BLUTGOTT – Legions of Metal (2025)
(9.841) Olaf (7,5/10) Death’n‘Roll

Label: Metalville
VÖ: 10.10.2025
Stil: Death’n‘Roll
Der Gurrath macht mich fertig – im besten Sinne. Kaum hat man das letzte Projekt von ihm verdaut, steht schon das nächste vor der Tür – diesmal wieder als BLUTGOTT, mit Legions of Metal. Und ja, natürlich ist es kein „Bandalbum“ im klassischen Sinn, sondern Teil seines selbst geschaffenen Universums, irgendwo zwischen Death Metal, Hard Rock, Fantasy-Epos und Tabletop-Schlachtfeld. Der Mann aus dem Schwabenland ist eben nicht nur Musiker, sondern Metal-Nerd, Geschichtenerzähler und Lehrmeister in Personalunion. Nur dass er das Klassenzimmer längst gegen die Bühne getauscht hat – und das mit einer Konsequenz, die man ihm einfach abnehmen muss.
Was Thomas Gurrath hier mit seinem Blutgott Metal Universe geschaffen hat, ist seit Jahren eine eigene Kunstform. Debauchery steht für Dämonen-Growls und blutgetränkten Death Metal, Blood God für den schweißnassen Hardrock mit Brian-Johnson-Gedächtnisröhre, und Balgeroth bringt das Ganze mit deutschen Texten auf den Punkt. Das neue Werk vereint all das – dreifach sogar. Legions of Metal erscheint als 3CD-Set mit den unterschiedlichen Inkarnationen dieses Universums: Blutgott-Varianten, Blood-God-Versionen und Debauchery-Growls, aufgenommen von Dennis Ward, der das Monster fett, differenziert und trotzdem gefährlich klingen lässt. Der Balgeroth ist allerdings diesmal auf Klassenfahrt.
Das Album beginnt standesgemäß mit einem Paukenschlag: Demonslayer, unterstützt von niemand Geringerem als Tim „Ripper“ Owens. Der Ex-Judas-Priest-Shouter fügt sich perfekt in Gurraths Komposition ein – druckvoll, energisch, und mit einer Wucht, die jedem, der jemals an Gurraths Gesang gezweifelt hat, das Maul stopft. Auch Beasts of Balgeroth (ebenfalls mit Ripper) zeigt, wie fruchtbar diese Zusammenarbeit sein kann – nicht furchtbar, wie einige Zyniker vielleicht behaupten. Die Songs klingen schlichtweg gigantisch, wie ein Aufeinandertreffen von Manowar, Priest und Bolt Thrower – nur eben mit Vampirdrachen.
Und dann kommt Nightking, mit Michelle Darkness von End of Green – eine Kollaboration, die erstaunlich gut funktioniert. Der dunkle, leicht melancholische Ton des Stücks verleiht dem Album eine kurze Verschnaufpause zwischen all dem Schmelzofen aus Riffs, Growls und Gitarrenheldentum. Gerade das erste Drittel des Albums glänzt mit Groove, Ideenreichtum und Spielfreude – es groovt wie Sau, klingt fett, macht Spaß und lässt erahnen, wie viel Detailverliebtheit und Handwerk hier drinstecken.

Natürlich wird auch wieder der Gurrath’schen AtzeDatze-Verehrung gehuldigt. Die Debauchery-Songs sind fast schon zu sehr Liebeserklärung an die australischen Thekenrocker – und da ich persönlich mit AC/DC ungefähr so viel anfangen kann wie ein Veganer mit einem Steakmesser, lässt mich das etwas kalt. Die Blood God-Stücke dagegen sind stärker, riffbetonter und mit mehr Eigenleben, auch wenn die Stimme nach wie vor in Brian-Johnson-Gedächtnislagen röhrt. Trotzdem: Das kracht ordentlich und dürfte live jede Halle in Schutt und Asche legen.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt’s allerdings: Die Painkiller-Version. Man kann zu Coverversionen stehen, wie man will – aber wenn man sich an einen der größten Songs des Heavy Metal wagt, muss man abliefern. Hier wäre weniger mehr gewesen, denn Painkiller ist im Original einfach unantastbar.
Aber genug gemeckert – denn trotz meiner Kritikpunkte ist Legions of Metal ein wirklich unterhaltsames Album. Gerade das erste Drittel zeigt, wozu Gurrath fähig ist, wenn er sich fokussiert. Wäre das ganze Werk auf diesem Niveau, wäre die Wertung klar höher ausgefallen. Doch selbst so bleibt es ein gewaltiges Stück Musik aus einem parallel existierenden Universum, das nur einer so erschaffen kann – ein Typ, der für Metal lebt, atmet und wahrscheinlich auch gurgelt.
Und bevor jetzt wieder jemand meckert, ich würde dem guten Mann zu viel durchgehen lassen: Ja, ich mag ihn. Ich mag seine Hingabe, seine Verrücktheit, sein selbstgebautes Universum voller Monster und Helden. Ihr müsst das ja nicht hören – aber wenn ihr’s tut, werdet ihr feststellen, dass euch da stellenweise etwas entgehen würde. Ein dreifaches Schlachtfest aus Death Metal, Hard Rock und Gurrath’schem Irrsinn. Legions of Metal ist eine überlange, überambitionierte, aber auch überaus unterhaltsame Hommage an alles, was laut, blutig und ernsthaft bescheuert schön ist.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten
Tracklist BLUGOTT
01. Demonslayer (feat.Ripper Owens)
02. Beasts of Balgeroth (feat.Ripper Owens)
03. Nightking (feat.Michelle Darkness)
04. Beasts of War (Debauchery Version)
05. Animal Protector (Blood God Versiob)
06. Bloodcrazed Brutes (Blood Good Version)
07. Legions of Metal (Debauchery Version)
08. Queen of Pain (Debauchery Version)
09. Rock’n’Roll Monsters (Blood God Version)
10. Painkiller (Judas Priest Cover)
Andere Songs von BLOOD GOD / DEBAUCHERY
01. Blood Rock
02. Hounds of Hell
03. Blood Babe on Overdrive
04. I’m on Fire