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RISE OF THE NORTHSTAR – Chapter 4: Red Falcon Super Battler-Neo Paris War (2025)

(9.929) Olaf (9,0/10) Hardcore


Label: Kuromaku/SPV
VÖ: 14.11.2025
Stil: Manga Hardcore






Ich habe Rise of the Northstar immer als jene Pariser Gang wahrgenommen, die den Hoodie überzieht, Manga-Panels in den Moshpit wirft und mit dicken Grooves so selbstverständlich prahlt wie mit frisch geputzten Shuriken. Beim Vorgänger war ich harsch — 3,5 Punkte, Mund abputzen, weiter. Dann knallt mir Chapter 4: Red Falcon Super Battler – Neo Paris War um die Ohren, und ich höre mich selbst fluchen: Das hier ist ein Quantensprung, genau die Platte, für die Limp Bizkit töten würden, und der Soundtrack für eine gepflegte Betankung, Schubsen und Sachen kaputtschlagen. So muss das sein.

Rise of the Northstar kommen aus den Banlieues, haben ihren „Metal-HxC-Rap-Manga“-Cocktail über Jahre destilliert, erst mit EPs, dann mit drei Alben, und sich live den Ruf unkaputtbarer Energie-Monster verdient. Millionenstreams, Japan-Affinität, die Mischung aus urbaner Realität und Anime-Mythos — das waren nie hohle Claims, sondern Haltung. Mit Chapter 4 benennen sie den nächsten Mech im eigenen Universum: Der „Super-Mecha Falcon“ ersetzt die alte Shogun No Shi-Ära, Symbol dafür, dass der Kern bleibt, während Form und Sound modernisiert werden. Aufgenommen wurde im band­eigenen Studio bei Paris und in Marseille, mit Florent Salfati (LANDMVRKS) an Bord — der taucht auch als Feature in Back 2 Basics auf. 

Der Unterschied zu früher? „Geiler Rap Metal, Monster-Grooves, knallharte Produktion“ — eine Floskel wäre zu wenig. ROTN haben die Schrauben wirklich angezogen. Der Bass rumort wie U-Bahn-Tiefbau, die Gitarren pflastern Riffs in Beton, und das Drumkit schiebt mit der Konsequenz eines Rammbocks. Wo früher gelegentlich der cartoonige Overkill den Fokus fraß, sitzt heute die Balance: die Chug-Riffs halten das Fundament, die Melodie-Hooks zünden nicht als Zuckerguss, sondern als Reizstrom. Die Rap-Passagen sind pointierter getaktet, aggressiv, aber rhythmisch sauber in die Gitarrenläufe eingezurrt; die Shouts knallen, ohne den Mix zu verstopfen. Kurz: Das Material wirkt wie ein neuer S-Klassen-Motor in einem bewährten Drift-Chassis.

Textlich bleibt das ROTN-Universum ein Hybrid aus Selbstermächtigung, Crew-Ethos und popkulturellem Ehrenkodex — Street mit Neon-Kanji an der Wand. Presseseitig nennt die Band ausdrücklich die Idee, Alt und Neu zu verschmelzen, nicht zu ersetzen; genau das hört man: Das Vokabular ist bekannt, die Grammatik eine andere. Der „Falcon“ ist nicht bloß Maskottchen, sondern dramaturgischer Marker, mit dem die Platte ihren eigenen Mini-Arc erzählt: Back to basics, aber mit Mecha-Aufrüstung.

Produktionstechnisch haben Rise of the Northstar die Mischung gefunden, die viele Genre-Kollegen verfehlen: Druck maximal, aber Luft über den Toms, Sub-Fundament, das die PA lieben wird, und Leads, die in den Refrains nicht nur „oben drauf“ kleben, sondern Räume aufziehen. Dass ein Teil in Marseille mit Salfati entstand, hört man an den modernen Hardcore-Konturen: punchy, tight, mit diesen mikroskopisch kurzen Hallfahnen, die Transienten schärfen statt verschmieren.

Ich habe mir den Vorgänger nach Genuss der neuen Scheibe noch einmal gegeben, einfach um zu checken, ob ich unfair war. War ich nicht. Das neue Kapitel trägt die gleiche DNA, aber läuft eine Liga höher: kompromissloser im Groove, klüger im Arrangement, größer im Sound. Keine alberne Nu-Nostalgie, sondern ein jetztes 2025-Statement: Rap-Metal, der sich weder entschuldigt noch anbiedert. Wenn Chapter 4 Fahrt aufnimmt, entsteht dieser „Kinnlade locker, Nacken frei“-Zustand, der dich ohne Umschweife zur Durchführung körperlicher Tätigkeiten animiert, die mit „Sachen kaputtschlagen“ enden könnten. Und ich mein’s positiv.

Chapter 4 ist das Upgrade, das ich der Band seit Jahren wünsche. Kein bloßes „mehr vom Gleichen“, sondern „mehr auf den Punkt“. Geiler Rap-Metal, Monster-Grooves, knallharte Produktion — und endlich wieder Songs, bei denen man sich ertappt, wie man die Stirnlampe des gesunden Menschenverstands ausschaltet und den inneren Mecha den roten Knopf drücken lässt. Ich war streng beim letzten Mal, heute bin ich gern begeistert: Das Teil fetzt, macht Spaß, und fährt mit Vollgas durch Neo-Paris.


Bewertung: 9,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Turbo-Intro
02. Payback
03. Neo Paris
04. Falcon
05. Back 2 Basics (feat.Landmvrks)
06. Under
07. Pressure
08. Nemesis (feat. Aaron Matts)
09. A.I.R.Max
10. Solitary Homeboy
11. No turning back
12. Desolation Hawk
13. 75 Outro 



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