REVOCATION – New Gods, New Masters (2025)
(9.830) Timo (9,4/10) Tech Death/Thrash

Label: Metal Blade Records
VÖ: 26.09.2025
Stil: Technical Death/Thrash Metal
Auch auf dem mittlerweile neunten Album der Bostoner Technical Death/Thrasher geht es wieder recht anspruchsvoll zur Sache. Das Quartett hat sich dafür mit dem Bassisten Alex Weber (u.a. Malignancy, Ex-Obscura) und Gitarrist Harry Lannon (Ex-Kill The Evidence, Cognitive) verstärkt. Für den Langspieler hat man sich diverse Gastmusiker ins Boot geholt, wie u.a den Cattle Decapitation Frontmann Travis Ryan. New Gods, New Masters ist ein Konzeptalbum geworden welches sich kritisch mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt, neuer Technologien, in einer dystopischen, immer realer werdenden Gesellschaft. Produziert hat das Album Mastermind Dave Davidson selbst und hat mit einem kraftvollen und tonnenschweren Sound wahrlich beeindruckend abgeliefert. Gemixt und Gemastert durch Jens Bogren (The Haunted) ist es soundtechnisch hier schonmal ein infernalisches Feuerwerk, was aus den Boxen ballert.
Der düstere Sound des Albums spiegelt in jedem Fall auch die eher nachdenkliche Ausrichtung in lyrischer Hinsicht wieder. „Die Entwicklung künstlicher Intelligenz hat mich sehr fasziniert, und ich bin zutiefst besorgt, wohin sie die Menschheit führen könnte“, sagt Davidson, „ob es der langsame Marsch in eine technologische Dystopie oder die völlige Auslöschung unserer Spezies ist.“ Die Band begeht mit diesem aktuellen Album auch das 20jährige Bandjubiläum, das beim einem exzellenten Coverartwork von Paolo Girardi würdig gefeiert wird, welches sogar einige bedeutungsvolle Easter Eggs vom ersten Demo und Album enthält. Viel Spass beim Entdecken, hehe.

Gleich mit dem Titeltrack und Opener New Gods, New Masters präsentieren sich REVOCATION wiederholt mit einem anspruchsvollen Mix aus Technical Death und Thrash Metal, eingeleitet von massiven Heavyness Wellen zu Beginn. Dezent vertrackt erinnert das Riffing stilistisch auch mal an Exhumed und die späteren Death Werke. Das Tempo wird stets dosiert eingesetzt und mit groovigen Elementen vorangetrieben. Beim ausdrucksstarken Song Sarcophagi of the Soul setzt man sich kritisch mit der Handysucht in der aktuellen Gesellschaft auseinander. Der melodisch thrashige Song, mit Elementen des Crossover Thrash, filigranen Schuldiner huldigenden Solis, kontert gezielt auch mit ein paar klassischen Death Metal Trademarks. REVOCATION sind stets in der Lage konsequent ihre Stärken auszuspielen.
Mit Confines of Infinity, dass aus der Sicht einer künstlichen Intelligenz geschrieben ist, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat, lebt man die Death Metal Basics deutlicher aus, zwischen schleppenden Parts und einem schönen Tempo erkennt man in dem Song auch eine deutliche Cannibal Corpse Verneigung, ein Song dem Gastsänger Travis Ryan (Cattle Decapitation) gekonnt seinen Stempel aufdrückt. Erfrischend wie auch überraschend sind die thrashigen Crossover Metal‘corigen Einflüsse in Dystopian Vermin, vorangetrieben durch filigranen Solis und einem schönen Doublebass-Gewitter, weiß man zu beeindrucken. Zusammen mit dem bekannten Jazz Gitarristen Gilad Hekselman hat man ein enorm progressives Klangerlebnis kreiert, bei dem Instrumental The All Seeing.
Der kürzeste Song Data Corpse geht umgehend steil, agiert knackig zwischen Death und wohligen Thrashcore Eruptionen und ist ein weiterer exzellenter Pluspunkt des Albums. Nachlässig werden REVOCATION auch gegen Ende ihrer neuen Scheibe nicht. Mit Jonny Davy (Job for a Cowboy) hat man den Song Cronenberged umgesetzt, deftigen Death Metal, mal temporeich und auch progressiver ist hier absolut griffiges Material am Start. Wie der Titel schon andeutet ist er ein Huldigung an dem Kult SciFi-Horror Regisseur David Cronenberg (Naked Lunch, eXistenZ, Die Fliege und natürlich Videodrome). In dem Song geht es um ein schiefgegangenes Experiment, wofür REVOCATION einen Mini-Film gedreht haben. Dave Davidson war ziemlich begeistert davon, denn: „Ich wusste, dass die Dinge gut liefen, als die Filmcrew von My Good Eye sich darüber lustig machte, wie eklig es im Off-Screen war."
Mit dem besonders starken und längsten Song Buried Epoch wird letztendlich das Finale des Albums eingeläutet. Wenn eine Band gerade zum Ende nochmal so stark nachlegen kann, sagt das zweifelsohne sehr viel über die Qualität der musikalischen Fertigkeiten aus. Mit dem Gesang und der Gitarrenarbeit von Luc Lemay (Gorguts) überraschen REVOCATION wiederholt, die melodischen Parts, die auch schwedische Einflüsse aufweisen hätte ich so nicht erwartet. Zwischen Heavyness und wilden Blastbeats liefert das Quartett aus Boston wiederholt enorm ab. Spannend und vielschichtig in der Struktur, bringt man bis zum letzten Takt, das Album exakt auf den Punkt.
Auch mit New Gods, New Masters haben REVOCATION wieder beeindruckend abgeliefert, ein spannendes wie auch vielschichtiges Album. Das jedoch seine Qualitäten nur noch deutlicher nach Mehrmaligen Hören offenbart. Gerade die vielen versteckten Details und die raffinierte Herangehensweise der amerikanischen Tech Death/Thrash Instanz weiß durchgängig zu begeistern. REVOCATION sind auch auf dem neunten Album nicht stagniert, der Sound bietet viele neuen Facetten, aber auch traditionelle Merkmale der musikalischen Impulsgeber. Anhänger des REVOCATION Sounds werden ihre helle Freude auch an diesem Album haben, denn gerade wegen der virtuosen Kraft und dem hohen Anspruch den Dave Davidson und seine Mitstreiter in den Ring werfen, genießen sie diese Wertschätzung zurecht. Wie sagte er so treffend: „Ich bin stolz darauf, dass ich mich mit jeder Veröffentlichung als Musiker und Songwriter weiterentwickeln konnte. Ich möchte nie stagnieren, und ich denke, wir haben mit jedem Album echtes Wachstum erreicht. Ich bin auch extrem stolz darauf, dass ich diese Band nach all den Jahren am Laufen halten konnte, es ist verrückt, wenn man bedenkt, wie weit wir seit den Anfängen gekommen sind.“Amen!
Anspieltipps: “New Gods, New Masters”, “Data Corpse” und Buried Epoch”
Bewertung: 9,4 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. New Gods, New Masters
02. Sarcophagi of the Soul
03. Confines of Infinity (ft. Travis Ryan of Cattle Decapitation)
04. Dystopian Vermin
05. Despiritualized
06. The All Seeing (ft. Gilad Hekselman)
07. Data Corpse
08. Cronenberged (ft.Jonny Davy. Job For a Cowboy)
09. Buried Epoch (ft.Luc Lemay of Gorguts)