis Tolis liebt: schwelgerische Melodien, beschworene Dunkelheit, kraftvolle Rhythmen und dieses unnachahmliche raue Organ, das uns eine Gänsehaut nach der anderen beschert. Ein würdiger Schlusspunkt für die Platte – und vielleicht sogar das Highlight des Albums.

Unterm Strich ist Everything Comes to an End ein überraschend starkes Album, das mir als langjährigem Rotting-Christ-Fan richtig gut gefällt. Ja, Sakis erfindet das Rad hier nicht neu – aber er liefert genau das, was man sich erhofft hat: kompakte 31 Minuten voller epischer, dunkler Hymnen, die gleichzeitig vertraut und frisch klingen. Die Scheibe ist kurz, knackig und ohne Längen, sodass man sie gleich nochmal von vorn hören möchte. Wer atmosphärischen Extreme Metal mit großem Melodie- und Bombast-Faktor mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Und auch alle Skeptiker, die vielleicht eine müde Kopie der Hauptband befürchtet haben, dürften positiv überrascht sein: Sakis Tolis zeigt sich auf dieser Solo-Veröffentlichung in Bestform und beweist eindrucksvoll, dass das Ende der Fahnenstange für ihn noch lange nicht erreicht ist.

Anspieltipps:
🔥Welcome My Nightmare
🎸Hail Thy Mighty Rock ’n’ Roll
💀Everything Comes to an End


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten




SOCIAL MEDIA

Album der Woche

Album des Monats

Album des Jahres

MERCH

70.000 Tons 2024

The new breed

GROTESQUE GLORY

mottenkiste

P P P

ZO SONGCHECK

V.I.P.

wo wir sind

alter Z.O.F.F.

Unsere Partner

Join the Army

Damit das klar ist