FESSUS – Subcutaneous Tomb (2025)
(9.947) Phillip (8,5/10) Death Metal
Label: Darkness Shall Rise Productions
VÖ: 26.11.2025
Stil: Death Metal
Ach Österreich. Bitte ändere dich nie. Zumindest was Subkultur im Stromgitarrenressort angeht. Ansonsten würden mir in Österreich einige Dinge einfallen, die ihr ändern könntet – diese Problematik ist allerdings nicht auf euch beschränkt, sondern grassiert auch auf unserer Seite der Tomaten-Paradeiser-Grenze wie blöde. Allerdings wart ihr da auch schon, was sowohl die Beförderung also auch die Demontage angeht, schneller. Nur in Sachen Nachhaltigkeit ist da noch Aufholbedarf. Aber was soll’s, laut aktueller Prognosen steht uns diese Scheußlichkeit noch bevor. Worin ihr auch noch absolute Vorreiter seid, ist kompromisslose Mucke. (Überleitungen. Kann ich.) Ich habe das ja nun bereits häufiger erwähnt, dass das Grundwasser im Alpenland besondere Kreativität zu fördern scheint, sodass Bands mit interessanten, innovativen Ansätzen geradezu sprudeln. Es werden stets zwar bekannte Pfade beschritten – aber das wie und womit ist immer frischer, anders und macht neugierig auf mehr. Heute geht’s mal um österreichischen Death Metal – Fessus!
Pointless Anguish rumpelt in bester Autopsy-Manier los und klingt doch noch eine Spur anders. Das ist keine bloße Kopie oder Ehrerbietung. Das ist der erfolgreiche Versuch aus bekannten Zutaten und eigenen Ideen eine neue, dreckig- schleimige Suppe zu kochen. Ob es die geisterhaft spukenden, hintergründigen Soli-Melodien sind oder der auch auf Albumlänge immer authentische Gesang, die teilweise dreckig und entrückt wirkenden Riffs oder das präzise trümmernde Schlagzeug – alles wirkt die entscheidende Spur frischer und ich habe ständig das Gefühl, dass gleich etwas Überraschendes passiert.
So etwa in Asphyxiate in Exile, das kurz nach dem Startschuss in florida-eske Grooves verfällt um dann ab der Hälfte den Vocal-Stil zu ändern und zu einem nackenmassierenden Giftgeschoss wird, glibberigem Solo inklusive! Auch in der Folge machen Fessus keinen Hehl aus ihrer Vorliebe für Anfang-Neunziger Death Metal einerseits und gore-igem Death Metal der letzten zehn Jahre andererseits, nur amerikanisch muss beides sein. Und natürlich eine kräftige Kelle der eigenen Vorstellungen – hört euch mal dieses komische Solo in Cries from the Ether an, das klingt, als ob so tatsächlich Schreie aus dem Äther klingen könnten. Oder dieses seltsame Zwischenspiel der Gitarren in The Depth of Lividity. Auf sowas muss man nicht nur kommen, man muss es auch umsetzen, und Fessus machen das halt einfach.
Zum Abschluss eines 35-Minuten-Albums mit ausnahmslos überdurchschnittlich langen Songs und dynamischen Songstrukturen erkunden Fessus noch ausgiebig die Welt des Schnell-Langsam-Spiels, mehr als in den Songs davor. Mit plötzlicheren Breaks und eindringlicherer Vehemenz bezeugt der Wiener Vierer seine Fähigkeit derart unüblich lange Songs in dieser Death Metal-Spielart zu etablieren und dabei keinen Schwung einzubüßen.
Fessus wissen auf Subcutaneous Tomb zwar sofort wie man zupackt, aber die wenig eingängigen Songsstrukturen wollen sich in der Folge dann doch erarbeitet werden. Death Metal für den schnellen Abriss zwischendurch ist hier nicht dabei. Das hier geht tiefer unter die Haut (den konnte ich mir nicht verkneifen), weil meist nicht das Skalpell, sondern ein rostiges Teppichmesser verwendet wird. Und darum hinterlassen Fessus auch mehr Spuren als auf clean getrimmte Massenware. Das ist Gourmet- Death Metal für Menschen, die auch gerne Kadavern beim Verwesen zuhören. Heißt im Klartext, dass ich mir schon eine kurze knackige Auflockerung zwischendurch wünschen würde, die für klare Verhältnisse sorgt. Ansonsten ist hier alles top, wenn man sich einmal in Subcuaneous Tomb hineingearbeitet hat. Abgesehen davon gibt’s einen Pluspunkt für den Gorguts-Coverartwork-Kniefall.
Anspieltipps:
⛓ Asphyxiate in Exile
💀 The Depth of Lividity
🕍 Yizkor
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Pointless Anguish
02. Asphyxiate in Exile
03. Cries from the Ether
04. The Depths of Lividity
05. Yizkor
06. Living Funeral

