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EXTORTIONIST – Stare into the seething Wounds (2025)

(9.839) Phillip (6,5/10) Metalcore


Label: Unique Leader Records
VÖ: 10.10.2025
Stil: Metalcore







Bei der Zuteilung der Reviews mache ich, wenn mir eine Band nur am Rande bekannt oder in Gänze unbekannt ist, nur minimale Recherche um im Rahmen unvoreingenommen im Review zu sein. In diesem Fall war der Blick auf das Label sowie der coole Bandname entscheidend. Der erste Blick auf das Logo ließ mich dann bereits stutzig werden, ebenso der Blick auf das etwas cheesige Plattencover, was vielleicht ansprechend ist, wenn man am Ende der Teenager-Zeit oder am Anfang seiner Zwanziger die eigenen Kindheitstraumata aufarbeitet. Aber, wie immer, entscheidend is' auf’m Platz. Also rein in die Platte!

Uns erwartet hier eine sehr druckvolle, moderne Produktion, die es aber schafft, Elemente aus den letzten gut 25 Jahren Metal-Entwicklung zu verbauen. Hier wird nicht etwa eine einzige, vergangene Epoche gefeiert oder gar der Versuch unternommen so eine wiederzubeleben. Viel mehr ist es, meines Erachtens, ein Versuch bekannte Trademarks, zum Beispiel von Slipknot, zur Zeit ihres dritten Albums, Bring Me The Horizon, zu deren breakdown-lastigeren Anfängen mit etwas The Acacia Strain- mäßigem Groove und eine Prise Knocked Loose sowie einem Hauch Alice in Chains zu etwas Eigenem zu verquirlen.

Puristen des reinen Stahls sollten hier, zurecht, abgeschreckt sein. Auch meine linke Augenbraue hob sich in einem Ausdruck von Skepsis. Aber eins nach dem anderen. 13 Songs bieten eine Menge Platz zum Austoben, und mangelnde Varianz lassen sich Extortionist absolut nicht vorwerfen. Gleich mit dem ersten Song Stare Into The Seething Wound werden die Zehen ins leicht nölige Wasser des grungigen Gesangs getaucht, auch der vorab ausgekoppelte und ultra-eingängige, mit pop-artigem Rhythmus ins Gehör schlitternde Song The Break I Couldn’t Mend wartet mit dieser Stilistik auf, spielt aber ebenso die anderen gesanglichen Stärken von Ben Hoagland aus. Die können sich sehen lassen: Shouting, Klargesang, richtig räudige Growls, der Mann weiß, was er tut.

Diese eher zarten Momente im Sound werden, gerne auch innerhalb des Songs, von den Böllerparts durchbrochen, die vom Sound her dezent generisch klingen, aber mit starker Rhythmik punkten können, No Safety gerät dadurch zu einer kleinen Überraschung. Da das allerdings scheinbar nicht ausreichen könnte, haben sich Extortionist der Aufgabe gestellt, sich selbst ein Trademark zu bauen. Sie entschieden sich dazu, in jedem Song, einen laut Wikipedia „pangy“ klingenden Sound zu verbauen, der so klingt, als würde man einen Baseballschläger auf ein Bierfass (die 50 Liter Variante) kloppen. Slipknot grüßen ganz herzlich. Der Sound ist mitunter gut eingebettet versteckt, aber wenn man einmal dahinter gekommen ist, ist es zu spät. Ich für meinen Fall habe mich so sehr darauf konzentriert, dass es schon nervte – aber ich bin ja nicht jeder. Es gibt ganz sicher Leute da draußen, die da generös drüber hinweghören können.

Mir war im Laufe dieses Albums zügig klar, dass das hier nicht meinen Geschmack trifft, von daher ist die numerische Bewertung auch eher nebensächlich. Wichtiger ist nämlich, dass ich mich während des Albums häufig fragte, was mein jugendliches Ich davon gehalten hätte. Ziemlich eindeutig hätte ich das damals sehr stark gefunden. Die Texte sind direkt und unverklausuliert, handeln von persönlichen Kämpfen. Die Mucke kommt knallig und dürfte auch heute bei der anvisierten Zielgruppe, dank aktualisierter Akustik, gut ankommen. Die-Hard-Freunde der oben erwähnten Referenzen sollten hier zwingend mal, scheuklappenfrei, reinhören. Denn: man hat das alles schon mal irgendwo gehört, aber eben nicht in dieser Form, so zusammengefügt. Und wer bin ich dann darüber zu urteilen? Schließlich feiere ich ja auch noch die zehntausendste Kapelle ab, die klingt wie Bolt Thrower-spielen-in-einer-Tropfsteinhöhle. Da kann ich auch hier objektiv eine gute Leistung honorieren, obwohl Stare into the seething Wounds nicht (mehr) meinen Geschmack trifft.

Anspieltipps: 
💔 The Break I Couldn't Mend
👊 No Safety


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

  1. Stare Into The Seething Wounds
  2. Aftermath Of Broken Glass
  3. The Break I Couldn't Mend
  4. Starve
  5. Submit To Skin
  6. Cycle Of Sin
  7. No Safety
  8. Dopamine
  9. Lobotomize Me
  10. Detriment
  11. Low Roads
  12. Invisible Scars (Part II)
    13. Do You See It?

     


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