DEAD HEAD – Repression Tank (2025)
(9.959) Olaf (8,9/10) Thrash Metal
Label: Hammerheart Records
VÖ: 21.11.2025
Stil: Thrash Metal
Ich habe Dead Head immer als diese niederländische Thrash-Institution wahrgenommen, die einfach nie wegzudenken war. Eine Band, die seit Jahrzehnten zuverlässig abliefert, mich immer wieder begeistert hat, aber nie dieses eine Album rausgehauen hat, das mich völlig aus der Bahn wirft. Und jetzt, nach 36 Jahren, passiert plötzlich genau das. Repression Tank ist nicht nur der lange überfällige Schlag in die Magengrube – es ist ihr bestes, brutalstes und vielseitigstes Werk überhaupt. Und im Nachgang habe ich erst gemerkt, dass es eine komplette Neueinspielung ihres bereits 2009er Albums ist, was die Sache aber nicht minder spannend macht, da ich die damalige Vorlage gar nicht auf dem Schirm hatte.
Es ist schon bemerkenswert, wie diese vier Niederländer – bis heute mit drei Vierteln der Originalbesetzung unterwegs – diesen jugendlichen Zorn konserviert haben, den sie 1989 mit ihren Possessed-, Sadus- und Dark-Angel-Platten aufsogen. Alles neu eingespielt, mit frischen Drums, neuen Sounds und einem Mix von Erwin Hermsen. Das Ergebnis ist ein Klangbild, das problemlos auf dem Niveau ihrer jüngeren Abrissbirnen liegt – nur eben noch kompromissloser, direkter und wuchtiger. Man spürt sofort, dass die Band das Material nicht einfach neu aufgenommen hat, sondern mit der Erfahrung von über drei Jahrzehnten Thrash-Wahnsinn veredelt. Es ist eine Mischung aus technischer Präzision, chaotischer Energie und dieser typisch niederländischen Sturheit, die Dead Head seit ihren Anfangstagen auszeichnet.
Das Entscheidende ist aber nicht, dass hier etwas neu aufpoliert wurde – sondern wie. Repression Tank klingt wie eine Zeitreise zu den Anfangstagen brutalen Thrash Metals, nur mit der Technik und dem Songwriting-Know-how von heute. Ultrabrutale, pfeilschnelle Riffs, die dir das Gesicht abreißen, bevor du den ersten Kaffee überhaupt riechst. Wenn Dead Head sich in ihren chaotischsten Momenten verlieren, wirkt es nie nach Kontrollverlust – eher wie ein Sturz in einen Mahlstrom, der dich aber am Ende unweigerlich wieder zum Ausgangspunkt des puren Thrash-Wahnsinns zurückkatapultiert. The Swing ist dafür das Musterbeispiel: wild, hektisch, bösartig, aber jederzeit zielgerichtet.
Doch das Album erschlägt einen nicht nur mit Tempo. Es ist ein Bastard aus Demolition Hammer, Slayer in ihren Reign in Blood-Tagen und der ungebremsten Aggression von Pleasure to Kill. Und das alles in einer Produktion, die so satt und voll durch die Boxen marschiert, dass man sich fragt, warum das 2025 und nicht 1990 die Messlatte geworden ist. Kein Wunder, dass ich den Rundling immer wieder von vorn gestartet habe – man wird süchtig nach dieser Mischung aus Chaos, Gewalt und Präzision.
Natürlich gibt’s auch die Songs, die aus der Platte herausstechen wie Atompilze: Das rasende Firegate, das unbarmherzige Less than Zero oder das herrlich zerstörerische Hateland. Diese Stücke legen nicht einfach Feuer, sie evaporieren alles, was ihnen in die Quere kommt. Und doch wirkt das Album nie eindimensional. Hier sitzt jede Tempowechsel-Peitsche, jedes abrupte Riffknäuel, jedes rhythmische Brechen. Man hört die Jahrzehnte an Erfahrung, die Dead Head inzwischen gesammelt haben – und man hört, dass die Jungs immer noch mit dem gleichen Hunger spielen wie ihre wütenden Teenager-Versionen anno 1989.
Am Ende bleibt vor allem ein Gedanke: Dead Head haben sich nicht neu erfunden – sie haben sich endlich selbst übertroffen. Es ist brutal, technisch stark, kompromisslos und von vorne bis hinten eine Lehrstunde in Sachen Thrash-Gewalt. Diese Platte ist ein Befreiungsschlag, ein Statement und eine 36 Jahre verspätete Ohrfeige für alle, die dachten, Dead Head hätten ihren Zenit längst hinter sich. Wenn das hier die „Repression“ sein soll – bitte, ich nehme noch eine Tonne davon.
Anspieltips
☠️The Swing
🔥Firegate
☠️Less than Zero
🔥Hateland
Bewertung: 8,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Dissolved in Purity
02. Green Angel
03. Cryptocynic
04. The Swing
05. Daemonique
06. Firegate
07. Less than Zero
08. Hateland
09. Nero dies
10. Murder
11. Pesticide

