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Live on Stage Report: ROCK HARD FESTIVAL 2025

vom 06. bis 08.06.2025 - Gelsenkirchen @ Amphitheater


TAG 1 – Freitag, 06.08.2025

Schräge Töne und eine versaute Chance

Wenn ein Festival schon mit einer vierstündigen Autofahrt beginnt, die sich eher wie eine gepflegte Ausfahrt anfühlt als wie der erste Teil eines Survival-Trips, weißt du: Das Rock Hard ruft – und wir sind sowas von bereit! Mit Tempomat im Herzen und guter Laune im Kofferraum ging’s gemütlich ins Ruhrgebiet, wo wir unsere Basis im charmanten Essen aufschlugen. Und was für eine Basis das war! Eine komplette Wohnung nur für uns, und Christian – unser Mitstreiter, Mittrinker und Mit-Iron-Maiden-Befürworter – hatte sein kuscheliges Dachzimmer mit Ausblick auf, nun ja, die Nachbarantenne, aber Hauptsache stilvoll.

Kaum angekommen, war der erste offizielle Festivalakt: Pilgerfahrt zu REWE. Getränke kaufen ist schließlich Tradition, Pflicht und Kür zugleich. Kühltasche auf, Herz auf – rein mit Astra, Jacky-Cola und Gin Tonic. Denn eines war schon bei der Anreise klar: Veltins wird nicht angerührt, da sind wir eisern wie ein Manowar-Fan im Kettenhemd bei 30 Grad.

Der Parkplatz? Wieder einmal souverän organisiert von den freundlichsten Ordnungskräften des Ruhrpotts – freundlich, hilfsbereit, mit einem feinen Gespür für den perfekten Stellplatz, der weder matschig noch kilometerweit weg ist. Und kaum hatte man das heilige Amphitheater betreten – oder sich zumindest in Richtung VIP-Bereich orientiert – da lachten einem schon die ersten bekannten Gesichter entgegen. Begrüßungen, Umarmungen, ein bisschen Blödsinn reden, als hätte man sich gestern erst gesehen – Festivalfamilie eben.

Das Wetter zeigte sich noch von seiner halbwegs stabilen Seite, tröpfelte mal hier, nieselte mal da, aber hey: Solange kein Wacken-Desaster droht, bleibt das Gemüt sonnig. Und so zischten die ersten Dosen, die ersten Becher klirrten, und die ersten Lachflashs kündigten an: Das wird ein verdammt lustiger Tag. Das Rock Hard 2025 war offiziell eröffnet – mit Stil, Promille und verdammt viel Vorfreude.

Es war Punkt 15 Uhr im altehrwürdigen Gelsenkirchener Amphitheater, als das Rock Hard Festival 2025 seinen musikalischen Ernst begann – und das direkt mit einem echten Ausrufezeichen: Sanhedrin aus Brooklyn, New York, betraten die Bühne und lieferten ein Set ab, das man so druckvoll, souverän und mitreißend eher in den Abendstunden erwartet hätte.

Die dreiköpfige Band um Bassistin und Sängerin Erica Stoltz, flankiert von Gitarrist Jeremy Sosville und Drummer Nathan Honor, ist seit 2015 aktiv und steht für eine mitreißende Mischung aus klassischem Heavy Metal, ehrlichem Hard Rock und einer Prise düsterem Charme. Wer sie bisher nur von Platte kannte, wurde live mit einer Extra-Ladung Energie versorgt – und wer sie gar nicht kannte, dürfte sie spätestens nach dieser halben Stunde fest auf dem Radar haben.

Kollege Jörn hätte sie übrigens sehr gern gesehen – er hatte sich im Vorfeld mehrfach lobend über das aktuelle Album Haet Lightning geäußert und extra angekündigt, pünktlich vor der Bühne zu stehen. Doch das echte Leben hatte andere Pläne: Nach einer langen Arbeitswoche musste er noch seinen Hund zu den Eltern bringen und schaffte es schlichtweg nicht rechtzeitig nach Gelsenkirchen. Kurz gesagt: Er war gar nicht vor Ort – und hat wirklich etwas verpasst.

Denn der Platz vor der Bühne war bereits erstaunlich gut gefüllt für die frühe Uhrzeit. Die Menge wirkte ausgeschlafen, neugierig – und wurde belohnt. Bereits mit dem Opener Blind Wolf machten Sanhedrin klar, dass sie keine Anlaufzeit brauchen: Direkt rein, klarer Sound, druckvolle Riffs, punktgenaue Drums und eine Stimme, die zugleich kantig, melodisch und authentisch ist. Der Sound war – und das ist keine Floskel – glasklar. Kein Wummern, kein Matsch, sondern differenziert und kraftvoll.

Mit Let’s Spill Some Blood und Correction blieb das Energielevel hoch, bevor Lost at Sea für düstere Tiefe sorgte. Der Mittelteil mit The Fight of Your Life und Above the Law bewies eindrucksvoll die kompositorische Klasse des Trios – das ist nicht einfach nur Retro-Metal, das ist zeitlos gute Musik. Scythian Women versprühte mit orientalischen Leads und epischem Aufbau eine fast mystische Atmosphäre, bevor The Getaway wieder auf die Tube drückte. Mit Riding on the Dawn folgte schließlich ein würdiger, hymnischer Abschluss – das Publikum war mehr als zufrieden.

Sanhedrin nutzten ihren frühen Slot, um sich fest in die Herzen des Publikums zu spielen – mit Leidenschaft, Können und einer Bühnenpräsenz, die schlichtweg beeindruckte. Wer zu dieser Uhrzeit schon so souverän abliefert, wird in Zukunft garantiert weiter oben im Billing zu finden sein.

Wer glaubt, dass es um 16 Uhr auf einem Festival nur Bier, Bratwurst und belangloses Gedudel gibt, hat die Rechnung ohne ATTIC gemacht. Die okkulten Heavy-Metaller hatten natürlich als Einheimische ein Heimspiel – sind seit 2010 aktiv und nicht zu Unrecht oft als die deutschen King Diamond betitelt – verwandelten das Amphitheater in Gelsenkirchen in ein düsteres Ritualzentrum der gepflegten Theatralik. ATTIC trugen ihre Inspiration mit Stolz auf der Kutte, klangen dabei aber so eigenständig und leidenschaftlich, dass sich der Vergleich wie ein Schulterklopfer statt einer Kopie anfühlte.

Von der ersten Sekunde an gab es große Gesten, düstere Kulissen und eine Atmosphäre, die irgendwo zwischen Grusel-Märchenstunde und sakralem Theater pendelte. Meister Cagliostro sang sich mit seinem markanten Falsett nicht nur ins Ohr, sondern auch direkt in den Schädel – mit einer Inbrunst, die fast schon exorzistisch wirkte. Neben ihm brillierte Gitarrist Katte, der gemeinsam mit seinen Mitstreitern die perfekte musikalische Kulisse für diesen düsteren Okkult-Zauber webte: Twin-Gitarren galore, dynamisches Songwriting, keine Spur von Black Metal, dafür klassischer Heavy Metal mit reichlich Retro-Vibe und eigener Handschrift.

Mit Darkest Rites legte die Band furios los und brachte gleich Bewegung in die noch gar nicht so müden Knochen des Publikums. Penalized drückte dann mit kantigem Riffing ordentlich durch, und spätestens bei Join the Coven wurde eifrig mitgechantet. Die Menge war spürbar angefixt von der Mischung aus Show und musikalischer Qualität – kein Staunen aus der Distanz, sondern echte Hingabe. Auch Return of the Witchfinder entfaltete live seine ganze Kraft, während bei Azrael ein mystisches Frösteln durch die Menge ging. Und wenn The Headless Horseman zum Abschluss über das Gelände galoppierte, war endgültig klar: ATTIC gehören auf diese Bühne wie das Pentagramm auf die Kutte.

Zwischendurch wurde es bedrohlich dunkel am Himmel, passend zum Thema könnte man sagen. Doch der Himmel hielt dicht, der Regen verschob sich offenbar auf andere Bands, und die Gin-Tonic-Fraktion im Publikum atmete erleichtert auf. Denn wie wir wissen: Es gibt kaum etwas, das ein guter Gin Tonic nicht regeln kann – weder drohenden Regen noch übermotivierte Falsett-Fanatiker.

MUNICIPAL WASTE live zu erleben, ist wie ein Fass Benzin in eine lichterloh brennende Mülltonne zu kippen – es knallt, zischt, stinkt nach Bier und Adrenalin und reißt alles mit sich. Dass die Amis aus Richmond, Virginia, seit ihrer Gründung 2001 zu den Speerspitzen des Crossover Thrash gehören, ist ohnehin bekannt. Aber was MUNICIPAL WASTE auf dem Rock Hard abgezogen haben, war eine glorreiche Abrissbirne aus Thrash, Wahnsinn und ungebremster Energie.

Schon beim Opener Sadistic Magician flogen die ersten Plastikbecher und Menschen durch die Gegend, der Moshpit nahm sofort Betriebs­temperatur an – und sollte dort auch bleiben. Die Band wirkte wie aufgezogen, der Sound knallte glasklar und fett aus den Boxen, und die Menge – hungrig wie eine Meute verwahrloster Waschbären vor der Altkleidertonne – rastete komplett aus. Kein Wunder, denn kaum eine andere Band dieser Größenordnung bringt live derart aggressiv und gleichzeitig spaßig die Bude zum Beben.

Mit Slime and Punishment, Breathe Grease und Grave Dive folgte Hit auf Hit – tight gespielt, perfekt abgemischt, voller Raserei und Party-Vibe. Tony Foresta brüllte sich die Seele aus dem Leib, während Gitarrist Ryan Waste und Bassist Phil Hall einen Riffteppich auslegten, auf dem man bedenkenlos stagediven konnte. Drummer Dave Witte? Eine unaufhaltsame Präzisionsmaschine mit Explosionstendenz.

Und ja, was man wirklich hervorheben muss: Das beste Shirt am Merch war schlicht ein Kunstwerk. Rot wie Blutdruck bei 180, zeigte es einen finster dreinblickenden Zauberer mit Pommesgabel-Zauberstab, einem Totenschädel in der Hand, der Laserstrahlen schoss – das Ganze auf einem Zombie-Hai reitend. Gibt es etwas Geileres? Wohl kaum. Natürlich landete das Teil sofort in meiner Sammlung.

Zurück zur Eskalation: You're Cut Off, The Thrashin' of the Christ und Poison the Preacher feuerten die Mosh-Wütigen weiter an, während bei Wave of Death schon kaum noch klar war, wo Pit aufhörte und Crowdsurfer begannen. High Speed Steel und Restless and Wicked verwandelten das Areal endgültig in ein aufgelöstes Kollektiv aus fliegenden Haaren, Fäusten und Freudenschreien.

Als mit Crank the Heat und The Art of Partying die finale Abrissphase eingeläutet wurde, gab es kein Halten mehr. Und bei Demoralizer und Born to Party war klar: MUNICIPAL WASTE hatten an diesem Tag die absolute Messlatte gesetzt. Bisher die beste Band des Tages – und ehrlich gesagt: Wer danach noch kommen sollte, hatte es verdammt schwer. Einfach nur geil. Kein Firlefanz, kein Getue. Thrash, wie er sein muss – schnell, laut, kompromisslos und mit einem Augenzwinkern. Wenn Party eine Religion ist, dann sind MUNICIPAL WASTE ihre Hohepriester.

Es gibt Bands, bei denen man jedes Mal ein kleines bisschen aufgeregt wird, sobald sie irgendwo in der Nähe auftreten. Bei Death Angel ist das so ein Fall – und zwar nicht nur bei mir, sondern auch bei Kollege Jörn, der sich nach allerlei Umwegen und logistischen Meisterleistungen endlich auf dem Gelände einfand, einzig und allein, um diese Bay-Area-Legende endlich live zu erleben. Und wie das mit Erwartungen so ist: Manchmal werden sie erfüllt, manchmal übertroffen – und manchmal läuft eben nicht alles wie geplant.

Dabei war die Vorfreude berechtigt. Death Angel gehören seit den frühen Achtzigern zu den Speerspitzen des Thrash Metal, geformt aus purer Energie, technischer Versiertheit und der unverkennbaren Stimme von Mark Osegueda. In der Hochzeit des Genres galten sie als Jungspunde unter den Großen – und trotzdem als ebenbürtig mit Acts wie Exodus, Testament oder Forbidden. Ihr Debüt The Ultra-Violence von 1987 ist heute ein Klassiker, ihr Live-Ruf nahezu unantastbar.

Doch leider spielte an diesem Tag nicht nur die PA nicht ganz mit, sondern auch Murphy's Gesetz. Die ersten Minuten des Auftritts litten unter einem ziemlich matschigen Sound – man hörte zwar Drums und Bass, aber die Gitarren hatten sich offenbar kurzzeitig für eine Pause entschieden. Auch die PA wirkte zunächst eher wie ein Relikt aus der Röhrenfernsehzeit. Dass Mistress of Pain und Voracious Souls trotzdem schon früh im Set gezündet haben, spricht allein für die Klasse des Materials – und für Mark Osegueda, der an diesem Abend schlicht brillant war. Der Mann singt nicht, er feuert Silben ab wie Napalmgeschosse und wirkt dabei so sympathisch, als wolle er nach der Show mit jedem im Publikum noch eine Limo trinken gehen.

Mit I Came for Blood, Buried Alive und The Dream Calls for Blood folgten weitere moderne Klassiker, die aber bei aller Power doch auch zeigten: Die Setlist hätte ruhig ein bisschen mehr Old-School-Liebe vertragen. Klar, es ist schwer bei so vielen Hits – aber ein Seemingly Endless Time oder gar Bored hätten sicher für ekstatische Reaktionen gesorgt. Dafür feierte der brandneue Song Wrath (Bring Fire) seine Livepremiere – ein bissiger Midtempo-Nackenbrecher mit ordentlich Groove, der vielleicht nicht auf Anhieb zündet, aber neugierig auf Neues macht.

Überhaupt, die zweite Hälfte des Sets gewann deutlich an Fahrt: Caster of Shame und The Moth brannten sich trotz suboptimaler Klangkulisse durch die Boxen. Das abschließende Thrown to the Wolves, samt epischem Intro The Ultra-Violence, war dann noch mal ein Gänsehautmoment für alle, die schon in den Neunzigern mit Death Angel aufgewachsen sind – oder eben jetzt erstmals in den Livegenuss kamen. Jörn war jedenfalls sichtlich glücklich.

Unterm Strich bleibt ein guter Auftritt einer Band, die man eigentlich nur lieben kann – aber eben auch schon in besserer Form erlebt hat. Death Angel live sind normalerweise ein infernalisches Thrash-Gewitter, bei dem kein Auge trocken bleibt. Heute war es eher ein kräftiger Nieselregen mit vereinzelten Blitzen. Aber hey, selbst ein durchwachsener Gig dieser Kaliber-Band ist immer noch besser als 95 % des restlichen Line-Ups da draußen.

GEOFF TATE auf dem Rock Hard Festival 2025 – das klang im Vorfeld nach einem echten Highlight für alle Fans der progressiven US-Metal-Schule, nach einem emotionalen Trip in die goldene Ära der 80er und 90er Jahre, als Operation: Mindcrime das Genre auf eine neue Ebene hob. Und ja – zumindest ein Gänsehautschauer war garantiert. Doch leider nicht nur aus den richtigen Gründen.

Wer sich gefragt hat, ob die aktuelle Inkarnation von Queensrÿche oder deren ehemaliger Frontmann Geoff Tate das Rennen um die musikalische Vorherrschaft im eigenen Erbe macht, dürfte nach diesem Auftritt eine klare Meinung haben. Und auch wenn es mir das Herz bricht, als langjähriger, beinharte(r) Fan der Originalbesetzung und besonders von Geoff – momentan hat die Band die Nase vorn. Und das liegt nicht an mangelndem Enthusiasmus, sondern an vokalen Limits, die an diesem Abend hörbar überschritten wurden.

Dabei fing alles so vielversprechend an: Vom ersten Ton des Intros Anarchy-X an war die Bühne erfüllt vom ikonischen Klang dieser Rockoper, die wie kaum ein anderes Werk für anspruchsvolle Konzeptmusik im Metal steht. Mit Revolution Calling und Operation: Mindcrime wurde die Zeitmaschine endgültig angeworfen, das Publikum gepeitscht von Nostalgie und metallischer Magie. Doch spätestens bei Speak oder Spreading the Disease wurde deutlich: Die Band spielt tight, souverän, voller Spielfreude – aber Geoff ringt mit der Intonation. Mal fehlt die Kraft, mal die Tonhöhe, und oft beides gleichzeitig.

Dennoch: Der Setlist kann man keinen Vorwurf machen. Sie umfasste fast die gesamte Operation: Mindcrime-Platte in epischer Breite, inklusive der dramatischen Suite Sister Mary und des emotionalen The Mission. Sogar Zwischenspiele wie Electric Requiem oder das kurze Waiting for 22 fanden ihren Weg ins Set, bevor mit Eyes of a Stranger der konzeptionelle Abschluss erreicht wurde. Ein Finale, das immer noch ergreift – wenn auch diesmal eher wegen der melancholischen Erkenntnis, dass selbst Legenden altern.

Als Zugabe folgte Silent Lucidity, diese bittersüße Ballade, die einst Radiowellen verzauberte. Leider verfehlte auch sie ihren Effekt, da die hohen Passagen eher gequält als getragen klangen. Ein letzter Versuch, das Steuer herumzureißen, folgte mit Queen of the Reich – ein Klassiker, der früher jeden Saal zerlegt hätte. Heute jedoch ein Mahnmal dafür, dass man nicht jede Erinnerung konservieren sollte.

GEOFF TATE bleibt eine der charismatischsten Persönlichkeiten des Progressive Metal. Sein Einfluss ist unbestreitbar, seine Klassiker unsterblich. Doch dieser Auftritt war ein bittersüßes Erlebnis – zwischen ehrlicher Begeisterung für die Musik und schmerzlicher Erkenntnis, dass nicht jede Zeitreise funktioniert wie erhofft. Ich werde Fan bleiben. Aber diesmal eben ein etwas wehmütigerer.

Wer sich im Vorfeld des Festivals in einschlägigen Foren herumtrieb, konnte einer Diskussion kaum entkommen: Wer war – oder ist – nun der beste Frontmann von EXODUS? Der wilde, leider verstorbene Paul Baloff, der höhnisch-knarzige Zetro Souza oder der brachiale Rückkehrer Rob Dukes? Ich hatte mir vorgenommen, ganz neutral an die Sache heranzugehen. Spoiler: Hat nicht funktioniert.

Dabei startete alles recht vielversprechend. Der Regen hatte sich verzogen, die ersten Klänge von Bonded by Blood donnerten über das Amphitheater, und Dukes – sichtlich motiviert – brüllte sich mit seiner typischen Betonwand-Stimme durch den Opener. Soundtechnisch war das eine Wucht: messerscharfe Riffs, tightes Drumming, die Gitarrenarbeit von Altmeister Gary Holt wie gewohnt auf absolutem Topniveau. Auch das folgende Exodus und And Then There Were None krachten präzise wie eine Atomuhr mit Schleifpapier. Doch dann kam Fabulous Disaster – und mit ihm das Unheil. Rob Dukes wirkte textlich unsicher, phrasierte daneben, suchte Publikumskontakt, wo besser Lyrikkenntnis gefragt gewesen wäre. Spätestens bei War is My Shepherd musste ich schmunzelnd feststellen: Ich hätte das wirklich besser gesungen – und ich kann nicht mal richtig singen, ohne mir die Stimmbänder zu verätzen.

Musikalisch war das alles trotzdem eine Bank. Besonders Children of a Worthless God und das ultradüstere Prescribing Horror kamen mit einer Intensität, die sich gewaschen hatte. Doch je länger der Auftritt dauerte, desto mehr nervte mich dieses übertriebene Testosteron-Gehabe von Dukes. Zwischen den Songs wurde gepöbelt, gepumpt, gepost. Wer sich wie der härteste Hund des Planeten gebärdet, sollte zumindest textlich sattelfest sein.

Die Setlist? Solide, klarer Fokus auf Bonded by Blood mit Highlights wie A Lesson in Violence, Metal Command und natürlich dem unvermeidlichen Strike of the Beast. Dennoch hätte ein wenig mehr Abwechslung gutgetan – ein Tempo of the Damned Klassiker wie Shroud of Urine hätte dem Set guttun können. Immerhin: Bei Blacklist war ich dann selbst im Pit. Nicht wegen Dukes, sondern wegen der Musik. Kollege Christian stand nach dem Gig neben mir – mit zwei randvollen Taschentüchern. Ob das an der feuchten Witterung lag oder daran, dass er Rob Dukes’ Rückkehr frenetisch abfeierte? Ich habe nicht nachgefragt.

Danach ging’s zurück ins wunderbar trockene AirBnB, es gab einen wohlverdienten Feierabenddrink und wir prosteten leise dem zweiten Festivaltag entgegen – in der Hoffnung, dass dort nicht wieder jemand The Toxic Waltz mit einem Lyrik-Bingo verwechselt.




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