STARFORCE – Beyond the eternal Night (2025)
(9.944) Olaf (7,8/10) Speed Metal
Label: Jawbreaker Records
VÖ: 14.11.2025
Stil: Heavy Speed Metal
Ich musste zweimal hinschauen, als die CD von STARFORCE vor mir lag. Dieses Artwork, diese Farben, dieser ganze vibrierende 80er-Charme… das Ding schreit nach 1985 – und genau so klingt es auch. Warum das Album aber erst 2025 bei uns einschlägt wie ein glühender Meteor, bleibt wohl eines der Rätsel des Metal-Multiversums. Vielleicht hat die Platte auf ihrem Weg zur Erde einen kleinen Abstecher durch ein schwarzes Loch genommen. Zuzutrauen wäre es ihr.
STARFORCE stammen aus Mexiko-Stadt, einer Region, die seit Jahren unterschätzt wird, wenn es um ehrlichen, ungefilterten Heavy/Speed Metal geht. Die Band rund um Frontfrau Mely „Wild“ Solís erwähnt im Pressetext stolz ihre kosmisch-schnörkellose Vision von Metal, die sich irgendwo zwischen Racer X, Cacophony, Agent Steel und Heavens Gate ihren eigenen Orbit gezimmert hat. Und genau so kommt es auch rüber: schnittige Gitarren, ein Bass, der sich ungewohnt präsent nach vorne schiebt, und eine Stimme, die immer wieder zwischen kraftvoller Ausdrucksstärke und manchmal etwas überzeichnetem Klargesang pendelt.
Der Opener Andrómeda bringt direkt etwas mit, das man in dieser Spielart des Genres selten hört: Spanisch. Und was soll ich sagen? Fetzt richtig. Mely klingt in ihrer Muttersprache direkter, lockerer, authentischer – fast so, als hätte sie beim Einsingen zum ersten Mal wirklich die Handbremse gelöst. Der Song packt rhythmisch zu, die Gitarren schießen ein paar herrlich holprige, aber charmante Leads raus, und der Bass knurrt sich so satt durch die Mitte, dass man ihn eigentlich als viertes Gitarrenpaar wahrnimmt. So ein Einstieg ist eine verdammt gute Voraussetzung für ein Album, das sich "kosmischer Stahl" auf die Brust schreibt.
Man merkt STARFORCE an, dass sie ihren Wurzeln treu bleiben wollen. Das Info-Sheet spricht von einer Mischung aus kosmischer Reise, Science-Fiction-Narrativen und klassischem Speed-Metal-Feuer – und tatsächlich weht dieser Wind durch fast jeden Song. Besonders die Passagen, in denen die Band ihre melodischeren Ideen ausbreiten möchte, sind gelungen: breit gezogene Refrains, schimmernde Gitarrenharmonien, ab und zu sogar eine leichte Kante Synth, ohne dass die 80er-Haptik darunter leidet. Das Ganze wirkt wie eine Kassette, die 40 Jahre im Weltraum gedümpelt hat und nun plötzlich wieder im Tapedeck landet.
Natürlich gibt es aber auch diese Ecken und Kanten, die ein Debüt – und ein zeitversetztes 80er-Debüt erst recht – mitbringt. Wenn Mely auf klaren, hochpolierten Gesang setzt, wirkt das manchmal ein bisschen plakativ, fast so, als wolle sie besonders deutlich zeigen, dass sie das kann. Dabei ist ihre leicht wild-kratzige Note viel interessanter und transportiert das Gefühl ihrer Texte deutlich besser.
Musikalisch driftet das Album spätestens ab Song 6 ein wenig in Richtung Übermut ab. Das Tempo bleibt hoch, die Energie ist spürbar – aber manches beginnt etwas zu eiern. Nicht schlimm, kein Beinbruch, aber hier und da merkt man, dass ein Riff vielleicht einmal mehr im Proberaum hätte durchgeschliffen werden können. Andererseits: Kein Meister ist je aus dem Himmel gefallen, und wenn doch, hätte er bei der Landung vermutlich genauso geklungen. Aber wie gesagt: Der Bass rettet enorm viel. Der Typ hat scheinbar keinen Bock auf Hintergrundarbeit – und das ist ehrlich gesagt fantastisch.
Die Gitarrenarbeit ist stark, manchmal brachial direkt, manchmal herrlich verfranst, aber immer mit Herz. Gerade die melodischen Leads haben diesen süßen 80er-Duft, der nicht künstlich wirkt. Es gibt Momente, da spürt man richtig, wie STARFORCE an den Rand ihrer Geschwindigkeit geraten – aber genau da wird das Album sympathisch. Es ist eben kein klinischer Speed-Metal-Baukasten von 2025, sondern eine Zeitkapsel, die man zufällig aufreißt.
STARFORCE legen mit Beyond the Eternal Night ein Debüt hin, das klingt, als sei es durch ein Wurmloch direkt aus 1985 gefallen. Die Band liefert ehrlichen, kosmisch angehauchten Speed Metal, der manchmal etwas holpert, manchmal ein wenig über das Ziel hinausschießt, aber immer Energie, Leidenschaft und ein sympathisches Maß an Unperfektion mitbringt. Der spanische Gesang ist ein echtes Highlight, das Artwork eine Wucht, die Produktion wunderbar altmodisch und der Bass ein unerwarteter Star im Hintergrund. Ein Album mit Ecken, Charme und viel Herzblut, das seinen Weg ins Regal verdient hat.
Anspieltips
🔥Andrómeda
🎸Stay heavy
💀Sign of an Angel

