STRUCK A NERVE – Struck a Nerve (2025)
(9.961) Olaf (8,5/10) Thrash Metal
Label: Listenable Records
VÖ: 28.11.2025
Stil: Thrash Metal
Als ich STRUCK A NERVE das erste Mal in die Anlage schob, hatte ich exakt drei Gedanken:
Erstens – der UK-Underground hat offenbar wieder Vitamin B(anger) bekommen.
Zweitens – irgendwo muss es gerade verdammt guten Dünger für Thrash geben.
Drittens – wie lange dauert es wohl, bis ich mir beim Kopfnicken das Genick ruiniere?
Denn diese Band kommt nicht wie eine Nachwuchshoffnung daher, sondern wie eine bereits kampferprobte Brigade, die auf ihrer Insel zu viel Slayer, zu viel Enforced und definitiv zu viel Wut inhaliert hat. Ein Kollektiv, das sich bewusst ist, dass man das Genre nicht neu erfinden muss, um es trotzdem explodieren zu lassen. Dass hier Musiker mit Szene-Vergangenheit am Werk sind, hört man in jeder Sekunde: brutal, kompromisslos, groovend, rasend. Eben jener Mix, der die guten alten Thrash-Synapsen sofort durchzündet.
Interessant ist aber, warum dieses Debüt so unverschämt effektiv funktioniert. Das Album signalisiert eindeutig: STRUCK A NERVE wollen nicht einfach nur „auch da sein“, sondern direkt klarstellen, wohin die Reise geht. Ein selbstbetiteltes Album ist kein Zufall, sondern eine klare Positionierung. Keine Kompromisse, kein Zurückrudern, keine höfliche Zurückhaltung. Und wenn Gitarrist Nathan Sadd davon spricht, die aggressivste Thrash-Band zu werden, die das UK je hervorgebracht hat, klingt das nicht nach lautem Promo-Gebell, sondern nach einem ziemlich realistischen Selbstverständnis. Der extreme Einschlag ist spürbar: ein Spritzer HM2 in den Gitarren, eine Produktion, die nicht glänzt, sondern cruncht, knurrt, beißt und brennt. Sam Turbitt hat hier nichts hübsch frisiert, sondern ein Klangbiest erschaffen, das man bei unvorsichtiger Handhabung vermutlich unter Aufsicht stellen müsste.
Inhaltlich wirken STRUCK A NERVE erstaunlich reflektiert: Das Album beschäftigt sich mit der Gewalt, die sich wie ein roter, blutverschmierter Faden durch die Menschheitsgeschichte zieht. Und seien wir ehrlich – Populismus, Hetze und die Lust an der Eskalation gehören zu den ältesten Hobbys unserer Spezies. Die Band bewegt sich thematisch zwischen historischem Gemetzel und dem Wahnsinn der Gegenwart, doch ohne moralischen Zeigefinger – vielmehr mit der lakonischen Feststellung, dass wir Menschen erstaunlich gut darin sind, aus Fehlern nicht zu lernen.
Musikalisch zeigt sich das in stumpfbrutaler Direktheit: Riffs, die wie rotierende Kettensägen durch den Hörkanal fräsen, Drums, die mehr Prügel als Takt liefern, und Vocals, die zwischen Hardcore-Hunger und Tom-Araya-Gedächtnisschrei pendeln. Gerade diese Schreie sind es, die mich immer wieder selig grinsen lassen. Sie machen das Album nicht origineller – aber Originalität ist hier ohnehin kein Ziel. Dieses Album will dir nicht imponieren, es will dich umrennen.
Und das tut es. Mit Vollgas. Mit Freude. Und mit einer Spiellänge, die so knackig ist, dass man keine Sekunde lang auf die Idee kommt, es gäbe hier Füllmaterial. STRUCK A NERVE pflügen fett groovend und rasend schnell durchs Unterholz, als wäre die gute alte Zeit wieder da – aber mit moderner Produktion und der nötigen Portion Dreck unter den Nägeln. Perfekt zum Dosenbier exen, zum Ausrasten, zum gepflegten Abbrennen der Nackenmuskulatur.
Die Songs – von Nocturnal Terror bis Leviathan Wings – sind weniger einzelne Kapitel als ein durchgehender Schlagabtausch. Jeder Track ist ein bisschen Enforced, ein bisschen Slayer, ein bisschen britische Underground-Attitüde, und vor allem: viel Spaß. Man gewinnt damit keinen Originalitätspreis, aber dafür mindestens zwei Zentimeter Hornhaut an der Seele und einen erhöhten Bierverbrauch.
Struck a Nerve ist ein Debüt, das keinen Millimeter Zeit verschwendet. Brutal, energiegeladen, saufett produziert und mit so viel Thrash-DNA angereichert, dass man fast darüber vergisst, wie vertraut vieles klingt. Aber das ist egal. Denn das hier macht einfach Laune – und zwar die Art Laune, bei der man erst beim dritten Bier merkt, dass man eigentlich schon lange schwitzend im Wohnzimmer steht und die Nachbarn an die Wand hämmert. STRUCK A NERVE sind vielleicht nicht die originellsten Thrash-Jäger der Insel, aber ganz sicher eine der kompromisslosesten. Und das macht sie verdammt gefährlich.
Anspieltips:
🔥Struck a Nerve
💀Inside the Torture Fortress
🎸The Knife Scrapes the Bone
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Nocturnal Terror
02. Struck a Nerve
03. Parade of Violence
04. Inside the Torture Fortress
05. Raining Death
06. Moon Sniper
07. Last Eyes see all
08. The Knife scrapes the Bone
09. Leviathan Wings

