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MAUSOLEUM GATE – Space, Rituals and Magick (2025)

(9.943) Olaf (9,0/10) Heavy Metal


Label: Cruz del Sur Music
VÖ: 14.11.2025
Stil: Heavy Metal






Manchmal stolpert man über ein Album, bei dem schon die Optik so wehtut, dass man den Play-Button nur aus einer Art journalistischem Pflichtgefühl drückt. MAUSOLEUM GATE gehören seit jeher zu dieser Sorte: ein Cover, das aussieht wie das Ergebnis eines besonders wütenden Fingerfarben-Nachmittags in der Kleinkindergruppe, dazu ein zusammengestückeltes Bandfoto, das jeder Bildbearbeitungssoftware den Gnadenschuss abverlangen würde. Ganz ehrlich: Wer so etwas freiwillig veröffentlicht, hat Mut — oder einfach einen extrem schrägen Humor. Und doch, kaum läuft Space, Rituals and Magick, schlägt die Überraschung zu wie ein Vorschlaghammer: Die Mucke killt. Ordentlich sogar. Und plötzlich fragt man sich verwirrt, wie eine Band mit solch unterirdischem Artwork gleichzeitig solch entrückend guten Retro-Metal aus Finnland hervorbringen kann.

Ich kenne MAUSOLEUM GATE schon seit ihren frühen Tagen, als sie 2008 angefangen haben, sich in Kuopio ihren ganz eigenen Heavy-Metal-Kosmos zusammenzubasteln. Dieser Mix aus okkulter Theatralik, Proto-Metal-Groove und einem Hang zu epischen Zeitreisen wirkte schon immer, als hätten Deep Purple, Manilla Road und Omen gemeinsam beschlossen, ein geheimnisvolles Weihrauch-Festival zu eröffnen. Und genau hier knüpft das dritte Album an — nur ausgereifter, versponnener, mutiger.

Der Pressetext beschreibt die Band als „magisch, atmosphärisch, mit warmem Klangbild“, aber in Wahrheit ist das Ganze noch viel kauziger. Eine absolute Cruz-del-Sur-Band eben: schräg, etwas eigensinnig, aber mit Herzblut bis unter die Kutte. Die Keyboards von Wicked Ischanius geben dem leicht angeprogten Metal diese geschmeidige 70s-Kante, und die Stimme von Jarno Saarinen ist so „ordentlich Ozzy“, dass ich stellenweise vergesse, dass hier Finnen und nicht ein schlitzohriges Sabbath-Revival am Werk sind. Die urigen, manchmal fast zerbrechlichen Vocals tragen dabei mehr Charakter als so manches technisch perfekte Geschrei anderer Bands. Und wenn alle zusammen singen, klingt es tatsächlich wie ein Chor aus Stammtischbrüdern nach zwölf Kurzen — charmant, leicht beschwipst, aber irgendwie genau richtig.

Musikalisch fühlt sich Space, Rituals and Magick an, als wäre es 1976 aus einer Zeitkapsel gefallen. Das Keyboard glitzert wie Jon Lords jüngerer, nordischer Cousin, die Gitarren eiern vor Retro-Wärme und würden sich problemlos auf einem alten Cirith-Ungol-Bootleg machen. Und doch hat alles eine moderne Energie, die zeigt, dass diese Band nicht nur Nostalgie bedient, sondern echten Spaß daran hat, dieses Kapitel Heavy Metal weiterzuschreiben. Die neuen Mitglieder — laut Count L.F. selbst ein wichtiger Grund für den frischen Wind — sorgen dafür, dass die Songs organischer klingen als je zuvor, mehr Bandleistung, weniger Einzelbaustellen.

So richtig entfaltet das Album seine Wirkung, wenn man es laut hört und das Gehirn langsam in diesen leicht entrückten Flow rutscht. Je länger die Scheibe läuft und je cheesiger die Arrangements werden, desto besser wird sie. Wirklich absurd, aber absolut wahr. Ich fing beim ersten Durchlauf bei einer gedanklichen 8-Punkte-Wertung an, landete nach weiteren Durchgängen bei 8,5, und als ich irgendwann bemerkte, dass schlicht alle Songs in meiner Playlist gelandet waren, war der Fall klar: Das Album macht einfach verdammt gute Laune.

Der Rausschmeißer, ein fast schon loungiger Achtminüter, ist zwar ein kleines stilistisches Fremdkörperchen, aber selbst das funktioniert seltsam gut. Vielleicht, weil man bis dahin längst weichgekocht ist vom Wunderkerzen-Prog, Okkult-Metal-Schimmer und dieser eigenwilligen, aber warmen Klangarchitektur. Ich schwöre: Auf einem Festival gegen 17 Uhr, wenn die Sonne nicht mehr blendet und das Bier langsam Körper und Geist harmonisiert, wird Space, Rituals and Magick absolut magisch funktionieren.

Es ist nicht unbedingt Musik, die ich täglich hören würde, aber als Soundtrack für einen gepflegten Bierabend ist das Album geradezu perfekt. Es prasselt, es wabert, es schimmert — und es zeigt, dass MAUSOLEUM GATE, trotz optischer Tollkühnheit, zu den interessantesten Retro-Metal-Acts des europäischen Undergrounds gehören.

Space, Rituals and Magick ist ein Album, das eigentlich nicht funktionieren dürfte — nicht mit diesem Artwork, nicht mit dieser Schrägheit, nicht mit diesem Retro-Ansatz. Und doch funktioniert es hervorragend. Die Mischung aus Ozzy-naher Stimme, Deep-Purple-charismatischem Keyboard-Spiel und unverschämter 70s-Metal-Nostalgie hat eine derart charmante Sogwirkung, dass man die Band am liebsten dafür umarmen möchte, wie wenig sie sich um Trends und Erwartungen schert. Die Songs sind verspielt, eigenwillig, manchmal cheesy, aber durchweg mit Liebe komponiert. Ein kauziges, herrlich authentisches Heavy-Metal-Werk, das sich selbst nicht zu ernst nimmt — und genau dadurch überzeugt.

Anspieltips
🔥Vision Divine
☠️Lucifer Shrine
🎸Shine the Night


Bewertung: 9,0 von 10 Punkten




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