SANGUISUGABOGG – Hideous Aftermath (2025)
(9.832) Phillip (8,9/10) Death Metal

Label: Century Media Records
VÖ: 10.10.2025
Stil: Death Metal
Hahaha, die lustige Band mit dem komischen Namen, bei dem man ganz dolle Schwierigkeiten hat den auszusprechen, zumindest wenn man sich weniger als zwei Sekunden damit beschäftigt, ist wieder da! SpongebobStupidCock präsentieren uns ihr bereits drittes Studioalbum und spätestens hier heißt es „Sinken oder Schwimmen?“. Der sympathische Vierer um Devin Swank -ein Mann, bei dem Glenn Danzig hinsichtlich des Körperbaus vor Neid für immer verstummen würde, was vermutlich besser für uns alle wäre- legt hier alles in die Waagschale und lässt gleichermaßen nichts anbrennen. Hideous Aftermath wartet mit Bewährtem, einem großen, fleischigen Sack voller Gastvokalisten und auch mit ein paar Überraschungen auf.

SnoopDoggyRot legen mit Bewährtem los, doch bereits in Rotted Entanglement fällt auf, dass der der bisherige Sound um Nuancen verfeinert wurde, das Schlagzeug beispielsweise klingt wesentlich satter und die Gitarren fetzen zwar immer noch ultratief über Fußbodenniveau, klingen aber einen Hauch klarer. Insbesondere der Mittelteil dieses Songs sorgt daher für ein erstes kleines „Hallo!“. Produzent Kurt Ballou weiß halt wie's geht.
Den Reigen der Gastsänger eröffnet hernach Damonteal Harris von Peeling Flesh, dem am Ende von Felony Abuse of a Corpse der blutige Teppich ausgerollt wird. Herrlich in Szene gesetzt, kommt hier auch eine weitere Trademark der Band zum Tragen: die pingy Snaredrum, für die sie zu Beginn ihrer Laufbahn gerne verlacht wurden. Was natürlich Quatsch ist, sorgt doch gerade auch dieser Sound für eine weitere Patrone in der Revolvertrommel der Eigenständigkeit. Elegant wird dann in Ritual Autophagia hinübergetrommelt, wo bereits Todd Jones von Nails uns wartet, während der Vierer aus Columbus, Ohio, den Groove für sich entdeckt und gleich mal verhältnismäßig bunt garniert.
Mit Heinous Testimony und Abhorrent Contraception folgt dann erneut ein Doppelschlag mit der groben Kelle. Diese wird allerdings mit filigraner Präzision geschwungen. Hier wird nichts dem Zufall oder dem schnöden Krach überlassen. Jeder einzelne Ton sitzt da, wo er sitzen muss, besonders letztgenannter Song packt ab der Mitte noch mal richtig heftig an und mit Josh Welshman von Defeated Sanity, wieder perfekt inszeniert, wird der Schluss zum Massaker. Nicht nur musikalisch, auch textlich bleiben sich StainthorpeSugarToast treu und kredenzen Lyrik, die Pastoren erblinden lassen würden.
Ein Beweis dafür lässt nach Abhorrent Contraception nur ganz kurz auf sich warten. Das industriell angehauchte Repulsive Demise dient so lange als Zwischenspiel und dürfte den einen oder anderen Fan vielleicht vor den Kopf stoßen, aber ich verspreche: Beim dritten oder vierten Durchgang erschließt sich dieser Kriechpanzer und der Kopf braucht dann auch keinen Stoß mehr um zu wippen. Das folgende Erotic Beheading geht dann dahin wo es weh tut. Im Albumkontext musikalisch recht kurz gefasst, textlich genau da, wo’s abartig wird.

Damit auch der Albumschluss mindestens interessant bleibt, wird der vorletzte Song, von niemand geringerem als Wunderorgan Travis Ryan von Cattle Decapitation unterstützt. Dazu passend wurde für diesen Song auch an der Grind-Stellschraube nachjustiert, schließlich lief der überwiegende Teil des Albums ja eher im gehobenen Mid-Tempo ab. Doch damit nicht genug. Was SexualSuperCop am Albumende mit Paid in Flesh abliefern ist die wahre Überraschung. Ein siebenminütiger, tonnenschwerer Brocken, triefend vor Hass -unterstützt von Dylan Walker von Full Of Hell- kommt überfallartig über uns und hat nicht vor Gefangene zu nehmen. Kurz meint man, es sei vorbei, doch dann holen Sanguisugabogg zur kompletten Vernichtung aus. Ein wilder Mix aus Death-Doom, beinahe Alternative-Metal-Tönen, Death Metal und der Stimme von Dylan Walker pressen sich in den Gehörgang und krallt sich fest. Das meinte ich eingangs mit der Überraschung. Die Nummer saugt dich ein, kaut dich langsam durch und spuckt dich danach wieder in den Morast. So etwas hätte ich Sanguisugabogg ehrlicherweise nicht zugetraut, auch textlich wird’s hier sogar ernst!
Was bleibt ist somit insbesondere der Eindruck des letzten Songs. Daneben ein Who-is-Who von Gastsängern, die die Frage aufwerfen, wie die Nummern live knallen sollen. Wobei ich mir sicher bin, dass Devon Swank und seine Truppe das gewuppt bekommen. Musikalisch findet hier definitiv eine Weiterentwicklung statt, insgesamt holt mich das Album einen Tick mehr ab als die beiden ebenfalls starken Vorgänger, auch wenn hier nicht jeder Song eine Granate ist. Abschließendes Urteil: Die Band schwimmt!
Anspieltipps:
💀 Felony Abuse of a Corpse
👶 Abhorrent Contraception
⛓Repulsive Demise
💣Paid in Flesh
Bewertung: 8,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Rotted Entanglement
02. Felony Abuse of a Corpse
03. Ritual Autophagia
04. Heinous Testimony
05. Abhorrent Contraception
06. Repulsive Demise
07. Erotic Beheading
08. Sanctified Defilement
09. Semi Automatic Facial Reconstruction
10. Paid in Flesh