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HEADS FOR THE DEAD – Never ending Night of Terror (2025)

(9.844) Olaf (9,3/10) Death Metal


Label: Pulverised Records
VÖ: 10.10.2025
Stil: Death Metal






Seit dem ersten Erscheinen auf der Bildfläche bin ich Die-Hard-Fan von Band Nummer 324 aus dem Hauber’schen/Pettersson’schen Todesblei-Universum – und das will etwas heißen, schließlich sind diese beiden Herren die unheiligen Priester eines ganzen Genres geworden. Im Gegensatz zu den ebenfalls von mir verehrten Rotpit haben Heads for the Dead jedoch immer dieses mystische, dieses film-noir-artige Horror-Movie-Feeling, das mir zuverlässig Gänsehaut beschert – irgendwo zwischen feuchtem Friedhofsnebel, flackerndem 35mm-Projektor und dem letzten Herzschlag des Opfers.

Mit Never Ending Night of Terror liefern Heads for the Dead nun ihr viertes Studioalbum ab – und das ist nichts weniger als ein infernalisches Fest für jeden Death-Metal-Horrorfreak. Wieder einmal stammen sämtliche Kompositionen aus der Feder von Jonny Petterson, dem unermüdlichen Vielarbeiter aus dem Wombbath-Universum, während Ralf Hauber – der Mann mit der Gruft in der Kehle – die Lyrics beigesteuert hat, inspiriert von Klassikern wie Videodrome, Re-Animator, City of the Dead oder Motel Hell. Hauber selbst beschreibt das Werk als „in allen Aspekten extremer“, und ja: Das trifft den verfaulten Nagel auf den Kopf. Hier ist alles dichter, unheimlicher, und vor allem kompromissloser.

Das Album zieht seine Kraft aus dieser unheiligen Verbindung zwischen 80er-Horror-Ästhetik und schwedischem Death Metal. Petterson zitiert in Riffs und Soundscapes die Atmosphäre alter Soundtracks – mal dröhnen schleppende Keyboardflächen wie in Suspiria, mal bricht ein Blastsalvengewitter über den Hörer herein, als wäre Lucio Fulci persönlich aus der Gruft gekrochen, um Regie zu führen. Und wenn der Opener The Vastness of Time den Vorhang hebt, weiß man sofort: Hier beginnt kein Konzert, hier startet ein Albtraum.

Die Produktion ist – herrlich – dumpf, so wie es sein muss. Kein Hochglanz, kein digitaler Wahn, sondern diese morbide, leicht modrige Wärme, die an alte Kellerstudios erinnert, in denen noch Blut auf den Mikrofonständern klebte. Das Mastering von Roger Bergsten (Nuevo Mastering) rundet das Ganze ab, ohne den Charakter zu glätten. Das Ergebnis: eine Klangästhetik, die klingt, als würde der Tod selbst mit einem Spulentonband aufnehmen.

Zwei Songs verdienen besondere Erwähnung: Phantasmagoria und The Harvester. Ersterer ist ein geisterhaftes Meisterwerk zwischen Raserei und Finsternis, getragen von einem Refrain, der klingt, als würde Leatherface persönlich ein Wiegenlied singen. Doch The Harvester – dieser gottverdammte Song! – ist schlicht das Beste, was jemals unter dem Banner von Heads for the Dead veröffentlicht wurde. Groove, Melodie, Schrecken und Atmosphäre verschmelzen hier zu einem Monstrum von einem Track, der sofort süchtig macht. Ein Death-Metal-Ohrwurm South of Heaven.

Die Texte, wie immer bei Hauber, sind mehr als nur blutige Poesie. Jede Zeile wirkt wie ein Fragment aus einem vergessenen Drehbuch, das irgendwo zwischen Kellerlicht und Wahnsinn geschrieben wurde. Die Stücke erzählen von Rache, Wahn, Gewalt und den letzten Sekunden des Verstands – ganz so, wie man es von einem Soundtrack zur Apokalypse erwarten darf. Dieses Album ist weniger eine Sammlung von Songs als ein filmisches Konzept: eine blutgetränkte Anthologie, in der jede Nummer eine eigene Episode aus dem Horroruniversum darstellt, verbunden durch den unheilvollen Atem des Todes, der sich durch alles zieht. Selbst Witchkrieg, das Goblin-Tribut zum Abschluss, ist mehr als eine Hommage – es ist ein Portal in die italienische Giallo-Seele, inklusive subtil eingestreutem Suspiria-Thema, das man wie ein Geisterflüstern zwischen den Noten hört.

Und dieses Cover! Der italienische Künstler Solo Macello (bekannt von Arbeiten für Pentagram, Fulci, Baest) hat das Schreckenshaus visuell perfekt eingefangen. Die Maske des Killers – angeblich inspiriert von einer Horror-Maske, die bei Petterson im Wohnzimmer hängt – sieht tatsächlich aus wie das böse Zwillingsgesicht von Sodom’s Knarrenheinz. Solche Details sind es, die dieses Album zu einem Gesamtkunstwerk machen: Musik, Text, Artwork, Atmosphäre – alles greift ineinander wie Zahnräder in einem Fleischwolf. Vinyl? Ein absolutes Muss! Shirt? Ebenso!

Never Ending Night of Terror ist ein Album, das man nicht einfach hört, sondern erlebt. Es riecht nach altem Zelluloid, nach kaltem Metall und Angstschweiß. Es ist nicht „retro“, sondern zeitlos – weil Horror immer funktioniert, wenn er ehrlich gemeint ist. Und Heads for the Dead meinen es ehrlich. Dieses Werk ist wie ein blutverschmiertes Dankeschön an alle, die Horror nicht als Genre, sondern als Lebensgefühl verstehen. Dumpf produziert, atmosphärisch dicht, unheimlich intensiv – ein Highlight in diesem todesbleiernden Jahr. Während viele Bands versuchen, den Horror im Death Metal zu simulieren, leben Heads for the Dead ihn. Sie sind die nächtliche Projektion an der Wand, der kalte Atem im Nacken, das „Cut!“ nach dem finalen Stich. Wer hier nichts fühlt, ist längst tot.

Anspieltipps
🔥Phantasmagoria
💀The Harvester
🎸To the very Last


Bewertung: 9,3 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. The Vastness of Time
02. Death Mask
03. Phantasmagoria
04. In Disgust we trust
05. Never ending Night of Terror
06. Give me Life
07. The Harvester
08. The Shape of Light bleeds black
09. To the very last
10. Witchkrieg (Goblin Tribute) 



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