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Q&A – Das Interview: POWER SURGE
Diese Art von Musik liegt uns einfach im Blut

Was passiert, wenn ein Sänger aus Zagreb und ein Gitarrist aus London ihre Liebe zu klassischem Heavy Metal bündeln und mit einer Extraportion Spielfreude, Talent und Vision verbinden? Richtig: POWER SURGE passiert. Das Debütalbum Shadows Warning hat in der Szene eingeschlagen wie eine Dampfwalze mit Turbolader – und das vollkommen zurecht. Die Band vereint hymnische Melodien, krachende Riffs, großartige Produktion und den Spirit der 80er, ohne altbacken zu klingen. Der Bandname mag an Thrash erinnern, die Musik ist jedoch eine Liebeserklärung an melodischen Metal mit Charakter. Wir haben mit Frontmann Roko Nikolic und Gitarrist Srdjan Bilic über die Entstehung des Albums und ihre Einflüsse gesprochen.
Glückwunsch zu einem der stärksten Debüts der letzten Jahre! Habt ihr beim Songwriting geahnt, dass ihr da etwas Besonderes erschafft?
Vielen Dank für die netten Worte! Ich hatte bereits eine ganze Weile an Ideen gearbeitet, aber erst als wir Roko's Stimme zum ersten Mal mit meiner Musik ausprobierten, wurde mir klar, dass wir etwas Besonderes geschaffen hatten. In diesem Moment wusste ich, dass ich schnell und entschlossen handeln und das Projekt vorantreiben musste – es könnte die beste Chance überhaupt sein, damit meine Musik ihr Publikum findet.

Euer Sound erinnert an Armored Saint, Queensrÿche und Dio – war das bewusst oder einfach euer musikalisches Erbgut?
Diese Art von Musik liegt uns einfach im Blut. Wir sind mit verschiedensten Spielarten von Metal und Rock aufgewachsen, doch unser Herz schlägt schon immer für den klassischen Metal der 1980er Jahre. Genau dieser Stil kommt ganz natürlich und aus tiefstem Herzen aus uns heraus, wenn wir Songs schreiben.
Dass wir am Ende ähnlich klingen wie Bands wie Armored Saint, liegt vermutlich daran, dass wir dieselben Einflüsse haben. Wir sind mit Gruppen wie Judas Priest, Saxon und Accept groß geworden – genau wie viele amerikanische Kids in den frühen 80ern. Queensrÿche haben meinen Gitarrenstil ganz direkt geprägt. Sie haben mir gezeigt, dass es jenseits einfacher Powerchords eine ganze Welt zu entdecken gibt. Ihre Rhythmusgitarren bewegen sich über das gesamte Griffbrett – und nicht nur als dumpfes Riff auf der tiefen E-Saite.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Dejana und Vlad von Claymorean? Ihre Gastbeiträge auf Carry On passen perfekt.
Ich habe über die Jahre eine enge Freundschaft mit Claymorean aufgebaut. Sie waren eine große Inspiration für die Gründung von Power Surge, denn sie haben mir gezeigt, dass man auch heute noch Erfolg und Anerkennung finden kann, wenn man sich mit voller Leidenschaft der Musik widmet, die man liebt. Die Bedingungen für Heavy Metal auf dem Balkan sind deutlich schlechter als in Westeuropa – eine richtige Musikindustrie existiert dort kaum. Und dennoch ist es beeindruckend, wie viele großartige Bands es dort gibt, die sämtliche Hürden überwinden und Musik auf Weltklasse-Niveau abliefern.
Ich stand damals in der ersten Reihe, als sie beim Keep It True Rising spielten – wahrscheinlich kam mir dort die Idee, eine Band zu gründen, die sich kompromisslos der Musik verschreibt, die mir wirklich am Herzen liegt. Deshalb wollte ich diese Verbindung würdigen und habe sie eingeladen, als Gäste auf dem Album mitzuwirken.

Ihr habt das Video zu NO TURNING BACK im legendären Cart & Horses gedreht – was bedeutet dieser Ort für euch persönlich?
Viele Metal-Kneipen und Veranstaltungsorte müssen schließen – doch das Cart and Horses macht nicht nur weiter, sondern hat sich inzwischen zu einer echten Musiklocation entwickelt. Da die Mitglieder von Power Surge in verschiedenen Ländern leben, wollten wir das Beste aus jenem Wochenende herausholen, an dem wir alle in London versammelt waren. Wir haben ein Fotoshooting gemacht, ein Musikvideo produziert – eine Montage aus Live-Aufnahmen vom Gig im Cart and Horses – und auch gleich Studioaufnahmen erledigt. Zufällig ist das Cart and Horses mittlerweile der Anlaufpunkt für DIY-Metal-Konzerte in London. Und mal ehrlich – was könnte besser passen als die Heimat von Iron Maiden und einer der letzten verbliebenen Metal-Clubs der Stadt?
Was hat euch dazu gebracht, ausgerechnet Carry On von den Warriors zu covern – und wie reagiert das heimische Publikum darauf?
Ich wollte schon immer Carry On von Warriors covern. Es macht mir Spaß, vergessenen Bands mit großartigen Songs Tribut zu zollen – besonders, wenn sie aus meiner Heimat stammen. Allerdings hatte ich nie die passende Band oder das richtige Projekt dafür, geschweige denn einen Sänger mit dem nötigen Stimmstil.
Dann bin ich auf Claymorean gestoßen – großartige Typen und hervorragende Musiker. Schon da wusste ich: Wenn ich das Cover jemals umsetzen sollte, würde ich sie fragen. Die Gründung von Power Surge hat mir schließlich endlich eine Band gegeben, in deren musikalisches Konzept das Cover perfekt hineinpasst.
Warriors sind auch auf dem Balkan eher in Vergessenheit geraten. Aber die eingefleischten Fans, die sie noch kennen, waren von unserer Version begeistert. Und sogar die Originalmitglieder von Warriors, die heute in Los Angeles bzw. Kanada leben, haben uns positives Feedback und Komplimente geschickt.
Viele sagen, Shadows Warning klingt erstaunlich professionell. Wie lief die Zusammenarbeit mit Luka Matković im Studio?
Wir hatten eine wirklich unkomplizierte und reibungslose Zusammenarbeit mit Luka Matkovic. Alle Beteiligten verfügen über jahrelange Erfahrung in der Albumproduktion, und jeder bringt nicht nur die passende Persönlichkeit, sondern auch eine positive Einstellung mit. Es war der reibungsloseste Albumprozess, an dem ich je beteiligt war.
Ganz zu schweigen davon, dass dieses Projekt innerhalb von nur fünf Monaten nach seiner Entstehung in einem fertigen Album gipfelte – obwohl das ursprünglich gar nicht geplant war.
Eine der erfreulichsten Seiten daran, als Musiker tätig zu sein, ist es, Menschen wie Luka kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten – Menschen, die ihren Beruf mit großer Ernsthaftigkeit ausüben, gleichzeitig aber ausgesprochen kooperativ sind. Umso schöner ist es dann, wenn genau diese Menschen nicht nur die eigenen Erwartungen erfüllen, sondern ihr bisheriges Schaffen sogar noch übertreffen.
Luka hat einige besondere Akzente gesetzt – etwa indem er ein Vintage-Gitarrenboxen-Cabinet verwendete, um uns diesen knarzigen Midrange-Sound der 80er-Jahre-Gitarren zu ermöglichen, anstatt wie viele Produzenten einfach ein Standard-Preset für alle Bands zu verwenden.
Ihr seid mit eurer Musik stilistisch klar in den 80ern verwurzelt – aber wirkt dabei total frisch. Was ist euer Geheimrezept?
Unsere einzige Regel lautet: Wir machen, was für uns gut klingt. Der Metal-Stil der 80er entspringt dabei ganz natürlich unserem Herzen. Dennoch scheuen wir uns nicht, auch Elemente und Kniffe aus anderen Musikrichtungen einzubinden, die wir hören.
In puncto Produktion haben wir bewusst auf den Klang echter Verstärker und Schlagzeuge gesetzt, damit die Songs atmen und lebendig wirken. Gleichzeitig haben wir moderne Technik genutzt, um die bestmögliche Klangklarheit zu erzielen.

Zum Schluss: Warum sollte man sich Shadows Warning kaufen – und zwar sofort?
Ich denke, die Welt hat in letzter Zeit viele junge Bands gesehen, die großartige Hommagen an Iron Maiden abliefern. Mit uns bekommt ihr die andere Seite der Medaille des 80er-Metals: echtes Monster-Riffing im Stil von Judas Priest, Dokken und Queensrÿche, aber auch eine Prise Romantik und Seele – jene besondere Stimmung, die den Metal der mittleren Achtzigerjahre prägte, wenn man an epische Songs von Crimson Glory, Queensrÿche oder Savatage denkt. Unser Album ist eine musikalische Reise, bei der jeder Song etwas Eigenes beiträgt – von wahren Abrissbirnen bis hin zu düsteren Balladen und AOR-Momenten.
Wenn man mit POWER SURGE spricht, merkt man schnell: Hier wird nichts aufgesetzt, nichts kalkuliert – hier brennt echtes Metal-Feuer. Shadows Warning ist nicht nur ein starkes Debüt, es ist ein Statement: Der klassische Heavy Metal lebt, entwickelt sich weiter und kommt manchmal aus Zagreb und London statt aus Birmingham oder Los Angeles. Und das ist gut so. Wer sich dem entzieht, verpasst eine der spannendsten Newcomer-Bands des Jahres. Oder wie es die Band selbst sagen würde: No turning back.