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AKTOR – Professori (Season II) (2025)

(9.954) Olaf (keine Bewertung) Pop Rock


Label: High Roller Records
VÖ: 28.11.2025
Stil: Pop Rock






Ich hatte vor diesem Album wirklich überhaupt nichts von AKTOR gehört. Kein Name, kein Cover, kein leises „Schon mal irgendwo gesehen“ – absolut tabula rasa. Vielleicht war genau das der Grund, warum mich Professori (Season II) so unvermittelt getroffen hat: ohne Erwartung, ohne Vorbereitung, einfach Play gedrückt – und sofort mit einer Mischung aus Faszination, Stirnrunzeln und purer Ratlosigkeit konfrontiert. Schon in den ersten Momenten fragte ich mich, was hier eigentlich passiert und weshalb ich trotz spontaner Fluchtimpulse den Lautstärkeregler mutwillig weiter aufdrehe. Dieser seltsam charmante Cocktail aus Gitarren, Synthflächen und retro-futuristischem Irrsinn hält sich an keinerlei Regeln – und findet genau darin seine größte Stärke.

AKTOR existieren seit 2013, eine Kollaboration aus Chris Black, Jussi Lehtisalo und Tomi Leppänen. Was ihnen gemeinsam gelingt, ist kein klassischer Rock, kein Metal, nicht einmal wirklich Pop. Es ist Musik, deren Stilbezeichnung so entgleitet wie der Plot einer Nordic-Noir-Serie nach drei Gin Tonic. Letzteres passt, denn das Album basiert auf einer fiktiven TV-Show namens Professori, deren zweite Staffel hier musikalisch nacherzählt wird – inklusive düsterer Ermittler-Silhouetten, grauem Himmel und dem Gefühl, als würde man in einen nächtlichen Krimi stolpern, ohne jemals die Fernbedienung in der Hand gehabt zu haben.

Musikalisch ist das Album eine schillernde Wundertüte, irgendwo zwischen 70er-Psych, 80er-New-Wave und Art-Pop, mit Elementen, die an Saga, The Sparks oder Duran Duran (sic!) erinnern – allerdings durch den Filter eines Teams, das sich offensichtlich nicht damit aufhält, Konventionen zu respektieren. Gitarren und Synthesizer verschmelzen zu einer ätherischen Klangästhetik, die teilweise wie eine absurde Mischung aus Fernsehserien-Soundtrack, schrägem Sci-Fi-B-Movie und experimenteller Prog-Episode klingt. Ein Teil meines musikalischen Selbst wollte laut „Was zur Hölle?“ rufen – der andere Teil nickte im Takt. Und dann gibt es diese Momente, in denen sich die Synthie-Linien und Gitarrenspuren zu etwas entwickeln, das ganz ehrlich: ziemlich geil ist. Nicht laut, nicht heavy, nichts davon knallt – aber es hat Atmosphäre. Eine, die ich nicht erwartet habe und vermutlich auch nicht gesucht hatte.

Die Songs wirken wie Episoden einer Mini-Serie: mal treibend, mal verstörend verspielt, mal trotzig melancholisch, mal einfach nur vertrackt. Besonders Politics Politics und Idiot Brother strotzen vor dieser merkwürdigen Energie zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit, als würden AKTOR gleichzeitig zu- und weglächeln. Das gesamte Album arbeitet mit Dynamik, die nicht aus Druck entsteht, sondern aus Spannung – und aus einem konstanten Gefühl von „Was zur Hölle kommt als Nächstes?“

Ich gebe zu: Das liegt weit außerhalb meines üblichen Geschmacks. So weit entfernt wie Curry 36 von einem Michelin-Stern. Aber selbst dort kann man sich nachts um drei erwischen, wie man völlig zufrieden in etwas beißt, das man rational überhaupt nicht mögen dürfte. Genau dieses Gefühl beschleicht mich bei Professori (Season II): Ich wollte es nicht mögen. Aber dann kommen diese Passagen, bei denen die Synths leuchten, die Gitarren wie kleine Geheimcodes wirken und alles plötzlich Sinn ergibt – zumindest für einen Moment.

Produktionstechnisch ist das Ganze extrem klar und sauber – was kaum verwundert, wenn Dan Swanö (nochmal sic!) hinter dem Mix steht. Die Details im Sounddesign machen das Album lebendig, auch wenn man eigentlich nicht mal versteht, warum das alles so gut zusammenpasst. Professori (Season II) ist ein Album, das außerhalb aller Komfortzonen liegt – vor allem meiner. Und trotzdem (oder gerade deshalb) ist es faszinierend. Es ist schräg, atmosphärisch, manchmal nervig, manchmal fast genial, oft komplett unvorhersehbar. Eine musikalische Noir-Serie, die niemand bestellt hat, die aber trotzdem überraschend gut ins Ohr kriecht. Kein Rockalbum im klassischen Sinne, kein offensichtlicher Hit – aber ein Erlebnis, das bleibt. Ob man will oder nicht.


Bewertung: keine, aber interessant allemal


TRACKLIST

01. He never came Home
02. Just one Hand
03. Nemesis
04. Politics Politics
05. Idiot Brother
06. Another Piece
07. Too close
08. Back on the Case
09. Children always know
10. Helicopter
11. Bigger Picture 



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