REINFORCER – Ice And Death (2025)
(9.766) Maik (8,0/10) Power Metal

Label: Scarlet Records
VÖ: 22.08.2025
Stil: Power Metal
REINFORCER sind eine Power-Metal-Band aus Paderborn, die schon seit einer Dekade unterwegs ist und heuer ihren zweiten Langstreckenbomber in die Schlacht schickt. Ice And Death verheißt uns der Titel der Scheibe, und ein wenig Abkühlung kann ja im Moment auch nicht schaden. Ein frostiger Hüne ziert das Cover, und man denkt unweigerlich an einen der Hrimthursen (Eisriesen) aus der nordischen Mythologie.
Passenderweise hat der Power Metal des Quintetts auch eine epische Note. Zusammen mit starken Einflüssen des klassischen Heavy Metals und epischem US-Metal ergibt sich ein ziemlich reizvolles Gemisch.
Beim Gesang von Logan Lexi fühlte ich mich ein wenig an Blaze Bayley zu seinen IRON MAIDEN-Zeiten erinnert, was ich hierbei keineswegs abwertend meine. Im Gegenteil, die Vocals passen perfekt zum episch-hymnischen Ansatz der Band.
Zudem setzt sich die Band damit auch angenehm von den schwülstigen Heldentenören anderer Gruppierungen dieser Spielart ab. Auch der Verzicht auf bombastische Keyboardteppiche und orchestralen Schnickschnack bewirkt einen positiven und sympathischen Eindruck bei mir.
REINFORCER verlassen sich bei der Erzeugung von Melodien auf ihre zwei Gitarristen Tobias Schwarzer und Niclas Stappert, mixen treibende Riffs mit melodischen Twin-Gitarrensounds. Natürlich wird auch mal der eine oder andere Chor eingesetzt und auch das eine oder andere Soundklischee findet seinen Weg in die Songs.
Aber das gehört so in dieser metallischen Sparte, denn wie mir Snoppi von WIZARD in einem Interview mal sagte: Ab und zu muss man auch mal auf die Kacke hauen. Und das machen REINFORCER mit Schmackes. Und so kann man außer kleinen Anklängen von IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST auch Bands wie HELLOWEEN und natürlich MANOWAR heraushören.

Damit soll keineswegs gesagt sein, dass sich REINFORCER schamlos am Nachlass dieser Bands bedienen. Im Gegenteil, sie schaffen es, ihren eigenen Stil zu definieren und sich nicht zwischen die Stühle der Altvorderen zu setzen, sondern fordern lautstark (und mit Berechtigung) einen eigenen Sitz im illustren Kreis der musikalischen Metallurgiebranche.
Denn auch textlich heben sich REINFORCER vom üblichen Epik-Power-Metal ab. Auf Faust-nach-oben-Klischeetexte der Marke MANOWAR und Co. braucht man nämlich nicht zu hoffen, auch flitzen keine Drachen, heroischen Krieger und strahlenden Könige durch die Landschaft. Eher widmet sich die Band Sagen und Geschichten. Wie zum Beispiel dem Rattenfänger zu Hameln, dem in The Piper ein Ständchen dargebracht wird.
Auch die Abwechslung wird großgeschrieben. Einige Songs offenbaren die Verspieltheit von Bands wie BLIND GUARDIAN oder ICED EARTH, Five Brothers ist eine Metal-Hymne, die sich auch eine Hard-Rock-Band mit Freude ins Klassenbuch schreiben ließe. Mit Bring Out The Dead beschließen REINFORCER das Album etwas getragener. Die Powerballade zeigt aber keinerlei Spuren von Schmalz und Zuckerguss, sondern präsentiert sich wuchtig und auch ein wenig düster.
Bisher ist die Band unter meinem Radar geflogen, was angesichts der Unmengen talentierter Newcomer auch kaum verwunderlich ist. Das dürfte sich mit Ice And Death nun ändern, denn REINFORCER haben sich hier als eine Band präsentiert, die ihre Version des epischen Power Metals bodenständig und authentisch darbietet.
Anspieltipps:
🔥 The Piper
🎸 House Of Lies
Bewertung: 8,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Heir Of The Bear
02. Dead Men Tell No Tales
03. Skogamor
04. The Witch Mayor
05. Ice And Death
06. The Piper
07. Five Brothers
08. House Of Lies
09. Bring Out Your Dead