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JET JAGUAR - Severance (2025)

(9.871) Olaf (7,0/10) Heavy Metal


Label: Steamhammer/SPV
VÖ: 24.10.2025
Stil: Heavy Metal






Es gibt Bands, die müssen sich ihren Platz im Metal-Universum nicht durch übertriebenes Pathos oder millionenschwere PR-Kampagnen erkämpfen – sondern durch schlichte Beharrlichkeit. Jet Jaguar gehören zu dieser Sorte. Die Mexikaner haben in den letzten Jahren mehr Stolpersteine aus dem Weg geräumt als ein durchschnittlicher Stadion-Rock-Act auf seiner gesamten Karriereleiter. Lockdowns, Line-up-Wechsel und ein schwerer Unfall während der Tour mit Anvil im Herbst 2024 – das alles hätte so manch andere Band in die Knie gezwungen. Jet Jaguar aber nicht. Sie haben stattdessen Severance aufgenommen. Ein Album, das laut Pressetext von Kampfgeist, Leidenschaft und Weiterentwicklung zeugen soll – und bei mir leider nicht ganz den erhofften Flächenbrand ausgelöst hat.

Das neue Aushängeschild hört auf den Namen Raiden Lozenthall. Der neue Sänger hat nicht nur eine flexible Stimme, die zwischen melodischem Gesang und kraftvollen Grunts pendelt, sondern auch eine Gitarre umgehängt. Das erlaubt der Band nun zweistimmige Soli auf der Bühne – was sicher für Metalheads mit Vorliebe für gepflegtes Gitarrengegniedel ein Fest ist. Wer sich aber, wie ich, in den 80ern schon durch etliche Yngwie Malmsteen-Schallplatten gekämpft hat, wird irgendwann den Reflex entwickeln, während des Solos den Staubsauger anzuschmeißen. Das ist alles sauber gespielt, technisch beeindruckend – aber auch zuweilen etwas steril und zu oft gehört.

Dabei ist Severance keine schlechte Platte. Im Gegenteil: Stücke wie Eternal Light kommen mit klassischem Riffgewitter, rasendem Doublebass und einer textlichen Grundhaltung daher, die zwischen Frust, Hoffnung und Durchhalteparole oszilliert. „I will find the light and share it with you“ – das ist ehrlich, unpathetisch und verleiht dem Stück einen positiven Unterton, der hängen bleibt. Ähnlich ambitioniert präsentiert sich Fool’s Paradise, das sich überraschend kritisch mit der politischen Entwicklung in den USA auseinandersetzt. Ein Novum für Jet Jaguar, die bislang vor allem mit hymnischem Metal von sich reden machten.

Ein weiteres Highlight ist Mach 10, das inspiriert wurde von den Pilotengeschichten in Jimmy Lozanos Familie. Textlich dreht sich alles um Kampfjets, Geschwindigkeit und das Überleben der Tüchtigsten. Musikalisch ist das Stück eine Rakete: treibend, schnell, präzise. Leider gibt es genau an dieser Stelle auch den Punkt, an dem die Rakete in der Stratosphäre etwas auf Autopilot schaltet. Die Kompositionen wirken irgendwann vorhersehbar – das Riffing kennt man, die Soli hat man gefühlt schon hundert Mal gehört, und die Breaks klingen wie aus dem Lehrbuch des gepflegten 80s-Metal.

Was fehlt, ist der Überraschungsmoment. Der eine Schlag in die Magengrube, der einen aufspringen lässt und schreien: „Verdammt, das ist geil!“ Stattdessen ist Severance wie ein gut gezapftes, aber lauwarmes Bier: ordentlich, solide, aber nach zwei Schlucken wünscht man sich ein bisschen mehr Schaum. Oder Kante.

Der Sound ist druckvoll produziert, die Band eingespielt, die Gesangsleistung überzeugend – keine Frage. Aber trotz der offensichtlichen Qualität zündet der Funke nicht wirklich. Vielleicht liegt es daran, dass Jet Jaguar ihren Stil zwar weiterentwickelt, aber nicht neu erfunden haben. Vielleicht daran, dass sie handwerklich alles richtig machen, aber eben nichts Unvorhersehbares wagen. Oder schlicht daran, dass meine Erwartung nach all dem Lob der letzten Monate einfach zu hoch war.

Trotzdem – und das ist wichtig – kann ich niemandem ernsthaft abraten, dieses Album zu hören. Wer klassischen Metal mit ordentlich Gitarrenarbeit und mexikanischem Herzblut mag, wird hier zufrieden sein. Wer aber nach dem großen Wurf sucht, nach dem Album, das den Unterschied macht, wird sich mit einem respektablen „ist okay“ begnügen müssen.

Anspieltips:
🔥 Eternal Light
🎸 Mach 10


Bewertung: 7,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Eternal Light
02. Mach 10
03. Hollow Drive
04. Fool’s Paradise
05. Severance
06. Disposable Minds
07. Anthropocene
08. Evil within
09. Call of the Fight
10. Hunter 



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