CACOTOPIA – Cacotopia (2025)
(9.777) Maik (8,9/10) Progressive Black Metal

Label: Eigenproduktion
VÖ: 02.05.2025
Stil: Progressive Black Metal
Die Praxis, mir ein Album mindestens dreimal anzuhören, bevor ich es rezensiere, hat einmal mehr seine Bestätigung erfahren. Denn zunächst erschien mir das selbstbetitelte Album der Band CACOTOPIA eher wie eine Kakophonie, in die ich nur schwer hineinfand. Mittlerweile bin ich drin, und finde gerade noch so wieder heraus um den Kram hier zu schreiben.
Doch der Reihe nach. CACOTOPIA ist ein Zweimann-Kommando aus Loves Park/Illinois, welches sich einer progressiven Machart des Black Metal verschrieben hat. „Cacotopia“ ist bereits das dritte Album der seit 2002 agierenden Combo und wie die beiden Vorgängerscheiben in Eigenverantwortung erschienen.

Zunächst beginnt es atmosphärisch und getragen, doch das ist nur die Ruhe vor dem Sturm. „The Beginning Of The End“ sozusagen, wie der Track auch passender weise heißt. Danach mündet es in klassisches Black Metal Gewitter, und gerade, als man sich noch fragt, ziehen CATATOPIA die Daumenschraube an. Dissonanzen, kaum nachvollziehbare Tonfolgen und ein chaotisch anmutendes Furioso sucht im Synapsengestrüpp des unbedarften Hörers nach Ansatzstellen.
Und während ich mich zunächst schon darauf vorbereitete, nun vierzig Minuten derart strapaziert zu werden, erklingt auf einmal ein Gitarrensolo, nur von der Rhythmussektion begleitet, welches jedem Prog Metal- Gitarrengott die Kinnlade auf halb acht dreht. Gerade diese Soli machen das Album so bemerkenswert, denn so etwas ist im Black Metal- Bereich überhaupt nicht üblich. Furios, verspielt, aber dennoch nicht überkandidelt bilden diese Momente einen faszinierenden Kontrast zu den Momenten, in denen der klassische Black Metal Vorrang hat, und besonders zu den Parts verstörend schräger Prog Noise Attacken.
Wie gesagt, beim ersten Hören des Albums war ich verstört und wollte mich eigentlich um das Review drücken. Doch irgendwie wollte ich mich nicht damit zufriedengeben. Mittlerweile finde ich die Scheibe unglaublich unterhaltsam. In den Songs passiert unglaublich viel, die Aufmerksamkeit darf keine Sekunde nachlassen. Hilfreich dabei ist, dass die einzelnen Songs selten weit über die Vier-Minuten-Marke gehen, und jeglicher Plätschereffekt damit unterbunden wird. Dazu ist das Album unheimlich kompakt und wirkt trotz seiner teils überraschenden Wendungen und unorthodoxen Ideen wie aus einem Guss.
Da die Band auch für längere Zeit in traditionell anmutenden Black Metal - Gefilden agiert, in denen sich der old school- Schwarzkittel durchaus wiederfindet, entsteht auch nicht die Gefahr, dass der Hörer überfordert wird. Natürlich muss man sich auf das Album einlassen und sozusagen gemeinsam mit ihm wachsen. Das ist nichts zum bloßen Abschädeln auf den ersten Blick.
Gesanglich spielt sich das meiste im typischen Black Metal Gekreisch ab, aber auch da lassen CACOTOPIA Abwechslung herrschen, denn auch düstere Sprechgesänge, die an Attilas Vovals bei MAYHEMs „De Mysteriis…“- Album erinnern, kommen ab und an vor. Die Vocals stammen von Matt Swanberg. Instrumental wird alles von Randy Bakkelund erledigt, der an allen Instrumenten auch top unterwegs ist. Da sitzt jeder Ton, was durch eine für Schwarzmetallverhältnisse außerordentlich klare Produktion zusätzlich perfekt in Szene gesetzt wird. Die Drums sind programmiert, doch das fällt kaum auf, da der gesamte Rest genug Aufmerksamkeit auf sich zieht. Durch den Wechsel eingängiger Phasen mit völlig vertrackten Momenten wirkt „Cacotopia“ unglaublich kurzweilig, und ich war regelrecht erstaunt, wie schnell die Spielzeit des Albums vorüberging. Und trotz des doch teils recht sperrigen Materials hatte ich jedesmal voll Bock, die Repeat-Taste zu betätigen.
Ich hätte nicht gedacht, dass mich in punkto Black Metal noch etwas überraschen könnte, doch CACOTOPIA haben genau das geschafft, und zudem noch in einer Sparte der schwarzmetallischen Musizierkunst, die bei mir normalerweise einen Fluchtreflex verursacht. Und das allein ist schon bemerkenswert.
Anspieltipps: „World Hijacked“ und „Holodomor“
Bewertung: 8,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. The Beginning Of The End
02. Monarch Multiples
03. Visions In The Sky
04. World Hijacked
05. Alpha Malevolence
06. Tides Of Darkness
07. Human 2.0
08. Crisis From Underground
09. Societal Miscarriage
10. Holodomor
11. Parasitic Propaganda