SEPULCHRAL – Beneath The Shroud (2025)
(9.972) Phillip (5,0/10) Death Metal
Label: Soulseller Records
VÖ: 05.12.2025
Stil: Death Metal
Kennt ihr das? Ihr steigt in’s Auto und wollt losfahren. Ablauf wie immer, Handbremse lösen, Licht anmachen, entspannt auf die Kupplung steigen und ihr fahrt los. Aber irgendwas ist seltsam. Gestern zog der Wagen doch deutlich besser an, kam besser vom Fleck? Spätestens dann fällt euch auf, dass ihr beim Lösen der Handbremse den Hebel nicht nach ganz unten gedrückt habt und eben jene Feststellmechanik noch dezent aktiv ist. Kurzes Aufstöhnen, Hebel herunter gedrückt, es geht frisch weiter.
Ein ähnliches Problem haben Sepulchral aus dem vermutlich sehr schönen Baskenland (keine Ahnung, war noch nie da). Hat Spanien, was Metal im Allgemeinen angeht, schon eher Exotenstatus, so ist das beim Thema Old School Death Metal noch wesentlich gravierender. Außer Avulsed und dort hin gezogenen Briten Cancer fällt mir da ad hoc nicht viel ein. So ist es nun an den Basken einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen und ein erster Schritt ist mit dem Albumcover schon getan. Das schreit, zusammen mit dem Logo, nach Old School.
Da stimmungsvolle Intros inzwischen zum guten Ton gehören, ließen sich auch Sepulchral nicht lumpen und sorgen für etwas Gruselatmosphäre, um danach direkt loszulegen. Der Titeltrack Beneath The Shroud punktet mit fluffig krachendem Bass, einer extrem trockenen Gitarre und schönen Röchelvocals. Zusammen mit den punkigen Riffs macht das erstmal einen guten Eindruck. Doch bereits in Abandoned Feretrum wird es seltsam. Siehe Handbremse. Die Band scheint nur genau ein einziges Tempo zu kennen. Das ist zwar recht zügiges Up-tempo, aufgelockert mit Blasts, doch der Raum für eventuelle Grooves wird dadurch sehr klein und nur selten genutzt.
Auch in den weiteren Songs macht sich dieser Eindruck breit. Dazu kommt, dass die Riffs zwar eine an sich tolle Speed-Metal-Punk-Kante haben aber sehr repetitiv wirken. Ich habe deutliche Schwierigkeiten die Songs von einander zu unterscheiden, sollte Mikrophon-Nutzer Gaueko nicht grade den Songtitel in den Stimmenverstärker röcheln. Immerhin wird uns in Torchless Crossroads noch ein ermüdend langes Outro spendiert. Der Beginn von Cloaked Spectres holt mich allerdings schnell aus der sich anbahnenden REM-Schlafphase und es geht weiter wie bisher. Eingängige, aber sich wiederholende Riffs, monotones Geröchel und ein schwachbrüstiges Schlagzeug, das klingt wie am Computer zusammengeklickt. Hier und da garniert durch ein paar Blasts.
Ich habe mittlerweile ernüchtert festgestellt, dass ich mit Sepulchral wohl nicht warm werde. Die Songs haben alle das Potenzial gut zu werden, nutzen dies aber niemals aus. Insgesamt hat Beneath The Shroud etwas vom OSDM-Urvater Scream Bloody Gore, ohne auch nur entfernt an die Schuldinersche Frühphase heranzukommen, weder in Sachen Dynamik noch Druck. Auch Asphyx schienen Pate gestanden zu haben, doch auch dieser Vergleich geschieht mit äußerster Vorsicht denn hier fehlen markerschütternde Screams ebenso wie Abwechslung im Songwriting, nur die Bassgitarre verrichtet stoisch pumpend ihr durchweg gutes Werk.
Möglichweise teilen sich Sänger Gaueko und Gitarrist als auch Schlagzeuger Gorka diese Erkenntnis mit mir und haben Bassist und Sänger Dusk mit Sepulchral allein gelassen, vielleicht war es aber auch genau so abgemacht. Wer weiß? Stand jetzt ist die Band ein Soloprojekt. Mit knapp 43 Minuten Spielzeit fühlt sich die Platte allmählich an, als hätte ich die angezogene Handbremse niemals bemerkt und ich sitze zusehends genervt hier. Old School schön und gut, mag ich ja auch, aber dann bitte nicht so uninspiriert.
Anspieltipps:
⛓ Beneath The Shroud
Bewertung: 5,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. A Pact Written In Bone Dust
02. Beneath The Shroud
03. Abandoned Feretrum
04. Conflagration Of Sacred Bones
05. Torchless Crossroads
06. Cloaked Spectres
07. From The Crypt, The Putrid Mist
08. Blood, Phlegm, Black Bile
09. Gravestone Covenant
10. Poison Wind
11. Lost In The Ruins

