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GHOST BATH – Rose Thorn Necklace (2025)

(9.624) Olaf (7,0/10) Depressive Black Metal


Label: Nuclear Blast
VÖ: 09.05.2025
Stil: Depressive Black Metal






Ghost Bath aus North Dakota, einem Ort so abgelegen wie die Gefühlswelten, die ihr Mastermind Dennis Mikula vertont, steht seit über einem Jahrzehnt für eine ganz eigene Form des düster-melodischen Black Metal. Was mit geheimnisvoller Anonymität begann, hat sich zu einem künstlerisch kompromisslosen Projekt entwickelt, das Gefühle nicht nur vertont, sondern seziert. Mit Rose Thorn Necklace wird nun ein neues Kapitel aufgeschlagen – tieftraurig, ambitioniert, stilistisch entgrenzt und nicht ohne Gefahr für empfindsame Seelen. Wer sich auf dieses Werk einlässt, sollte entweder eine dicke Haut haben – oder keine Angst davor, dass sie aufgerissen wird.

Schon früh machten Ghost Bath Schlagzeilen, als man sie für eine chinesische Band hielt – was ganz gut zu ihrer bis heute gepflegten Aura von Mystik und Abgründigkeit passte. Mikula, der in Personalunion Vocals, Gitarre, Bass, Piano und Synthesizer bedient, hat mit dieser Platte jedoch ein Kapitel aufgeschlagen, das selbst für seine Verhältnisse düster geraten ist. Die Konzepttrilogie um Moonlover, Starmourner und Self Loather ist abgeschlossen, der Schleier gelüftet – und darunter wartet ein Strauß aus Dornen.

Musikalisch entzieht sich Rose Thorn Necklace konsequent jeder Schublade. Klar, Black Metal ist drin – mal atmosphärisch, mal brutzelnd –, doch daneben finden sich fast schon technoide Beats, trippige Synthflächen, House-Versatzstücke und Klaviermelodien, bei denen man nie weiß, ob gerade Chopin oder Silent Hill Pate standen. Die Produktion ist dicht, roh und klaustrophobisch – mit einem fast schon ungesunden Maß an emotionalem Druck. Wer hier fröhlich pfeifend durch die Songs schlendert, hat sie definitiv nicht verstanden oder ist vermutlich Psychologe im Dienst.

Textlich wird’s erwartungsgemäß düster. Zwischen Dandelion Tea, Thinly Sliced Heart Muscle und Throat Cancer lässt sich das Album wie ein Vertontes Krankheitsbild einer nihilistischen Sinnsuche lesen – irgendwo zwischen Selbstzerstörung, Sozialphobie und existenzieller Müdigkeit. Und doch, bei all der Schwärze funkeln immer wieder Melodien hervor, die man sich fast zu merken traut. Die Klangarchitektur ist komplex, aber nachvollziehbar – sofern man bereit ist, sich auf dieses Seelenbad einzulassen.

Das größte Faustpfand der Platte ist allerdings Mikula selbst. Sein Shouting ist nicht von dieser Welt – ein wahnwitziger Mix aus rasender Verzweiflung, zerstörerischer Wut und verletzlicher Entrücktheit. Da ist kein Platz für Pose, hier schreit einer, weil er muss, nicht weil er will. Dass dabei sogar mal ein kompletter Drummer abspringt, weil er sich emotional nicht verbinden konnte, ist fast schon konsequent.

Klartext: Rose Thorn Necklace ist kein Album für Menschen, denen die Sonne aus dem Hintern scheint. Mir scheint sie da gerade, zugegeben, recht kräftig – und dennoch habe ich das Gefühl, dass hier etwas Großes passiert ist. Auch wenn es mich emotional nicht packt, erkenne ich die Qualität, die Tiefe, das handwerkliche Können und die völlig kompromisslose Authentizität. Für viele wird das Album ein Ventil sein – für andere ein dunkler Spiegel. Oder ein Abgrund, in den man nur kurz blickt, um dann erleichtert weiterzuleben.

Ghost Bath liefern mit Rose Thorn Necklace ein verstörendes, überbordendes, künstlerisch ambitioniertes Werk ab, das zwischen stilistischer Wundertüte, emotionaler Apokalypse und musikalischer Grenzerfahrung pendelt. Mir persönlich ist das alles zu viel des Guten – zu dunkel, zu dramatisch, zu „Kunst“. Aber genau das wird andere euphorisieren. Wer bereit ist, sich in diesen Abgrund zu werfen, wird einiges entdecken. Ich bleibe lieber draußen stehen und warte auf den nächsten Sonnenstrahl.


Bewertung: 7,0 von 10 Punkten




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