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CREATURES – Creatures II (2025)

(9.931) Olaf (8,5/10) Heavy Metal


Label: High Roller Records
VÖ: 14.11.2025
Stil: Heavy Metal






Ich habe mal auf den Kalender geschaut und festgestellt… ja, wir haben 2025. Doch was mir hier entgegenschlägt, könnte auch locker aus dem Jahr 1984 stammen, als Ozzy seine Hochphase hatte und in jeder Dorfdisco eine Nebelmaschine Pflicht war. So herrlich kitschig, altbacken und zugleich erfrischend klingen CREATURES aus Curitiba. Wer hätte gedacht, dass in einer brasilianischen Stadt, die sonst eher für knüppelharten Death und Thrash bekannt ist, jemand so konsequent die Fahne des klassischen Heavy Metal hochhält? Zwischen Trovão und den lokalen Extremisten haben sich CREATURES 2019 formiert, um eine Lanze für das gute alte Riff zu brechen – und das mit Stil, Schweiß und offensichtlich jeder Menge Haarspray im Herzen.

Bereits das Debüt von 2021 war ein liebevoller Rückgriff auf die Ära, in der Leder, Spandex und Gitarrenheldentum noch Lebensgefühl waren. Nun also Creatures II, produziert von Mateus Cantaleano höchstselbst (der auch sämtliche Songs schrieb) und Arthur Migotto von Hazy Hamlet. Die Mischung aus Hardrock und Heavy Metal ist dabei keine bloße Kopie vergangener Helden wie Dokken oder Priest, sondern eine bewusste Zeitreise – mit leicht düsterem Anstrich und viel Gefühl für die Magie jener goldenen Tage.

Nach einem schlanken, atmosphärischen Intro bricht die Haarspray-getränkte Hölle los: Inferno heißt das Stück, und es ist ein passender Name für den Moment, in dem man automatisch das Fenster runterkurbelt (ja, manuell, keine Automatik!) und den Ellbogen in den Fahrtwind hält. Der Sound ist warm, druckvoll, ehrlich. Cantaleanos Gitarre schnurrt wie ein alter Verstärker, dem man nach Jahren wieder Leben eingehaucht hat. Devil in Disguise oder Night of the Ritual schreien förmlich nach einem Parkplatzbier und einem Ghettoblaster mit leichtem Bandsalat. Der Gesang von Marc Brito ist dabei das Tüpfelchen auf dem i: kraftvoll, aber nie überzogen, und mit einem Timbre irgendwo zwischen Don Dokken und einem brasilianischen Bruce Dickinson.

Man merkt schnell: Das ist Retro-Metal vom Feinsten – kein Revival-Marketing, sondern Überzeugung. Die Songs sind eingängig, ihre Refrains so naiv-schön, dass man unwillkürlich grinst. Dennoch, und das gehört zur Ehrlichkeit, ist nicht alles Gold, was glänzt. Die obligatorische Halbballade Dreams ist nervtötend, obwohl sie fast mehr Retro-Charme versprüht als jeder andere Song auf dem Album. Und die Extended-Version von Beware the Creatures hätte man sich schlicht sparen können. Sie verlängert das Vergnügen nicht, sondern zieht es. Das Album ist mit knapp 57 Minuten schlicht zu lang geraten – ein paar Minuten weniger, und es wäre nahezu perfekt als ein aus der Zeit gefallenes Monument der gitarrenrorientierten Unterhaltungsmusik.

Trotzdem bleibt Creatures II ein echtes Vergnügen. Wenn Queen of Death über die Boxen fliegt, hat man sofort das Gefühl, sich wieder in einer Telefonzelle zu verabreden, ohne sicher zu wissen, ob jemand auftaucht – nur dass man diesmal die Musik sicher im Ohr hat. Der leicht dunkle Ton des Albums, von Cantaleano als bewusste Weiterentwicklung gegenüber dem Debüt beschrieben, verleiht den Songs eine Reife, die über bloße Nostalgie hinausgeht. Und das beste Kompliment, das man diesem Werk machen kann: Es klingt wie ein vergessenes Album aus den Achtzigern, das man jetzt endlich entdeckt – und sich fragt, warum es damals keiner kannte.

Das Albumcover? Komplett stulle. Aber wer braucht schon visuelle Finesse, wenn der Inhalt so charmant zündet? Der Rest stimmt: Sound, Spielfreude, und diese aufrichtige Liebe zum klassischen Metal, die einfach ansteckend ist.

CREATURES liefern mit Creatures II ein nostalgisches, ehrliches und leicht überlanges Stück Heavy-Metal-Romantik. Es ist ein Album, das dich dazu bringt, dein Handy in die Ecke zu werfen, den Ghettoblaster aufzudrehen und den Ellbogen lässig aus dem Fenster zu hängen – 56 Minuten Zeitreise mit Herz und Riff. Auch wenn Dreams nervt und die Extended-Version überflüssig ist, bleibt am Ende ein großes Grinsen und der Drang, das Ding gleich nochmal zu hören.

Anspieltipps
🔥Inferno
💀Queen of Death
🎸Night of the Ritual


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Inferno
02. Devil in Disguise
03. Night of the Ritual
04. Beware the Creatures
05. Dreams
06. Queen of Death
07. Pure Madness
08. Danger
09. Nothing lasts forever
10. Path of the Night
11. Beware the Creatures (extended)
12. Perfect Illusion 



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