Alben des Jahres 2024

DIE Alben DES MONATS (08/25)

Aktuelle Reviews

Q&A - Die Interviews

Tales from the hard side

Wir hörten früher gerne

So fing alles an

CD-Reviews Q-S

RAGE – A new World rising (2025)

(9.828) Jörn (8,7/10) Heavy Metal


Label: Steamhammer / SPV
VÖ: 26.09.2025
Stil: Heavy Metal






Ganz schön was los im Hause RAGE. Erst letztes Jahr feierte die deutsche Metal-Institution nicht nur ihr 40-jähriges Bestehen mit einem fetten Doppelalbum, sondern schob gleich noch die offizielle Biografie hinterher. Wer da dachte, die Herren aus Herne würden 2025 einen Gang runterschalten, kennt Bandkopf Peavy Wagner schlecht. Statt die Füße hochlegen gibt es mit A New World Rising nämlich direkt die nächste Langspielplatte. Und die tritt mit einer Konsequenz auf den Plan, dass man fast meinen könnte, die Jungs hätten nach all der Zeit noch irgendwem etwas zu beweisen.

Denn die mittlerweile wieder zum Trio geschrumpfte Ruhrpott-Legende zeigt sich so energiegeladen wie lange nicht. Wo der Vorgänger Afterlifelines noch ein Querschnitt durch die stilistische Bandbreite der Band war – inklusive der berüchtigten Orchester-Exkursionen – geht es diesmal deutlich kompromissloser zur Sache. Kurz gesagt: Weniger Gefiedel, mehr Geballer.

Nach dem kurzen, obligatorischen Intro scheppert das Doppel Innovation und Against The Machine (es wurde auch wirklich mal Zeit, dass es einen RAGE-Song mit diesem Titel gibt) direkt ins Fressbrett und gibt damit direkt die Marschrichtung für den weiteren Albumverlauf vor: Teils heftige Thrash-Riffs, packende Hooklines, dazu ein Peavy am Mikro, der anno 2025 erstaunlich bissig klingt. Das ganze ultra fett, aggressiv und zeitgemäß produziert.

Auch die weiteren Songs bleiben zunächst alle diesem Rezept treu. Zwar stampft das nachfolgende Freedom ein wenig mehr, aber auch hier bleibt es modern, mit einem Refrain, der es sich sofort im Langzeitgedächtnis gemütlich macht. We’ll Find A Way schraubt die Härte dann wieder hoch, und Peavy growlt sich fast schon in Death-Metal-Gefilde hinein. Cross The Line irritiert dann zunächst mit einem Gitarrensynthie-Einstieg, der nach modernerem Powermetal à la BEYOND THE BLACK klingt. Aber keine Sorge: Was dort nach Hochglanz und Chartambitionen riecht, verwandeln RAGE in eine fiese, harte Version, die sich so weit weg vom Fernsehgarten-Sound der jüngeren Plastik-Metal-Bands wegbewegt, wie es nur geht. 

Nach diesem Dauerfeuer ist Fire In Your Eyes beinahe schon eine echte Wohltat. Denn hier wird kurz der Fuß vom Gas genommen und der Härtegrad, der die ersten zwei Drittel der Platte fest im Griff hatte, deutlich runtergefahren. Gleichzeitig zeigt sich hier jedoch, dass sich die Band ihre über die Jahre erarbeitete musikalische Virtuosität behalten hat. Glücklicherweise gelingt es aber, die Gitarrenarbeit nie in Viktor-Smolski-Exzentrik ersaufen zu lassen. 

Von da an geht es zwar auf ähnlich hohem Niveau weiter, allerdings knallen die restlichen Songs nicht mehr alle mit der konsequenten Energie wie zuvor auf der Platte. So bringt Leave Behind ein wenig Schunkelmetal-Flair, macht dabei aber gar keine schlechte Figur. Fear Out Of Time wiederum klingt moderner, als er eigentlich ist. Und mit Beyond The Shield Of Misery wird es dann nochmal richtig nostalgisch: Die Nummer startet wie eine Hommage an Spätneunziger-RAGE-Werke aus der Ghosts-Zeit, erinnert dann aber eher an Knüppelgranaten wie Sent By The Devil. Mid-School-RAGE also, mit ordentlichem Punch. 

Eigentlich hätte das Album hier enden können. Aber es kommt, wie es kommen muss. Denn pünktlich zum Start der Schuh-des-Manitu-Fortsetzung haben RAGE ihren damals auf dem Soundtrack enthaltenen Klassiker Straight To Hell noch einmal neu aufgenommen. Und ganz ehrlich, das Ding braucht wirklich niemand. Denn weder wird dem Song in der 2025er-Version noch etwas Neues hinzugefügt. Im Gegenteil, das ursprüngliche Ende wird sogar noch etwas entschärft, noch passt es stilistisch überhaupt in irgendeiner Art zum Rest der Platte. Vielmehr wirkt es wie nachträglich schnell hinzugefügt. Dass man den Song in Paradigm Change zuvor bereits kurz an anderer Stelle selbst zitiert hat, lässt Straight To Hell ‘25 noch mehr von seiner Daseinsberechtigung einbüßen. 

Aber letztlich ändert dieser etwas schräge Abschluss nichts am Gesamtbild. Denn A New World Rising ist unterm Strich ein verdammt starkes Album, das die Band auf einem Energielevel zeigt, welches ich so nicht unbedingt erwartet hatte. Peavy und Co. beweisen einmal mehr ihr untrügliches Gespür für Hooks, wodurch trotz aller Härte die Platte stets sehr eingängig bleibt. Wer wie ich RAGE in ihren thrashigeren Momenten immer besonders geliebt hat, bekommt hier absolute Vollbedienung.

Während andere Veteranen wie GRAVE DIGGER zuletzt lieber voll auf Oldschool setzten, bleibt man hier modern, ohne sich jedoch in irgendeiner Form anzubiedern. Keine Nostalgie-Show, sondern ehrlicher Metal auf höchstem technischem Niveau, der mit beiden Beinen im Hier und Jetzt steht. So klingen 40+ Jahre Bandgeschichte, wenn man die eigene DNA verstanden und trotzdem noch was zu sagen hat. 

Anspieltipps
💀Innovation
🔥 Beyond the Shield of Misery


Bewertung: 8,7 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. A New World Rising
02. Innovation
03. Against The Machine
04. Freedom
05. We'll Find A Way
06. Cross The Line
07. Next Generation
08. Fire In Your Eyes
09. Leave Behind
10. Paradigm Change
11. Fear Out Of Time
12. Beyond The Shield Of Misery
13. Straight To Hell '25



SOCIAL MEDIA

Album der Woche

Album des Monats

Album des Jahres

MERCH

70.000 Tons 2024

The new breed

GROTESQUE GLORY

mottenkiste

P P P

ZO SONGCHECK

V.I.P.

alter Z.O.F.F.

Unsere Partner

Join the Army

Damit das klar ist