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Q&A – Das Interview: THE OSSUARY

Ein musikalisches Ursuppen-Gefäß


Wenn zwei Bands mit fast identischem Namen am selben Tag ein Album veröffentlichen, ist das ein kosmischer Zufall – oder ein teuflischer Plan. Während die eine (OSSUARY, ohne The) in blutigen Krypten Death Metal exerziert, öffnen THE OSSUARY aus Bari eine düstere Kathedrale voller Psychedelia, Doom und okkultem Rock. Requiem for the Sun ist kein Album, es ist ein Ritual: durchdacht, leidenschaftlich und so atmosphärisch wie ein apokalyptischer Western bei Kerzenlicht. Wir haben Sänger Stefano Fiore, Schlagzeuger und Texter Max Marzocca sowie Gitarrist Alex Nespoli auf ein paar Fragen eingeladen – zwischen schwarzem Humor, brennenden Altären und der Frage, wie viel Sonnenlicht eigentlich in ein Requiem passt.

Hallo zusammen und willkommen! Wie geht es euch gerade – geistlich und körperlich – in dieser sonnenarmen Welt?

Hallo, uns geht es gut! Du sagst, die Welt sei arm an Sonne? Mir kommt es eher so vor, als wäre sie in letzter Zeit übermächtig und gefährlich geworden. Die Sommertemperaturen sind kaum noch auszuhalten – zumindest hier treibt die heiße Jahreszeit den Prozess der Wüstenbildung spürbar voran…

In meinem Review habe ich geschrieben, dass euer Album klingt wie „Ghost, nur mit Eiern“. Fühlt ihr euch wohl mit solchen Vergleichen – oder wäre euch „Black Sabbath in Cinemascope“ lieber?

Beide Vergleiche sind für mich absolut in Ordnung – letztlich sind Genre-Schubladen ohnehin zweitrangig. Was wirklich zählt, ist, dass die Leute unseren Sound und unsere Musik zu schätzen wissen. Natürlich sind Black Sabbath das Einmaleins des Heavy Rock, aber auch das erste Album von Ghost gefällt mir durchaus. Sie sind eine hervorragende Band, mit starkem Songwriting und einem verdammt coolen Image.

Ihr nehmt einen introspektiven, spektralen Ansatz für okkulten Rock – ist das eher Selbsttherapie oder ein musikalischer Exorzismus?

Die Musik und die Texte sind eine Verlängerung meines Gemütszustands – ja, The Ossuary sind über die Jahre tatsächlich zu einer Art Therapie für mich geworden. Ich habe diese Band ins Leben gerufen, weil ich ein musikalisches Ursuppen-Gefäß schaffen wollte, in das ich Erinnerungen, die Nostalgie alter Klänge und dunkle Themen hineingießen kann – inspiriert vom lokalen Volksglauben, aber zunehmend geprägt von persönlichen Gedanken und Gefühlen. Dieser Wandel hat sich mit jedem Album ein Stück weiter vollzogen. Und heute stehen wir nun da und sprechen über Requiem For The Sun – unser bislang dunkelstes, schwerstes, introspektivstes und okkultestes Werk.

Was bedeutet es für euch, „authentisch“ zu bleiben in einer Szene, die oft zwischen Retro-Hype und Instagram-Gimmick schwankt?

Grundsätzlich folgen wir keinem bestimmten Trend – wir machen einfach unsere Musik. Natürlich lassen wir uns von den üblichen Größen der Vergangenheit inspirieren, doch unser Ziel ist es, etwas Frisches und Zeitgemäßes zu schaffen, das ausdrückt, was uns durch den Kopf geht. Wir schreiben Songs, ohne uns an stilistische Vorgaben zu klammern. Doom, Heavy Metal, Psychedelic, Progressive – all das sind Facetten unseres Sounds, die uns dabei helfen, uns besser auszudrücken.

Es interessiert uns nicht, „friendly“ zu wirken oder die Band in den sozialen Medien visuell zur Schau zu stellen, wie es heutzutage üblich ist. Das liegt mir einfach nicht. Ich bin kein YouTuber, kein TikToker – und keiner von uns wäre in der Lage, täglich Content zu produzieren, nur weil die Plattformen es verlangen. Uns reicht es, unsere Musik zu bewerben, indem wir die Bildwelt unserer Artworks verbreiten – um so dieses „Ossuary-Universum“ zu erschaffen, mit dem sich unsere Hörerinnen und Hörer identifizieren können.

In Sacrifice thematisiert ihr religiösen Fanatismus und Kontrolle – ist das für euch rein symbolisch oder ein direkter Kommentar zur Gegenwart?

Das ist ein Thema, das immer aktuell bleibt. Ich war und bin grundsätzlich gegen jede Form von politischem oder religiösem Fanatismus. Das sacrificium intellectus, wie es insbesondere im Stück Sacrifice thematisiert wird, bezeichnet die Bedingung sine qua non, bei der der Verstand dem Glauben untergeordnet werden muss. Für mich ist das völlig inakzeptabel. Alles ist relativ – und alles darf hinterfragt werden.

„The volume of my void“ – das ist eine Zeile, die klingt wie ein poetischer Tinnitus. Wie entstehen eure Texte? Musik zuerst, dann Vision – oder fliegt euch das alles gleichzeitig zu?

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen – die Inspiration für diesen Song stammt tatsächlich von meinem Tinnitus, der mich nun schon seit acht Jahren begleitet. Ich habe das Thema lediglich aus seinem ursprünglichen Kontext gelöst. In diesem Fall entstand der Text erst, nachdem wir die Riffs und die endgültige Struktur des Stücks fertiggestellt hatten. Es war ein Song, der uns einiges abverlangt hat – er klang nie so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Aber am Ende ist es uns gelungen, etwas wirklich Gelungenes daraus zu formen. Genau das hat mich dann zu den Gesangslinien und dem Text inspiriert.

In Eloise treffen Naturbilder auf einen Hauch Horror. Gibt es literarische oder cineastische Einflüsse, die euch inspirieren?

Dieser Song ist inspiriert von dem fantastischen Cover des ersten Black-Sabbath-Albums. Ich meine, damals hätte man kaum ein passenderes Artwork wählen können, um ein derart wegweisendes Werk zu verpacken. Dieses Album hat mir persönlich unglaublich viel bedeutet – und mit dem Song wollte ich eine Hommage an die Gefühle und Eindrücke schaffen, die Musik und Bildsprache seit dem allerersten Hören in mir ausgelöst haben.

Das Album klingt organisch und „live“. Habt ihr absichtlich auf Perfektion verzichtet – oder ist gerade dieser rohe Klang das wahre Ideal?

Tatsächlich haben wir aus logistischen Gründen jedes Instrument einzeln aufgenommen – und dabei denselben Aufnahmeprozess wie bei Oltretomba verwendet. Die gegenteilige Information stammt vom Label, das sie irrtümlich in den Promotext aufgenommen hat, entspricht aber nicht der Wahrheit. Ich denke, dass jedes Instrument auf dem Album klar und definiert klingt und seinen idealen Raum erhält, gerade weil wir sie einzeln und auf separaten Spuren aufgenommen haben. Gleichzeitig haben wir bewusst ein gewisses Maß an Rohheit und Schmutz beibehalten, um dem Sound jene raue, aggressive Note zu verleihen, die perfekt mit dem Songwriting harmoniert.

Wie war die Zusammenarbeit mit Lorenzo „Fünj“ Signorile im Studio – hat er mehr dirigiert oder eher dezent gelenkt?

Er ist eher ein unaufdringlicher Steuermann – wir sind seit Ewigkeiten befreundet, und er hat auf den ersten drei Alben von Natron den Bass gespielt, also meiner Band vor The Ossuary. Wir vertrauen seinem Urteil uneingeschränkt. Zudem kennt er The Ossuary in- und auswendig, da er alle vier Alben aufgenommen hat. Daher war es für uns nur logisch, ihn um Unterstützung zu bitten, als wir keinen festen Bassisten finden konnten. Er hat hervorragende Arbeit geleistet, sich an die von uns geschriebenen Basslinien gehalten und zugleich seine eigene Note eingebracht, um dem Ganzen den letzten Schliff zu geben.

Das Cover-Artwork ist geheimnisvoll und atmosphärisch – wie kam es zur Zusammenarbeit mit Rossella Battista, und wie viel Einfluss hattet ihr auf das Ergebnis?

Dasselbe gilt für Rossella, die uns von Anfang an in Sachen Artwork und visuelle Außendarstellung der Band unterstützt. Jedes Mal gehe ich mit einem noch recht groben grafischen Entwurf und dem konzeptionellen Hintergrund des Albums zu ihr – und gemeinsam entwickeln wir daraus das endgültige Design. Ich liebe alle unsere Cover, aber das von Requiem For The Sun ist besonders gelungen: Es fängt die geisterhafte, depressive Grundstimmung des Albums perfekt ein. Zusammen mit ihr und Lorenzo haben wir mittlerweile ein großartiges Team aufgebaut – und so wie die Dinge aktuell stehen, scheint alles hervorragend zu funktionieren.

Wusstet ihr, dass am selben Tag wie euer Album auch OSSUARY aus Wisconsin ein Death-Metal-Album veröffentlicht hat? Ist das ein kosmischer Zufall – oder solltet ihr mal mit einem Anwalt reden?

Ahahah, ja, das wissen wir – das Leben spielt manchmal seltsame Streiche, nicht wahr? Zum Glück haben wir den bestimmten Artikel vor unseren Namen gesetzt, um uns von ihnen zu unterscheiden – und musikalisch bewegen wir uns ohnehin in ganz anderen Gefilden. Wir wünschen ihnen dennoch viel Erfolg zur Veröffentlichung!

Nach einem so starken Album stellt sich natürlich die Frage: Wie wollt ihr das live umsetzen – und wann sehen wir euch auf der Bühne?

Tatsächlich haben wir bereits letztes Jahr während der Oltretomba-Support-Tour einige Stücke von Requiem live ausprobiert. Die Band befand sich damals im klanglichen Wandel, und wir wollten das neue Material quasi einem Praxistest unterziehen, um zu sehen, ob es funktioniert. Ich erinnere mich, dass wir nach ein paar Konzerten gefragt wurden, wo man den Song The Others finden könne – dabei war der zu diesem Zeitpunkt noch auf keinem Album erschienen.

Vergangene Woche haben wir vier Shows gespielt, und alles lief reibungslos. Ein Teil des Publikums kannte das neue Album bereits und war von der Live-Umsetzung begeistert.

Wie sehen die nächsten Monate für euch aus – weitere Videos, Tour, Sonnenuntergänge?

Sicherlich düstere Sonnenuntergänge… Ob wir im Sommer noch Zeit finden werden, ein viertes Video im Retro-Stil von Altar In Black zu drehen, wissen wir momentan nicht – auch deshalb, weil wir uns noch nicht entschieden haben, welcher Song dafür überhaupt in Frage kommt. Wir werden zunächst abwarten, wie sich das Album entwickelt, und im Herbst dann einige weitere Shows in Italien spielen. Unser Wunsch ist es, im kommenden Jahr wieder nach Deutschland und in den Rest Europas zurückzukehren, um Requiem bestmöglich live zu präsentieren…

Was möchtet ihr unseren Lesern noch mitgeben – außer einem Ritualdolch und einer Fackel?

Dolch, Fackel und ein Aufruf, die Underground-Musik stets zu unterstützen – hört Requiem For The Sun, kauft es euch, und wir sehen uns irgendwo da unten, auf der langen, verschlungenen Straße!




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