CELESTIELLE – Requiem (EP) (2025)
(9.992) Phillip (8,2/10) Blackened Doom Metal
Label: DIY
VÖ: 12.12.2025
Stil: Blackened Doom Metal
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Bei Namen und Albumtitel entwickelte sich vor meinem geistigen Auge sofort fragile Gothic- Eleganz mit glockenklarem Gesang und einer Menge Schwere in der Instrumentierung, vielleicht sogar ganz traurige Streichwerkzeuge. In weiß gekleidete, elfengleiche Frauen tänzeln in Zeitlupe durch das Mondlicht. Feinstes Klischee also.
Absoluter Blödsinn!
Um nicht zu sagen: absolute Frechheit von mir, sich so einen Blödsinn zu denken. Denn Michelle Fallmann, die Künstlerin hinter Celestielle, zieht mich nach den ersten Glockenschlägen und sanften Gitarrenmelodien des Intros Crucify him sofort in den Bann. Ein Gitarrensound zum Niederknien hämmert auf mich ein. Beyond the Cursed besticht darüber hinaus sofort mit donnernden Drums (das einzige Instrument, was nicht aus den Händen der Künstlerin stammt) und der klaren, klagenden Stimme von Michelle Fallmann, die ebenso bereits im Intro angeklungen ist.
Mir schießen sofort Konvent in den Sinn, nur halt zackiger oder Myrkur, nur geradliniger. Weniger Doom, mehr atmosphärische Black Metal- Anklänge – die teilweise dissonanten Gitarrensound zum Beispiel. Auch Eye for an Eye, mit der etwas direkteren Message, harmoniert hervorragend in allen Bereichen, wobei hier dem Doom der Vortritt gelassen wird. As Above, So Below dient dann als Intro für das gewaltige The Huntress, ein monolithischer Brocken Wut, der während der Spieldauer immer weiter wächst und gen Ende das Motiv des Intros wieder aufnimmt.
Requiem mit seinen wuchtigen Blastpassagen und Black Metal Gitarren ist ebenso wenig einfach gestrickt wie die Stücke davor und überrascht im letzten Drittel mit extremer Tanzbarkeit und Emotionalität. Diese ist die gesamte EP-Spieldauer lang natürlich zu spüren. Wut und Trauer, verpackt auf dieser sagenhaft gut eingespielten und produzierten EP münden in Rotting Flesh wieder am Beginn der Scheibe. Wer hier nicht sofort auf Replay drückt, macht eindeutig etwas verkehrt, denn diese kurze aber intensive Reise zeigen eine Möglichkeit wie feministischer Kampf, täglich, auch aussehen kann. Wuchtig, zerbrechlich, monolithisch und überrollend aber auch andächtig oder zuweilen kühl.
Besonders gelungen ist die Produktion, mit zuweilen donnernden Drums, die nicht nur gut für eine DIY-Produktion ist – sondern einfach sehr gut! Mit Celestielle sollte sich möglichst schnell das ein oder andere Label in Verbindung setzen, denn wenn irgendwann mal ein Album kommen sollte, das eventuell noch ein paar Kanten vertragen könnte, verspricht diese EP hier bereits Großes!
Anspieltipps:
⛓ Beyond The Cursed
👁 Eye for an Eye
🎯 The Huntress
Bewertung: 8,2 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Crucify Him
02. Beyond the Cursed
03. Eye for an Eye
04. As Above, So Below
05. The Huntress
06. Requiem
07. Rotting Flesh

