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Q&A-Das Interview: UNLEASHED
An der Tafel der Götter sitzend

Mit Fire Upon Your Lands veröffentlichen UNLEASHED ihr mittlerweile 15. Studioalbum – und feuern damit erneut einen kompromisslosen Schlachtruf in die Welt hinaus. Die Reise durch das Odalheim-Universum geht weiter, und obwohl die Band längst als eine der „Big Four“ des schwedischen Death Metal gilt, wirken sie kein bisschen müde. Im Gegenteil: Die neuen Songs klingen frisch, aggressiv, erzählerisch stark und stehen in einer bemerkenswerten erzählerischen wie musikalischen Kontinuität zu ihren Vorgängern. Grund genug, mit Mastermind Johnny Hedlund über nordische Mythologie, Textarbeit, das Konzept von Treue und Verlust sowie das Schicksal der Menschheit unter „Unknown Flags“ zu sprechen.
Hallo Johnny! Schön, dass Du Dir Zeit nimmst – wie geht es Dir aktuell, so kurz vor Veröffentlichung von Fire Upon Your Lands und dem quasi Release Gig beim Summerbreeze an diesem Freitag?
Oh ja, uns geht’s gut – und es ist natürlich eine unglaublich spannende Zeit. In gerade einmal zwei Tagen erscheint das neue Album, und die Vorfreude steigt stündlich.
Wir sind wirklich neugierig, wie die Leute darauf reagieren werden. Am Ende ist es ja so: Die wahre Feuerprobe für Musik und Songs kommt erst, wenn du auf den Festivals oder bei den nächsten Shows spielst. Dann merkst du, ob die Stücke wirklich zünden – du kannst es fühlen, du kannst es in ihren Augen sehen. Wenn sie anfangen zu schwitzen, zu schreien und jede Note mit dir zu feiern – das ist einfach elektrisierend. Genau dafür machen wir das Ganze. Ja, es wird großartig werden.

In meinem Review schrieb ich, dass Fire Upon Your Lands wie ein musikalischer Hammerschlag wirkt – kompromisslos, aber mit epischer Tiefe. War es Dein Ziel, diesen Kontrast zwischen roher Gewalt und epischer Atmosphäre bewusst noch stärker herauszuarbeiten als zuvor?
Vielen Dank, das hören wir natürlich gern. Wie schon gesagt, versuchen wir stets, noch bessere Songs zu schreiben. Dieses Mal hatten wir allerdings das Gefühl, dass wir vielleicht ein kleines bisschen mehr Dynamik einbauen könnten – und dazu Melodien, wie wir sie bislang noch nie ausprobiert haben. Vielleicht trägt das auch dazu bei, dass das Album insgesamt etwas frischer wirkt. Es ist schwer, genau zu sagen, was du meinst, aber ich denke, es hängt stark davon ab, wie man die Songs umsetzt.
Gerade wenn ich ein neues Stück bekomme und beginne, die Gesangsmelodien zu entwickeln, merke ich oft, wie sehr diese die Musik anheben und ihr zusätzlichen Glanz verleihen können. Ja, wir haben ein paar neue Wege ausprobiert – und gleichzeitig natürlich darauf geachtet, die Wurzeln von Unleashed fest im Boden zu halten.
Es tut gut zu hören, dass es ankommt. Wir haben wirklich hart daran gearbeitet, die neuen Songs vielleicht sogar noch ein Stück über das Niveau des letzten Albums zu heben – was nach 15 Alben alles andere als einfach ist. Ja, umso schöner, wenn es gelingt.
Der Pressetext spricht davon, dass das Album ein „Schlachtruf“ ist – an wen richtet sich dieser Ruf in Eurer Vorstellung? Und was ist die zentrale Botschaft hinter dem Feuer, das über die Länder hinwegzieht?
Ich würde sagen, dieser Schlachtruf ist fest in die Handlung eingebettet – schließlich dreht sich alles um die Wikinger, die Midgard Warriors, und ihren erbitterten Kampf gegen den Erzfeind, den „Weißen Christus“. Es ist also im wahrsten Sinne des Wortes der Kriegsschrei gegen den Feind. Und dieser hallt, sagen wir mal, wie ein roter Faden durch das gesamte Album.
Reden wir ein wenig über das lyrische Konzept des Albums. In Left for Dead geht es um den gefangenen Sohn von White Christ – wird seine Seele aufsteigen oder verstoßen bleiben? Das ist ein starkes religiöses Bild. Wie stark spielt für Dich die Auseinandersetzung mit (christlicher) Mythologie in UNLEASHED eine Rolle?
Gut, dass du das ansprichst – denn dahinter verbirgt sich eine Geschichte, die wie ein roter Faden durch dieses Kapitel zieht. Es geht um die Midgard Warrior und ihren erbitterten Kampf gegen den Weißen Christus. Ich habe den Weißen Christus selbst nicht bis ins kleinste Detail erforscht – seine Gestalt entstammt einer uralten, wikingischen Tradition, die tief in der Zeit verankert ist.
Weiß bedeutete damals unmissverständlich: Feind. In diesem Bild steht der Rote Thor dem Weißen Christus gegenüber – oder, um es noch deutlicher zu sagen, der Rote Thor gegen den kaputten Christus. Gleich im ersten Song, wie du schon erwähnt hast, gibt es den Verweis auf Seelen, die über Jacob’s Ladder in den Himmel aufsteigen – ein zentrales Motiv aus der christlichen Symbolik.
In meiner Erzählung ist der Weiße Christus der Vater, und sein Sohn spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Man kann durchaus darüber diskutieren, wer hier eigentlich zu wem spricht. Meine Idee war, dass der Sohn des Weißen Christus innerlich zerrissen ist: Er ist am Kreuz auf dem Berg Sinai aufgewachsen, er weiß um sein unvermeidliches Ende – und er richtet seine Worte flehentlich an seinen Vater.
In der Bildsprache von Jacob’s Ladder sind es Engel, die die Himmelsleiter hinauf- und hinabsteigen, während der Sohn fragt, was er denken, was er tun soll – ob es irgendeinen Ausweg aus dieser schrecklichen Situation gibt. Doch die bittere Wahrheit ist: Es geschieht nichts. Absolut nichts. Er bleibt tot.
Mit anderen Worten: Der Weiße Christus hilft seinem eigenen Sohn nicht. Ja, es ist eine lange Geschichte – aber genau darin liegt der Kern dieses Kapitels.

To My Only Son ist einer der emotionalsten Songs Eurer Karriere. Die Idee von Aufopferung und Generationenwechsel scheint zentral – ist das eine persönliche Ebene, die hier Einzug gehalten hat, oder bleibt alles rein konzeptionell im Odalheim-Universum?
Beides. To My Only Son – und die Lieder, die mit diesem Stück verbunden sind – atmen den Geist der Geschichte, in die sie eingebettet sind. Es ist der Moment, als die Krieger nach langen Schlachten endlich den Heimweg antreten. Sie erreichen Miglagard – einen Ort der Ruhe, der Heilung und der Vorbereitung –, um Kräfte zu sammeln und ihre Vorräte zu füllen, bevor sie den Marsch in die ferne Heimat fortsetzen: Schwedensland, das Land, das wir heute Schweden nennen.
Doch der Weg heim ist für viele versperrt. Manche fallen, manche tragen Wunden, die nicht mehr heilen. Viele von ihnen werden nie wieder den Blick ihres Kindes sehen. To My Only Son erzählt von einem dieser Krieger – einem Mann, der genau weiß, dass ihm nur noch Sekunden bleiben. Nicht Minuten. Sekunden. In dieser winzigen Spanne schreibt er einen letzten Brief an seinen einzigen Sohn. Ein Kamerad wird ihn später überbringen.
Ja, es ist ein zutiefst emotionaler Augenblick – vielleicht sogar zu stark für eine Welt aus Blut und Stahl –, doch er musste so erzählt werden, denn er gehört zum Herzschlag der Storyline. Und gleichzeitig könnte diese Geschichte auch heute spielen. Die Zukunft, in der das Odalheim-Universum angesiedelt ist, ist nur der Rahmen – der Kern jedoch ist zeitlos.
Die letzten Worte dieses Kriegers sind keine Klage, kein Flehen. Sie sind ein Befehl: „Lass mich gehen. Weine nicht um mich. Ich bereue nichts – ich habe mein Leben gelebt, meine Entscheidungen getroffen, und ich sterbe in Frieden.“ Er ruft seinen Sohn auf, nicht in Trauer zu versinken, sondern seinen Weg zu gehen, die Welt zu betreten wie ein Held, das Leben als Abenteuer zu begreifen und seine Kraft zu erproben.
Ob es Sohn oder Tochter ist, spielt keine Rolle – der Titel ist nur eine Form. Diese Botschaft könnte in jeder Zeit Bestand haben: in der Vergangenheit, in unserer Gegenwart oder in einer fernen Zukunft. Doch in diesem Fall ist sie Teil einer epischen Zukunftserzählung.
A Toast to the Fallen ist eine Hymne an Gefallene – mit einem überraschend positiven Ton. Was macht den Tod für Euch zu etwas Heroischem?
Nun, zunächst einmal – der Song Toast to the Fallen ist genau das, was der Name verkündet: ein Trinkspruch auf jene, die in den Feuern des Kampfes ihr Leben ließen. Diese Kämpfe können viele Gestalten annehmen. Es kann der blutige Schlachtplatz sein, auf dem ein geliebter Mensch fiel. Doch ebenso kann es der stille, unsichtbare Kampf des Lebens sein, bei dem jemand auf seine eigene Art und Weise unterlag.
Doch wenn es jemand ist, den du mit ganzem Herzen geliebt hast, ein wahrer Krieger in deinem Leben – einer, dessen Mut und Taten es verdienen, in den Hallen Valhallas besungen zu werden – dann erhebe dein Horn. Sprich seinen Namen, ehre seine Taten, und stoße an. Nicht leise, nicht zaghaft, sondern mit jener Kraft, die durch die Jahrhunderte hallt.
So, wie wir es tun, wenn der Schnee das Land bedeckt, die Feuer knistern und die Ahnen über uns wachen: mit erhobenem Glas, brennender Seele und dem festen Wissen, dass sie dort oben an der Tafel der Götter sitzen – und auf unseren Gruß warten.
In Unknown Flag beschreibt Ihr die Unsicherheit gegenüber einer neuen Bedrohung – ist das auch eine Metapher für heutige globale Entwicklungen oder bleibt ihr in Eurer eigenen Welt?
Nein, das ist tatsächlich reiner Zufall. Alles, was auf diesem Album vielleicht an aktuelle Ereignisse erinnern könnte, ist unbeabsichtigt. Die gesamte Geschichte entstand bereits viele Jahre zuvor – ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber vermutlich vor 15 oder sogar 20 Jahren haben wir den größten Teil davon geschrieben.
Damals war sie allerdings noch unvollständig, und genau das war der Anstoß, sie nun endlich fertigzustellen. Es ist eine Erzählung, die in einer fiktiven Zukunft spielt und keinerlei Bezug zu dem hat, was heute geschieht.

Welche Rolle spielt für Dich musikalische Entwicklung bei UNLEASHED? Viele Fans loben die Kontinuität – aber gibt es auch Momente, in denen Du Dinge bewusst anders machen willst?
Nein, ich denke, genau das haben wir mit diesem Album erreicht. Unleashed hat sich stets an den eigenen Wurzeln festgehalten – und ich glaube, es gibt kaum etwas Wichtigeres. Gleichzeitig muss man sich natürlich weiterentwickeln. Man muss sicherstellen, dass das nächste Album mindestens einen Hauch besser ist als das vorherige. Um das zu schaffen, muss man herausfinden, welchen Weg man von hier aus einschlagen kann.
Man kann etwa die Melodien leicht variieren, die Gitarren etwas dynamischer gestalten oder die Songstrukturen verändern. Auf diesem Album haben wir zum Beispiel häufig mit doppelten Refrains gearbeitet: Erst kommt eine Art Brücken-Chorus, und danach folgt der „echte“ Refrain. Beide sind nicht identisch, wirken aber wie zwei verschiedene Hooklines, die direkt nebeneinander gesungen werden. Das erinnert stark an die Arbeitsweise vieler Heavy-Metal-Bands aus der Vergangenheit – und genau hier hat Fredrik großartige Arbeit geleistet. Uns war es wichtig, dass das Album frischer klingt als sein Vorgänger.
Ich denke, das ist für Musiker etwas völlig Natürliches, aber wir beschäftigen uns sehr intensiv damit. Ich habe viel an den Gesangsmelodien gearbeitet, um sicherzustellen, dass sie die Musik tragen und ihr zusätzliche Tiefe verleihen. Denn es geht nicht nur darum, Songs zu schreiben – das ist der einfache Teil. Die Gesangslinien wirklich zu verfeinern und ihnen eine besondere Wirkung zu geben, ist eine ganz andere, deutlich größere Aufgabe. Einfach ist das nicht, und wir haben viel Zeit dafür investiert.
Nun sind wir gespannt, was die Leute dazu sagen. Für uns war es ein spannender, kreativer Weg – und wir sind rundum zufrieden mit dem Ergebnis.
Die Produktion ist fett, aber trotzdem roh – wer hatte das letzte Wort im Studio? Und wie wichtig ist Dir Klang gegenüber Feeling?
Das letzte Wort haben bei uns die vier Leute in der Band. Wir haben alle gleich viele Meinungen – und im Idealfall auch dieselbe Vorstellung davon, wie die Dinge am Ende aussehen sollten. Frederic übernimmt dabei den Löwenanteil der Produktion. Er hat gemeinsam mit Eric von Eclipse das endgültige Klangbild – unser „Mastering-Geräusch“ – geformt. Man könnte sagen: Die finale Präsentation trägt klar Frederics Handschrift.
An diesem Punkt setzen wir uns zusammen und geben unsere Meinungen dazu ab. Meistens geht es nur noch um Kleinigkeiten. Manchmal sind diese Änderungen so winzig, dass man sie kaum wahrnimmt – und genau das ist oft das Lustige daran. Ich bin mir sicher, alle Musiker kennen das: Man diskutiert über winzige Details, die am Ende doch den entscheidenden Unterschied machen können.
Das kann alles Mögliche sein – ein Hauch mehr Attack im Gitarrensound, ein minimal anderes Timbre in den Vocals oder ein kaum hörbarer Akzent auf der Snare. Solche Feinheiten können alles verändern. Denn in der Band geht man immer noch diesen „Extra-Meter“ und feilscht leidenschaftlich um Nuancen. Und genau das ist gut so – und verdammt wichtig.
Gibt es einen Song auf Fire Upon Your Lands, der Dir besonders am Herzen liegt – und wenn ja, warum?
Es wäre doch reichlich verrückt, drei Jahre lang an einem Album zu arbeiten und am Ende nur ein Lied hervorzuheben. Das ist schwer – fast schon unfair. Aber wenn du mich zwingst, dann ist es wohl To My Only Son. Dieses Stück ist irgendwie ein Unikat. Vielleicht ist es nicht das erste Mal, dass so etwas auf einem Death-Metal-Album passiert – vielleicht aber doch. Am Anfang war ich mir jedenfalls nicht sicher, ob es überhaupt auf die Platte passt. Während der Arbeit habe ich die Melodie mehrmals überarbeitet. Dann habe ich die Instrumente ergänzt, angefangen zu singen – und plötzlich gespürt, dass das, was ich in diesem Song erzähle, tatsächlich in diesem Song steckt. Da war eine Verbindung, die ich vorher nicht so klar gefühlt hatte.
Also entschieden wir: Dieses Lied muss drauf. Es hat seinen Platz verdient. Ich bin heute sehr froh, dass wir es nicht gestrichen haben – vor allem, weil es jeder in der Band sofort verstanden und mitgetragen hat.

Was ist Dir wichtiger: die Fortführung der Odalheim-Saga oder das Schreiben von Songs, die auf der Bühne „killen“? Oder geht das für Dich Hand in Hand?
Ich würde sagen, es ist immer eine Kombination: Du brauchst beides. Nicht jedes Lied ist automatisch auch perfekt für die Bühne. Aber wenn wir Musik schreiben, passiert das oft ganz organisch. Wenn die Band geschlossen sagt: „Ja, das ist stark genug fürs Album“, dann kommt es auch drauf – unabhängig davon, ob es sich als perfekter Live-Track entpuppt. Das erfährst du ohnehin erst später – manchmal erst, wenn das Album schon gemastert ist und alles in Stein gemeißelt scheint. Genau das ist der Prozess. Am Anfang weißt du es einfach nicht.
Das Artwork zu Fire Upon Your Lands ist grandios geworden – episch, bedrohlich, und voller Details. Wie lief der kreative Prozess dafür ab, und wie eng warst Du selbst eingebunden?
Vielen Dank! Wir sind bei jedem Album-Cover immer sehr stark involviert – das ist bei uns fast schon ein Ritual. Der Prozess läuft in etwa so ab: Seitdem ich die Storyline entwickle, komme ich in der Regel auch mit der Grundidee für das Artwork. Anfangs habe ich dabei oft noch gar kein klares Bild vor Augen, sondern nur ein paar lose Ideen. Bei Fire Upon Your Lands war es zum Beispiel so, dass dieses Motiv nicht direkt zu einem Song gehört, sondern sich zwischen zwei Liedern abspielt – ein kleiner, aber bedeutender Zwischenschritt in der Geschichte.
Das ist eher ungewöhnlich, denn normalerweise sucht man sich einen Song aus, schickt ihn dem Künstler und bittet ihn, genau dazu etwas zu kreieren. Hier aber war es eben ein Ereignis zwischen den Tracks. Dargestellt sind vier gefallene feindliche Soldaten. Da die Story in der Zukunft spielt, sehen diese Gegner natürlich nicht aus wie Krieger vor tausend Jahren, sondern wie Soldaten aus der Zeitlinie unserer Geschichte – futuristisch und dennoch passend zum Konzept.
Auch andere wiederkehrende Elemente der Saga tauchen auf, etwa Odins Raben, die erneut ihren Platz im Bild findet. Alles zusammen wirkt wie eine kleine Kampagne – ein entscheidendes Ereignis zwischen zwei Kapiteln der Platte.
Ich habe dem Künstler mein Skript geschickt, und er hat es ziemlich genau in ein visuelles Konzept übersetzt – aber eben noch nicht ganz so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Dann kam die klassische Band-Diskussion: „Hier bitte etwas mehr, dort ein bisschen dunkler, das Detail weg, jenes stärker betonen.“ Am Ende hat er all diese Änderungen umgesetzt und plötzlich war klar: Ja, genau so!
Das ist bei uns immer ein besonderer Moment. Wir entscheiden nicht nach dem Motto „Drei mögen’s, zwei nicht – passt schon“. Nein, wir müssen uns alle einig sein. Erst wenn die komplette Band mit einem breiten Grinsen vor dem fertigen Artwork steht, wissen wir: Das ist unser Cover.

Du bist nun seit über 35 Jahren mit UNLEASHED unterwegs. Welche Motivation treibt Dich immer noch an? Gibt es etwas, das Du in dieser Band noch erreichen möchtest?
Oh, ich liebe es einfach, Musik und Songs zu erschaffen – vor allem Songs. Das mache ich heute noch genauso leidenschaftlich wie früher. Fredrik lebt für die Komposition, ich für die Texte. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, damit aufzuhören. Es fühlt sich seltsam an, überhaupt darüber nachzudenken. Ich war jung, als ich Unleashed gegründet habe – und dieser Teil von mir ist nie alt geworden.
Klar, ich würde auch ohne die Band noch zu Festivals gehen. Ich würde dann eben bei anderen Bands in der ersten Reihe stehen, in Gedanken kalte Biere kippen und wahrscheinlich zu viel Irish Coffee trinken. Aber tief drinnen… da ist dieser Hunger. Dieser Hunger, immer noch bessere Songs und noch bessere Musik zu schreiben. Und dann natürlich die Spannung bei einem neuen Album. Jedes Mal, wenn du zur nächsten Show oder zu einem Festival fährst, siehst und spürst du, wie die Leute reagieren, wenn du neue Stücke spielst. Diese Energie – davon bekommst du einfach nicht genug.
Wie sollte man auch? Würdest du je genug von deinem Lieblingsbier trinken? Würdest du je genug von deinem Lieblingsgericht essen? Würdest du je genug Zeit mit deiner Lieblingsfrau verbringen? Eben. Und genau das ist für mich Unleashed.
Wie sieht für Dich die Zukunft des Death Metal aus? Wird das Genre noch brutaler, oder ist eine Rückbesinnung auf klassische Elemente absehbar?
Na ja, wer weiß das schon. Wenn ich mir ein paar Jahre in die Zukunft vorstelle – und das nicht nur im Hinblick auf Death Metal, aber speziell auch auf ihn – dann denke ich: Die Zukunft liegt darin, dass wir vor allem eines erwarten dürfen – richtig starke Songs. Denn der Markt ist voll bis obenhin: Alben, Songs, Musik, Bands – das Angebot ist so überbordend, dass man unmöglich alles ausprobieren kann. Das ist nicht erst 2025 so, das zieht sich schon seit Jahren durch.
Gerade deshalb, denke ich, muss Death Metal heute mehr denn je wirklich kraftvolle, einprägsame Songs liefern – Stücke, die im Gedächtnis bleiben, die man sofort wiedererkennt. Das ist für mich der Weg in die Zukunft. Und wenn Death Metal diese Fähigkeit behält – oder sogar noch ausbaut – dann haben wir auch in den kommenden Jahren eine Zukunft. Davon bin ich überzeugt.
Ist eine Tour geplant oder konzentriert Ihr Euch lediglich auf Festivalshows?
Nun, wir haben schon lange darüber gesprochen, und sind uns einig: Dieses klassische 5-Wochen-am-Stück-Touren ist einfach nicht unser Ding. Es gibt schließlich noch so vieles abseits von Unleashed – Familie, Zuhause, all das, was das Leben außerhalb der Bühne ausmacht. Ich bin überzeugt, dass der beste Weg, eine Band für eine unvorhersehbare Zukunft fit zu halten, darin besteht, hungrig zu bleiben, wenn man rausgeht und spielt. Wenn man hingegen fünf Wochen am Stück unterwegs ist, kommt man irgendwann nur noch erschöpft nach Hause – und das ist weder hilfreich noch inspirierend.
Unser Ansatz ist da klarer: Wir wollen jedes Mal mit mehr Lust und Energie rausgehen, fast wie ein Kämpfer, der nur alle paar Wochen in den Ring steigt. Genau das ist, so glaube ich, das Geheimnis. Spielt man nur eine einzelne Show, ist das Publikum kleiner. Steht man dagegen bei einem Festival auf der Bühne, sind es deutlich mehr Leute. So einfach ist das.
Für 2025 haben wir bereits den größten Teil unseres Programms angekündigt – mit Festivals und Shows, die sich bis etwa Mitte November ziehen. Wir tun, was wir können, und spielen so viel wie möglich, ohne uns dabei selbst auszubrennen. Und ja: Dieser Weg scheint für uns genau der richtige zu sein. Wir machen das nun schon seit Jahren – und es funktioniert einfach hervorragend.
UNLEASHED zeigen mit Fire Upon Your Lands eindrucksvoll, dass sie nicht nur ihre eigene Saga konsequent weiterschreiben, sondern auch ein tiefes Verständnis für Dramaturgie, Pathos und musikalische Wucht besitzen. Die Götter des Death Metal schlafen nicht – sie marschieren weiter. Und wer genau hinhört, erkennt: Dieses Feuer ist noch lange nicht erloschen.