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SPOCK’S BEARD – The Archaeoptimist (2025)

(9.953) Jörn (8,7/10) Prog Rock


Label: Madfish
VÖ: 21.11.2025
Stil: Prog Rock







Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht unbedingt drauf gewettet hätte, dass wir noch einmal ein neues Studioalbum von SPOCK’S BEARD bekommen würden. Denn in den letzten Jahren war es ziemlich still geworden um die Band, die Mitte/Ende der 90er quasi im Alleingang das Genre Neo-Prog gründete. Auf dessen Welle entstanden folgerichtig noch zahlreiche andere Bands, die auch irgendwie alle ihre Daseinsberechtigung hatten, von denen allerdings keine auch nur ansatzweise an die geniale Mischung aus Virtuosität und magischen Melodien der Bärte heranreichen konnte. Aus einer dieser Bands namens ENCHANT entspringt bekanntlich Ted Leonard, der nach SPOCK’S-BEARD-Urvater NEAL MORSE und seinem Nachfolger Nick D’Virgilio mittlerweile dritte Leadsänger. Und bei genauem Hinsehen fällt auf, dass Ted mittlerweile mit seinen 14 Jahren in der Band die längste BEARD-Ära prägt. 

In kreativer Hinsicht mag diese vielleicht nicht mehr ganz so aufregend sein, wie noch zu Neal-Morse-Zeiten. Allerdings umfasst sie bislang nun auch schon drei Alben, die von echt gut (The Oblivion Particle) über recht ordentlich (Noise Floor) nicht unbedingt alle im Weltklasse-Spektrum der Jahrtausendwerke wie The Light, The Kindness of Strangers oder Snow liegen, aber mit Brief Nocturnes and Dreamless Sleep auch ein absolut fantastisches Hammeralbum bereithält. 

Dass es nun mit The Archaeoptimist überhaupt noch eine neue Platte der Bärte gibt, ist dem Vernehmen nach vor allem Keyboarder Ryo Okumoto (Ryo is Rock’n’Roll!!!) zu verdanken, der sich diesmal als DIE kreative Kraft hinter allen Stücken gibt und sogar die Rolle als Produzent übernahm. Und der Japaner scheint richtig gute Laune beim Komponieren gehabt zu haben. Denn neben den gewohnten irrwitzigen Instrumentalpassagen und abwechslungsreichen Arrangements durchzieht das mittlerweile vierzehnte Studioalbum der Band vor allem eine ungeheure Spielfreude und eine allgegenwärtige positive, fast sonnige Grundstimmung, die sofort ansteckt. Während der Opener und im Vorfeld veröffentlichte Song Invisible noch verhältnismäßig unscheinbar und fast unsichtbar (hö, hö, hö) bleibt, geht es im darauffolgenden Electric Monk schon etwas mehr zur Sache. Die Orgel knallt am Anfang schön, und spätestens im ruhigen Mittelteil, wenn Ted gefühlvoll über Ryos Pianospiel singt, ist man voll an Bord und fühlt sich trotz der hier herrschenden dunklen Jahreszeit unter Kalifornischer Sonne mit offenem Verdeck im Cabrio über den Pacific Highway fahren.

Danach präsentieren die Herren uns in alter Tradition die mittlerweile vierte Inkarnation des Klassikers Thoughts, der heujahr Afourthoughts heißt, und genau wie seine drei Vorgänger mit schrägen Klängen bestehend aus Gitarren, Orgeln und Drumbreaks daherkommt und später die gewohnten mehrstimmigen Acapella-Parts präsentiert. Zugegeben, nicht unbedingt die stärkste Thoughts-Ausgabe, die es gibt. Aber die Nummer schlägt auf so wunderbare Art und Weise die Brücke zu den alten Zeiten, dass sie einem trotzdem viele wohlige Momente beschert. 

Aber nicht nur hier hat man das Gefühl, dass sich SPOCK’S BEARD auch vor Zitaten an die glorreiche Anfangszeit nicht scheuen. St. Jerome in the Wilderness zum Beispiel erinnert zu Beginn zum Beispiel an den Longtrack Flow vom 1998er Album The Kindness of Strangers. Und Apropos Longtrack: Auch der darf auf The Archaeoptimist natürlich nicht fehlen. Der hört auf den gleichen Namen wie das Album und läuft bei knapp 21 Minuten über die Ziellinie. Zwar besteht die Nummer mit ihren sonnigen Riffs und dem häufigen Wechsel aus entspannten Passagen und locker rockenden Parts aus den gleichen Zutaten, die den Rest der Platte ausmachen. Aber trotzdem macht das Ganze unglaublich Laune und weiß über seine lange Spielzeit permanent vorzüglich zu unterhalten. 

Zum Abschluss wird einem dann mit Next Step noch einmal ein richtiges Highlight serviert. Klingt das Klavierintro noch fast wie eine Reminiszenz an den Klassiker The Doorway, entwickelt er schnell eine eigene Identität und setzt mit Spielfreude sowie tollen Keyboard- und Gitarrenparts einen gelungenen Schlusspunkt unter Album Nummer 14. 

Und dann war es das auch schon wieder. Eine Stunde neue SPOCK’S BEARD Musik. Und wenn diese wie in diesem Fall trotz all der vertrackten Parts, schräger Soli und abwechslungsreicher Melodieläufe so kurzweilig vorüberfliegt, dass man direkt Bock hat, sich das Ding noch einmal zu geben, wurde hier viel richtig gemacht. Und das kann man The Archaeoptimist auch absolut guten Gewissens attestieren. Alles ist da, was die Band einst zur Sperrspitze einer ganzen Szene hat werden lassen. Und auch wenn seit den Anfangstagen personell und stilistisch einiges passiert ist, macht ihnen in dieser Form niemand etwas vor. So darf es gerne noch viele Jahre weitergehen und ich freue mich schon jetzt auf die Tour im nächsten Jahr. Denn live waren die Bärte schon immer noch ein bisschen geiler als auf Konserve.

Anspieltipps
🔥Electric Monk
🎸Next Step


Bewertung: 8,7 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Invisible
02. Electric Monk
03. Afourthoughts
04. St. Jerome In The Wilderness
05. The Archaeoptimist
06. Next Step



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