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WARFIELD WITHIN – Rise of Independence (2025)

(9.945) Olaf (8,0/10) Death Metal


Label: DIY
VÖ: 07.11.2025
Stil: Death Metal






Wenn eine Band aus Mönchengladbach kommt, seit 2005 unterwegs ist, über 150 Shows mit Truppen wie MAYHEM, VADER, KRISIUN, SINISTER, EQUILIBRIUM, LEGION OF THE DAMNED und CRYPTA abreißt – und ich sie 2025 zum ersten Mal bewusst höre, dann läuft irgendwas in meinem persönlichen Radar schief. Genau so ist es mir mit WARFIELD WITHIN ergangen. Bisher komplett an mir vorbeigezischt, obwohl die Jungs längst mit „Inner Bomb Exploding“ (2010), „Beast Inside“ (2023) und der EP „Pure Purge“ (2024) ordentlich Vorarbeit geleistet haben. Jetzt also Album Nummer drei: „Rise of Independence“, in Eigenregie veröffentlicht, kompakt auf gut 32 Minuten zusammengepresst und bereit, mir den Schädel zu planieren.

Schon der erste Durchlauf macht klar: Das hier ist schön geschmeidiger Death Metal, der sich aber nicht davor scheut, regelmäßig über den Thrash-Tellerrand zu linsen. WARFIELD WITHIN treten nicht mit dem Vorschlaghammer der stumpfen Brutal-Gewalt an, sondern mit feinen, sehr pointierten Riffs, die sich tief in die Nackenmuskulatur fräsen. Und über allem thront ein Drumsound, der mich komplett killt: trocken, knallig, extrem präsent, ohne dieses moderne Plastik-Geklapper, das man in der Stilregion leider viel zu oft serviert bekommt. Für ein komplett DIY produziertes Album – aufgenommen, gemischt und gemastert von der Band selbst – klingt „Rise of Independence“ verdammt knackig und professionell.

Stilistisch bewegt sich die Band irgendwo zwischen Death/Thrash mit einem Hauch moderner Aggression und klassischer Teutonen-Kante. Wenn WARFIELD WITHIN das Gaspedal durchtreten, erinnern die Gitarrenläufe gelegentlich an diese hektische, sägende Art Thrash, bei der man unwillkürlich an die bessere Frühphase diverser skandinavischer und deutscher High-Speed-Kapellen denkt – nur eben in ein deutlich deathigeres Gewand gepackt. Die Growls von Sebastian Meisen sind angenehm räudig, tief genug, um im Death-Metal-Teich glaubwürdig mitzuschwimmen, aber immer verständlich genug, um Textfragmente mitzunehmen und nicht im Sumpf zu versacken.

Musikalisch hat mich besonders die Art gepackt, wie WARFIELD WITHIN Groove, Raserei und thrashige Haken ineinander verzahnen. Hecate etwa wirkt wie ein düsterer Ritualsong, in dem die Riffs ständig zwischen schleppendem, fast schon okkult wirkendem Stampfen und abrupten Tempoanstiegen pendeln. Wenn dann die Doublebass darunter loswütet und die Gitarren sich ineinander verschränken, ist das genau diese Sorte Gewalt, die gleichzeitig brutal und überraschend „rund“ daherkommt. Das ist kein chaotischer Krach, sondern wohlüberlegtes Gemetzel.

Mein persönlicher Favorit ist aber ohne Frage Jumping Jack. Dieser Track ist ein Groove-Monster, das sofort die Körperspannung erhöht. Das Riffing zuckt, schiebt und zieht, als würde dir jemand mit einem Presslufthammer den Takt in die Kniekehlen meißeln. Hier zeigt sich besonders deutlich, wie gut WARFIELD WITHIN den Spagat zwischen thrashiger Raserei und „Bang-Bar“-Kompatibilität draufhaben: Du kannst dazu problemlos komplett ausrasten, aber ebenso gut konzentriert zuhören und die Details im Zusammenspiel von Drums und Gitarren abfeiern. Genau so holt man jemanden wie mich ab, der auf Groove und nachvollziehbare Strukturen mindestens so viel Wert legt wie auf pure Geschwindigkeit.

Überhaupt ist die Riffarbeit eines der größten Pfunde dieser Platte. Ständig fliegen kleine Haken um die Ecke – ein leicht versetzter Akzent hier, ein überraschender Slide dort, ein kleiner Harmoniewechsel, der verhindert, dass ein Part stumpf durchläuft. Und der Bass ist erfreulich präsent eingebunden, nicht nur als dumpfe Wand im Hintergrund. In Kombination mit dem druckvollen, aber nie überkomprimierten Sound entsteht ein Gesamtbild, das einfach „saustark“ klingt.

Ganz ohne Kritik komme ich aber nicht durch dieses Review. Was mir wirklich nicht gefällt, sind die immer wieder eingestreuten Blastbeats. Die sind technisch sauber und sicher gut gemeint, aber aus meiner Sicht bringen sie das ansonsten sehr homogene, organisch wirkende Konstrukt immer wieder unnötig ins Wanken. Gerade wenn WARFIELD WITHIN in einem fetten Midtempo- oder Upper-Midtempo-Groove sind, der wie ein Panzer durch die Botanik pflügt, reißen die Blasts mich eher raus, als dass sie etwas Spannendes hinzufügen. Die Songs würden ohne dieses „wir müssen jetzt aber auch noch mal ballernd zeigen, dass wir es können“ keinen Deut weniger hart klingen – im Gegenteil, sie wären noch geschlossener.

Optisch bin ich beim Albumcover ebenfalls nicht voll an Bord. Die Idee dahinter mag konzeptionell Sinn ergeben, aber rein ästhetisch holt mich das Artwork auch beim vierten Blick nicht so richtig ab. Für ein Album, das musikalisch so zielsicher und wuchtig ist, wirkt das Cover fast ein wenig gehemmt und merkwürdig, als hätte man sich zwischen zwei Richtungen nicht entscheiden können und einen Kompromiss gefunden, der am Ende keiner Seite wirklich gerecht wird.

Unterm Strich ist „Rise of Independence“ aber ein äußerst starkes Statement einer Band, die ihren Stil gefunden hat und ihn mit hörbarem Selbstbewusstsein durchzieht. Ok, den Originalitätspreis werden WARFIELD WITHIN damit nicht gewinnen – das Rad wird hier auch nicht neu erfunden, die Referenzen sind klar, und manche Wendung hat man in ähnlicher Form sicher schon bei anderen Death/Thrash-Acts gehört. Aber, ganz ehrlich: Es muss auch nicht die Quadratur des Kreises sein, wenn der Rest so fett ist wie Cheech & Chong nach dem fünften Rohr. Noch nie von der Truppe gehört zu haben, wird sich für mich definitiv ändern, denn die Jungs machen mächtig Späne und wissen ziemlich genau, wie sie den Olaf einfangen können. Und ja: Es zuckt mich gewaltig, WARFIELD WITHIN zeitnah mal live abzuchecken – schon allein, um diesen Drumsound direkt ins Gesicht zu bekommen.

Auf jeden Fall ist die Truppe deutlich besser drauf als Gladbachs Tabellenplatz in der 1. Bundesliga. Wenn die Fohlen so konsequent nach vorne spielen würden, wie WARFIELD WITHIN hier ihre Riffs nach vorn schieben, wäre der Europapokal Stammgast im Borussia-Park.


Bewertung: 8,0 von 10 Punkten




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